Freitag, 31. Januar 2014

Stierkampf und die Moral

Über die moralischen Tugenden in der mundo de los toros
_________________________________________________________________________






von Philip de Málaga



Unter Moral verstehen wir im Allgemeinen verschiedene Handlungsmuster, welche gewissen Prinzipien unterstehen. Dabei spielen gewissen Werte, Pflichten sowie ethische Ansätze eine fundamentale Rolle. Eigentlich eine klare Angelegenheit. Doch wie lässt sich die Moral in Sachen toros interpretieren?

Ernest Hemingway
Der amerikanische Schriftsteller Ernest Hemingway stellte zwar klar, ohne es aber zu rechtfertigen, dass es moralisch sei, wonach man sich wohl fühle. Und das es unmoralisch sei, wonach man sich nicht wohl fühle. Eine einfache Interpretation. Demnach ist die corrida für ihn etwas Moralisches, weil er sich sehr wohl fühle während diese stattfinde. Wohl auch deswegen weil es bei ihm ein Gefühl für Leben, Tod, Sterblichkeit und Unsterblichkeit auslöse. Und am Ende fühlte er sich stets traurig aber auch sehr wohl.

Francis Wolff
Der französische Philosoph Francis Wolff bewundert die moralischen Tugenden der toreros. Die corrida sei keineswegs lediglich Technik oder Kunst, nein, sie sei vielmehr eine suerte der "Kunst des Lebens" wobei gewisse moralische Prinzipien befolgt werden müssen:
  • Man muss diesem ohne Frage gefährlichem toro gegenübertreten und seinen Mut und auch die Kaltblütigkeit demonstrieren.
  • Und jene Begegnung findet vor einem Publikum statt, wo es heisst, nicht sein Gesicht zu verlieren; und das mit Würde und wie ein caballero.
  • Es verlangt den toro zu dominieren. Und die Vorraussetzung dafür sei, dass man sich selbst, seinen eigenen Körper, Instinkte und Emotionen beherrsche.
  • Es gilt den toro zu töten. Um dieses zu tun ist der matador gezwungen, sein eigenes Leben zu riskieren. Das verlangt Ehrlichkeit sich selbst gegenüber sowie ein Kompromiss mit den eigen physischen wie moralischen Konditionen.
  • Schliesslich spielt da noch eine tragende Rolle, dass der matador zunächst dem toro alleine entgegentritt, mit der späteren Hilfe seiner banderilleros. Auch und gerade hier setzt der torero sein Leben aufs Spiel.
Auch für Wolff reflektiert sich bei den toros ein authentisches Gefühl des sich Wohlfühlens. Ein Modell der Wahrhaftigkeit.

Mit anderen Worten, als moralisch vertretbar wird angesehen, was zum einen erwartet und zum anderen für richtig gehalten wird. Und dabei handelt es sich keineswegs um moraltheoretische Rechtfertigung sondern schlichtweg um eine Interpretation von Werten für die Umsetzung einer Zweckmässigkeit. Für taurinos und aficionados eine klare Angelegenheit.


________________________________________________________________________
Quellennachweise:
Ernest Hemingway, Death in the Afternoon, Charles Scribener`s Sons, New York, 1932
Francis Wolff, 50 raisons de defendre la corrida, Mille et une nuits, 2011