Dienstag, 19. Mai 2015

Wenn der Stier die Flucht antritt ... ist es eigentlich ein Angriff





von Philip de Málaga


Was geschieht eigentlich, wenn es einem toro gelingt 
seinen Bereich zu verlassen
und die Flucht in das öffentliche Terrain antritt?
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Das es einem toro schon öfters mal gelang sein terreno auf der dehesa zu verlassen ist nichts Neues und die Mitarbeiter einer ganadería sind darauf auch geschult, mit ihren Pferden die toros wieder einzufangen in das entsprechende corral zu führen. Meistens gehen solche Aktionen glimpflich aus.

Aber wie verhält es sich, wenn ein solchem Tier die Flucht in unmittelbarer Öffentlichkeit gelingt, wie gerade diese Tage bei Madrid in Talavera de la Reina? SfA hat davon am 15. Mai in den TAURONEWS Freier Stier sorgt für ein Chaos berichtet.

Gerade gestern gab es dazu im Gästebuch von SfA folgenden Eintrag:



Was die erste Frage des SfA-Lesers Peters angeht, so wurde diese schon im Portal Toros y Toreros von Colin Ernst in ihrem Beitrag Leserfrage: Warum hat man ... beantwortet. Es zeigt auf wie unberechenbar so ein toro reagiert, vor allem, wenn er sich in einer völlig neuen und ihm unbekannten Gegend befindet, umgeben von "Feinden" wie Menschen, welche er von seinem trauten Heim, den grünen dehesas seiner ganadería kaum kennt.

Nun ist zwar Talavera de la Reina mit seinen knapp 90.000 Einwohner kein kleines Dorf, aber trotzdem stellt sich die Frage, was wäre, wenn sich ein solcher toro, lassen wir es ruhig auch mal ein 700 Kilo Stier sein, es gelingt in einer Grossstadt wie Málaga aus der plaza de toros beim Entladen zu flüchten. Nun ist es in solchen grossen cosos etwas schwieriger, denn schon das Ausladen allein findet in einem geschlossenen Bereich innerhalb der plaza statt. Und das ist gut so, denn die Malagueta befindet sich neben dem Zentrum und mehrere viel befahrene Strassen umgeben sie. Ein toro in Freiheit würde das pure Chaos auslösen.

Von der Guardia Civil erlegt
(Foto: mundotoro)
Aber in kleineren Städten sind solche Sicherheitszonen nicht gegeben und so kommt es immer mal wieder in Ortschaften vor, dass zum Beispiel ein novillo sich plötzlich einer freien Laufbahn gegenübersieht, und die Frage ist nicht ungerechtfertigt, wie ist der Veranstalter auf solche Vorfälle, die ja schon öfters zu erleben waren, vorbereitet? Eigentlich gar nicht. Es sollte nicht unbedingt die Sache der Polizei oder gar der Bevölkerung sein, dementsprechend einzugreifen. 

Eine Alternative wäre, wenn beim Entladen eine Art Sicherheitsbeamter, zum Beispiel ein Jäger, mit einem Betäubungsgewehr bewaffnet, die Abläufe überwachen würde. Dadurch könnte man grössere Schäden verhindern und, ganz wichtiger Aspekt, das Tier bliebe noch am Leben. Aber alles ist natürlich davon abhängig, wie gut eine plaza für so einen Entladevorgang vorbereitet ist, und nicht zu vergessen wie das Personal versteht mit diesem Vorgang umzugehen. 

Übrigens brechen die toros nicht nur bei solchen Entladungsvorgängen aus. Gelegentlich gelingt es den Stieren auch mal den vorgeschriebenen Pfad von gewissen encierros zu verlassen. 

Angerichtet durch einen toro
(Foto: mundotoro)
Wie auch immer, eins ist klar. Der toro bravo und ähnliche Tiere aus seiner Zuchtgattung, sind keine typischen Fluchttiere, auch wenn er die Flucht aus der plaza angetreten ist. Hat es ein solcher toro erst einmal geschaft nach draussen zu kommen, die Zone der plaza de toros oder eines encierros zu verlassen richtet er auf Strassen, Parks, Fussgängerzonen, Landstrassen, Autobahnen oder wo auch immer erhebliche Schäden an, und somit gibt es zum Tod des Tieres eigentlich kaum eine Alternative. Denn er greift alles an, was sich in seiner unmittelbaren Umgebung bewegt. Und hier spielt ja auch der zeitliche Faktor eine Rolle, denn entsprechendes Betäubungsmaterial will ja auch erst einmal besorgt sein. 

Selbst für den Laien, für den Nichtkenner der Szene taurino dürfte hier die Gefährlichkeit eines toros bewusst werden. Auch wenn er sich in erster Linie nur verteidigt, er ist ein Tier, welches vom ganadero für den Angriff gezüchtet worden ist, und dementsprechend von dieser, seiner "Waffe", dem Angriff auf alles Bewegliche, auch Gebrauch macht.