Samstag, 30. März 2013

Angriff auf die Demokratie




von Philip de Málaga


In San Sebastián soll es in den nächsten zwei Jahren keine Stiere mehr geben
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Keine toros mehr im Illumbre?
(Foto: mundotoro)
Kann eine Stadtverwaltung eine Entscheidung alleine treffen, wenn sie über 75 Prozent der Stadträte diesbezüglich gegen sich weiss? Man möchte meinen, eigentlich nicht. Doch im baskischen San Sebastián sieht das die regierende Partei BILDU ein wenig anders. Mit einem Minderheitskabinet von gerade mal 24 Prozent wurde in dieser Woche von Bürgermeister Juan Carlos Izagirre Hortelano eine Ausschreibung für einen Pachtvertrag der Illumbre, der plaza de toros von San Sebastián herausgegeben. Allerdings seien keine festejos taurinos, keine toros mehr zugelassen. Der neue Pachtvertrag gelte für zwei Jahre. Die komplette Opposition, bestehend aus PSOE, PP und PNV die schon in einem Plenum Ende Dezember letzten Jahres mit einer 75-prozentigen Mehrheit sich der abolición de los toros in ihrer Gemeinde widersetzte, zweifelt die Rechtsgültigkeit des Vorgehens von BILDU an. 

In Katalonien konnte man es ja noch nachvollziehen. Oder besser gesagt nachzählen, denn dort stimmten immerhin, wenn auch nur knapp, die Mehrheitsverhältnisse gegen die toros. Doch hier in San Sebastián?

Die sozialistische Stadträtin Marisol Garmendia spricht von den Allüren eines Bürgermeisters. Allüren, welche obendrein den Steuerzahler viel Geld kosten. Mit den neuen Vorhaben mit der plaza de toros fliessen in diesem Jahr gerade mal um die 25.000 Euro in die Stadtkasse. Mit den toros wären es 175.000 Euro gewesen. Mit anderen Worten, die Stadt verliert runde 150.000 Euro. Eine einfache Rechnung.
Und das in der baskischen Küstenstadt die toros keine Tradition hätten kann es auch nicht sein. Schliesslich gab es die erste plaza de toros schon 1851. Der jetzige überdachte  coso ist allerdings relativ neu. Mit einem Fassungsvolumen von 10.300 localidades wurde er 1998 eingeweiht. Und überhaupt, zu behaupten die Basken hätten mit der corrida nicht so viel am Hut, liegt weit von der Realität entfernt. Denn in der Tat kann sich das Baskenland sehr wohl mit der klassischen corrida de toros identifizieren.  

Da fragt man sich, was bewegt eigentlich Juan Carlos Izagirre? Der Tierschutz ist es genauso wenig wie in Katalonien. Denn gegen andere fiestas populares hat die BILDU durchaus nichts einzuwenden. Jon Ander Sanz von ¡Toros en Donosti, si! sieht in der BILDU eine Partei welche relativ wenig von Politik verstehe und lediglich daran interessiert sei ihre Flagge hoch zu hängen. Eine Partei, die selbst den AVE, jenen Hochgeschwindigkeitszug ablehne versuche doch nur durch spektakuläre Aktionen die Aufmerksam zu erregen.