Mittwoch, 29. Januar 2014

Menschlichkeit contra Animalidad

Wie steht es eigentlich um die animalische Gleichberechtigung?
Ein Blick aus der taurinischen Sichtweise.
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von Philip de Málaga


Ohne Frage eine schwierige Frage. Tierschützer, und im Falle von SfA die Szene der antitaurinos sind dazu geneigt, alle Lebewesen als Tiere zu bezeichnen. Mehr noch, jene Tiere, eben jene Art die wir als Tiere verstehen, sollten genauso behandelt werden wie Menschen. Die Gleichung des antitaurinismo ist einfach: Menschen = toros oder umgekehrt. Ist das wirklich so?

Wohl kaum. Zwischen dem Menschen und den Tieren gibt es zunächst einen entscheidenden Unterschied. Die Menschheit hat Pflichten und Verantwortung zu übernehmen. Wohl auch deswegen weil sie geistig überlegen ist. Und das Töten der Tiere wurde vor ungefähr 200.000 Jahren zur Notwendigkeit des Überlebens der menschlichen Rasse. Und durch die Jagd, durch das Töten der Tiere, wobei damals die Empfindung vorherrschte "Mitmenschen" zu töten, entstand das Gefühl der eigenen Sterblichkeit und somit bekam das Leben einen neuen Sinn, eine neue Bedeutung. Man lernte mit der Zukunft umzugehen, sie zu planen. Tiere dagegen leben im "Hier", "Heute" und "Jetzt". Die Konfrontation mit dem Tod, dem Ende eines Lebens ist ihnen unbekannt, sie spüren lediglich eine unbekannte Bedrohung ohne deren Ausgang auch nur zu erahnen. 

Tierliebhaber beziehen sich in erster Linie auf die eigenen Tiere - Haustiere. Animalische Lebewesen, welche in erster Linie zur Begleitung gezüchtet und gehalten werden. Nicht selten überzüchtet, zur Unfähigkeit erzogen alleine überleben zu können. 

Auf der anderen Seite finden sich die Tiere in der freien Natur. Auch Wildtiere soll es geben, denen viele Menschen lieber nicht in Freiheit begegnen wollen, schliesslich bekämpfen jene sich auch untereinander, töten und verspeisen Lebensgenossen und warum sollten sie den Menschen verschonen, der Instinkt überragt in diesem Fall den menschlichen Intellekt. 

Und was ist mit jenen Tieren welche gehalten, gezüchtet und getötet werden um menschliche Bedürfnisse, wie Fleisch, Milch, Leder und anderes abzudecken. Hier ist kaum von unmoralischer Vorgehensweise die Rede, und Tierschützer gehen dort längst nicht so aggressiv vor wie antitaurinos beim Thema der tauromaquia. Was wiederum die Frage aufwirft, woher diese Aggressionen gegen die mundo de los toros herkommen. Vielleicht nur deswegen, weil diese sich marketingtechnisch besser verwerten lassen?

Ein toro bravo (Foto: mundotoro)
Kommen wir also zu den Stieren. Zu den toros bravos. Und da gilt es in erster Linie festzustellen, bei den toros handelt es sich weder um Haustiere noch um Wildtiere. Die Frage scheint nicht unberechtigt. Wozu sind sie denn da? Gleich in den Schlachthof, nach einem Jahr in fleischgewinnender Zucht? Oder ihnen in freier Naturlaufbahn in bis zu fünf Jahren absoluter Freiheit, denn es ist den Menschen verboten diesen sich zu Fuss zu nähern und schon gar nicht sie zu belästigen, ihr Leben geniessen zu lassen? Um dann in einer einer plaza de toros ehrenvoll zu sterben (dafür werden sie ja gezüchtet) mit der Chance sogar überleben zu können wenn sie mit ihrer bravura ein indulto, den Weg in die Freiheit zu erreichen.

Und das ist einzigartig. Kein Schlachtvieh hat definitiv nie die Möglichkeit zu überleben. Sie sind dazu verdammt getötet zu werden. Ohne Ausnahme, und dies nach einer auffallend kurzen Lebenszeit!
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"Der toro wird aus kulturellen Motiven gehalten,
um auf eine bestimmte Weise getötet zu werden,
d. h. er wird nicht getötet, um verspeist zu werden,
sondern getötet und zudem verzehrt.
Das macht den Stierkampf angreifbar."

Lorenz Rollhäuser
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Toro indultado (Foto: mundotoro)
Genau in dieser Erkenntnis findet sich ein unbewusstes Drama. Der toro hat die Möglichkeit zu überleben, nur er weiss es nicht. Da könnte man doch mal darüber nachdenken, wie würde sich wohl ein toro verhalten, wenn er ein ruedo betritt und wüsste dass es von seiner bravura, seiner embestida abhing, ob er als lebendes Wesen durch das toril die plaza de toros wieder verlassen könnte. Aber leider, er weiss es nicht.

Und wenn wir die Möglichkeit hätten für unsere zukünftige Existenz zu wählen, zwischen Mastvieh oder toro bravo, ich denke vielen fällt in diesem Falle eine Entscheidung nicht schwer.
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Quellennachweis:
Lorenz Rollhäuser: Toros, Toreros; Rowohlt Taschenbuchverlag, Reinbek bei Hamburg, 1990