Samstag, 20. Juni 2015

Stierkampf in Guatemala



von Ursula Herzog
und Philip de Málaga




Über ein Land wo es schon vor 450 Jahren Stierkämpfe gab
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Im zentralamerikanischen Guatemala, wo es so viele Einwohner wie aficionados de toros in Spanien gibt, wurde vor einer Woche, am Samstag den 13. Juni eine corrida mixta veranstaltet. Es war zwar nicht unbedingt die corrida des Jahrhunderts; aber das Ereignis verdient es, erwähnt zu werden.

Toros in Guatemala. Das ist nicht unbedingt eine Neuheit, eher selten, aber sie werden veranstaltet. Und eines ist selbst vielen taurinos her unbekannt. Der tradición taurina begegnet man nicht mir der Intensität anderer taurinischer Länder wie zum Beispiel Spanien oder Mexiko, aber historisch betrachtet kann man dort mehr als 450 Jahre zurück blicken. 

Denn schon 1557 weihte man in Santiago de los Caballeros im Antigua Guatemala die erste richtige plaza de toros ein, um die ersten corridas de toros zu veranstalten. Jedoch ihre schlechte Konstruktion überdauerte eine nur relativ kurze Zeit, lediglich ein paar Jahre. Die einzige erwähnenswerte corrida fand am 12. September 1572 statt zu Ehren der Geburt des spanischen Thronfolgers Felipe III. Danach verfiel die plaza.

Erst 1814 kam die nächste plaza de toros. Mehr eine Provision aus Brettern und tablas.

Drei Jahre später konstruierte man in Guatemala die zweite richtige plaza de torosLa Colonial. Trotz aller Annehmlichkeiten einer plaza de toros, fanden dort vorwiegend lokale festejos statt. So kam es, dass erst im Jahr 1905 der erste spanische matador de toros dort antrat: Der maestro Luis de Mazzantini, welcher dort sich gleich bei vier corridas de toros sehen liess. Bei seinem letzten Auftritt, einem toro der ganadería Piedras Negras kündigte er seinen Rücktritt aus Guatemala an. Zu seinen Ehren widmete ihm am Ende der letzten corrida die banda taurina zum Abschluss gleich vier paso dobles. Mit Sicherheit der Höhepunkt der Geschichte taurino in Guatemala.

Der spanische matador de toros Mazzantini in Guatemala
La Colonial war einer der ersten plazas, welche für vielseitige Zwecke eingesetzt worden ist. So auch für Boxkämpfe, Konzerte oder andere Veranstaltungen. Die Erdbeben 1917/1918 zerstörten die plaza de toros und bereiteten somit der tauromaquia in Guatemala erst einmal ein Ende, von gelegentlichen Dorf-festejos abgesehen.

Die vom Erdbeben zerstörte La Colonial
Weitere plazas entstanden 1925, 1935, 1946 und die letzte 1953. Aber keine jener plazas verfügt über konkrete temporada taurina. Die meisten festejos taurinos finden im ländlichen Bereich in plazas portátiles statt, und werden mit grosser Unregelmässigkeit organisiert. Eher spontan. Teilweise lagen Jahre dazwischen.

Kommen wir zurück in die Gegenwart. Kommen wir nach El Porvenir. Das festejo taurino wurde in einer plaza portátil veranstaltet. 
Isaac Chacón und André Lagravere "ElGallo"
So organisierte der empresario Nery Betancour vor einer Woche in der Gemeinde von El Porvenir eine corrida mixta, welcher auch von seiner ganadería die toros und novillos stellte. Es traten an der mexikanische diestro Isaac Chacón (saludos und vuelta al ruedo) und der novillero André Lagravère „El Galo“ (saludos und oreja, wobei ein zweites verlangt wurde).  

Die plaza mit einem aforo von 3.000 Zuschauern füllte sich zu drei Viertel.  Der novillero „El Galo“ ist übrigens der jüngere Bruder von dem bekannten Michelito, dem jüngsten matador de toros der Welt (SfA hat darüber berichtet: Der jüngste Profi-Stierkämpfer aller Zeiten).