Montag, 12. Oktober 2015

Barcelona zensiert taurinische Kunst




von Philip den Málaga


Kaum zu glauben, aber wahr.
Die katalanische Hauptstadt verbietet Kunst in Bezug aufs Toreo
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Da fehlen einem die Worte. Die einen definieren es als eine Einschränkung der künstlerischen Freiheit, andere sehen darin ein weiteres politisches Intrigenspiel auf dem Weg zur Unabhängigkeit der Katalanen und schliesslich gibt es diejenigen die es einfach nur lächerlich, gar peinlich finden. Was ist geschehen?

Der matador de toros Morante de la Puebla, unter den toreros artistas wohl der Künstler unter allen, hat in der katalanischen Hauptstadt Barcelona an einem privaten Gebäude am Paseo de Colón eine leerstehende Wand gemietet, um auf einem riesigen Plakat für sich zu werben und somit selbstredend auch für die tauromaquia. Dabei werden von dem torero aus Sevilla Parallelen zum katalanischen Künstler Salvador Dali gezogen und die Message ist eindeutig: "Ich bin pure Kunst" - Und das gilt in diesem Fall für beide, für Morante de la Puebla wie für Salvador Dali - und genau das verärgerte gewisse Herrschaften im Rathaus.

Aber seien wir ehrlich. Dali gilt als einer der Hauptvertreter des Surrealismus. Der künstlerische Drang zum Absurden, Traumhaftem, Phantastischem gar Unwirklichem oft durch pure Provokation zum Ausdruck gebracht. Und gerade das faszinierte Morante, sich als Motiv mit dem Künstler Dali zu identifizieren. Auch er wollte mit dieser Aktion ein wenig Provokation in die katalanische Hauptstadt bringen. Eine Art taurinischer Surrealismus.


So reagierten die Behörden in Barcelona und antworteten dem maestro aus Sevilla: "Nach Begutachtung ihrer Abbildung, welche wir am vergangenen Freitag den 2. Oktober erhalten haben, für die Genehmigung der Installation einer grossformatigen Leinwandwerbung am Paseo de Colón, setzen wir Sie davon in Kenntnis, dass die städtische Verwaltung ihre vorgestellte Kreativität nicht genehmigt. Das Rathaus von Barcelona hat eine Erklärung gegen die corrida de toros und für die Tierrechte verabschiedet".

Die mundo taurino reagierte sofort und sehe in dieser Vorgehensweise "einen Affront gegen die Freiheit der Meinungsäussserung, wie überhaupt in einigen anderen Bereichen dieser Stadt, welche von Politikern regiert wird, wo es so scheint, dass die Tiere mehr Rechte haben als die Menschen."


Der Rechtsanwalt Moeckel teilte dem Internetportal mundotoro mit,  "er sei der Auffassung, dass die Ereignisse der Stadtverwaltung von Barcelona ein absoluten Angriff auf die Meinungsfreiheit darstelle. Da sei jemand durchgedreht. Es könne sich doch nicht durchsetzen, das Tierrechte durch Zensur und Verbote das Recht auf Meinungsfreiheit beschneiden."

Auch die deutsche afición und das Team von SfA sind sprachlos. Und die Frage scheint nicht ganz ungerechtfertigt: Was ist den der nächste Schritt? Werden jetzt Buchhandlungen geschlossen, weil sie Literatur aus der mundo de los toros verkaufen? Bekommt ein Gastronomiebetrieb keine Genehmigung mehr, weil es carteles de toros als Dekoration verwendet? Das beträfe wohlgemerkt lediglich den Alltag. Aber wo bleibt die Kunst. Was geschieht mit Picasso, Goya und Co? Bald alle verboten? 
Um ihn geht es auch, den aficionado de toros und Katalane Salvador Dali
Und hier schneidet sich die katalanische Hauptstadt ins eigene Fleisch. Denn die Verantwortlichen scheinen einen wichtigen Punkt übersehen zu haben. Der katalanische Künstler Salvador Dali ist nicht nur einer der Hauptwerbeträger für katalanische Kultur und Kunst, sondern auch ein leidenschaftlicher aficionado de toros gewesen, welcher durch die mundo de los toros, so teilte er sich selber mit, sich für zahlreiche künstlerische Objekte inspiriert fühlte.

Man kann es interpretieren wie man will, es ist ein weiteres Beispiel dafür, hier geht es weder um Tierschutz, Tauromachie oder Kunst, es ist wieder die Politik die sich aufbauscht und die toros für politische Interessen, eigene Zielsetzungen thematisiert. Weder ein Erfolg für die antitaurinos, noch eine Niederlage für die taurinos. Sie spielen bei diesen Entscheidungen nur die Statisten.