Montag, 9. September 2013

Dax: Mano a mano




von Colin Ernst


Leider konnte Morante an die Leistung der goyesca nicht anschliessen.
Der Franzose Sebastián Castella war da etwas erfolgreicher.
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Die beiden maestros wünschen sich Glück
(Foto: mundotoro)
Das mano a mano gestern in Dax, Frankreich, mit toros aus drei verschiedenen ganaderías versprach ein interessantes Event für toristas und toreistas zu werden. Stand Morante de la Puebla gestern noch sechs Domecqs gegenüber, hatte er es am Sonntag mit drei verschiedenen Zuchten zu tun, Alcurrucén, Garcigrande und den Victorinos. Letztere gelten als gefährlich und werden von den figuras eher gemieden.

Für den französischen matador de toros, Sebastian Castella, ebenso wie für Morante waren die toros der Alcurrucén nicht für eine Trophäe gut. Mit dem Victorino verstand sich Castella sehr gut. Der Stier, wenn auch etwas knapp an Stärke, erlaubte dem torero eine schöne faena larga, immer wieder leistete „Conducido“ den Aufforderungen des Franzosen folge. Nach einem aviso, sass die estocada gut, was mit einer Trophäe, einem oreja belohnt worden ist. Dem Stier applaudierte das Publikum im arrastre

Sebastián Castella mit einem derechazo (Foto: mundotoro)
Die zweite Trophäe, erarbeitete sich der diestro mit den guten toro der ganadería Garcigrande. Wenig spektakulär aber sehr sauber, seine Arbeit mit seinem dritten Stier bei diesem Wettstreit mit maestro Morante.

Ein toro von Sebastián Castella hatte andere Pläne (Foto: mundotoro)
Gestern noch in Ronda gefeiert, hatte der Boheme aus Sevilla es am nachfolgenden Tag nicht so einfach. Die toros lagen ihm nicht wirklich, was verhinderte, daß er die ganze Schönheit seiner Kunst vorführen konnte. Am besten sah de la Puebla noch mit dem toro der Garcigrande aus, ein schöner quite, die Füße geschlossen bei der veronica und ein guter remate waren ein kleiner Höhepunkt für die „Morantistas“ in der vollen plaza von Dax

Morante de la Puebla führt eine veronica aus (Foto: mundotoro)
Mit dem toro der ganadería Victorino Martín hatte er einen gefährlichen, ernsthaften Gegner. Der Stier wurde hart geprüft im tercio de varas, was seine Gefährlichkeit nicht minderte. Dem banderillero Antonio Jiménez Lili“ brach er bei seinem Akt die Hand und auch der banderillero Paco Peña bekam die volle Wut des toro bravo zu spüren, eine voltereta, ohne ernste Konsequenzen. 

Ein banderillero wird erwischt (Foto: mundotoro)
Morante stellte sich recht gut dem gefährlichen Gegner, entlockte ihm einige sehr gute muletazos. Hätte er nach zwei avisos auch noch gut getötet, wäre ihm eine Trophäe sicher gewesen. So allerdings ging der maestro leer aus. Das Publikum forderte eine vuelta al ruedo für den tapferen Victorino, die wurde aber nicht vom Präsidenten gewährt. „Matemáticas“ wurde von den Zuschauern mit einer ovación belohnt.

Muletazo von Morante (Foto: mundotoro)
Tiefgeführtes derechazo von Morante de la Puebla (Foto: mundotoro)
Ein etwas enttäuschendes mano a mano. Von den toros der Alcurrucén hatte ich mehr erwartet. Das gute Abschneiden von Sebastian Castella mit dem Victorino hat mich positiv überrascht. Maestro Morante…, Morante eben, da darf man nie zu viel erwarten. Gestern mit den passenden Stieren ein berauschendes Fest, heute mit nicht so willigen Kampfgenossen eher bescheiden. Dem banderillero Morantes „Lili“, wünsche ich baldige Genesung und schnelle Rekonvaleszenz, schließlich steht die Saison in Südamerika bald an, wo sein maestro mit Sicherheit nicht fehlen wird.  
Auch im französischen Dax waren die Ränge fast gefüllt. Mehr als 8.000 Zuschauer

Morante - Emotion und Kunst




von Colin Ernst


Ronda in Ekstase - Morante de la Puebla überzeugt
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(Foto: mundotoro)
Wie soll man über eine corrida berichten, von der selbst der anwesende Zuschauer nicht mehr weiß, was er gesehen hat … Morante de la Puebla hat alle verzaubert! Ließ keine Wünsche offen – pure Kunst, gepaart mit der Perfektion die nur er zu zeigen weiss. Hinreißend mit der capa, mitreißend mit der muleta und überraschend mit den banderillasel duende, der maestro Morante eben.

Das Ambiente in Ronda war schon spektakulär, es schien, als wäre die ganze Welt auf den Beinen um den Boheme aus Sevilla zu sehen. Die historische plaza voll bis unters Dach, auch ich hätte mein letztes Hemd gegeben, um dabei zu sein.

Der erste toro aus der ganadería Juan Pedro Domecq, war enttäuschend. Flojo und kraftlos. De la Puebla wollte sich mit ihm nicht den tarde verderben und griff recht schnell zum Degen. Wie soll auch ein Künstler ein Konzert in der Royal Opera, mit dem Klimperkasten, der bei mir im Wohnzimmer steht triumphieren – gebührt ihm doch ein Steinway Flügel. So ist eben Morante, wenn der toro seinen Ansprüchen nicht genügt, lässt er es nicht zu, das das Publikum beleidigt wird, oder der Stier ein erbärmliches Bild abgibt.

(Foto: mundotoro)
Der zweite toro präsentierte sich zu Anfang sehr kompliziert und suelto, was sich aber nach dem tercio de varas erledigt hatte. Veronicas mit der capa, molinete und sensationelle pases – darauf hatte das Publikum und der maestro selbst gewartet. Tötete mit einer estocada corta und bekam die erste Trophäe, ein oreja, des Nachmittags zugesprochen.

Der dritte der Domecq`s war noble was den maestro animierte. Sanftes Führen der muleta, beinahe lässig, elegant, mit lockerem Handgelenken das rote Tuch dirigierend vor den Augen und Hörnern des toros. Ein remate in drei naturales, impresionante. Wunderschön! 

(Foto: mundotoro)
Auch diesen, sehr würdigen Vertreter der ganadería J. P. Domecq, tötete er mit einer estocada corta. Es war mehr als ersichtlich, wie dem torero aus Sevilla dieser Stier zusagte. Toreo al gusto, disfrutando, dem torero gefiel seine Arbeit und er hat es genossen. Dos orejas das ersehnte Resultat, welches dem maestro endlich die puerta grande in Ronda öffnen sollte. (In seiner Laufbahn ist es Morante noch nie gelungen die puerta grande in Ronda zu öffnen)

Toro Nummer Vier, Name “Fabuloso“ war nichts für den intensiven Stil des maestro. Etwas schwach und nie nach vorne gehend, parado, ohne jegliche Intension, bereitete Morante ihm ein schnelles Ende, mit einer guten estocada.

(Foto: mundotoro)
Aus der ganadería Parladé, kam der vorletzte toro, welcher sich nicht recht mit der capa anfreunden konnte, der aufkommende Wind tat sein Übriges dazu. Insgesamt gaben die Beiden kein harmonisches Paar ab. Es gab zwei avisos, denn es dauerte lange, bis Morante den Stier richtig platziert hatte. Das Publikum hatte auch mehr erwartet, keine Trophäe für den maestro.

Nun musste der sechste de la tarde es richten und zum letzten Mal raffte sich de la Puebla auf, sein Publikum in Trance zu versetzen. Empfing den Stier mit larga de rodillas, gebeugtem Knie, wunderschöne veronicas, die capa wie Schmetterlingsflügel im Wind. Zu aller Überraschung griff der maestro selbst zu den banderillas

(Foto: mundotoro)
Puro y duro, pur und hart, sein Auftritt. Wann bekommt man das schon mal zu sehen, Morante mit banderillas noch dazu perfekt ausgeführt und gut platziert. Aber auch ein Künstler und Boheme kann zeigen, das ihm kein Risiko zu hoch ist und das er Humor hat. Dies bewies er mit dem dritten Paar banderillas. Lies sich einen Stuhl über die barrera reichen, und bleistiftlange banderillas. Machte es sich auf dem Stühlchen bequem, übrigens schon seit dem ersten toro ohne zapatillas, mit lässig übergeschlagenen Beinen. So saß er da, in seinem schicken, taubenblau-schwarzen Goyesca Anzug, und erwartete den toro in aller Seelenruhe. Sein banderillero lenkte diesen in seine Richtung und Morante wartete bis zum vorletzten Moment. Als der toro zum Angriff ansetzte erhob sich Morante machte einen Schritt nach rechts, um die toro am Stuhl vorbei zu führen. Doch dieser peilte weiterhin den Stuhl an, Morante bewegte sich zurück, setzte die banderillas  und wich nach links aus. Der toro galoppierte weite und zerstörte den Stuhl. Großes Kino! Schallender Olés aus den Rängen. Pure Begeisterung. Leider schwächelte auch dieser toro von Domecq bei der Arbeit mit der muleta und die estocada des maestro war schlecht. Also kein oreja.  

Eigentlich war die corrida goyesca beendet, doch das Publikum dachte gar nicht daran die plaza zu verlassen und erhofften einen weiteren Stier, ein sobrero. Doch diesem Wunsch wurde nicht nachgegeben. Und so kam es, dass der maestro in das Privileg der puerta grande kam.

(Foto: mundotoro)
Aber eigentlich keine puerta grande, denn das reglamento taurino aus Andalucía, verlangt vier Trophäen bei einer corrida mit 6toros6 und espada unico. Ich denke, das Publikum hätte sich zerrissen um Morante de la Puebla nach dieser corrida auf den Schultern durch die puerta grande zu geleiten. Diese Geste dürfte ein symbolisches oreja des Publikums gewesen sein, dankbar für diesen unvergesslichen Nachmittag.