Dienstag, 5. März 2013

Begegnung mit den toros (4. Teil)

Fällt die Begegnung mit den toros ins Wasser?
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von Colin Ernst 

Freitag

Schon vor dem Wochenende werden die Wetterberichte verfolgt. Wie wird das Wetter am Sonntag wohl sein? Die Voraussagen sind nicht die Besten, eine neue Regenfront nähert sich bedenklich der Region Cádiz ...

Samstag 

Am Nachmittag hört man erste Donnerschläge, aber noch fällt kein Tropfen, hoffendlich bleibt es so. Freunde sind extra aus Deutschland angereist, für die novillada in Sanlúcar, an diesem Sonntag und für das Festival gegen den Krebs, in Córdoba am kommenden Sonntag.

Auf der Plaza Cabildo sitzen wir bei pescaíto frito und Manzanilla zusammen, alles dreht sich um den bevorstehenden Stierkampf. Welcher der jungen Aspiranten wird wohl mit seinen Stier so gut arbeiten, das man ihm orejas (Ohren, eine Auszeichnung für eine besonders gute faena), zuspricht. Immer wieder, besorgte Blicke gen Himmel - Hält das Wetter?

Wenn man zu einer corrida geht, an dem toreros teilnehmen, die man persönlich kennt, sind ganz andere Gefühle im Spiel, als wenn man zu einem festejo taurino geht, dessen Akteure man nur durch Presse und TV kennt. Man macht sich Sorgen, ob die jungen toreros nervös sind, wie wird der Stier sein, auf den unser Freund trifft. War die Vorbereitung ausreichend, was soll er machen, wenn der Stier einer ist, der gar nicht angreift, oder gar einen Sehfehler hat .... unsere Gespräche drehen sich im Kreis. Auch wir bereiten uns vor, Kameras werden mit frischen Filmen bestückt, die weißen Taschentücher werden sorgsam verstaut. Regencapes zur Vorsicht in die Jacken gesteckt. Und das allerwichtigste, die Eintrittskarten bereitgelegt. Die Stiere sollen am frühen Sonntagmorgen angeliefert werden, und wir wollen natürlich dabei sein.

Sonntag

Es ist neun Uhr, bewölkt, leichter, ablandiger Wind, wir machen uns auf den Weg. Kurz bevor wir die plaza erreichen, fallen die ersten Tropfen - aus fröhlichen Gesichtern werden besorgte. Eine halbe Stunde später regnet es richtig und wir beginnen sprichwörtlich zu beten. Mit anderen aficionados, toreros, Helfern und den novilleros stehen wir im Eingangsbereich der Arena und warten. Besorgt schauen alle immer wieder in das geschmückte Rondell, die ersten großen Wasserpfützen bilden sich.... - wenn es jetzt aufhört.... Aber es hört nicht auf, der Sandboden verwandelt sich in eine große Pfütze. Die ersten schütteln die Köpfe. Nein, es wird nicht gehen, selbst wenn der Regen jetzt nachgibt. Der Boden wird für Tier und Mensch zu einer rutschigen Schlammkule werden und das ist zu gefährlich.

11:30 Uhr, Carmelo, der empresario der plaza sagt die corrida ab! Abgesagt wegen Regens (Suspendido por lluvia). Alle haben lange Gesichter, die Helfer, die novilleros, der Stierzüchter und die Stierkampfbegeisterten. Einzig die Stiere wird es freuen, es geht zurück auf ihre Finca. Angesichts der bedenklichen Wetterlage hatte man diese, anstatt abzuladen, auf dem Transporter belassen, um sie nicht unnötig aufzuregen. Sehr umsichtig, denn grade das Verladen ist immer ein stressiger Moment für die sensiblen Tiere. So aber stehen sie ganz ruhig auf dem Transporter, kein Gebrüll, kein Getrampel, wenn ich es nicht wüsste, würde ich keine Stiere dort vermuten, so ruhig sind sie. Nun besteigt der Fahrer den Wagen und macht sich, langsam fahrend, auf den Rückweg.

Der Plazabetreiber wird sich nun mit den toreros und allen Beteidigten besprechen (hoffendlich auch mit dem Wettergott), wann man die corrida neu ausrichten kann. Alles muss ja nun noch einmal neu organisiert werden. Er will versuchen, am kommenden Samstag oder Sonntag, alle erneut zusammen zu bekommen, um den Zuschauern, den Bedürftigen, dem Züchter und den novilleros, das zu bieten, was er versprochen hat - Ein festejo beneficiado zu Gunsten Behinderter - Einen Stierkampf in Sanlúcar de Barrameda!

Wir stehen nun buchstäblich im Regen, also machen wir das Beste daraus. Ab ins Auto und nach El Puerto de Santamaria, in die Stierkampfkneipe Sol y Sombra, Rabo de Toro essen (den besten in der Kante) und besprechen, was man so mit der Woche anfängt, bis es zur nächsten, eingeplanten corrida geht - nächsten Samstag in Córdoba. Auch dies ist eine Benefizveranstaltung, aber mit einem "Cartelazo" wie man es selten sieht: Mit den maestros Enrique Ponce, Juan PadillaFinito de Cordoba, David Mora, Manuel Diaz"El Cordobés", dem rejoneador Diego Ventura und dem novillero aus Córdoba "Largatijo". Sieben toros, sieben toreros und hoffendlich kein Tropfen Regen.

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SIEHE AUCH:
Begegnung mit den toros (1. Teil)
Begegnung mit den toros (2. Teil)
Begegnung mit den toros (3. Teil)