Mittwoch, 25. Januar 2017

Die grössten Stiere der Welt?

Über die Vorfahren der Kampfstiere
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von Philip de Málaga



Wie gross darf eigentlich ein toro bravo sein, damit ein torero mit ihm im ruedo einer plaza de toros arbeiten kann? Man denkt da gewiss an die toros der ganadería Miura. Jene gefährliche Stierzucht, mit überdurchschnittlich grossen Exemplaren die schon mal die siebenhundert Kilo erreichen. Und bei kleineren matadores de toros fiel dann der Ansatz zur estocada schwieriger aus, weil eben die Schulter sich in einer für die Statur des toreros hohen Lage befand.

Der in der Geschichte bis jetzt schwerste toro bei einer corrida de toros gab es im Jahr 1932 in Barcelona. Der toro von der ganadería Don Manuel Arranz brachte ein Gewicht von 950 Kilo auf die Wage. Für den matador de toros David Liceago ein wahrer optisch überlegender toro. Eine faena mit muleta, capa und estoque wäre zur Unmöglichkeit degradiert worden. Eventuell im mutigen Zweikampf zu Pferde. Aber auch die rejoneadores oder picadores wären der Spannbreite der gewaltigen Hörner wohl nicht gewachsen gewesen. Wie soll man da den toro knapp passieren um die pica oder banderillas anzusetzen?

Barcelona 1932: der torero David Liceago mit einem 950-Kilo Stier
Und die Entwicklungsgeschichte der toros hat eine lange Vergangenheit. Die toros bravos gehören zu der Gruppe der Wildrinder, dessen Vorgänger die Bisons sind. Und jene Steppenbisons (Bos priscus) soll es schon vor 700.000 Jahren gegeben haben. Die damaligen Bisons waren wohl die ersten Huftiere, die wissenschaftlich nachgewiesen werden konnten. Und sie verfügten über ganz andere Dimensionen wie wir sie heute kennen. Zum Beispiel der amerikanische Bison (Bos latifrons) brachte es auf eine Höhe von zweieinhalb Metern, die Spannbreite seiner Hörne kam auf stolze zwei Meter und er hatte ein Gewicht von bis zu zweitausend Kilo. Ein authentischer Samson. Eine faena wäre mit diesem Exemplar wohl nicht möglich.
Der Bison latifrons (bis 20.000 v. Chr.) im Grössenverhältnis zu den heutigen  toreros
Erst vor ab ungefähr sechstausend Jahren begannen sich die Bisons zu verkleinern und passten sich immer mehr den heute bekannten Formen an.