Freitag, 28. Februar 2014

Wenn die Kirche verbietet . . .

Über die päpstliche Bulle aus dem Jahr 1567
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von Philip de Málaga



Die römisch-katholische Kirche verbietet Stierfeste

Pius V
Immer wieder berufen sich Tierschützer auf Papst Pius V (1504 -1572) und seine bekannte päpstliche Bulle aus dem Jahr 1567, die die Teilnahme an Stierfesten unter Androhung der Exkommunizierung verboten hatte.

Was kaum einer weiß, Pius V war vor seinem päpstlichen Wirken 28 Jahre lang Inquisitor für die Provinzen Como und Bergamo und 3 Jahre lang Großinquisitor der römisch katholischen Kirche. Da fällt es einem wirklich schwer zu glauben, der Papst hätte damals sein Herz für die Stiere entdeckt. Ganz gewiss nicht.

Kirchliche wie politische Interessen prägten seine Entscheidung:

ERSTENS: Was ihn schon damals als Großinquisitor mächtig störte war, dass Philipp II von Spanien (1527 – 1598) die spanische Inquisition als staatliche Organisation in festen Händen hielt, und nicht daran dachte diese Rom zu unterstellen.

ZWEITENS: An solchen Stierfesten kamen nicht selten zahlreiche caballeros ums Leben. Die Kirche konnte nicht akzeptieren, dass die edlen Ritter ihr von Gott geschenktes Leben so einfach dahin warfen. Außerdem fehlten sie dann für die Kriegseinsätze unter christlicher Flagge.

DRITTENS: Stierfeste fanden oft an den Sonntagen statt. Sie begannen relativ früh, schon gegen zehn Uhr am Vormittag und endeten in regelrechten Orgien bis spät in der Nacht hinein. Für den Besuch von Gottesdienste gab es da keine Zeit und dadurch blieben viele Gotteshäuser leer.

Spanien spielte aber für Pius V eine wichtige Rolle, gerade im Kampf gegen das osmanische Reich. Und um ein wenig mehr Kontrolle über die Iberische Halbinsel zu bekommen, liess er jene päpstliche Bulle aufsetzen. Doch er machte die Rechnung ohne Philipp II. Dieser nämlich befürchtete Unruhen des Volkes, gar den Unmut des Adels, dem die Organisation jener Stierfeste unterlag, und weigerte sich einfach jene päpstliche Bulle zu veröffentlichen. Als Erklärung schrieb er an den Vatikan :

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Die Bräuche der Stierkämpfe 
liegen den Spaniern einfach einfach im Blut.“

Philip II von Spanien
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Der historische Ablauf:

1567 wird die päpstliche Bulle De salutis gregis dominici von Papst Pius V veröffentlicht, in der die Stierkämpfe unter Androhung der Exkommunizierung verboten worden sind.

1575 lockerte Papst Gregor XIII diese Bulle in seinem Schreiben Exponis nobis super wieder auf, indem er das Verbot von Stierkämpfen nur auf die Sonntage und geistliche Würdenträger bezog. Papst Gregor hatte sich nur deshalb darauf eingelassen habe, damit Spanien gleichzeitig mit Portugal, Italien und den katholischen Zonen in Polen 1582 den Gregorianischen Kalender einführt.

1583 setzte Papst Sixto V die päpstliche Bulle vom Stierkampfverbot wieder in Kraft. Vorher als Inquisitor von Venedig hatte ihn das Zugeständnis seines Vorgängers verärgert. Die eigentlichen Gründe für diesen Missmut decken sich wohl mit denen von Pius V. Aber es liegt auf der Hand, dass das Verbot von Stierkämpfen wieder mal eher eine Angelegenheit der Inquisition war und nicht unbedingt als Schutzfunktion für die Stiere anzusehen ist. Obwohl Spanien den Vatikan des Machtmissbrauches und Interpretationsfalschheit beschuldigte wurde das vatikanische Verbot erst wieder nach dreizehn Jahren aufgehoben.

1596 hebt Papst Clemens VIII mit seiner Bulle Suscepti numeris alle Verbote bezüglich der Stierkämpfe auf.

Und wie steht es mit der Wirkkraft der päpstlichen Bulle?

Die Foundation Franz Weber aus der Schweiz veranstaltete diesbezüglich im Juni 2008 einen Schauprozess in Genf. Um diesem einseitigen Prozess einen professionellen Anstrich zu geben sprechen sie von einem Urteil des Internationalen Gerichtshofes für Tierrechte hinter welchem die United Animal Nations steht. Die “Vereinte Nationen” wirken dabei ein wenig irritierend, denn mit den Vereinten Nationen hat diese frei-gemeinnützige Organisation nichts gemein. Im Urteil ist nachzulesen:

“Bis zur Umsetzung dieser Abschaffung fordert der Gerichtshof vom Papst Benedikt XVI, die die Stierkampfspiele unwiderruflich verurteilende Bulle DE SALUTE GREGI DOMINICI des Papstes Pius V, die immer noch gültig ist, zu erneuern und klare Richtlinien zu erlassen, nach denen die blutigen und abscheulichen Veranstaltungen, die Stierkämpfe darstellen, verurteilt werden müssen.”

Die Theologische Fakultät in Trier sieht es anders:

"Zur Frage der Gültigkeit: Wenn eine päpstliche Bulle nicht widerrufen wird, bleibt sie natürlich gültig. Viele päpstlichen Bullen haben aber keine tatsächliche Wirkkraft erlangt und sind im staatlichen oder kirchlichen Leben bedeutungslos geblieben. So haben mehrere Päpste im Mittelalter in Bullen die Ritualmordbezichtigungen gegen die Juden ausdrücklich verurteilt und Unwissenheit und Habgier auf Seiten der Christen als die eigentlichen Motive für diese falschen Anschuldigungen der Juden bezeichnet. Gefruchtet hat das nicht.

Bei Pastor steht übrigens auch, dass König Philipp II. und die spanischen Granden sich sofort gegen das Verbot der Stierkämpfe gewandt haben. Es haben zwar einige spanische Bischöfe im sog. Reformlibell der spanischen Bischöfe auf dem Konzil von Trient (1561-1563) unter vielen Reformforderungen auch das Verbot von Stierkämpfen und sonstigen Tierhetzen (besonders an Sonn- und Feiertagen) verlangt. Die Namen dieser Bischöfe werden jedoch nicht genannt. Auf der anderen Seite fand Philipp II. auch willfährige Theologen, die ihm in ihren Gutachten die Unbedenklichkeit der Stierkämpfe bescheinigten. 

Ich vermute, dass das auch für den heutigen niederen und höheren Klerus in Spanien gilt."

Da die päpstliche Bulle von 1567 und deren Wiederaktivierung von 1583 im Jahr 1596 von Papst Clemens VIII eindeutig widerrufen worden ist, hat diese entsprechend auch keine Gültigkeit mehr. Jede weitere Diskussion darüber scheint überflüssig.

Donnerstag, 27. Februar 2014

100.000 ... und es werden mehr


Nun hat dieses Portal seine 100.000 erreicht. Damit gehört SfA derzeit wohl zum führenden deutschsprachigen Portal in Sachen tauromaquia. Vor allem seit Januar 2013 hat Stierkampf für Alle einen Zuwachs von über 200 Prozent zu verzeichnen. Das Team von SfA bedankt sich bei seinen Lesern für das Interesse, das Feedback und die zahlreichen Hinweise die uns erreichen.

Stierkampf in Marbella




von Philip de Málaga


Am nächsten Samstag den 1. März 2013 um 16:30 Uhr gibt es in der plaza de toros von Marbella einen Wohltätigkeitsstierkampf mit Flamencogesang. Die Eintrittskarten können unter anderem in der Kaufhauskette El Corte Inglés oder in der offiziellen Verkaufsstelle an der plaza de toros erworben werden. Bleibt zu wünschen, dass sich die 9.800 Plätze in den tendidos füllen werden.


Mittwoch, 26. Februar 2014

Karneval und die Stiere




von Philip de Málaga


Auch im andalusischen Karneval geht es nicht ohne die toros. Ob Cádiz oder Málaga, der toro bravo ist stets optisch wie im Gesang präsent. Spanien und der Stier, das gehört einfach zusammen. Das toreo ist weitaus mehr als lediglich der Umgang mit den toros, dahinter verbirgt sich eine wahre Lebensphilosophie.

In der Hauptgeschäftsstrasse von Málaga

Montag, 24. Februar 2014

Der Tempel des Toreo




von Mariate Cobaleda

Die studierte Philosophie- und Erziehungswissenschaftlerin, 1962 in Salamanca geboren, wendet sich nicht nur der Politik zu sondern auch ihrer Leidenschaft, der tauromaquia. Allen voran ihre afición für das campo bravo. Und so versteht es sich, dass sie sehr wohl als Politikerin versucht Aufklärungsarbeit im Parlament zu leisten. Als Philosophin versteht sie es bestens im toreo die besondere Symbolik reflektieren zu lassen. Ihre Kernaussagen sind eindeutig: Der toro ist Spaniens Emblem. Es symbolisiert das Land, seinen geistlichen Hintergrund und die ethischen Werte.

"Die plaza de toros hat den Kosmos für ihre Errichtung erwählt.

Das Spiel zwischen sol und sombra reflektiert sich in einer offenen plaza, welche sich dem Himmel zuwendet, dem Licht begegnet, nun, und wie ein jeder Tempel orientiert sie sich gegen Osten.

Und trotz aller Krise bleibt die plaza de toros ein runder Spiegel der Menschlichkeit auf der Suche nach dem Ideal des Seins, mit Courage und Noblesse bis hin zu den Grenzen der Existenz um dann die puerta grande zu öffnen. Das grosse Tor zum Licht."

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Quellennachweis:
El simbolismo del toro: la lidia como cultura y espejo de humanidad, Mariate Cobaleda
Madrid Biblioteca Nueva, 2002


Sonntag, 23. Februar 2014

Encastes duras - Schwierige Stiere (3. Teil)

Los comerciales ... hier kommt die Kunst
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von Colin Ernst
(Fotos: mundotoroSfA)


Wenn sich ein torero auf die kommerziellen encastes festlegt hat es seine Gründe, genau wie der Züchter sich eines Tages für den einen oder anderen Weg entschieden hat. Was ist ein encastes comercial überhaupt? Auch hier ist der Name Programm, Kommerz-Verkauf. Viele Züchter halten sich die Stiere aus Tradition, Passion und weil es ihr Leben ist, toros bravos zu züchten. Was zu früheren Zeiten bestimmt einfacher war, als heute in der modernen Zeit. Zahlte man früher hohe Preise für Tiere aus den bekannten ganaderías, gibt es heute gravierende Unterschiede im Preisgefüge, die Kosten der Haltung sind gestiegen. Gab es zu alten Zeiten keine kommerzielle Fleischrinderzucht, es wurde gegessen was auf den Tisch kam. Heute gibt es Rinder für Milch, für das Fleisch und für die corridas. Nach dem die lidia de a pie ihren Einzug hielt, mussten andere Stiere her, die dem torero das lucimiento erlaubten – Stiere mit denen er leicht glänzen konnte. Die wilden Bestien der Vergangenheit, waren viel zu unberechenbar, um schöne suertes und quites zu zeigen.

Es mussten Stiere her, welche die Kunst erlaubten. Das Publikum wollte nun kein Gemetzel mehr sehen, sondern Kunst. So mancher Züchter begann die Stiere mit anderen Augen zu sehen und viele ganaderías eliminierten ihre alt eingesessenen Blutlinien und kauften toros und Zuchtkühe, von denen sie sich einen besseren Verkauf versprachen. Tiere die, anstatt wild drauflos zu stürmen, willig dem Tuch folgen. Dadurch sah der torero besser aus und bekam orejas. Empresarios orderten diese neuen toros und hörten die Kassen klingeln. Die toreros glänzten und bekamen hohe Gagen. Dies änderte viel in der Welt der tauromaquia. Hatte man vorher nicht wahrgenommen woher der Stier kam, begann dies an Bedeutung zu gewinnen. Galten die Miuras als gefährlich, erlaubten die neuen Züchtungen dem torero, seiner faena mehr Ausdruck zu verleihen. Der Marques de Domecq war einer der ersten, der erkannte, wonach dem Publikum der Sinn stand und selektierte entsprechend. Tiere die sich ohne große Probleme manövrieren liessen. Dem entsprechend verkaufte er mehr lotes an die plazas und auch Nachkommen seiner Zucht, an andere ganaderías. Während die duras unter sich blieben und keine Tiere zum Kreuzen mit anderen encastes verkauften, klingelte bei Domecq die Kasse. Neben seinen zahlreichen Verwandten wurden viele ganaderías mit Zuchttieren beliefert, die ihre Basis nun auf dem gleichen Sockel aufbauten. Der Mensch ist ein einfacher Geist und so suchten auch die toreros den bequemsten Weg. Warum sich mit den duras herumschlagen, wenn ein schöner Stier, aus diesen neuen Züchtungen, leichter handhaben zu ist? Der Erfolg gab ihnen Recht. Viele puertas grandes, öffneten diese, schön anzusehenden Exemplare. Die empresarios freute die Bandbreite, denn wenn der eine Züchter nicht mit dem Preis herunter ging, kam der andere, mit der gleichen Blutlinie ihm entgegen, das ist auch heute noch so. In den letzten Jahrzehnten sind diese toros, durch Selektion der einzelnen Züchter, aus meiner Sicht, schwächer geworden. Können die duras nach wie vor zweimal im tercio de varas bestehen, schwächeln manche von den kommerziellen schon nach dem ersten Mal. Dafür kann ein geübter torero diesen, ein paar schöne quites entlocken. Im tercio de banderillas sind sie leicht einzuschätzen, kaum ein maestro bemüht sich, diese selbst zu setzen. Sein Objektiv ist es, im letzten Drittel, mit der muleta sein Können zu zeigen. Das Problem der letzten Jahre zeigt sich, im Einknicken der Beine, einige haben den Drang, mit den Hörnern noch oben zu stoßen und mit den Vorderbeinen in die capa zu springen, weil sie, auf Grund ihres Körperbaus und ihrer Kondition nicht genügend Stärke haben. Mit offenem Maul, nach Luft hechelnd, ergeben sie sich viel schneller als die duras. Die tendidos haben schöne lances mit der capa gesehen, und wenn es gut war, zwanzig bis dreissig muletazos, künstlerisch wertvoll, eine estocada wie im Bilderbuch hat die faena beendet. Das Publikum hat orejas gefordert und alle sind zufrieden – sollte man denken.

Ein toro von Domecq

Enrique Ponce
Aber nun, nach Jahren, überladen mit Kunst und Künstlern, die eine Reihe großartiger toreros hervor brachte, beginnen die aficionados sich zu langweilen. Um einen Star torero zu sehen, sind sie bereit viel zu bezahlen. Nun haben sie aber seit gut zehn Jahren, alle Stars mit beinahe derselben ganadería gesehen. Sie sind gelangweilt. Nun wollen sie ihre Helden einmal mit „richtigen“ Stieren sehen, den alten, harten, schwierigen, unbequemen encastes. Mit den duras. Warum der Sinneswandel der aficionados? Man hat sein Idol in einer wunderbaren corrida gesehen, wie er beinahe ein Ballett mit dem Stier aufführte. Im Laufe des Jahres sieht er, das sich dieses Kunstwerk nicht beliebig wiederholen lässt. Wie ich, beginnt er sich für den eigentlichen Protagonisten zu interessieren – den Stier. Und stellt die Unterschiede fest. Sieht, das es anderen, teilweise vermeintlich drittklassigen toreros gelingt, mit den encastes duras zu triumphieren. Und er fragt sich, warum sein Lieblings torero, grade diese meidet wo er kann. Mir selbst ging es so mit Enrique Ponce, als ich seinen Auftritten ein Jahr folgte und feststellte, das alle Stiere mehr oder weniger das gleiche Blut und auch das ähnliche comportamiento hatten. Zunächst enttäuscht, forschte ich nach. Und war beruhigt, zu sehen, dass der maestro genug corridas duras gegenüber getreten ist, was ihn, in meinen Augen berechtigt, sich nun, zum Karriereende, die Rosinen heraus zu picken. Ponce hat 25 Jahre torerogeschichte geschrieben, von den „Jungspunten“, die nachrücken, wird nun gefordert, es ihm gleich zu tun. Toreros und empresarios täten gut daran, diese Nachricht zu hören. Es würde für ein gesundes Gleichgewicht in der Stierzucht sorgen. Zur Zeit sind gut siebzig Prozent der Stierzuchten „Los comerciales“, nur dreissig Prozent führen die encastes duras. Zu den Comerciales gehören die ganaderías wie Juan Pedro Domecq, Jandilla, Torrestrella, Danile Ruiz, Montealvo, Parlade, Victoriano del Rio und viele mehr.

Samstag, 22. Februar 2014

Mit der Heiligen Veronica gegen die Stiere

Antitaurinos werben mit einer klassischen suerte gegen die toros
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von Philip de Málaga


Keine Frage, die verónica ist wohl das bekannteste und in der Regel auch eines der ersten Manöver mit der capa, die ein matador mit dem toro vollführt. Diese Figur trägt ihren Namen nach der Heiligen Veronica, einer angeblichen Jüngerin von Jesu Christi, obwohl nicht sicher ist, ob sie überhaupt existiert hat. Auf seinem Kreuzweg soll sie Jesu ein Schweisstuch mit beiden Händen in der Art gereicht haben, wie eben jenes Manöver der toreros durchgeführt wird. In zahlreichen Kunstwerken findet sich die Darstellung der Heiligen Verónica.


Die toreros halten die capa ähnlich wie die Heilige Verónica das Schweisstuch um ihren ersten toro zu empfangen.



Und nicht nur erst jetzt, schon seit längerem haben auch die antitaurinos, allen voran die Tierrechtsorganisation PETA nun diese Darstellung für sich entdeckt um gegen die mundo de los toros mobil zu machen. Man versucht mit eben jener eleganten Ausführung aus der tauromaquia, zu überzeugen, dass die toros für sie eben keinen kulturellen bzw. künstlerischen Bestandteil haben. Welch ein Widerspruch.

Links: Patricia de León Rechts: Christina Simoneit
Mal ehrlich, wenn man sich die obigen Abbildungen anschaut, kommt man nicht gleich darauf, dass es hier eigentlich gegen die toros geht. Nur der Schriftzug weisst darauf hin. Ansonsten machen die Damen doch eher einen guten Eindruck. Sich so einem toro zu nähern bedarf nicht nur an Erfahrung sondern auch an Mut. Und ob sich eine Patricia de León trauen würde sich so nah einem toro bravo im ruedo de La Real Maestranza von Sevilla zu nähern, darf zu Recht wohl eher bezweifelt werde.

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Siehe auch:
Die Heilige Verónica, SfA El arte de torear vom 3. Januar 2014

Freitag, 21. Februar 2014

Frankreich macht mobil gegen die Antitaurinos




von Philip de Málaga


Die französischen Nachbarn habe so langsam die Schnauze voll
von den aggressiven Vorgehensweisen der antitaurinos
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"So langsam sei es genug", so verkündeten die Bürgermeister Jean Paul Fournier (Nîmes) und Raymond Couderc, (Beziers) und sprachen beim französischen Innenministerium vor. Die gewalttätigen Vorgehensweisen der antitaurinischen Organisationen seien in keinem Falle gerechtfertigt und somit auch nicht akzeptierbar. Die Attacken in Rodilhan, Ríon des Landes oder am letzten Sonntag in Magescq erinnern an Guerilla-Taktiken, wobei bewusst gewalttätige Einsätze provoziert worden seien. Diesem müsste ein Ende gesetzt werden und die Bürgermeister forderten unter anderem die Auflösung der Organisation CRAC, welche für diese Zwischenfälle und Ausschreitungen verantwortlich ist.

Das Ministerium versicherte, entsprechende Schritte in die Wege zu leiten um die demokratisch und gesetzlich festgelegten Rechte der aficionados zu beschützen. Die taurinische Tradition sei auf jeden Fall gegen solche ungesetzlichen Übergriffe zu verteidigen und die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten. Nicht gesetzliche Vorgehensweisen sind einfach nicht zulässig und dementsprechend zu unrebinden.

Donnerstag, 20. Februar 2014

Samsung zieht Werbung zurück




Philip de Málaga


Koreanischer Konzern gibt antitaurinischem Druck nach
Vollkommen unverständlich
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Auf dem Mobile World Congress 2014 in Barcelona stellt das koreanische Unternehmen Samsung seinen neuen Prozessor Exynos Infinity vor. Begleitet sollte diese Kampagne mit der geballten Kraft der mundo de los toros werden. Doch dann schieden sich die Geister. Toros in Barcelona? Werbung mit dem toro bravo auf katalanischem Gelände? Das geht wohl gar nicht. Und so machten die antitaurinos mobil. Irgendwie verständlich.


Dagegen unverständlich das Verhalten des koreanischen Unternehmens, die es sogar für nötig gehalten haben, sich für ihre Werbekampagne mit dem toro offiziell über Twitter zu entschuldigen. Man muss sich das mal vorstellen, sie entschuldigen sich für ein spanisches Kulturgut. Wäre die Ausstellung in Madrid oder irgendwo im restlichen Spanien gewesen, kein Hahn hätte danach gekräht.

Encastes duras - Schwierige Stiere (2.Teil)

Über die Vorlieben der toreros und woher diese kommen
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von Colin Ernst
(Fotos: La Tauromaquiamundotoro, SfA)



Benachteiligt von den Vorlieben der toreros und empresarios, sind die ganaderías, deren Zucht man als die encastes duras bezeichnet. Der Begriff duro, bedeutet: hart, zäh, schwierig, widerstandsfähig und trifft den Nagel auf den Kopf. Denn genau dass sind die Stiere dieser ganaderías und das macht sie für einige toreros zu unbequem und auch so mancher aficionado kann wenig mit ihnen anfangen, denn beide verstehen diesen toro nicht. Die beiden wohl bekanntesten ganaderías die harte, zähe Stiere züchten sind die Miuras von Don Eduardo und die Victorinos von Victorino Martin

Ein toro der Zucht Miura
Um dieses zu verstehen, muss man etwas in der Zeit zurückgehen, zu den Anfängen der gezielten Zucht und den corridas der Vergangenheit. Damals war das Zuchtziel ein Tier, welches in einer corrida bis zu vierzig Pferde tötete. Desto mehr tote Pferde, desto besser die corrida. Heute nicht mehr vorstellbar, Gott sei es gedankt. Damals züchtete man also mit Schwerpunkt, unter anderem, auf Angriffslust, Stärke, Schnelligkeit, beim Angriff auf das Pferd. Mit Beginn der Epoche des Stierkampfes zu Fuss, änderte sich das Zuchtziel allmählich. Nun wurden ganz andere Dinge von einem Tier gefordert, welches in seiner Essence dazu gezüchtet wurde, um auf Pferde loszugehen und die Lanzenstiche der Reiter auszuhalten. Nun sollte es nicht nur auf das Pferd sondern auch noch auf ein Tuch reagieren. Nun schieden sich die Geister der Züchter. Die einen begannen mit der so genannten kommerziellen Zucht, die anderen behielten die alten Blutlinien und suchten ihren Weg über die Selektion. Es entwickelte sich ein breites Band an ganaderías und deren Zuchtversuchen, auf der Suche nach dem idealen Stier. Einige hatten Erfolg mit ihren Kreuzungen, andere verschwanden vollkommen. Das gleiche passierte bei den alten, traditionellen ganaderías, hatten sie falsch selektiert, drohte auch ihnen das Aus. Und so ist es bis heute geblieben. 

Wo also liegt der Unterschied, zwischen den “duras“ und den Kommerziellen? Die duras sind die, aus Jahrhunderten langer Selektion einer Zuchtlinie, welche durch Auslese den Weg zum modernen Stierkampf gefunden hat. Und besonders diese Exemplare, haben auch viel von dem charakteristischen comportamiento ihrer Ahnen behalten. Grade die Miuras und die Victorinos sind im ersten tercio, am Pferd, meist aussergewöhnlich kraftvoll und tapfer. Dafür hat man schon mit der capa oft Probleme, den Stier zu zitieren, zu leiten und zu parieren. Wachsamkeit, Intelligenz, die diese encastes im Blut haben, lässt sie nicht so einfach blind drauf los stürmen. Auch zeigen sie ihre Absichten nicht besonders klar an, so das mancher torero böse überrascht wurde. Für das ungeübte Auge sieht dies oft so aus, als würde der Stier nicht angreifen. Aber dieser toro überlegt. Warum soll er sein Opfer, (das Pferd), aus den Augen lassen und auf weit entfernte Gegenstände losgehen, die „noch“ keine Bedrohung darstellen? Hat er sich dann entschieden, einem dieser Gegenstände (torero mit capa), den Garaus zu machen, hat er seine eigene Art, dies zu tun. Mitunter muss man sehr nah an den Stier heran, damit er reagiert. Oftmals reagiert er dann so schnell, das die Arbeit mit der capa nicht besonders schön aussieht. Für media veronicas oder chicuelinas bleibt keine Zeit. Dieser Stier lernt schnell, für viele toreros zu schnell. Der Instinkt der encastes duras ist ausgeprägt, schnell haben sie herausgefunden, wo ihr eigentlicher Feind steht. Und dann suchen sie ihn, den torero. Die Handhabung der capa oder der muleta verlangt in diesem Fall eine besondere Kunst. Dieser Stier muss anders gelenkt werden, als ein herkömmlicher toro. Das rote Tuch sollte am besten das ganze Gesichtsfeld bedecken. Die Linien, in dem man diesen Stier zitiert sind eher lang und grade, als rund, den jede Wendung bringt den torero in Lebensgefahr. Denn er ist schnell, wendig und sobald die muleta im Moment der Wendung von seinem Gesicht genommen wird, hat er seinen Gegner da hinter erspäht. Und sein schnelles Reagieren, hat schon viele Menschenleben gefordert. Berühmtes Beispiel, der matador de toros Manolete, wurde 1947 in Linares von Islero, einem Miura getötet. 
Der matador de toros Manolete wird 1947 von einem Miura getötet
Diese encastes duras, jede hat ihre Eigenarten, wie alle ganaderías, aber sie sind nicht leicht zu berechnen, nicht leicht zu nehmen und auch nicht leicht zu töten. Ihre Ahnen waren harte Kämpfer und sie sind es ebenso. Sticht der Degen nicht hundertprozentig dort wo er den unmittelbaren Tod bringt, kämpft dieses tapfere Tier weiter. Wo andere sich an die tablas zurückziehen und aufgeben, fällt die alte Rasse nicht, sie kämpft buchstäblich bis zum letzten Moment. Das ist oft nicht schön anzusehen. Daher ist es auch nicht einfach, selbst wenn man mit den „duras“ bestanden hat, Trophäen zu bekommen. Das Pferd hat der Stier fast zu Fall gebracht, wiederwillig, so scheint es, folgt er der capa, Die banderilleros setzten ihre Stäbe schlecht und hektisch, und der muleta folgte er auch nicht. Heftige Kurzangriffe auf den torero und wenig zu sehen von schönen pases…, denkt so mancher. Bei der estocada steht er nicht unbedingt demütig still und so misslang auch diese im ersten Anlauf. Und dann will er nicht fallen…, manch einer in den tendidos sieht es so. Der torero, hat in diesem Fall, den toro nicht verstanden. Denn diese Rassen, werden, mit herkömmlichem toreo nicht zum Ruhm verhelfen. Da braucht es toreros, die sich einbringen, auf die Eigenarten einlassen und sie zu nutzen wissen. Dann sieht die corrida ganz anders aus. Der Stier hat zweimal die vara empfangen, man belästigt ihn nicht gross mit der capa und wenn, legt man sie ihm quasi vor die Füße. Die banderillas setzt der maestro schon mal selbst, weil er weiss wie er sich ihnen nähert (z.B Padilla, Ferrera, Espla). 

Wenn die maestros die banderillas selbst setzen: Padilla, Ferrera und Espla.
Im letzten tercio gelingt es den maestros, den Stier vorzuführen, wie es im Buche steht, parar, templarmandar. Aber wie? Mit ihrer Erfahrung, ihrem Einfühlungsvermögen und ihrem Mut. Die muleta beständig vor den Augen des Stieres, die Wendungen sorgfältig abgestimmt auf die Bewegung und den Rhythmus des Tieres, vorausschauend von einem muletazo zum übernächsten. Das erfordert vor allem ein Hineindenken in dieses besondere Exemplar. Voraussehen, wie lange es dauert, bis der Stier auch den maestro durchschaut hat. Nun kommt die Kunst des Stierkampfes zum Tragen. Ein sabio, wie Ponce, El Cid, ja auch Morante, erkennten diesen Moment und halten ihn aus. Diesen Moment, wo das Horn des Stieres nach innen stößt, in Richtung des toreros. Nun wissen sie, das es Zeit wird, den Degen zu holen, es bleiben nicht viele pasesmuletazos, bis der Stier sein Ziel endgültig festlegt und direkt angreift. Nun ist es wieder die Kunst des toreo, welches uns noch ein paar letzte, sorgfältigste ausgeführte Bewegungen mit der muleta zeigt, bist der torero den toro aufstellt. All dies muss mit Ruhe und Selbstsicherheit ausgeführt werden, denn das Tier riecht Angst und Nervosität, reagiert dem entsprechend. Nun ist Sicherheit in der Ausführung der estocada gefragt, und das möglichst schnell, denn ein duro, wartet nicht lange. Am Ende hat der Zuschauer eine wirklich spannende, emotionelle corrida gesehen, welche sich nicht mit einer sogenannten kommerziellen vergleichen lässt. Diese corridas sind etwas Besonderes, aber eben auch duro, für den Stierkämpfer und auch für das Publikum. 

Als encastes duras sind zum Beispiel diese ganaderías bekannt: Miura, Victorino, José Escolar, Adolfo MartinAna Romero, Prieto de la Cal und Samuel Flores. Mit vielen dieser ganaderías und encastes haben toreros mit Rang und Namen, triumphiert. Manolete, Joselito, Belmonte, Ponce, PadillaRuiz Miguel, letzterer ist ein Spezialist, genau wie heute Ferrera und Castaño, die sich ihren Weg nach oben, über die corridas duras suchen.

Mittwoch, 19. Februar 2014

Encastes duras - Schwierige Stiere (1. Teil)

Über die Vorlieben der toreros und woher diese kommen
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von Colin Ernst
(Fotos: La Tauromaquiamundotoro)



Als aficionado, der sich sehr für die Stierzucht interessiert, verfolge ich die Planungen der verschiedenen carteles für die grossen und kleinen ferias mit besonderem Interesse. Nicht nur welche toreros zusammen auftreten, sondern auch welchen ganaderías sie sich stellen. Seit ewigen Zeiten haben die toreros ihre Vorlieben, was in den letzten Jahren zu einer gewissen Eintönigkeit bei den corridas geführt hat. Oft sah man die gleichen toreros, mit den gleichen ganaderías beziehungsweise encastes. Viele aficionados haben dies beklagt und es scheint, das unsere Klagen etwas Gehör gefunden hat. Victorino Martin, sagte kürzlich in einem Interview, das sich eine "figura", ein Star torero sich jeder encaste stellen können muss (Siehe SfA TAUROZITAT: Wer zu den Grossen gehören möchte ...). 

Als einer der ersten toreros del arte – Künstlertoreros, hat Miguel Angel Perera sich bereit erklärt, zu San Isidro den sogenannten encastes duras entgegen zu treten. Den Victorinos und den Adolfos (Beide ganaderías führen das Blut der Albaserradas, was eine Kreuzung aus Santa Colomas und Saltillos ist). 

Der torero artista Miguel Ángel Perera will sich den toros duros stellen
Was aber hat es mit Vorlieben der toreros und den „duras“ auf sich? Beginnen wir mit den Vorlieben eines toreros. Jeder hat seinen Stil, seine eigene Art, den Stier zu zitieren, zu bewegen, an zu halten und zu dominieren. Mit dem einen Stier gelingt es quasi spielend, mit dem andern nur schwer, mit manchen gar nicht. In der Ausbildung zum torero, als novillero, beginnen sie mit Kälbern zu trainieren, später mit Kühen, nehmen an tentaderos teil. So lernen sie ihr Handwerk. Wie in allen Professionen, beginnt man mit den Vorlieben dort, wo man Erfolgserlebnisse hat. Hat man einmal mit einem Rind eine gute faena gezeigt, gibt es, neben dem Applaus auch die Sicherheit, beim nächsten res dieser ganaderías. Denn nun kennt der torero schon die Eigenart dieser Zucht. Er lernt in Laufe dieses praktischen Trainings viel über die Art, wie das Tier angreift, oder, wie zum Beispiel für einige Blutlinien charakteristisch, das nach oben stossen der Hörner, sobald sie die capa oder muleta vor den Augen haben. Andere ganaderías, anderes comportamiento. Man lernt, welche Züchtungen Schwächen in Vorder- oder Hinterbeinen haben, so das man lernt, die Schwächen oder auch die Stärken auszugleichen. 

Nun hat der torero, im Laufe der Lehrjahre, bestimmte ganaderías kennen und schätzen gelernt. Er hat vielleicht dem tentadero beigewohnt, in dem die zukünftige Mutterkuh geprüft wurde und ein paar Jahre später, steht er ihrem ersten Sohn gegenüber. Er wird sich an das Benehmen und die Qualitäten der Mutter dieses toros erinnern. Wahrscheinlich kennt er auch den semental, den Vater dieses Stieres. Nun, zu Beginn einer corrida, sucht er die Plus- und Minuspunkte der Eltern in dem Stier und kann so eine intelligente, künstlerisch wertvolle Arbeit aufbauen. Hat dieser torero mit dieser „Familiengeschichte“ Glück hat und triumphiert, dann wird er mit Sicherheit nicht Nein sagen, wenn er noch mal und noch mal gebeten wird, mit Exemplaren dieser ganaderías oder encaste anzutreten. In ihren Anfangszeiten, kümmert es die jungen toreros wenig, mit welchen Züchtern sie sich zeigen können, Hauptsache, sie können überhaupt auftreten. Erst viel später können sich es die toreros leisten, bestimmte ganaderías zu bevorzugen. Auf dem langen, steinigen Weg nach oben, haben sie auch viele Stiere kennen gelernt, die ihnen nicht behagten, sie sogar schwer verletzten. Auch dies behalten sie in ihrem Gedächtnis, die meisten, um aus ihren Fehlern zu lernen, andere, um solche Begegnungen in Zukunft zu vermeiden. Den Tag, an dem ein torero beinahe hilflos in einer plaza steht, weil der Stier nicht reagiert, wenn er sich nicht zur estocada aufstellen lässt, wenn er ständig den Kopf hoch trägt und, und, und,..., wird der torero nie vergessen. Das wiegt schwerer als eine cornada

Sabios, wie Enrique Ponce, von dem man sagt, ihn habe eine vaca geboren (natürlich im Scherz), haben nicht nur allen encastes gegenüber gestanden. Viel mehr. Jemand wie er, mit über 25 jähriger Erfahrung, kennt alle Vatertiere, Mutterkühe und deren Nachfahren, der verschiedenen ganaderías. Vom toro, den er mitunter indultiert hat, kennt er wahrscheinlich die ganze Ahnenreihe persönlich. Auch er hat seine Vorlieben, was aber für den maestro nicht heisst, dass er nicht mit anderen ganaderías antritt. Andere toreros riskieren das erst gar nicht.

Enrique Ponce, der sabio unter den maestros
Im Grunde ist das nicht anders, als wenn wir uns einen Hund zulegen. Der eine kann mit einem Jagdhund nichts anfangen, der andere kommt mit einem Hütehund nicht zurecht. Als Reiter bevorzuge ich Pferde mit viel Vollblut, viele meiner Kollegen lesen die Abstammungspapiere und steigen gar nicht erst auf. Aber warum sehen wir in manchen Dekaden so viel Einheitsbrei in den plazas? Das liegt zum Teil an der Ausbildung des Nachwuchses, dem geflüstert wird, das er mit dieser encaste nicht triumphieren kann. An den Star toreros, welche die Idole der novilleros sind und oft ihren eigenen Interessen gemäss, ihre Lieblingsganadería ordern. Und an den empresarios, die schon seit Jahren ihre Vorlieben haben. Das kann der Preis für die Tiere, oder aber auch der Erfolg an der taquilla sein, der ihn motiviert, in seiner feria eine bestimmte Blutlinie zu promovieren, mit toreros, von denen er annimmt, dass sie mit diesen am besten aussehen. Viele puertas grandes sind auch sein Gewinn.

Dienstag, 18. Februar 2014

Das erste Mal (2. Teil)

HINWEIS: Die blau-kursiven spanischen Fach-Begriffe
sind mit dem deutschsprachigen Lexikon des Stierkampfs verlinkt.

Wer das erste Mal einen Stierkampf besucht sollte gewisse Punkte bedenken

2. Teil: Vor dem Stierkampf
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von Philip de Málaga



Zeitig ankommen, lohnt sich

In Spanien beginnen zwei Dinge mit ziemlicher Pünktlichkeit. Die kirchlichen Messen und die corridas. Somit ist es empfehlenswert schon zeitig an der plaza de toros zu erscheinen. Und wer es sich einrichten kann sollte auch frühzeitig dort ankommen, allein schon deswegen um das einzigartige Ambiente ausserhalb der plaza geniessen zu können. Die anliegenden Restaurants, Bars und Cafeterías sind gefüllt mit aficionadostaurinos, welche sich voller Inbrunst der bevorstehenden corrida widmen. Da werden die letzten Auftritte der heutigen toreros analysiert, man tauscht sich über die ganaderías aus, man träumt von seinen Favoriten oder schimpft über Versager im ruedo. Man erinnert sich an grosse Momente in der tauromaquia, und die Erwartungen für diesen tarde de toros sind wie jedes Mal in der Regel recht hoch. Auch wenn unbekannte toreros antreten, oder welche, die vom Glück nicht gerade verfolgt werden, die Hoffnung unvergessliche Momente an diesem Nachmittag zu sehen zu bekommen manifestiert sich stets im Unterbewusstsein. Uns so trifft man sich im Vorfeld, erfreut sich dabei spanischer Delikatessen wie den Käse aus der La Mancha, Oliven aus Jaén oder den Serrano-Schinken und mit Bier, Sherry und Wein schmeckt gleich alles viel besser. Man ist nun vorbereitet, die toros können kommen.

Bei spanischen Delikatessen sich auf die corrida vorbereiten
Auch ein Blick auf das Publikum lohnt sich. Gerade in bekannten plaza de toros wie Madrid, Sevilla, Valencia und anderen zeigen sich Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Elegant gekleidet treten sie auf, bekennen sich als aficionados und man erkennt schnell, die toros sind ohne Frage ein gesellschaftliches Ereignis.

Vor den Toren der plaza selbst versuchen Wiederverkäufer ihre letzten entradas an den Mann zubringen. Offiziell dürfen sie dafür nicht mehr als zwanzig Prozent Aufschlag nehmen, aber gerade bei Touristen und wenn Startoreros antreten schnellen die Preise zügig in die Höhe.

Gelegentlich tummeln sich auch einige wenige antitaurinos im Umfeld der plaza und versuchen die Besucher von der corrida mit lauten Geschrei abzuhalten. Jedoch erreichen sie damit gar nichts, sind sie sowieso nur in einer bescheidenen Minderheit angetreten. Sie dürfen dieses nur mit behördlicher Genehmigung tun, und werden in der Regel durch Polizeieinheiten von den Besuchern der toros abgeschirmt. In Frankreich ist das Demonstrieren in der Nähe von plaza de toros per Gesetz verboten, da auch beim französischen Nachbarn die tauromaquia zum nationalen Kulturgut erklärt worden und somit zu schützen ist.

Es ist Zeit Platz zu nehmen

Es empfiehlt sich ungefähr zehn bis fünfzehn Minuten vor Beginn der Veranstaltung seinen Platz aufzusuchen. Zum einen, um sich erst einmal umzuschauen und zum anderen, im Falle, sollte die corrida schon begonnen haben, gibt es plazas, welche die Besucher während der lidia des ersten toros nicht zu ihren Plätzen lassen, damit andere Zuschauer nicht gestört werden können.

Hat man erst einmal die entsprechende puerta gefunden und die plaza de toros betreten, sollte man sich erst einmal ein almohadilla besorgen, ein Sitzkissen, denn zwei Stunden oder auch länger auf den steinigen asientos in den tendidos zu sitzen könnten unbequem werden.  

Wenn man seinen Platz eingenommen hat sollte man sich die Zeit nehmen, sich zu orientieren. Wenn etwas bei den toros so ganz unspanisch scheint, so ist es die Pünktlichkeit. So sollte man als erstes die grosse runde Uhr auszumachen, an welcher sich der Zeitablauf der corrida richten wird. Diese befindet sich in der Regel ganz oben, unter- oder oberhalb des Daches der andanada, dem obersten Rang, auf der Seite der sol.

Richtet man nun seinen Blick, von der Uhr aus auf die entgegengesetzte Seite des ruedos entdeckt man auf dem Dach die spanische Flagge, gegebenenfalls begleitet von lokalen Wimpeln. Etwas weiter unten, im ersten Rang, dem grada findet sich der palco presidencial. Von dort aus leitet der presidente mit seinen zwei asesores artístico die gesamte Veranstaltung.

In einigen plaza de toros gibt es noch einen palco real. Eine Ehrenloge, welche ausschliesslich für das spanische Königshaus und seine Gäste reserviert ist. Diese ist dadurch gekennzeichnet, dass die Brüstung mit einem dunkelroten Samttuch verziert ist, worauf sich das königliche Wappen befindet. Ist kein Vertreter des Königshauses anwesend, bleibt der palco während der corrida leer.
Etwas weiter links oder rechts vom palco presidencial befindet sich auf den obersten Plätzen die banda taurina, also jene Musikkapelle, welche mit den berühmten paso dobles das festejo taurino begleiten wird. Laut dem reglamento taurino ist die banda taurina so weit weg wie möglich von den corrales zu platzieren, damit die dort wartenden toros durch die Lautstärke der Musik nicht gestört werden.

Kommen wir wieder zurück zur Seite mit der Uhr. Unterhalb von ihr befinden sich jeweils rechts und links ein Zugang zum ruedo. Bei dem kleineren Tor handelt es sich um das toril, wodurch der toro das ruedo betritt. Durch das andere grössere portal, der puerta grande betreten die Akteure mit einem paseillo das Geschehen.

Links: Toril wo der toro eintritt. Rechts: Puerta grande wo die Akteure eintreten
Werfen wir noch einen Blick ins ruedo. Dieser hat in der Regel einen Durchmesser zwischen 45 und 60 Metern. Er wird von einer barrera mit einer Höhe von 1.60 Metern umgeben. Auf dem Sand befinden sich zwei Kreise, meistens in weisser Farbe, manchmal auch in rot. Diese dienen vor allem dem tercio de varas, also jenem Drittel der picadores. Die äussere Linie kann der picador überschreiten, sollte er aber nicht. Die Innenlinie zu überqueren ist ihm dagegen vollkommen untersagt. Denn Innenbereich nennt man medios, und vor allem toros bravos verstehen es sich in dieser Zone zu beweisen.

- Fortsetzung folgt

© Philip de Málaga

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