Montag, 29. Februar 2016

Wenn Toreros ihr Leben für die Wohltätigkeit riskieren




von Philip de Málaga



Populärer Benefizstierkampf in Córdoba
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Im andalusischen Córdoba hat diese corrida de beneficencia schon Tradition, erfreut sich grosser Beliebtheit und füllt alljährlich die 16.900 Sitze der plaza de toros in der andalusischen Stadt. 

Antitaurinos sehen gerne in solchen Veranstaltungen einen Rechtfertigungsversuch der tauromaquia. Doch hier scheint durchaus die Frage gerechtfertigt, was sie denn unternehmen um anderen Menschen zu helfen? Gewiss, sie denken an das Wohl der toros, aber bis jetzt haben sie noch nicht geschafft nur einem Tier das Leben zu retten. Einfach nur eine Tatsache. Einziges Ziel was sie bezüglich der toros erreichten, das Geld der Steuerzahler für Polizeieinsätze und Gerichtsverfahren auszugeben.

Jedoch die afición stört das wenig. Mit einem traditionsverankerte Kulturerbe etwas Gutes zu tun, dass motiviert nicht nur die teilnehmenden Akteure wie torerosganaderosmozos de espadaempresarios etc. sondern vor allem die aficionados welche diese fiesta taurina aufzusuchen, vor allem auch deswegen weil preislich attraktive entradas warten.

Im Mittelpunkt der corrida steht der toro und die arte del toreo, die Kunst mit den toros regelkonform, kreativ, furchtlos wie künstlerisch umzugehen. Die verantwortlichen matadores de toros, welche für den muerte der toros verantwortlich sind, entnehmen die Leser dem rechten cartel. Und auch die ganadería Zalduende findet sie auf der Ankündigung, und obwohl es sich um ein festival handelt, werden keine novillos, wie normalerweise bei solchen Veranstaltungen, sondern richtige toros zur Verfügung gestellt.

Aber noch ein Künstler beteiligt sich an dieser fiesta nacional der besonderen Art. Er ist 14 Jahre alt, und liegt derzeit in der Station für Onkologie im Hospital Reina Sofía in Córdoba. Seine Leidenschaft im Zeichnen und Malen brachte ihn dazu, das cartel taurino für dieses Jahr zu entwerfen. Man erkennt einen toro  welcher sich mit Andalusien identifiziert. Das spanische Gitarrenspiel mit dem Flamenco, der Fächer gegen die sommerliche Hitze, die historische Vergangenheit der Mauren, der Stier im toro auf den saftigen Weiden der dehesas, was man auch als eigene Identifikation mit sich selbst, dem Stier, interpretieren kann, und schliesslich das alles überscheinende Licht der Sonne. Willkommen in Andalusien.

Wie hier in Murcia, solche Wohltätigkeitsauftritte finden stets einen grossen Andrang in den plazas
Toros für einen wohltätigen Zweck. Auch das gehört zu Andalusien. Im letzten Jahr gab es in dieser südlichen Region Spanien 31 festivales mit einem Besucheranstieg von 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die bei dieser corrida eingenommen Gelder gehen fast vollständig an die Asociación Española contra el Cáncer, eine nationale spanischen Vereinigung gegen den Krebs. Die aecc kann sich derzeit auch weiterhin auf die Unterstützung der mundo de los toros verlassen. Da bleibt es nicht nur bei dieser einen Veranstaltung in Córdoba, sondern andere Städte wie Valencia, Murcia, Jaén usw. schliessen sich gerne an und veranstalten ebenfalls ihre eigenen corridas de beneficencia.  Die Beteiligten machen das gerne, den Zuschauern gefällt es, und so hat man sein Vergnügen und kann anderen Menschen damit auch noch helfen. Das sind doch gute Vorraussetzungen. Und in der Regel werden solche corridas von einem sehr angenehmen Ambiente

Sonntag, 28. Februar 2016

Ein Gebet für den Torero

Das Toreros beten ist bekannt, der Inhalt in der Regel geheim
Aber auch beim Stierkampf finden sich Standardtexte und Musik
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von Philip de Málaga



Viele plaza de toros verfügen über eine kleine Kapelle, wo sich die toreros vor ihrem Auftritt im ruedo zurückziehen, um ein wenig innezukehren und um zu beten.


Was die maestros und ihre cuadrilla hinter den meist verschlossenen Türen beten ist unbekannt.  Sollte es auch sein. Man kann sich nur vorstellen, mit welchen Gedanken sich die Akteure gerade beschäftigen. Zum einen versuchen sie mit Sicherheit die aufkommende Angst zu beruhigen, beten für einen guten Ausgang des festejos taurinos, und vor allem dass ruedo ohne cornada verlassen zu können. Man betet für ein gut gestimmtes Publikum, für toros, welche für eine gute lidia taugen und schliesslich für einen gnädigen presidente. Ob sie auch für sich beten? Das sie eine gute Figur machen? Sich nah am Tier bewegen können? Die quite, die verónica oder eine neue suerte bestens gelingen werden? Das der momento de verdad sich nicht zum Alptraum von tres avisos entwickeln werde? Zu bitten gäbe es viel. 

Aber es wäre sicherlich ein besonderer Vorteil sich in diesen besinnlichen Minuten eine gewisse innere Ruhe anzueignen um gelassen beim paseillo ins ruedo zu treten, und schon ist der ganze Stress vergessen und man kann sich voll und ganz auf das toreo konzentrieren.

Aber wie auch in einer normalen Kirche, für den normalen Gläubigen gibt es auch hier Standardgebete. Wie das Vater Unser, welchen einige toreros als Halskette um sich tragen:

"Vater unser, der du bist in den ruedos.
geheiligt werde dein Name.
Deine quite komme zu uns.
Dein Wille geschehe mit mir, nicht der des toros,
wie im Triumph so auch in der Angst.
Gib uns unsere tägliche suerte heute.
Lass uns nicht fallen in die schlechten tarde 
und befreie uns von den Schmerzen.
Amén."

Wir sind in Spanien und hier gibt es noch jemand den man beim Anbeten nicht vergessen sollten. Die Jungfrau María. Diese findet sich aber in zahlreichen Varianten, meist gebunden an die Schutzpatronin der entsprechenden Gemeinden und findet sich oft auch als beschriftete Keramiktafel an der Wand der plaza de toros:


Der Ort des Betens ist oft aber auch nicht unbedingt auf die capilla in der plaza de toros beschränkt. Nicht selten benutzen die maestros die Ruhe in ihren Hotelzimmern, wo sie einen kleinen Altar errichtet haben, um das Gespräch mit Gott zu suchen.


Diese geistliche Vorbereitung inspirierte den 1882 in Sevilla geborenen spanischen Komponisten Joaquín Turina. Fasziniert von allem was mit dem andalusischen Temperament zu tun hat, von den Fischermädchen auf den Märkten, den Schuhputzern, die Flamencosänger und Tänzer, die Menschen im Allgemeinen wie eben auch die Helden in den ruedos. Und eines Tages erkannte er sofort, dass es hier etwas zu komponieren gäbe. Das war aber nicht in Andalusien sondern 1925 in der spanischen Hauptstadt Madrid. Joaquín Turina erklärte es wie folgt: 

"Eines tarde de toros in der plaza von Madrid, eine alte, harmonische anmutige plaza entdeckte ich mein Werk. Ich war gerade im patio de caballos.  Und dort, hinter einen kleinen Tür, war die capilla, gefüllt mit Salbung, wo die toreros hinkamen um zu beten, bevor sie draussen dem Tod entgegentraten. Und plötzlich erkannte ich in seiner ganze Fülle, diesen subjektiven, musikalischen so ausdrucksstarken Kontrast zwischen dem fernen Tumult in der plaza  dem Publikum welches dort auf die fiesta wartete im Gegensatz zu den Gesalbten vor jenem Altar, arm und voller liebenswerter Poesie, sie kamen um vor Gott für ihr Leben zu bitten, vielleicht auch für ihre Seelen und die Schmerzen, von der Hoffnung und der Illusion, und vielleicht werden sie jenes ruedo, voller Lachen, Musik und Sonne für immer verlassen."

So entstand 1926 das einsätzige Werk für einen Lautenquartett. Nachdem aber das Ensemble, dem Turina sein Werk geradezu auf den Leib geschnitten hatte, auflöste, erarbeitet er eine Version für Streicher. Das Stück selbst besteht aus einer kurzen dramatischen Einleitung, dem klassischen Paso Doble, es folgt ein sehr bewegendes lyrisches Andante, welches von einer geradezu brutalen Steigerung unterbrochen wird, was wohl auf ein dramatisches Geschehen im ruedo hinweisen soll. Dem folgt wieder ein Lento, welches der Ausdruckshöhepunkt  des gesamten Werkes darstellen soll, und was wohl auch das eigentliche Gebet widerspiegeln lässt. Noch ein wenig Paso Doble und schliesslich der Ausklang mit einem weiteren Lento.


Der Glaube und die Tauromachie haben beide etwas gemeinsam. Von beidem sollte man die Leute nicht versuchen davon zu überzeugen. Ein jeder muss und sollte diese Erfahrung selbst machen und es für sich alleine entscheiden.  Wenn toreros beten, beten sie für sich allein, stehen nicht im Herzen einer plaza de toros oder im Blickfeld der Zuschauer in den tendidos. Manchmal besuchen die maestros eine Kirche auf dem Weg zum festejo taurino, um sich für die bevorstehende corrida de toros zu sammeln, wie hier der diestro Morante de la Puebla.

Samstag, 27. Februar 2016

Ein neuer junger Spirit im Publikum





über José María de la Rosa


Die grösste plaza de toros von Europa, Las Ventas in Madrid, mit den meisten fiestas nacionales beginnt ihre grosse temporada taurina mit Kunst. Mit einem cartel taurino, von einem bekannten Künstler gestaltet. In diesem Jahr wird die arte taurino von dem jungen Talent José María de la Rosa, repräsentiert, welcher nicht nur ein torero aus Berufung ist und somit ein leidenschaftlicher aficionado práctico, sondern er gehört zu jener jungen Generation, welchen den Spirit des toreos in die tendidos bringen. Er ist bekannt für seine corrida-Besuche. Voller Enthusiasmus sieht er in einer jeden corrida immer wieder die Erneuerung des toreos. Er erkennt neue Visionen, welche er häufig auf sein Umfeld in den tendidos überträgt und letztendlich künstlerisch auf das Papier bringt. Die meisten Medien, wie der TV-Sender Antena 3 oder die populären Tageszeitungen wie El Mundo oder El País wurden vor allem im letzten Jahr auf ihn aufmerksam, als er den populären 9. Wettbewerb TAURODELTA 2015 für ein cartel taurino gewann. Es folgten Ausstellungen in Madrid und San Sebastian de los Reyes. Und in diesem Jahr eröffnet er die feria taurina in der spanischen Hauptstadt. In den Jahren 2011 bis 2012 war er für das Portal mundotoro tätig. Also grafisch schon immer mit der mundo de los toros konfrontiert.


Mit ihm sei die arte taurino wieder neu geboren und behauptet sich jung wie lebendig. Er bewege sich auf dem Niveau der Klassiker.  Er bringe wieder einen jungen, neuen und hoch motivierten Geist in die plaza de toros  Wenn José María de la Rosa, der von seinen Freunden liebevoll Tico genannt wird, von dem toreo und der Kunst spricht, hört man von Werten, Entscheidungen, Mut und Jugend.  Er erzählt von einer Jugend, welche ihr Leben riskieren um ihrer Berufung als torero zu folgen und von den Künstlern, welche mit einen Blick aus verschiedenen anderen und neuen Blickwinkeln, die arte taurino neu zu entdecken haben.

Freitag, 26. Februar 2016

Versuchen die Sozialisten ihre neutrale Position zum Stierkampf aufzugeben?




von Philip de Málaga


Die Sozialistische Arbeiterpartei bringt neue Ansätze
für ein Verbot der Tauromachie mit in ihr Parteiprogramm
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Es war schon eine erstaunliche Nachricht, welche da in dieser Woche durch den Nachrichten-Ticker gelaufen ist. Da hat der Spitzenkandidat der Sozialistischen Arbeiterpartei von Spanien (PSOE), Pedro Sánchez, mit dem Kandidaten der Ciudadanos, Albert Rivera eine Vereinbarung unterschrieben, dass im Falle einer Regierungsbildung nach den nächsten Wahlen, ein neues Tierschutzgesetz in die Wege geleitet werden soll. 

Pedro Sánchez und Albert Rivera unterschreiben eine neue Tierschutz-Vereinbarung
Dabei geht es in erster Linie um die Anpassung eines neuen Rahmen für das bestehende Tierschutzgesetz, um es für alle Regionen Spanien auf einen Mindeststandard zu bringen. Dabei geht es nicht nur um den Schutz der Tiere und deren Rechte sondern ganz im Besonderen gegen eine Misshandlung, bzw. Quälerei von Tieren bei öffentlichen Veranstaltungen wie populäre Feste, und jetzt wird wortwörtlich der Begriff festejos populares genannt.

Ganz klar, es ist offensichtlich, dass man hier nach neuen Ansätzen sucht, wie man die tauromaquia in ihren kulturellen wie traditionellen Rechten beschneiden kann. Ein erstaunlicher Versuch, der sicherlich nicht im ganzen sozialistischen Lager an Zustimmung finden wird. Allein die sozialistische Hochburg Andalusien, wo die PSOE schon seit 1982 das Sagen hat, wird dieser Änderung nicht so ohne weiteres zustimmen. Zustimmen können. Denn diese Region lebt von den toros. Und wie SfA in dieser Woche schon feststellte, der toro ist ein wichtiger Teil der andalusischen Kultur. Nicht nur das, mehr noch, die mundo de los toros bildet hier einen wirtschaftlich wie ökologisch wichtigen Faktor. Viele Menschen leben mit dieser Kultur, sind ein Teil von ihr und häufig leben sie auch von ihr.

Bald vielleicht auch ein Wahlkampfthema? Wohl kaum.
Die vielen sozialistischen Parteigenossen, welche laut einer Umfrage vor vier Jahren noch 43 Prozent ausmachten, welche ein Verbot der tauromaquia ablehnten, haben da sicherlich auch ein Wörtchen mit zureden. Und wenn wir von Politik und anstehenden Wahlen sprechen, zählen die Wählerstimmen der aficionados de toros auch gerade nicht wenig. In Spanien bekennen sich nach jüngsten Umfragen immerhin 19 Prozent zu den toros. Auf die kann kaum eine Partei verzichten, schon gar nicht, wenn man mit einem knappen Ergebnis rechnen kann.

Insofern kann man da Vorgehen von Pedro Sánchez nur kopfschüttelnd zur Kenntnis bringen. Gerade auch  deswegen, weil in den letzten Jahren die Beliebtheit an den festejos populares auch in sozialistischen Regionen gestiegen ist, und sogar in Katalonien sich weiterhin grosser Popularität erfreu, obwohl die corridas de toros dort verboten sind. Wie man es auch immer bewerten will, dieses neu angestrebte Tierschutzgesetz, welches wohlgemerkt derzeit nur in den Köpfen der Opposition sich zusammenbraut, trifft vor allem die ländliche Bevölkerung, jene kleine Ortschaften, wo die festejos taurinos ein jährliches Highlight bilden.

Donnerstag, 25. Februar 2016

José Tomás kommt wieder nach Spanien




von Philip de Málaga


Überraschende Ankündigung aus Jerez de la Frontera
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Wer in den Süden von Andalusien reist wird dieses Reiseziel nicht auslassen. Jerez de la Frontera ist vor allem bekannt für seinen Sherry, die andalusische Reitkunst und eben die toros. Anfang Mai findet dort die bekannte Feria del Caballo statt, welche von einer kleinen aber meist ziemlich interessanten feria taurina begleitet wird. In diesem Jahr sind es zwei corridas de toros mit grossen figuras des toreo und, wie natürlich zu erwarten ist, die Kombination aus Pferden und toros  einem rejoneo. Und da erwartet man, besonders in Jerez de la Frontera etwas ganz Besonderes. Und in diesem Jahr sind es sechs toros und sechs rejoneadores die sich einem fachkundigen Publikum in den sicherlich ausverkauften tendidos stellen. Aber neben diesem Ereignis und den figuras wie Morante de la Puebla, Alejandro Talavante, José María Manzanares, López Simón und dem Piraten Juan José Padilla gibt es in diesem Jahr ein weiteres Highlight.

Eine gelungene Überraschung: José Tomás im Mai 2016 in Spanien (Foto: mundotoro)
Der maestro José Tomás kehrt nach zwei Jahren Abstinenz wieder in ein ruedo nach Spanien zurück. Was für ein Schritt des bekannten toreros aus Galapagar bei Madrid. Nach seinem eher doch kritisch gesehenem Auftritt Anfang des Jahres in México (SfA: Der Tag an dem José Tomás wieder zum Menschen wurde) stellt er sich erneut, und jetzt in seinem Heimatland, vor einer afición, welche etwas vom toreo versteht, und er scheut keinen Vergleich mit anderen grossen figuras. Ein wirklich mutiger Ansatz der Wiedergutmachung mit seinen Anhängern. Und alle aficionados können gespannt sein, wie der mittlerweile 40-jährige José Tomás sich präsentieren wird.


Plaza de toros in Jerez de la Frontera
Was für eine kleine aber qualitativ hochwertige feria taurina  Die 10.500 aficionados in der plaza de toros von Jerez de la Frontera dürfen aufmerksam beobachten, so wie die mundo taurino in diesen Tagen einen Blick auf die reaparición nach Spanien des toreros werfen wird. Der empresario kann sich wohl auf ein No hay billetes für alle drei tardes de toros freuen. In Jerez de la Frontera gab es eine plaza de toros schon seit 1839. Zunächst aus Holz, dann ab 1891 eine aus Stein.

Mittwoch, 24. Februar 2016

Andalusien: Mehr als eine Million Zuschauer




von Philip de Málaga


Die südspanische Region weiterhin im Aufwärtstrend
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Für die meisten befindet sich die Wiege der tauromaquia in Andalusien. Die Region im Süden der Iberischen Halbinsel mit ihren zahlreichen ganaderías, den historischen plaza de toros wie die Real Maestranza de Ronda und den vielen ferias spielt in der mundo de los toros in der Tat eine tragende Rolle. Hier kommen sozialistische oder grüne Politiker nicht auf die Idee eine abolición de toros anzustreben, die toros zu boykottieren oder geschweige denn  ein Verbot auch nur ansatzweise in die Wege zu leiten. Zu beliebt ist hier der toro und integriert im täglichen Alltag. Mehr noch, er gehört dazu. Er ist Teil der spanischen Kultur, und wird als Tradition wie als Kulturerbe in allen Gesellschaftsschichten akzeptiert.

Immer mehr füllen sich die plaza de toros in Andalusien
So ist es nicht verwunderlich, dass gerade in Andalusien der Trend zu den toros weiterhin positiv zu bewerten ist. Vor alle auch deswegen, weil sie in  der letzten temporada taurina  im Jahr 2015 mehr als eine Millionen Besucher zählte. Genau 1.010.105 Zuschauer. Das entspricht einer Steigerungsrate von 3,4 Prozent.  Dabei lockte es mehr als eine viertel Million Besucher in die andalusische Hauptstadt Sevilla. Für den Aussenstehenden eher erstaunlich, für den aficionado und Kenner weniger überraschend, an zweiter Stelle steht die Provinz Jaén. Dort sind es vor allem die dörflichen festejos taurinos, die festejos populares, welche die afición in ihren Bann ziehen. Eine Provinz wo der Tourismus eher bescheiden abläuft, und es fast nur die Spanier sind, welche die toros aufsuchen:
  1. 255.535 Besucher in Sevilla (+ 2,9%)
  2. 176.980 Besucher in Jaén (+12%)
  3. 167.591 Besucher in Málaga (+2,7%)
Durchschnittlich besuchten in Andalusien corrida de toros 5.212 Besucher. Das sind 14,5 Prozent mehr als 2014.
Die temporada taurina zählte 699 festejos taurinos (1,3 Prozent mehr): 
Man kann klar erkennen, wer es schwer hat: Der Nachwuchs. Denn gerade den Schülern der escuelas taurinas fehlt es immer mehr an Möglichkeiten, ihr erlerntes Können im toreo unter Beweis zu stellen. Leider auch in Andalusien, obwohl sie hier in der Regel politische Unterstützung erhalten.

In Andalusien gehört er dazu-
Die ganaderías lieferten in dem letzten Jahr 3.017 reses an die verschiedenen fast 700 festejos taurinos.
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Quellennachweis:

Dienstag, 23. Februar 2016

Wenn die Optik täuscht




von Julián López


Am Sonntag gab es in der spanischen Hauptstadt, trotz politischer Agitation gegen die mundo de los toros, die erste corrida de toros. Vor gut 6.000 Zuschauern in den tendidos der überdachten plaza de toros gaben sich die matadores de toros David Mora und der aus Málaga stammende Jímenez Fortes ein mano a mano. Die beiden maestros wurden mit grosser ovación empfangen, welche über das ganze festejo taurino anhielt. Eine geradezu spektakuläre voltereta präsentierte David Mora beim fünften toro der ganadería Parladé: Auf dem Photo sieht es zwar so aus, als ob der torero gekonnt über den toro springt, ab dem war nicht so:

(Foto: Julián López, mundotoro)
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Plaza de toros, Vistalegre, Madrid
Ganadería: Parladé (Sobrero, der 6. toro: Juan Pedro Domecq)
Ein mano a mano für die maestros:

Montag, 22. Februar 2016

Stierkampf in Venedig




von Anonym
und Canaletto

Im Centro de Arte de la Tauromaquia in Málaga findet sich gleich nach der ersten Zeichnung des Belgiers Jan van de Straet (Siehe: Der Zeichnung vom Stierkampf kam von einem Belgier) ein weiterer Druck mit Beziehung zum spanischen Ausland.  Zwar ist der Künstler unbekannt, jedoch stellt diese Zeichnung eines festejos taurinos in Italien dar. Genau auf dem Piazza San Marco Platz in Venedig.



Toros in Venedig.  Nun, einigen ist es sicherlich nicht unbekannt, dass es in Italien in der Tat festejos taurinos gab. Stierfeste, bei denen sich die cavalieri zu Pferde mit den toros gemessen haben. Und die Stiere gab es schon lange in Italien. Doch als 1322 bei solch einem festejo taurino in Rom neunzehn Reiter und viele der Zuschauer starben, konnte man erkennen, das die fiesta de los toros auf dem italienische Stiefel kein Renner werden wird.  Trotzdem soll es die toros noch bis 1808 gegeben haben. So zum Beispiel im Jahr 1500, wo der Vatikan die Geburt des Herrn unter anderem mit einer corrida feierte, oder im Jahr 1761 auf dem Markusplatz in Venedig, wie folgende Zeichnung von Canaletto  darstellt:
Stierkampf auf dem Markusplatz: Bernado Belloto, genannt Canaletto (1722 - 1788)
Hinzu kam die päpstliche Bulle aus dem Jahr 1567, wo man versuchte, vor allem die tauromaquia in Spanien zu unterbinden (Siehe: Warum die katholische Kirche den Stierkampf nicht verbietet).  Um so kurioser, dass es in Italien trotzdem weiterhin an die fünfzig Jahre lang Stierkämpfe gegeben hat. Erst als dann Papst Clemens VIII im Jahr 1996 das heidnische Vergnügen von der Sünde endgültig befreite, wurde das Ende der festejos taurinos in Italien  langsam eingeleitet. 

Sonntag, 21. Februar 2016

Mexiko: Die Antitaurinos vergessen?




von Philip de Málaga


In Baja California wird das Thema in der Regierung erst gar nicht debattiert
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Wie das Portal mundotoro berichtet hat man in dem mexikanischen Bundesstaat Baja California die Debatte über eine mögliche abolición de los toros erst gar nicht auf die Liste der laufenden Legislaturperiode gesetzt.  Ha man die antitaurinos vergessen?


DAFÜR: Francisco Barraza Chiquete
Tatsache ist, das die Parteien, Die Grünen, die Neue Allianz und die Partei von Baka California unter der Führung von Don Francisco Barraza Chiquete einen Antrag eingereicht haben, um eine prohibición de los toros zu erwirken. Doch was ist hier geschehen? Es waren von den jeweiligen Parteien jeweils nur ein Abgeordneter, welcher diesen Antrag gegen die toros unterstützte. Definitiv zu wenig, um überhaupt in der Regierung debattiert zu werden.  Da werden die Prioritäten doch erst einmal woanders gesetzt. Und so kam es, dass Don Francisco Barraza Chiquete seinen Antrag auf eine abolición de los toros zurückzog, zurückziehen musste.

DAGEGEN: Mario Osuna Jimenez
Verantwortlich für das Scheitern war in erster Linie der Abgeordnete Don Mario Osuna Jimenez, von der Partei der nationalen Aktion, welcher derzeit als der rotierende Präsident des Rates für die politische Koordination verantwortlich ist. Er war es, der beschloss, diesen Vorgang erst einmal auf Eis zu legen. da die Aufnahme der Punkte für die laufende Legislaturperiode praktisch schon abgeschlossen sei. 

Den antitaurinismo kann dies nur ärgern, denn eigentlich sollte es schon am vergangenen Donnerstag zur Diskussion stehen. Aber jetzt ist der Vorgang erst einmal in der mexikanischen Ablage gewandert. Und somit steht den weiteren corridas de toros in diesem mexikanischen Bundesland erst einmal nichts mehr im Wege. Zumindest für das kommende Jahr.

Samstag, 20. Februar 2016

Spanien: Der Stierkampf auf der Titelseite





von Philip de Málaga


Madrider Tageszeitung bringt die toros auf die Titelseite
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Die führende Tageszeitung ABC der grössten Mediengruppe Vocento, mit ihren täglich durchschnittlich 430.000 Leser  hat zur Bekanntgabe der carteles taurinos von der Feria de Abril 2016 in der andalusischen Hauptstadt, die toros am 9. Februar diesen Jahres auf ihre Titelseite gebracht. Zu sehen ist der torero del arte Morante de la Puebla bei seinem paseillo in der ausverkauften Real Maestranza de Sevilla. ABC gehört mit EL PAÍS und EL MUNDO zu den führenden Tageszeitungen in Spanien.


Gewiss versteht sich die Mediengruppe Vocento als protaurinisch, aber das gerade jetzt in diesen Tagen die mundo taurino auf der Titelseite landet, hat sie sicherlich den politischen Aktivitäten des Kreistages und des Rathauses von Madrid zu verdanken, welche sich in den letzten Wochen vehement gegen die tauromaquia engagieren. Die aficionados wie alle die taurinos, kurz der sector taurino der spanischen Hauptstadt setzt hiermit ein klares Zeichen. Die Botschaft war klar an die Bevölkerung von Madrid gerichtet: Seht, in der andalusischen Hauptstadt pflegen sie die tradición taurina, die immerhin auch zum spanischen patrimonio cultural deklariert worden ist. Und was macht ihr? Untermalt wird diese Aussage, dass es in diesem Jahr diesen grossen figuras wie Morante de la Puebla, Manzanares, Perera, El Juli und Talavante nach Sevilla zieht.

Die Stars des toreos treten dieses Jahr in Sevilla an.
Eine geradezu öffentliche Schelte für das Rathaus, welche auf ihren touristischen Webpräsentationen für die mundo de los toros nicht mehr wirbt. Dafür hing nun an vielen Zeitungsständen ein ganze Titelseite der toros für Sevilla. Den Ratsherren kann dieses nicht besonders gefallen. Nun ja, soll es auch nicht.

Freitag, 19. Februar 2016

"José Tomás ist nicht der beste Torero der Welt!"




von  Rafael Herrerías


Nach dem etwas bescheidenen Auftritt des spanischen maestros José Tomás und dem, aus welchem Grund auch immer, Übersehens des empresarios der La Monumental de México sind die Fronten etwas verhärtet. Wie man es auch jeweils betrachten mag, aber hat einmal ein diestro den Torero-Himmel erklommen, dann sollte er schon damit klar kommen, dass er mit anderen Massstäben bewertet wird. Besonders wenn die Auftritte so rar sind. Auf der anderen Seite sollten seine Fans nicht zu einseitig orientiert ihrem Idol folgen. Auch andere maestros wurden mit Kritik nicht verschont. Selbst berühmte Idole wie Manolete oder Curro Romero hatten schwere tarde de toros hinter sich. Der diestro aus Sevilla wurde recht häufig mit pitos verabschiedet und musste auch schon mal, als er das ruedo einer plaza de toros verliess von der Guardia Civil zum Schutz begleitet werden. Warum sollte da ein José Tomás verschont bleiben?

Wer sich zum Star deklariert, sich selbst so sieht und verhält, darf sich nicht wundern, wenn nicht alle immer nur Lobeshymnen auf einen singen. Oft werden die wichtigen Entscheidungen hinter den Kulissen getroffen. Gerade und besonders in der mundo taurino. Und seien wir ehrlich, ein jeder aficionado hat das Recht einen anderen torero einfach besser zu finden. Aus welchem Grund auch immer.

Und die toros verstehen sich doch als eine kulturelle Tradition mit sportlichen Ambitionen. Und alle wissen doch Bescheid, dass es im Bereich der Kultur oder im Sport oft gar nicht so schwer ist nach oben zu kommen, aber die wahre Kunst liegt darin, sich da oben dann auch zu halten. Oder zu wissen, wann es Zeit ist sich galant zurückzuziehen und dem leidenschaftlichen aficionado die wunderbaren Momente der Triumphe, des duendes, der Emotionen bis hin über den Rausch zum wahren Glücksgefühl in Erinnerung zu lassen.
Der torero José Tomás und der empresario Rafael Herrerías
"Ich glaube, dass José Tomás nicht der beste torero der Welt ist.
Da gibt es vier Bessere.
Ponce, Juli, Talavante, Manzanares."

Donnerstag, 18. Februar 2016

Vaterschaftsstreit zwischen zwei Toreros




von Leo Wieland


Überraschende Vorgehensweise im Fall El Cordobés
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Hier geht es zum Link: FAZ - Vaterschaftsstreit zwischen zwei Toreros


Mittwoch, 17. Februar 2016

Internationale Aficionados im St. James Park



von Ursula Herzog
und Philip de Málaga


Beim Buckingham Palace wird Stierkampf geübt
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Wie uns Ursula Herzog mitteilte findet regelmässig ein Treffen von internationalen aficionados in der britischen Hauptstadt London statt. Veranstaltet wird dieses toreo de salón vom Club Taurino of London (siehe SfA: Auch in London gibt es Afición). Und da stehen die aficionados auf dem grünen Rasen des St. James Park, gleich in der Nähe der königlichen Residenz, dem Buckingham Palace, und üben sich in der arte del toreo. Diesmal unter der Anleitung des matador de toros aus Murcia Rafaelillo zeigen sie, wie sie das Führen der muleta beherrschen. Er selbst sagt dazu, "Es ist eine wunderbare Erfahrung. Hier habe ich die Möglichkeit mit meinem Wissen zu vermitteln, was man als torero fühlt."

Er zeigt wie es geht auf dem grünen Rasen von England
Das rote Tuch ist original, der echte toro bravo fehlt, und wird durch zwei Hörner ersetzt, welche von Menschenhand geführt werden. Toreo del salón nennt sich diese Art, die arte del toreo zu üben.

Wenn der Mensch zum Stier wird.
Eine natural im Britischen Empire
Stolz wie ein torero, aber wir sind nicht in Spanien!
Eine torera?
Ein faszinierendes Ereignis, über welches auch die spanischen Medien, wie der Fernsehsender TeleCinco berichteten.
Verständlich, dass dabei auch der Präsident des Club Taurino of London Mark Rainer das Wort ergreift. Denn schliesslich gehört sein Club mit zu den renommiertesten Einrichtungen und Vertreter der tauromaquia ausserhalb der eigentlichen mundo de los toros. Das alle zwei Monate erscheinende Magazin La Devisa erfreut sich bei den nichtspanischen aficionados grosser Beliebtheit. In englischer Sprache abgehalten ist es auch nicht für die spanische afición bestimmt, sondern von Mitgliedern des Clubs auch für Mitglieder und deren Freunde geschrieben. Das Niveau wird dabei relativ hoch gehalten, und die Artikel werden von Leuten verfasst, die in der mundo taurino auch mitreden können.


LINK ZUM VIDEO VON TELECINCO: Pasión por el toreo en Reino Unido 

Kurioses am Rande: In der folgenden Zeichnung von London finden sich an der Themse zwei plaza de toros: