Montag, 30. Januar 2017

Mit anderen Augen betrachtet

Ein Standpunkt ergibt sich aus der Sichtweise
auch zum Thema der Stiere
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von Philip de Málaga


Er lebt in Málaga. Don Manuel ist Maler, Schriftsteller, Philosoph und ein leidenschaftlicher aficionado de toros. Bei seinen zahlreichen Reisen ins Ausland, auch nach Deutschland, war er doch stets erstaunt, welche Meinung über die tauromaquia herrschte. Nicht nur die Unwissenheit zum Thema, sondern vor allem den oft beleidigenden Tonfall gegenüber der afición konnte er nicht nachvollziehen.  So ist seine Haltung gegenüber den ausländischen, also nichtspanischen antitaurinos eindeutig. Die tauromaquia muss man in einer anderen, in einer geistigen Dimension betrachten. "Wenn ausländische Gegner von Stierkämpfen die afición auffordern ihre Leidenschaft mit einer diagnostizierbaren Logik zu rechtfertigen, sei das schon vom Ansatz her zum scheitern verurteilt. Aber sie tun es trotzdem, damit sie dann behaupten können, der afición gehen die Argumente aus".

Rainer Bischof
Professor Rainer Bischof aus Wien sieht es ähnlich: "Die corrida ist ein emotionales Naturereignis, welches nur geistig erfasst werden kann". Hier tritt der Mensch gegen die Natur an. Die Kraft des Stieres, die Hitze der Sonne, Licht und Schatten, die Feuchtigkeit des Regens, die Unberechenbarkeit des Windes und der staubige Sand. Neben diesen natürlichen Gewalten muss sich der matador auch vor dem Publikum behaupten. In den tendidos sitzt ein munterer Querschnitt durch die ganze Gesellschaft. Und sie will es sehen, wozu sie selbst nicht fähig ist. Wo sie selbst dazu nicht den Mut dazu aufbringt. "Ein Mysterienspiel des Todes", so Bischof"die Darstellung des Todes im Leben." Ein geregeltes Ritual dass der torero nicht brechen darf.

Antonio Gala
Der spanische Schriftsteller Antonio Gala sagte in einem Interview, "um die corrida zu verstehen, muss man den Gedanken freien Lauf lassen. Die eigenen Phantasien anregen um Kunstvolles zu schaffen." Diese geistige Dimension scheint der Brückenschlag zu künstlicher Kreativität zu sein. Dinge zu sehen, die einem bei logischer Betrachtungsweise verborgen bleiben. "Seine Arbeit mit der muleta war kunstvoll, edel und schön und dicht genug, um einem trotz seiner wunderbaren Sicherheit das Gefühl der immer präsenten Tragödie zu geben", schrieb Hemingway 1959. Bei diesen Worten erahnt man zwar das Drama, aber der Gedanke an ein grausames Ereignis liegt eher fern.

Bei Gustavo Tusa Vila lesen wir: "Der toreo des Antonio Ordoñez ist Vergessen und Wiederkehr. Er ist das Wiederfinden des rauschenden Quells, der die Kunst des Stierkampfes hervorbringt. Wie ein Fluss, der mit kristallklarem Wasser die letzten Tage der Geschichte des toreo tränkt, weil er sich keinem Lauf anpassen will".  Wer solche Worte wählt sieht mehr als andere, aber vor allem deswegen weil er sich diesen Gedanken gegenüber öffnet.

Pablo Neruda
Vor vielen Jahren besuchte Carmen aus der Schweiz eine corrida de toros in Málaga. Sie fand die corrida abstossend. Auf die Frage von Don Manuel hin, wie sie denn die paso dobles gefunden hätte, sah sie ihn nur vollkommen erstaunt an, "Musik hat es auch gegeben?" Sie hatte ihr Bewusstsein nur auf die banderillas, die pica, den estoque und das Blut fixiert. Den Rest hatte sie einfach nicht wahrgenommen. Nicht wahrnehmen wollen. Ausser eben das Blut. "Da fiel der erste Tropfen Blut und erblühte, Blut empfing die Erde, und sie zehrte es auf wie ein schreckliches Tier, das nicht satt werden kann", so sah es Pablo Neruda
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Quellennachweise
Rainer Bischof, Heilige Hochzeit, Böhlau Verlag, Wien, Köln, Weimar, 2006
Ernest Hemingway, Gefährlicher Sommer, Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, 1986
Gustavo Tusa Vila, la corrida, Ediciones Castell, Barcelona, 1979
Pablo Neruda, Zeremonielle Gesänge (Dichtungen II), Luchterhandverlag, Berlin 1967

Mittwoch, 25. Januar 2017

Die grössten Stiere der Welt?

Über die Vorfahren der Kampfstiere
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von Philip de Málaga



Wie gross darf eigentlich ein toro bravo sein, damit ein torero mit ihm im ruedo einer plaza de toros arbeiten kann? Man denkt da gewiss an die toros der ganadería Miura. Jene gefährliche Stierzucht, mit überdurchschnittlich grossen Exemplaren die schon mal die siebenhundert Kilo erreichen. Und bei kleineren matadores de toros fiel dann der Ansatz zur estocada schwieriger aus, weil eben die Schulter sich in einer für die Statur des toreros hohen Lage befand.

Der in der Geschichte bis jetzt schwerste toro bei einer corrida de toros gab es im Jahr 1932 in Barcelona. Der toro von der ganadería Don Manuel Arranz brachte ein Gewicht von 950 Kilo auf die Wage. Für den matador de toros David Liceago ein wahrer optisch überlegender toro. Eine faena mit muleta, capa und estoque wäre zur Unmöglichkeit degradiert worden. Eventuell im mutigen Zweikampf zu Pferde. Aber auch die rejoneadores oder picadores wären der Spannbreite der gewaltigen Hörner wohl nicht gewachsen gewesen. Wie soll man da den toro knapp passieren um die pica oder banderillas anzusetzen?

Barcelona 1932: der torero David Liceago mit einem 950-Kilo Stier
Und die Entwicklungsgeschichte der toros hat eine lange Vergangenheit. Die toros bravos gehören zu der Gruppe der Wildrinder, dessen Vorgänger die Bisons sind. Und jene Steppenbisons (Bos priscus) soll es schon vor 700.000 Jahren gegeben haben. Die damaligen Bisons waren wohl die ersten Huftiere, die wissenschaftlich nachgewiesen werden konnten. Und sie verfügten über ganz andere Dimensionen wie wir sie heute kennen. Zum Beispiel der amerikanische Bison (Bos latifrons) brachte es auf eine Höhe von zweieinhalb Metern, die Spannbreite seiner Hörne kam auf stolze zwei Meter und er hatte ein Gewicht von bis zu zweitausend Kilo. Ein authentischer Samson. Eine faena wäre mit diesem Exemplar wohl nicht möglich.
Der Bison latifrons (bis 20.000 v. Chr.) im Grössenverhältnis zu den heutigen  toreros
Erst vor ab ungefähr sechstausend Jahren begannen sich die Bisons zu verkleinern und passten sich immer mehr den heute bekannten Formen an.

Dienstag, 24. Januar 2017

Stierkampf in Nepal

Kaum zu glauben, aber in Nepal gibt es eine
über hundertjährige Tradition des Stierkampfes
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von Philip de Málaga




Die aficionados von SfA wissen es schon. In Ländern wie Arabien oder Bosnien-Herzegowina treten die Stiere gegeneinander an. Ein wahrer Kampf der Stiere. Genauso veranstaltet es die Gemeinde Taruka in der Republik Nepal, 76 Kilometer nördlich der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu. Jedes Jahr feierst man hier gegen Ende Januar die Tradition der Stierkämpfe. Und in der Tat gibt es dieses Festival schon seit über einhundert Jahren. Das erste nepalesische festejo taurino gab es im Jahr 1914. Seit elf Jahren wird diese Veranstaltung professionell organisiert und die gemeinde Taruka mit ihren knapp 5.000 Einwohnern wird von an die 20.000 Besuchern gestürmt, welche sich an diesen Stierkämpfen erfreuen wollen. Von Jahr zu Jahr werden es immer mehr Zuschauer. Ein traditioneller Highlight in Nepal, welcher mittlerweile auch einen internationalen Ruf geniesst.

Vor 20.000 Zuschauern. Stierkampf in Taruka (Nepal)
Für dieses festejo taurino treten jeweils vierzehn Stiere an, welche nach Grösse und Gewicht gepaart werden. Und so eine kämpferische Auseinandersetzung dauert bis zu fünfundzwanzig Minuten pro Kampf. Ein Akt der Kraft und der Gewandtheit eines jeden Tieres. Verletzungen kommen dabei  selten vor. 
Es finden sich auch Stiere dabei, die öfters zu so einem Wettkampf angetreten sind. Und solche Tiere mit einem kleinen Erfahrungsschatz verfügen über leichte Vorteile. Am Ende entscheidet dann eine mehrköpfige Jury, welcher Stier als Gewinner aus dem Kampf geht. Der Besitzer des Siegers erhält 3.500 nepalesische Rupien (etwa 30 Euro).
Diese Tradition der Stiere findet in Nepal immer grösseres Interesse. Zu den Festivitäten reisen Politiker und Minister aus der Hauptstadt an, sie betonen die Bedeutung von dieser Tradition und man will es noch mehr propagieren, um mehr Touristen in das Land und diese Gegend zu locken. 

Sonntag, 22. Januar 2017

Manolete auf ARTE: Über 3.500 Mal aufgerufen




von Philip de Málaga


Die Dokumentation des Toreros "Manolete"

noch fünf Tage in der Mediathek von arte
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Gestern lief die von SfA empfohlene Sendung über den matador de toros "Manolete". Wer diese nicht sehen konnte, hat die Möglichkeit sich diese Dokumentation in der Mediathek des Fernsehsenders arte bis zum nächsten Freitag anzuschauen. Ein grosses Interesse scheint dafür zu geben, haben über 3.800 interessierte Menschen diese Dokumentation in der Mediathek von arte angeklickt.
(Bis zum Freitag den 27. Januar 2017)

Samstag, 21. Januar 2017

In Ronda wurde Geschichte geschrieben





von Philip de Málaga

Schnee im Mekka der Toreos
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Der torero Pedro Romero (1743 - 1800)
Die in 723 Höhe auf einem Felsplateau liegende Stadt Ronda in Andalusien hat wieder einmal eine historische Dimension erreicht. Jeder aficionado de toros kennt sie, die Stadt in der Pedro Romero (1754 - 1839) geboren ist und für die Anfänge der tauromaquia gewirkt hat. Er perfektionierte die Vorgaben von Costillares (1743 - 1800) und Pepe Hillo (1754 - 1801). In der plaza de toros, der Real Maestranza gründete er nicht nur einer der ersten escuelas taurinas, sondern entwickelte im Umgang mit den toros einen eigenen Stil. Glaubt man den Geschichtsschreibern, so trat der bekannte torero gegen über 5.000 toros an, ohne auch nur eine einzige cornada erfahren zu haben. Und so ist es beinahe für einen jeden aficionado de toros eine Pflicht, mindestens einmal eine Wallfahrt nach Ronda angetreten zu haben, gar eine der berühmten corridas goyescas Anfang eines jeden Septembers besucht zu haben.

Und in diesen Tage wurde in Ronda erneut Geschichte geschrieben. Eine weisse plaza de toros. Schneefall von historischem Ausmass hüllte die andalusische Stadt der tauromaquia in in einen weissen Traum. Auch das ruedo der toreros. Und es stellt sich die Frage, ob Schneefall ein Grund wäre, eine corrida de toros abzusagen? Solange der Boden nicht friert könnte der farbliche Kontrast doch die optische Phantasie eines jeden Zuschauers in den tendidos faszinieren. Die rote muleta und ein dunkler toro vor weisser Kulisse?  Die arte del toreo auf einer hellen Leinwand. Eine Vorstellung ist es zumindest einmal wert.



Hier erkennt man, wie viel Schnee gefallen ist.


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Fotos: Vocento, Eduardo Pocuna

Freitag, 20. Januar 2017

SfA: Mehr als eine halbe Million Mal gesehen!

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Donnerstag, 19. Januar 2017

Manolete - der Kalif des Stierkampfs










ein TV - Hinweis 



ARTE am Samstag den 21. Januar um 16:25 Uhr
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Trotz seiner zierlichen Gestalt und seiner Segelohren war Manolete in Spanien ein vergötterter Star. Mit seinem Streben nach den idealen Gesten prägte der Torero den modernen Stierkampf und war der ganze Stolz eines vom Bürgerkrieg ausgezehrten Volkes. Heute ist der Mann, der einst die Massen hypnotisierte, in Vergessenheit geraten.

Der matador de toros "Manolete" (1917 - 1947)
1917 kommt Manuel Laureano Rodríguez Sánchez alias Manolete in Spanien zur Welt. Schon im Alter von vier Jahren nimmt ihn sein Vater zu Stierkämpfen mit. Nach dem Tod des Vaters fühlt sich Manolete für die Familie verantwortlich und will nur noch eines: Matador werden. Mit elf Jahren fängt er die Ausbildung zum Torero an. Manolete arbeitet hart und beginnt sich als unerschrockener Torero einen Namen zu machen. Im Juli 1936 beginnt der Spanische Bürgerkrieg. Drei Jahre lang leidet das Land. Als General Franco 1939 den Krieg für beendet erklärt, geht es für das geschundene Volk mit einer Diktatur weiter. Das Franco-Regime unterdrückt mit brutaler Gewalt sein Volk. In einem traumatisierten Spanien avanciert Manolete zum Inbegriff des Siegeswillens. Das Volk verehrt Manolete, Intellektuelle und Künstler reissen sich um ihn. Für sie alle – auch für Picasso und Dalí – ist der Matador Manolete der Inbegriff höchster Kunst. Doch das Publikum wird immer fordernder und der Druck für Manolete unerträglich. In der Absicht, seine Karriere zu beenden, tritt Manolete am 28. August 1947 ein letztes Mal in die Arena. Doch beim Kampf mit dem Stier wird er verwundet und erliegt später im Krankenhaus seinen Verletzungen. Ganz Spanien trauert, 20.000 Menschen kommen zu seiner Beerdigung. Dennoch ist der Mann, der die Massen hypnotisierte, heute in Vergessenheit verraten. Einst als großes Idol verehrt, wurde die Erinnerung an ihn verdrängt, da man ihn mit einem traurigen und grauen Spanien in Verbindung brachte.
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 arte : Vergissmeinnicht, Manolete, Kalif des Stierkampfs, 21.1.2017, 16:25 Uhr
Text oben vom Fernsehsender  arte .


Mittwoch, 18. Januar 2017

Bald ein Lehrstuhl für Tauromachie in Kastilien-León?




von Philip de Málaga


In Kastilien-León haben sie den Toro de la Vega verboten

aber die Landesregierung steht weiterhin 
hinter der Tradition der Tauromachie 
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Wie das Pleno de la Mesa de la tauromaquia der Region Kastilien-Leónbekannt gab, will man sich verstärkt für einen Lehrstuhl der tauromaquia an den Universitäten in ValladolidSalamanca und Burgos einsetzen.

Im Saal Fray Prío des Ministeriums für Kultur ist man am vergangenen Montag zusammengetreten um Bilanz taurino aus dem vergangenen Jahr zu ziehen, bzw. die Vorgehensweise für das laufende Jahr zu erörtern.

2016 wurden zwei Anträge bei der Regierung eingereicht. Zunächst wurde das Verfahren um die historische plaza de toros von Montemayor de Pililla bei Valladolid, dessen Ursprünge im 17. Jahrhundert liegen, zum bien de interés cultural zu deklarieren, in die Wege geleitet. 
Die quadratische plaza de toros von Montemayor de Pililla mit historischem Ursprung
Zum anderen möchte man erreichen, dass die Regierung das Anliegen verschiedener Regionen unterstützt, die spanische tauromaquia bei der UNESCO zum Weltkulturerbe deklarieren zu lassen. Ein Projekt was zwar auch bei vielen aficionados de toros Fragezeichen aufwirft, aber man will nichts unversucht lassen.

Im Dezember wurde posthum der im Juli in der plaza de toros von Teruel tödlich verwundete matador de toros Víctor Barrio mit dem Premio Tauromaquía 2016 Castilla-León ausgezeichnet.
Einstimmig verlieh die Jury des Kultusministerium die Auszeichnung der tauromaquia 2016
an den matador de toros Víctor Barrio.
Für das Jahr 2017 will man genauso kontinuierlich die Interessen der mundo de los toros vertreten. Dazu gehört die Förderung der beiden einzigen escuelas taurinas von Kastilien-León, in Salamanca und Medina de Rioseco.

Geplant sind mindestens drei Ausstellungen zum Thema tauromaquia, welche dann auch in den Provinzhauptstädten gastieren sollen. Überhaupt liegt das Hauptanliegen des Pleno de la Mesa de la tauromaquia  die mundo taurino noch viel mehr in das kulturelle Leben von Kastilien-León zu integrieren. So soll das Ministerium für Kultur und Tourismus klare politische Ausführungslinien vorgeben um die fiesta de los toros und die Werte der tauromaquia zu fördern wie zu verbreiten.

Ein klare Kampfansage an den antitaurinismo. Zwar hat man sich von dem Toro de la Vega getrennt, aber der toro war und ist auch weiterhin ein Wahrzeichen von Kastilien. Er gehört dazu, als Symbol der traditionellen Gegebenheiten ist er ein Teil davon. Und daran soll sich auch nichts ändern.

Dienstag, 17. Januar 2017

Die erste Begegnung mit den Stieren





von Philip de Málaga



Wie sah die erste Auseinandersetzung 

zwischen Mensch und Stier aus?
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Für viele taurinos sind die Sprünge über die toros die am ältestesten noch existierende Form der ersten "kämpferischen" Begegnung zwischen Mensch und Stier. Dabei sollen die Menschen den Angriffen der toros in einer athletischen Weise ausweichen. Sei es durch einen Sprung über die Tier, ein Salto oder das galante zur Seite treten, wobei der Körper betont dem Angriff der Hörnern ausweicht. 





Diese Art von festejos taurinos werden von so genannten recortadores bestritten. Diese Art, sich mit den toros auseinander zu setzen findet ihre Ursprünge im 14. Jahrhundert, vor allem in den nordspanischen Regionen Aragon, dem Baskenland, La Rioja und Navarra. Einige aficionados sehen in jener Epoche die Wiege der tauromaquia. Denn auch schon im Mittelalter, weit vor den Zeiten der tauromaquia wurden die Tiere getötet. Damals nannten sie die Stiertöter matatoros. Und im Gegensatz zu den heutigen matadores vollbrachten diese als suertes so genannte recortes, wie Sprünge über die toros, oder fieras, wilde Tiere, wie man damals die Stiere zu nennen pflegte.
Carlos II, war er der erste
Gastgeber einer fiesta taurina?

Im Jahr 1370 hat es ein festejo taurino mit zwei matatoros (einer Christ, der andere Maure)  in Pamplona gegeben und der König Carlos II selbst, war dort anwesend. Diese Veranstaltung gilt als erste dokumentierte fiesta taurina.

Doch der wahre Ursprung geht viel weiter zurück. Das der Stier in der Mythologie eine Rolle spielte, dürfte weitgehend bekannt sein, steht er doch vor allem als Symbol für die Fruchtbarkeit.  Aber auch in der antiken Realität taucht er auf. Genauer auf der griechischen Insel Kreta während der minoischen Kultur in den Jahren 2.650 bis 1.400 v. Chr. Dort vollführten junge Männer wagemutige Sprünge über wilde Stiere. So fand sich im oberen Thronsaal des Palastes von Knossos (Kreta) eine Wandmalerei, welche diesen Stiersprung darstellte. 
Wandmalerei im Palast von Knossos auf Kreta (Griechenland)
Sir Arthur John Evans
Wie jedoch dieser Sprung im einzelnen ausgeführt worden ist, darüber gibt es nur Vermutungen. Der britische Archäologe Sir Arthur John Evans (1851 - 1941) galt als der Entdecker der minoischen Kultur. Am 23. März 1900 begann er die Ruinen von Knossos freizulegen und teilweise zu restaurieren. Dabei entdeckte er auch zahlreiche Fresken, wie die Darstellung der Stiersprünge. Hierzu fertige der Archäologe eine Zeichnung an, auf dem dieser Sprung rekonstruiert worden ist. Jedoch ist diese Darstellung nicht unumstritten.
Sir Arthur Evans, excavato at Knossos, provided this “diagrammatic sketch of [an]
acrobat’s course” to show the sequence of movements in bull-leaping.
From The Palace of Minos , page 223, fig. 156.
Laut Evans fasste der Springer den wild daher kommenden Stier beim linken Horn, schwang sich dann über den Kopf des Stieres mit einem Salto auf den Rücken des Tieres, wo er mit beiden Beinen zum Stand kam um dann über das Hinterteil auf den Boden zu springen. Ein ohne Frage spektakuläres Manöver, was man sich kaum vorstellen kann. Denn bis heute hat man dieses weder bei den recortadores noch im Zirkus zu sehen bekommen.

Eine 4.000 Jahre alte Bronzefigur. Über dem Kopf zwischen
den Hörnern erkennt man ein eine sich bewegende Person.
Eine weitere Bronzefogur, datiert um 2.400 bis 1.700 v. Chr. deutet darauf hin, dass sich Menschen über die Hörner der gefährliche wilden Stiere begeben haben. Selbst Malereien aus dem Nildelta deuten auf solche wagemutigen Sprünge hin. Trotzdem bleibt nach wie vor unklar, ob es überhaupt solche Sprünge gegeben haben soll. Denn die wissenschaftlichen Beweise bleiben noch aus. 

Obwohl man sich bezüglich der Stiersprünge, die ersten Darstellungen werden auf 2.700 bis 2.150 v. Chr. datiert, nicht einigen kann, ist man ziemlich davon überzeugt, dass der allgemeine Stierkult vor allem im Mittelmeerraum verbreitet ist, womit man sich auch die Entwicklung und Verbreitung in Spanien, Portugal oder Südfrankreich in verschiedenen Ansätzen erklären kann.

Montag, 16. Januar 2017

Hurensöhne ... ihr seit tot! Morddrohungen in Madrid




von Philip de Málaga


Erneut harter Auftritt von radikalen Tierschützern
Diesmal bei einem Zirkus
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Wo fängt der Tierschutz an und die weitere Frage scheint nicht unberechtigt, wo hört der Tierschutz denn auf? In den letzten Jahren war vor allem der sector taurino mit erstaunlich gewalttätigen Attacken durch den antitaurinismo konfrontiert.
Der Zirkus Quiros gastiert noch bis zum 29. Januar in Madrid.
Nun hat es am letzten Wochenende in der spanischen Hauptstadt Madrid eine ähnlich aggressive Vorgehensweise gegen den Zirkus Quiros gegeben. Gegen 23:00 Uhr, die Vorstellung war noch am laufen, da stürmte eine Gruppe von animalistas das Gelände, besprühten die Wagen und bedrohten bzw. behinderten die Angestellten.
"Hurensöhne" und "Ihr werdet sterben" hatten die animalistas auf die Wagen geschmiert..
Als der Direktor des Zirkus hinzutrat, und mit seinem Handy die Vorgehensweise und die beschmierenden an den Wagen aufnahm, kam eine Gruppe von Tierschützern auf ihn zu, riefen Morddrohungen aus, schlugen ihn, entwendeten das Telefon und entfernten sich vom Gelände.

Beim Fernsehsender TeleMadrid sprach man von einem Terrorismo Animalista. Diese Vorgehensweise, der Zirkus Quiros stand schon öfters im Visier der Tierschützer, sei nicht nachvollziehbar. "Sie haben dazu keinen Grund", sagt der Direktor, denn "den Tieren geht es sehr gut, werden von uns gepflegt und viele Tiere sind auch hier im Zirkus geboren. Sie gehören für uns wir zur Familie." Im Zirkus zu arbeiten sei ein seriöser und harter Beruf und verdient es auf keinen Fall mit Morddrohungen, Einschüchterungsversuchen, Graffitimalereien und körperlichen Angriffen konfrontiert zu werden.

Nicht anders verhält es sich in der mundo taurino. Wie auch beim Zirkus führt man hier keine Tätigkeit aus, um anderen Menschen zu schaden. Und da stellt sich wieder die eingehende Frage. Wie verhält es sich mit dem Respekt der Tierschützer den Mitmenschen gegenüber, wenn dieser eine andere Meinung vertritt, aber seinem Gegenüber nicht schaden will? Im Gegenteil, man will unterhalten, etwas geben, man sucht den kulturellen Austausch.

Wie zitierte SfA vor ein paar Tagen den französischen Schriftsteller Henry de Montherlant? Er misstraue Personen, welche ihre Tierliebe immer so betonen müssen. Denn die wahre Liebe übertragen sie auf die Tiere, weil sie diese nicht für ihre Mitmenschen empfinden. Andersdenkenden den Tod zu wünschen, das war schon damals so, ist es auch heute noch und wird auch immer so bleiben, solche Gedanken haben in einer Demokratie nichts zu suchen.

Sonntag, 15. Januar 2017

Auch in Portugal ist man dagegen, dass die Stiere nicht gleich in der Plaza de toros getötet werden




von Sónia Matias



Sie war in Portugal die erste weiblich anerkannte cavaleira. Am 26. Dezember 1978 ist Sonia Alexandra Avelos Belga Matias in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon geboren. Mit nur dreizehn Jahren hatte sie erstes eigenes Pferd und mit zweiundzwanzig Jahre am 18. Juni 2000 trat sie in Satarém zu ihrer alternativa an. Ihr padrino war kein Geringerer als der bekannte rejoneador João Moura.
"Die toros sind Kunst und Kultur, sie schaffen Arbeitsplätze und erhalten die Rasse.

Die tourada, hat nach meiner Erfahrung in den vergangenen Jahrzehnten nichts an Popularität und Bedeutung eingebüsst. Ich habe sogar das Gefühl, das in der letzten Zeit, die portugiesischen Traditionen, wie zum Beispiel der Fado und eben die toros wieder beginnen beliebter zu werden. Dazu trägt sicherlich auch der Umstand bei, dass es in der Umgebung vom Campo Pequeno zahlreiche Gastronomiebetriebe und Geschäfte gibt.
Aber ich bin nicht damit einverstanden, dass in Portugal die toros nach dem festejo taurino getötet werden. Zwar werden die Tiere in der Regel relativ zügig nach der tourada auch in der plaza selbst getötet, jedoch kommt es vor, dass die toros doch länger auf ihre Erlösung warten müssen, wenn zum Beispiel das rejoneo an einem Wochenende statt findet und die Schlachthäuser geschlossen sind und kein Personal zur Verfügung steht. Ein neues Gesetz soll wohl hierfür geschaffen werden."

Samstag, 14. Januar 2017

1912: Joselito und Roberto Domingo in Sevilla






von Philip de Málaga


Öfters besuchte der spanische Maler Roberto Domingo die Feria de Abril in  Sevilla. Sein Hauptinteresse galt dabei seinem Freund und matador de toros Joselito "El Gallo" (1895 - 1920). Er wollte ihn nicht nur im ruedo der La Real Maestranza bewundern sondern auch malen. So entstanden hier in der Tat unter der wärmenden Sonne der andalusischen Hauptstadt nicht wenige Studien über die Dynamik und Eleganz eines Joselito
21. April 1912 Ölgemälde von Roberto Domingo
Im Jahr 1912 zeichnete Domingo ein Ölgemälde mit dem Titel "El Paso del Gallo". Zu sehen ist dabei, wie der maestro El Gallo auf einem Stuhl sitzend den toro bei seinem letzten Auftritt in der corrida de toros der Feria de Abril am 21. April 1912 mit der muleta passieren lässt.
ABC vom 28. April 1912: "Sevilla, cuarta corrida - Gallito pasando al toro
Kurioserweise, animiert durch das Gemälde von Domingo, veröffentlichte die konservative Tageszeitung ABC eine Woche später, also am 28. April 1912 eine Photographie, welche El Gallo in ähnlicher Position mit dem toro zeigt, wie auf dem Werk von Roberto Domingo.