Donnerstag, 14. April 2016

Stierkämpfe in Cáceres, auch ohne Subventionen




von Philip de Málaga


Und wieder wurden die Stiere zu einem Politikum
Die sozialistische Opposition 
will mit einer 170-jährigen Tradition brechen
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Eigentlich kam die Nachricht am Montag nicht überraschend. Im Rathaus von Cáceres in der Region Extremadura hat man darüber abgestimmt, ob die plaza de toros mit ihren festejos taurinos weiterhin mit 25.000 bis zu 40.000 Euro subventioniert werden soll. Schon lange gäbe es eine tradición taurina, schliesslich wurde der coso Era de los Martires schon im Jahr 1846 eingeweiht.  


Obwohl in der Gemeinde mit knapp 100.000 Einwohnern die konservative PP mit Doña Elena Nevado del Campo die Bürgermeisterin stellt, reichte es nicht, um die tauromaquia auch weiterhin zu unterstützen. Nachdem schon eine Abstimmung am 17. März diesen Jahres scheiterte, wollte die PP es in einer ausserordentlichen Sitzung am vergangen Montag wieder herstellen. Zwar stellt die PP die stärkste Partei, aber es reichte nicht aus. 




Elena Nevado del Campo
Die Bürgermeisterin Elena Nevado del Campo hat für die Vorgehensweise der Opposition kein Verständnis. Cáceres sei ein Ort mit taurinischen Wurzeln, und hier versucht man doch lediglich mit politischen Spielereien eigene parteipolitische Interessen zu vertreten. Man werde das Ergebnis nicht so einfach hinnehmen und juristische Schritte in die Wege leiten, denn hier mische sich die Opposition in den Befugnisbereich des Bürgermeisters ein, wozu die Handhabung der plaza de toros eindeutig gehöre. 

Obwohl ausser der PP alle gegen die Subventionen stimmten, bedeutete dies nicht, wie auch von der Bürgermeisterin angedeutet, dass sich auch alle gegen die toros aussprachen. Bei den Sozialisten sah man in den festejo taurinos eine Propagandaveranstaltung der PP, denn in Cáceres würden relativ viele aficionados leben. Dies bewies unter anderem eine Manifestation am vergangenen 23. März, wo zahlreiche Bürger für die toros auf die Strasse gingen um für die kulturelle Freiheit zu demonstrieren und gegen die politischen Allüren des Rathauses.

Auch bei der neuen politischen Kraft in Spanien, Ciudanos, sieht man es differenziert. Man sei grundsätzlich nicht gegen die toros, aber um corridas zu veranstalten, müssten die empresas mehr arbeiten um alles dran zu setzen es selbst finanzieren zu können.

Der coso Era de los Martires aus dem Jahr 1846, damals und heute.
Gesagt, getan, im sector taurino wurde man hörig und die empresa Tauroemoción kam ins Spiel. Unter der Führung ihres empresarios Alberto García hat man der Stadt angeboten, die nächste feria taurina auszurichten, ohne Subventionen zu beantragen. Aber nicht irgendein festejo taurino will man anbieten, sondern figuras sollen ein cartel schmücken, wie die maestros Enrique Ponce, Morante de la Puebla oder El Juli.
Schon bald wieder bekannte figuras in Cáceres?
Cáceres war schon immer eine Gemeinde sehr taurino. Die toros spielten hier schon seit 1846 eine besondere Rolle. Das sind stolze 170 Jahre! Sind Teil des Lebens im Herzen der Estremadura. Grund genug von einer Tradition zu sprechen. 

Auch heute noch gibt es viele aficionados und vor allem werden zahlreiche Aktivitäten organisiert, ein junges Publikum an die mundo de los toros heranzuführen. So besuchen toreros einige Schulen um von ihrer Arbeit und Berufung zu erzählen,  in der plaza de toros finden öfters Veranstaltungen statt, wo das toreo del salon präsentiert wird und einigen Instituten stellt man Unterrichtsmaterial zur Verfügung, zu denen unter anderem capa und muleta gehören. Auch im Städtischen Museum finden zahlreiche Dokumente welche die traditionsreiche Geschichte von Cáceres in der tauromaquia repräsentieren.

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt auf, dass in Cáceres bis heute die toros fünf Mal ausgesetzt worden sind: In den Jahren 1854 und 1855 aus Gründen der Cholera, 1890 ebenfalls wegen einer Epidemie und schliesslich in den Jahren 1902, 1907 und 1987, weil kein Geld in der Kasse des Rathauses war.

Die toros und Cáceres gehören zusammen und sollten nicht als politischer Spielball missbraucht werden. Da steht eine Gemeinde eindeutig hinter der Tradition. Und die Parteien sollten hier weder gegen das Rathaus noch gegen die Bürger ein Kulturgut abwerten, nur um eigene Interessen durchzusetzen.
Ein cartel aus vergangen Tagen.