Donnerstag, 6. April 2017

Warum eigentlich?

Warum eigentlich berichten die deutschen Medien
dermassen einseitig über den Stierkampf?
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von Philip de Málaga


Wenn der FC Bayern München gegen SV Butzendorf mit 0:4 im eigenen Stadium verliert freuen sich gewiss zahlreiche Personen und viele finden es gar gut. Aber in den Medien wird doch dann mal hinterfragt, was ist da genau passiert und wie konnte es dazu kommen.

Wenn die CDU in der nächsten Bundestagswahl unter die Zwanzig-Prozent-Hürde fällt beginnt man doch gleich nach der Schliessung der Wahllokale mit der Analyse und die Presse versucht zu erklären was und warum dieses so geschehen konnte.


Genauso aus Kriegsgebieten. Da werden doch nicht nur die leidenden Familien gezeigt und die Leichenname oder Verwundeten gezählt, sondern man wird auch mit reichlich Hintergrundwissen versorgt.


Nicht aber beim Stierkampf. 


Wenn es um die mundo de los toros geht, wenn man im deutschsprachigen Bereich über die tauromaquia berichtet, scheint die deutsche Medienlandschaft eigentlich nur eins zu interessieren: Ist wieder ein torero schwer verletzt oder auch getötet worden? Oder sie fragen geradezu sarkastisch nach, ob diesmal der Stier gewonnen hat? Da scheint eine Schadenfreude zu entstehen, die man der Leserschaft oder am Bildschirm vermitteln möchte und spricht vom historischen Untergang einer spanischen Tradition.


Sogar mit einem Video werden online die Nachrichten aus der grössten Plaza de Toros von Spanien begleitet. Doch statt ein wenig zu erklären wird von "Bestrafung", "Aufspiessung" und "Durchbohrung" eines Menschen berichtet. Immerhin, irgendein Blatt spricht von einem torero, der ein Anfänger gewesen sei. Das war es aber auch schon, statt mehr auf diese Thematik einzugehen. Dass es sich hierbei um eine novillada gehalten hat, wird dem Leser vorenthalten, bzw., der Unterschied zwischen einer corrida de toros und einer corrida de novillos wird dem Leser einfach nicht mitgeteilt. Vielleicht auch deswegen, weil es die Redakteure selber nicht wissen. 

Leider wird auch der Tathergang fast garnicht oder auch falsch beschrieben:

Auszug aus dem Münchner Merkur vom 6. April 2017
Mitten im Kampf? Tatsache war jedoch, der 23-jährige novillero Dani García Navarrete kam zum Ende seiner faena und trat an, um den jungen Stier mit einer estocada zu töten. Dieser Augenblick wird auch momento de la verdad, der Augenblick der Wahrheit, genannt, weil es der erste Moment ist, wo sich der torero ungeschützt zwischen die Hörner des Stieres begeben muss, um den espada zwischen den Schulterblättern einzufügen. Und genau in diesem Moment, wenn der torero den Degen einführen möchte erwischt ihn der novillo mit den Hörnern. 
Dani García Navarrete setzt zum Todesstoss an. Nur wenige Sekunden später erwischt ihn der novillo.
Auch wurde der verletzte torero als einen Publikumsliebling bezeichnet. Wie sie dazu gekommen sind, ist rätselhaft, denn von Dani García Navarrete war es sein Debüt in Las Ventas von Madrid. Die meisten Zuschauer kannten ihn kaum. Und in den letzten fünfzehn Monaten stand er gerade lediglich sieben Mal im ruedo einer plaza de toros

Zwar war der novillo auffallend schwer, wog aber nur 460 Kilo und nicht 500, wie in den deutschen Medien informiert wird. Aber er war klein, wie eben ein novillo und hatte nicht die Größe eines ausgewachsenen 500-Kilo-toros

Mit anderen Worten, die verantwortlichen Journalisten waren weder dort, noch haben sie entsprechend recherchiert. Und das erleben wir beim Thema Stierkampf im deutschsprachigen Bereich immer wieder. Besonders bedauerlich, denn gerade bei dieser doch sehr sensiblen Thematik, sollte man seine Hausaufgaben machen, statt mit falschen und einseitigen Informationen um sich zu schmeissen. Warum fragen sich die Redakteure nicht einmal, weshalb an die siebzig Millionen Menschen weltweit sich für die tauromaquia begeistern? Warum schaut die ganze Welt im Juli nach Pamplona

Bei so wenig Feingefühl, bei kaum Recherche und bei so zahlreichen Verstössen gegen den Pressekodex sollten die deutschen Schreiber doch vom Thema der toros besser Abstand nehmen. 

Und so stellt sich die Frage, warum tun sie es dann? Wahrscheinlich vertreten sie zum einen den Standpunkt auf der "richtigen" Seite zu stehen, und zum anderen mit solchen Artikeln mehr Leser zu gewinnen. Nur dürfen sie dabei nicht in Anspruch nehmen, der Wahrheit nahe zu sein. Ist es nicht besser gar nicht zu schreiben als Unwahrheiten oder gar Lügen zu verbreiten?

Im Mai letzte Jahres setzte sich ein ganzes Team der BILD-Zeitung zusammen um der afición de toros 54 Fragen zusammenzustellen, die sich, laut der Redakteure die Anhänger von Stierkämpfen gefallen lassen müssen. Allein an den Fragen ist zu erkennen, dass die Journalisten sich nicht mal annähernd mit diesem Thema auseinander gesetzt haben. Trotzdem reagierte SfA mit 54 Antworten, welche die BILD Redakteure akzeptieren sollten! Ein Beitrag der bis jetzt schon über 8.000 Mal gelesen worden ist, zudem noch mit zahlreichen positiven Reaktionen.

Es ist einfach nur bedauerlich, wie die deutschsprachigen Medien, vollkommen unverständlich mit einer doch auch sehr intellektuellen Liga in Spanien umgehen. Die spanische Politikerin Esperanza Aguirre sagte mal dazu: "Natürlich haben diejenigen die gegen die fiesta sind nicht mehr das intellektuelle Niveau wie vor einem Jahrhundert, wie zum Beispiel ein Joaquín CostaAzorínMaetzuUnamuno oder Giner de los Ríos. Jetzt finden sich die Intellektuellen auf der anderen Seite wieder!" Und sie fügt hinzu: "Wir leben in einem freien Land und kein taurino zwingt niemanden in die plazas zu gehen!" Und genauso zwingt keiner die deutsche Presse etwas über das Thema Stierkampf zu schreiben.

Paul Ingendaay
Wer einen Blick in die Berichte der verschiedenen Tageszeitungen wirft, wird nur ein Blatt finden, welches auffallend demokratisch, sensibel und auch sachlich mit diesem Thema umgeht. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Obwohl sie ebenfalls ziemlich kommentarlos das Video zu Dani García Navarrete online eingestellt hat, verstand es Ihr Kulturkorrespondent Paul Ingendaay dieses Thema recht professionell anzugehen. Wie kaum ein anderer deutscher Journalist der Gegenwart, tauchte er nicht nur in das spanische Leben vollkommen ein, sondern verstand es die kulturellen Abläufe mit der Tradition zu verknüpften und es den Nichtkennern zu vermitteln. Er ist weder Pro noch Contra, für ihn gehört es zu Spanien und seine Artikel reflektieren die Passion für die Stiere wieder. Jene Leidenschaft, von der die meisten Deutschen keine Ahnung haben. 
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"Wenn die Deutschen über Stierkampf reden,
dann kommt es mir so vor,
alle reden mit,
aber keiner weiss Bescheid!"

Christian Q. aus Südafrika 
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In der Tat scheint es in deutschsprachigen Ländern so zu sein, das nicht wenige sich für die mundo de los toros interessieren, aber zum einen nicht wissen, wo sie sich entsprechend informieren können und zum anderen trauen sie sich nicht darüber öffentlich zu sprechen. SfA versucht schon lange, seit Juli 2009, auf neutralem Weg dagegen zu wirken, und wie wir von SfA darüber denken kann kann man bei der Idee von SfA nachlesen:
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"Wir von SfA wollen keinen von der Tauromachie überzeugen,
diese Entscheidung muss ein jeder für sich selbst treffen.
Unser einziges Ziel ist es zu informieren, darzustellen,
was wirklich in der mundo de los toros geschieht 
und versuchen zu erklären,
warum sich weltweit an die 70 Millionen Menschen
für die Welt der Stiere, 
und zwar aus allen Gesellschaftsschichten, interessieren!"
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Daran hat sich bis heute nichts geändert. Und STIERKAMPF für ALLE wird im kommenden Jahr mit einem neuen Portal beginnen, um gerade diese Gruppe der Interessierten anzusprechen.