Montag, 6. Mai 2013

Und wenn es gar keine Tortur ist?

Antitaurinos benutzen für Ihre Werbekampagnen ein Vokabular, 
welches eigentlich nicht mal gerechtfertigt scheint.
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von Philip de Málaga

Wir haben sie alle schon mal gesehen. Die Demonstrationen von antitaurinos die lautstark gegen die corridas wettern und nicht mal zögern die afición auf das Schlimmste zu beschimpfen. Und dabei gibt es immer wieder ein Wort dass in den Vordergrund gestellt wird. Tortura. Die toros wären keine cultura sondern tortura. Stierkampf sei keine Kultur sondern eine Tortur. Wenn man den letzten Satz gelesen hat erschliesst sich auch einem, wieso die Wahl auf dieses Wort fiel, es reimt sich auf cultura. Doch ist es auch angebracht?

(Foto: Dr. A. Krumbein)
Derjenige der die spanische Sprache beherrscht weiss, hinter tortura steht Folter. Auch in der deutschen Sprache kennen wir dieses Wort. Und die Frage scheint nicht ganz ungerechtfertigt, ist das wirklich Folter was man im ruedo einer plaza de toros zu sehen bekommt? Wohl kaum. Bei einer Folter wird vorzugsweise ein menschliches Wesen gefesselt um ihm dann schmerzhafte Leiden bewusst zuzuführen. Eines oder mehrere Individuen können sich nicht bewegen und sie sollen dabei Schmerzen empfinden. Ohne Frage ein Ereignis, was nicht zur Unterhaltung des Publikums dient und vor allem als ein politisches Instrument, wie bei der Inquisition, der Geheimpolizei oder anderen militärischen Gremien eingesetzt worden ist. Und letztendlich setzten sich die Folterknechte auch keiner Gefahr aus. Geschweige denn, sie setzten ihr Leben aufs Spiel.

(Foto: Martin Jürgens)
Bei den toros ist das anders. Schon der Name corrida erzählt von der agierenden Freiheit eines toros. Von correr, also laufen ist hier die Rede. Embestir, angreifen, das steht im Mittelpunkt. So sind es auch die toreros die sich der Gefahr aussetzen, von einem toro erwischt zu werden. Es liegt im Wesen der Stiere anzugreifen. Schon als kleine Kälber bekämpfen sie sich auf den dehesas untereinander um sich in ihrer Hierarchie zu behaupten.

Jedes andere Säugetier würde sich
vom picador abwenden.
(Foto: Boris Kahl)
Da wäre auch noch der picador zu nennen. Der toro greift ihn an. Manchmal sogar zwei- drei oder mehrmals. Und das, obwohl er die puya in seinem Nacken gespürt hat. Kein anderes Säugetier würde sich erneut den Schmerzen aussetzen wie der toro bravo. Das hat seine Erklärung, wie man an der Universität in Madrid herausgefunden hat. Stressfaktoren bei den toros sind eindeutig beim Transport weitaus höher als bei der lidia. Im Gegenteil, während der lidia sinken diese auf ein Minimum, insbesondere nach dem tercio de varas.

Nein, die corridas sind mitnichten etwas, was man als tortura bezeichnen kann. Es wird lediglich von den antitaurinos geradezu sensationsmäßig verwendet, um die taurinos in einem schlechten bis hin zu einem erbärmlichen Licht darzustellen.

Und was tun sie? In einer der letzten ZDF Nachrichtensendungen, dem heute-Journal konnte man diese Tage eine Reportage sehen, dass viele Spanier ihre Pferde nicht mehr halten können. In Zeiten der Krise können sie sich die edlen Vierbeiner einfach nicht mehr leisten. So leben sie teilweise unter erbärmlichen bis hin zu unterernährten Zuständen bis sie schliesslich in den Schlachthof kommen. Im letzten Jahr sollen es mehr als 80.000 Tiere gewesen sein, und kein Tierschützer weit und breit. Aber die toros die manchmal bis zu fünf Jahre ein herrliches Leben auf den dehesas führen, die stehen auf deren Abschussliste ganz oben. Und dabei sind es nicht einmal 8.000 toros bravos welche in einer plaza de toros sogar die Möglichkeit haben ein indulto zu erfahren, das Recht auf Begnadigung.
Toros auf der dehesa (Foto: Dr. Andreas Krumbein)