Mittwoch, 30. April 2014

Ostersonntag in Málaga (2. Teil)

Málaga - Domingo de Resurrección - 20 de Abril de 2014
Mitternacht in der Malagueta und vor Beginn der corrida
____________________________________________________________





von Torodora Gorges
(Fotos: HJD)


Nur recht wenige Menschen hatten sich schon vor Mitternacht in der plaza eingefunden. Fasziniert schauten wir auf den Oldtimer, der sich vor uns im Dunkel des ruedo abzeichnete und uns mit  ehrwürdiger Eleganz beeindruckte. Das also war der alte Ford, in dem Morante und El Juli morgen  zur plaza fahren würden so wie vor 100 Jahren Belmonte und Joselito. - Zwei junge Männer setzten sich in den Wagen, andere kamen und nutzten die Chance, in das nicht abgeschlossene Auto zu klettern. Für Liebhaber alter Autos sicher ein aufregendes Gefühl;  wir versuchten, daran teilzuhaben.


Fast ebenso aufregend war es dann, um Punkt Mitternacht beim Durchqueren des dunklen Rondells tiefes sonores Muhen und mehrstimmiges Läuten von Kuhglocken zu hören. Irritiert fragte mein Begleiter, ob wir auf der Alm seien. Die cabestros waren selbstverständlich auch schon vor Ort wie die Stiere und machten sich bemerkbar. - Wir schweiften dann noch durch die Gänge der plaza und bewunderten die Kinderbilder.


Inzwischen waren auch noch mehr Besucher zur Fiesta Nocturna eingetroffen. Die Bar war eröffnet. Aber, die Jugend schien woanders zu feiern. Aus der Stierkampfszene waren zwar etliche junge Männer erschienen, ansonsten aber trafen wir auf unsere Altersklasse: engagierte aficionados und aficionadas aus England, Frankreich, Amerika - die gestandene "Internationale der Stierkampfanhänger und -verteidiger", wie ich uns gerne tituliere.


Ein Flamenco-Duo - Gitarre und Cajón - spielte und sang mit großer Ausdruckskraft und ansteckender Begeisterung. Wie lange die beiden Musiker noch durchhielten, ihr Publikum zu faszinieren, weiß ich nicht. Gegen halb Drei verabschiedeten wir uns; da gerade Pause war, wurden wir von den freundlichen Sängern per Handschlag verabschiedet.

Wir registrierten, dass es begonnen hatte zu nieseln.

Ostersonntag - vor Beginn der corrida

Am Morgen regnete es ziemlich stark, es war unfreundlich und kalt. Wir überquerten die Strasse zur plaza. Sofort wurden uns die ersten entradas angeboten. Hatten die Verkäufer sich mit ihren Eintrittskarten verkalkuliert? An den taquillas stand man Schlange unterm Regenschirm. Wir hatten unsere entradas per Internet gekauft. Ich staunte über den Optimismus derer, die angesichts der Wetterlage ihre Zuversicht nicht verloren und jetzt noch Karten kauften.


Der Wetterbericht machte Hoffnung: zwischen 17 und 21 Uhr sollte es eine Regenpause geben. Und tatsächlich liess gegen 16 Uhr der Regen nach, die Sonne schimmerte zeitweise durch die graue Wolkendecke. Es gab zwar immer wieder leichte Schauer, aber die Menschen strömten zur plaza. Die Betriebsamkeit mit den üblichen Vorbereitungen nahm ihren Lauf: Verkauf von Sitzkissen und  auch Regencapes, Getränken, Knabberzeug.

Die Ankunft von Morante und El Juli im Oldtimer beobachteten wir nicht. Die Besucher der inzwischen nahezu ausverkaufte plaza drängten sich. Es schien ratsam, die Plätze in den tendidos rechtzeitig aufzusuchen. Als wir unsere Plätze erreichten, regnete es noch, die Steine waren nass. Regenschirme und dicke Kleidung behinderten uns, eine bequemere Sitzhaltung einzunehmen. Ich dachte voller Sehnsucht an den Sitzkomfort, den uns die Plaza Monumental in Barcelona einst geboten hatte! Hier auf den steinernen Treppen quetschte man sich aneinander in unzuträglichen Sitzpositionen. Wir kamen uns in dieser Situation vor wie arme Büsser, die schon durch die erzwungene unbequeme Körperhaltung ihre Strafe für potentielle Sünden im Umgang mit den Tieren  absassen.


Die areneros waren fleißig damit beschäftigt, den durchnässten Sand im ruedo zu glätten. Die Zeit des offiziellen Beginns, 18 Uhr, war bereits überschritten. Schließlich mussten auch noch die weißen Kreise gezogen werden, was die beiden kräftigen Männer mit großer Präzision unter dem  Beifall des Publikums ausführten.


Die Stimmung war gut, Spannung und Vorfreude breiteten sich aus. Hinter mir versicherte eine Spanierin ihrem Mann: "Wenn Morante kommt, beginnt die Sonne zu scheinen!"   


Fortsetzung folgt