Donnerstag, 30. Juni 2016

Einfach nur in Stille geniessen

Wie viel Afición benötigt ein deutscher Aficionado?
Ist es notwendig mit der Aktualität berieselt zu werden?
Muss er es in Worte fassen können?
Oder kann man sich auch einfach nur so daran erfreuen?
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von Philip de Málaga
(Fotos: Simon Casas Producción)

Da reden auch in den nicht-taurinischen Ländern die Menschen über die Stiere, über die mundo de los toros. Die einen mehr, die anderen weniger. Da gibt es jene mit grosser Kenntnis, andere mit wenigen Begegnungen und auch jene die sich daran erfreuen können, aber eigentlich eher wenig von der mundo taurino wissen. Da kommt einem doch die Frage in den Sinn, wie viel wollen wir eigentlich erfahren? Ist es wirklich notwendig, jeden Tag mit den Neuigkeiten konfrontiert zu werden, um mitreden zu können? Ist es von elementarer Bedeutung zeitgerecht zu erfahren was im ruedo der verschiedenen plaza de toros vor sich geht? Muss man up to date sein? Wohl kaum.

Mehr noch, wer sich im blindem Eifer auf die ohne Frage interessante wie vielfältige mundo de los toros stürzt, wird sicherlich mit gewaltiger Faszination daran gefesselt sein. Findet sich im Rausch des daher kommenden duende wieder. Hört den paso doble, fühlt die Momente der Ekstase, wenn der toro passiert, leidet mit einer jeden cornada, spürt in der eigenen Brust das Gleiten eines pase naturales, den Schwung der verónica, das vibrierende Ende der capa mit einer eleganten media verónica, um dabei den toro in das Leere laufen zu lassen ... bien. Muy bien! Was für ein Erlebnis. Momente auf welche die toreros hinarbeiten, ihr ganzes Leben lang, und die afición erhofft diese so häufig zu erleben wie möglich. Das wollen sie,  das wollen wir, die aficionados de toros, das Gefühl der Wahrheit, der Sensibilität, des Lebens, aber ...

Gibt es eigentlich einen Namen dafür, was ein aficionado spürt, fühlt, was seine Seele, seine Emotionen bewegt? Gewiss, man spricht von der afición a los toros. Nette Bezeichnung, aber nun drückt sie nicht annähernd das aus, was man empfindet. Allerdings wenn man es verdeutscht, klingt es anders. Leidenschaft für die Stiere.

Muss man ein aficionado de toros sein um die toros zu mögen? Ist es möglich sich an einer corrida de toros zu erfreuen, dass das Herz bei den suertes schlägt, bei Mut und Eleganz gar noch mehr?

Wer in die Tiefe geht, in seine eigene Vergangenheit schaut, dem fällt diese Frage zu beantworten nicht schwer. Denn fast alle aficionados hat schon Irgendetwas bei ihrer ersten Begegnung mit der mundo de los toros fasziniert. Etwas Einzigartiges. Gleich einem Stich in das noch nicht taurinische Herz ergriff einen die afición a los toros, und meistens konnte man die sich nicht einmal erklären. Man erkannte die Gefahr, sah das Leben in einer anderen Dimension, sieht in diesem Drama ein beeindruckendes, tief seelisches Schauspiel. Die Begegnung mit dem Tod, schreckt einen vielleicht vorerst ein wenig ab, kippt dann in Faszination, in einen Ausbruch innerer Gefühle, gleich einem Liebesakt. Man beginnt etwas zu mögen, was man nicht für möglich gehalten hat. Der freie Wille schiebt sein inneres Bewusstsein in eine Anerkennung des Neuen, des unbegreiflich Schönen. Eine Haltung inniger und tiefer Verbundenheit zum torero wie zum toro, der lidia zwischen Mensch und Tier in ihrer Gesamtheit, im Spiel von sol y sombra. Versunken in der Harmonie des toreos erfreut man sich am Leben, am Dasein, und wenn dann die Olés durch die plaza hallen, dann weiss man, dass man nicht der einzige ist, der so fühlt und so denkt.

Tauchen wir ein in Momente der taurinischen Inspiration des Lebens. Lassen wir Worte, Worte sein und sehen den maestro José Tomás in Alicante diesen Jahres, auf nur wenigen Bildern, welche aber Bände sprechen: