In der Provinz Málaga wurden am letzten Wochenende Kühe bis in den Tod brutal misshandelt
Alhaurín el Grande ist eine knapp 24.000 Seelengemeinde im Norden der Sierra de Mijas in der Provinz Málaga. Eine Kleinstadt in der sich schon die Phönizier, die Römer, die Araber und Westgoten tummelten. Und heute ist es ein friedlicher Ort mit vielen bekannten Persönlichkeiten wie der Schriftsteller Antonio Gala oder der 1987 verstorbene Gerald Brenan und zahlreichen ausländische Residenten. Wie in jedem Jahr so wurde auch jetzt Ende Mai die Feria gefeiert. Als besonderes Spektakel eine suelta de vaquillas, ein Freilassen von jungen Kühen in der Plaza de toros, denen sich dann die meist jungen Leute gegenüber stellen können um ihren Mut unter Beweis zu stellen. Oft sind diese Leute in so genannten peñas taurinas organisiert und stellen an ihre Auftritte irgendwelche Herausforderungen. Sei es über die Kühe zu springen wie die recortadores, oder die vaquilla einfach nach portugiesischem Stiel festzuhalten, wie es die forcados tun. Andere versuchen es im klassischen Stiel mit der roten muleta oder der capa. Wieder andere üben sich in Clownerien, wie bomberos toreros. Im Grunde genommen eine eher spassige Veranstaltung, bei der die Kühe weder verletzt noch getötet werden sollen. Doch aus dieser Unterhaltung wurde in Alhaurín el Grande bitterer Ernst.
Zahlreiche Jungendliche, im Jugendzelt auf dem Kirmesgelände bis in die frühen Morgenstunden durchgezecht hatten begaben sich bei Sonnenaufgang, bewaffnet mit je einer cubata (ein Ein-Liter-Trinkkübel mit alkoholischer Mischung) Richtung Plaza de toros. Dort nahmen sie an einer suelta de vaquillas teil, wo sie eine junge Kuh nach langen und willkürlichsten Misshandlungen, wie kräftige Fusstritte, in den Tod trieben.
Warnung: Dieses Video enthält Inhalte mit teilweise brutalen Szenen, die die Sensibilität einiger Nutzer treffen könnte.
Eine solche Veranstaltung empörte nicht nur Tierschützer, sondern auch die Bevölkerung von Alhaurín und die afición selbst. Das habe nichts mit Stierkampf zu tun, hiess es da, weder kunstvolle Manöver, noch Eleganz und schon gar nichts mit Würde. “Da bräuchte man auch keine Stiere oder Kühe dazu, man hätte jedes beliebige Wesen nehmen können,” beschwerte sich unser Nachbar Andrés und fügte hinzu, ”und ich bin mir sicher dass diese jungen Betrunkenen nicht mal Gäste in den tendidos sind, wenn es einen richtigen Stierkampf gibt! Die haben von der tauromaquia nicht die leiseste Ahnung.” Diese Meinung scheint weit verbreitet. Selbst die Presse berichtet auf nationalem Niveau und überall wird diese Veranstaltung verurteilt.
Bei so viel nationalem Druck musste der Bürgermeister Don Juan Martín Serón schnell handeln und sprach schon am nächsten Tag ein Verbot mit sofortiger Wirkung von allen sueltas de vaquillas in seinem Bereich aus. Ich glaube es ist somit eines der ersten Male, wo afición, antitaurinos und Tierschützer am selben Strang gezogen haben.
Die Staatsanwaltschaft überprüft zurzeit ob sie juristische Schritte in den Wege leiten soll. Das Problem bei solchen Veranstaltungen ist die Rechtslage. Im Gegensatz zum Beispiel einer corrida de toros gibt es weder beim Innenministerium noch bei den lokalen Obrigkeiten diesbezüglich irgendein Regelwerk. Somit sind die Tiere der reinen Willkürlichkeit der Bevölkerung vollkommen ausgesetzt. Und so kam es, dass weder die Guardia Civil noch die Policía Local in der Plaza de toros präsent waren.
Ausländische Tierschützer machen dabei aber keinen Unterschied. Stierkampf sei Stierkampf; punkt aus. Wie schon in dem Beitrag Ich bin gegen Stierfeste! zu lesen ist, solche Veranstaltung schaden der mundo de los loros, denn mit tauromaquia hat das gewiss nichts zu.