Freitag, 16. September 2016

Toro de la Vega - Toro de la Peña - und der Stier ist doch tot




von Philip de Málaga



Immer noch viel Polemik um das Stiertreiben in Tordesillas
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Sein Name ist Pelado, er ist im Dezember 2011 geboren, also fast fünf Jahre alt, brachte 670 Kilo auf die Wage und kam mit der Nummer 112 von der ganadería Jaralta. Er war der erste toro beim encierro Toro de la Peña, welches nach einer fünfhundertjährigen Tradition das bekannte Stiertreiben Toro de la Vega in der  Ortschaft Tordesillas im nordspanischen Kastilien-León ersetzte. Der Unterschied zu der vorherigen Tradition, der toro durfte beim encierro weder von den caballeros mit den Lanzen verwundet noch getötet werden.
Der toro "Pelador" von der ganadería Jaralta
Der Unterschied zu der vorherigen Tradition des Toro de la Vegas, der toro durfte während des encierros weder von den caballeros mit den Lanzen verwundet noch getötet werden. Und nach neunzig Minuten wieder in die corrales gebracht werden.

Fast pünktlich so kurz nach elf Uhr begann am letzten Dienstag der Toro de la Peña. In diesem Jahr jedoch mit weitaus weniger Zuschauer. Der Lauf des toros war derselbe wie der aus der traditionellen Torrr Der Startschuss war gegeben, das Gatter des corrales wurde geöffnet und Pelado wurde vom Plaza Mayor erst durch die Strassen getrieben.

Dann über die Brücke des Flusses Douro 


Und schliesslich auf die Aue, eben die Vega, wo der Name des festejo popular Toro de la Vega ursprünglich auch entstanden ist.

Doch im Gegensatz zu den letzten 500 Jahren warteten hier auf den toro keine picas, jene stechenden Lanzen, welche auf ihn einstachen sondern abgerundete Attrappen um den toro zu provozieren, und vor allem findet er hier nicht in aller Öffentlichkeit den Tod. Auch wurde Pelador nicht direkt von Reitern konfrontiert. Nur ein paar wenige caballeros auf ihren Pferden wachten in unmittelbarer Nähe darüber, dass die Veranstaltung nicht aus dem Ruder lief. Hauptsächlich ging es darum, ähnlich wie in Pamplona dem toro zu Fuss zu begegnen. Während dieser suelta del toro wurde kein Beteiligter von den Hörnern des toros erfasst. 

Normalerweise sollte dieses festejo des frei laufenden toros über einen Zeitraum von ganzen neunzig Minuten laufen. Aber so weit kam es nicht, denn ein stark einsetzender Regen beendete schon nach einer Stunde das festejo, und die Verantwortlichen trieben den toro in den corral del Prado del Zapardiel. Dort hat man Pelado unter Narkose gesetzt und ihn zu einem anderem Ort überführt, wo er nach 24 Stunden in einem matadero getötet worden ist. Dieser Vorgang geschah unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Der stark einsetzende Regen führte zum Abbruch des Toro de la Peña
Wie offizielle Stellen mitteilten, wurde während des encierros einer Treiber von der Guardia Civil verhaftet, weil er versuchte mit einer authentischen lanza den toro Pelado zu attackieren. 

Und obwohl es keinen öffentlichen Tod gab hatten sich trotzdem eine kleine Gruppe von antitaurinos in Stellung gebracht um weiterhin gegen die mundo taurino zu protestieren. Den schliesslich würde zum einen das animal während des festejos populares einem enormen Stress ausgesetzt und zum anderen trotzdem, zwar nicht mehr öffentlich, getötet.

Ihnen gegenüber standen auf der Plaza Mayor an die 3.000 Befürworter dieser 500-jährigen Tradition, mit Schildern bewaffnet wie "Tengo derecho a mi fiesta" (Ich habe ein recht auf meine fiesta), "Tordesillas no se rinde" (Tordesillas wird nicht aufgeben), "Tradición, democracia y libertad" (Tradition, Demokratie und Freiheit) oder auch in ausfallenden Worten wie "Políticos cabrones, respetad las tradiciones" (Politische Scheisskerle, respektiert die Traditionen). Ein Tonfall, welchen man sich besonders von taurinos eher nicht wünscht, denn man sollte sich auf keinen Fall dem Niveau des antitaurinismo angleichen. "Man habe den Toro de la Vega auf diktatorische Weise verboten. Die Gesellschaft von Tordesillas sei ein Opfer der Manipulation der Medien, welche den Fokus auf diese torneo richtete. Damit öffne man die Tür für ein Verbot aller corridas.", verkündete ein Sprecher der Veranstaltung während man im Hintergrund die antitaurinos schreien hörte, "tauromaquia, abolición".
Ein klare Ansage!
Aber das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Denn das Rathaus von Tordesillas will weiterhin gegen die Entscheidung der Landesregierung klagen, und selbst dort tendiert man zwar mit einem Verbot, aber so richtig umgehen kann man dort mit der Situation auch nicht. Wie ein Sprecher der Regierung von Kastilien-León verkündete, der Toro de la Peña sei erst einmal eine Übergangsversion gewesen, um zahlreiche erhitze Gemüter erst einmal zu beruhigen.