Dienstag, 17. Januar 2017

Die erste Begegnung mit den Stieren





von Philip de Málaga



Wie sah die erste Auseinandersetzung 

zwischen Mensch und Stier aus?
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Für viele taurinos sind die Sprünge über die toros die am ältestesten noch existierende Form der ersten "kämpferischen" Begegnung zwischen Mensch und Stier. Dabei sollen die Menschen den Angriffen der toros in einer athletischen Weise ausweichen. Sei es durch einen Sprung über die Tier, ein Salto oder das galante zur Seite treten, wobei der Körper betont dem Angriff der Hörnern ausweicht. 





Diese Art von festejos taurinos werden von so genannten recortadores bestritten. Diese Art, sich mit den toros auseinander zu setzen findet ihre Ursprünge im 14. Jahrhundert, vor allem in den nordspanischen Regionen Aragon, dem Baskenland, La Rioja und Navarra. Einige aficionados sehen in jener Epoche die Wiege der tauromaquia. Denn auch schon im Mittelalter, weit vor den Zeiten der tauromaquia wurden die Tiere getötet. Damals nannten sie die Stiertöter matatoros. Und im Gegensatz zu den heutigen matadores vollbrachten diese als suertes so genannte recortes, wie Sprünge über die toros, oder fieras, wilde Tiere, wie man damals die Stiere zu nennen pflegte.
Carlos II, war er der erste
Gastgeber einer fiesta taurina?

Im Jahr 1370 hat es ein festejo taurino mit zwei matatoros (einer Christ, der andere Maure)  in Pamplona gegeben und der König Carlos II selbst, war dort anwesend. Diese Veranstaltung gilt als erste dokumentierte fiesta taurina.

Doch der wahre Ursprung geht viel weiter zurück. Das der Stier in der Mythologie eine Rolle spielte, dürfte weitgehend bekannt sein, steht er doch vor allem als Symbol für die Fruchtbarkeit.  Aber auch in der antiken Realität taucht er auf. Genauer auf der griechischen Insel Kreta während der minoischen Kultur in den Jahren 2.650 bis 1.400 v. Chr. Dort vollführten junge Männer wagemutige Sprünge über wilde Stiere. So fand sich im oberen Thronsaal des Palastes von Knossos (Kreta) eine Wandmalerei, welche diesen Stiersprung darstellte. 
Wandmalerei im Palast von Knossos auf Kreta (Griechenland)
Sir Arthur John Evans
Wie jedoch dieser Sprung im einzelnen ausgeführt worden ist, darüber gibt es nur Vermutungen. Der britische Archäologe Sir Arthur John Evans (1851 - 1941) galt als der Entdecker der minoischen Kultur. Am 23. März 1900 begann er die Ruinen von Knossos freizulegen und teilweise zu restaurieren. Dabei entdeckte er auch zahlreiche Fresken, wie die Darstellung der Stiersprünge. Hierzu fertige der Archäologe eine Zeichnung an, auf dem dieser Sprung rekonstruiert worden ist. Jedoch ist diese Darstellung nicht unumstritten.
Sir Arthur Evans, excavato at Knossos, provided this “diagrammatic sketch of [an]
acrobat’s course” to show the sequence of movements in bull-leaping.
From The Palace of Minos , page 223, fig. 156.
Laut Evans fasste der Springer den wild daher kommenden Stier beim linken Horn, schwang sich dann über den Kopf des Stieres mit einem Salto auf den Rücken des Tieres, wo er mit beiden Beinen zum Stand kam um dann über das Hinterteil auf den Boden zu springen. Ein ohne Frage spektakuläres Manöver, was man sich kaum vorstellen kann. Denn bis heute hat man dieses weder bei den recortadores noch im Zirkus zu sehen bekommen.

Eine 4.000 Jahre alte Bronzefigur. Über dem Kopf zwischen
den Hörnern erkennt man ein eine sich bewegende Person.
Eine weitere Bronzefogur, datiert um 2.400 bis 1.700 v. Chr. deutet darauf hin, dass sich Menschen über die Hörner der gefährliche wilden Stiere begeben haben. Selbst Malereien aus dem Nildelta deuten auf solche wagemutigen Sprünge hin. Trotzdem bleibt nach wie vor unklar, ob es überhaupt solche Sprünge gegeben haben soll. Denn die wissenschaftlichen Beweise bleiben noch aus. 

Obwohl man sich bezüglich der Stiersprünge, die ersten Darstellungen werden auf 2.700 bis 2.150 v. Chr. datiert, nicht einigen kann, ist man ziemlich davon überzeugt, dass der allgemeine Stierkult vor allem im Mittelmeerraum verbreitet ist, womit man sich auch die Entwicklung und Verbreitung in Spanien, Portugal oder Südfrankreich in verschiedenen Ansätzen erklären kann.