Mittwoch, 27. November 2013

Stiere in der Welt des Films

Auch für die Welt des Cinemas ist die mundo de los toros durchaus interessant
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von Colin Ernst (1. Teil)
& Philip de Málaga (2. Teil)


Meinen ersten Film mit Stieren sah ich mit circa acht Jahren, im Weihnachtsprogramm in Deutschland. Ja, Sie haben richtig gelesen, in Deutschland. Ich kann mich nicht an den Titel erinnern, aber einiges ist mir im Gedächtnis geblieben. Ein kleiner Junge zieht einen Stier auf und macht sich am Ende auf, in die Hauptstadt Mexico, um den toroGitano“ vor dem torero zu retten. Wenn ich mich recht erinnere, erweist sich „Gitano“ als so tapfer, das er ein indultado erreicht (Da sind viele Tränen geflossen…). Viel später sah ich eine Dokumentation über El Cordobés, Manuel Benitez

Was sind die bekanntesten oder bedeutendsten Filme rund um toros und toreros? Dies wurden anlässlich der Aktionswoche des Films in der plaza de los toros von Madrid, in Las Ventas einige Menschen gefragt, die alle eng mit dem mundo de los toros verbunden sind. Aficionados, banderilleros, ganaderos und toreros. Viele nannten „Currito de la Cruz“ als Film, der ihnen am meisten bedeutete. Dieser Film hat schon den jungen Manuel Benitez animiert, torero zu werden. Es gibt mehrere Versionen, die von 1948, mit der faena von Pepín Martin Vazquez ist wohl die beste, da dessen toreo im Film, beinahe perfekt zu nennen ist. 

Auch „Juncal“ und „Tarde de Toros“ wurden als besonders sehenswert genannt. Mich und auch viele der Befragten hat der im Februar erschienene, mit zahlreichen Goyas ausgezeichnete Film „Blancanieves“, beeindruckt. Eine Zeitreise in die frühen zwanziger Jahre. Ein stummer, schwarz-weiß Streifen, der keine Worte braucht. So perfekt sind die verschiedenen Szenen eingefangen, die Persönlichkeiten dermaßen original. Der apoderado, der empresario, bis hin zum verzückten Zuschauer, erzählt er das Märchen von Schneewittchen, welches bei den sieben Zwergentoreros landet und dann torera wird…einfach wunderschön.


Ein schlichter Hammer dürfte die 3 D Produktion encierro sein, der als Dokumentarfilm über den Stierlauf in Pamplona berichtet, mit tollem Bildmaterial und berufenen Kommentatoren. Gewiss kein Film für Liebhaber der schönen Künste. 

Am 29. November strahlt TV2, der spanische Sender, um 22:15h eine Neuauflage zu Ehren des Phänomens El Cordobés aus. Der Titel „No llevaste luto por mi“. Begründet ist der Titel auf den bekannten Ausspruch des matador de toros zu seiner Schwester : “Ich kaufe Dir ein Haus oder Du wirst Trauer tragen“, der schon Leitmotiv im Buch über Manuel Benitez "El Cordobés" von Larry Collins und Dominique Lapierre war. Der Film, mit Zeichentrickelementen, authentischem Material, Zeitzeugen und dem Protagonisten selbst, ist eine Homage an den Mann, der wie kein anderer dazu beigetragen hat Spanien und die Kultur des Stierkampfes in aller Welt bekannt zu machen. Im nächsten Jahr feiert der maestro seine fünfzigstes Jubiläum, seine „boda de oro“ (seine goldenen Hochzeit), dem Jahr seiner confirmación in Las Ventas.

Über kaum ein Comeback würde sich die afición mehr freuen 
wie über die des maestros Joselito aus Madrid
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von Philip de Málaga


Erstaunlich dass bei soviel Dramaturgie der Stierkampf beim Film nie so den Durchbruch schaffte. Das liegt wohl auch daran, dass mit dem Medium Film eine sehr breite Masse angesprochen wird, und mit der Welt der Stiere eben wohl nicht der angestrebte Gewinn zu finden sei. Hollywood & Co. trauten sich an dieses Thema nicht ran. Doch ein kleiner mexikanischer Junge namens Leonardo schaffte es 1956 in dem Film „Roter Staub“ tausende von jungen Zuschauern zum Weinen zu bringen, als sein Stier Gitanillo begnadigt worden ist. Und in Spanien? Ein paar Billigproduktionen, oft mit Coplaeinlagen vermischt, für den eigenen Markt – das war es eigentlich auch schon. 




Adrian Brody als Manolete
Nur der spanische Regisseur Pedro Almodóvar (geb. 1951) wagte den Sprung mit der Thematik des Stierkampfs auf die internationale Bühne. Und mit Erfolg: „Matador“ aus dem Jahre 1986 mit Antonio Banderas. 2002 gab es sogar einen Oskar für den vielgerühmten Film „Sprich mit ihr“, wo eine Stierkämpferin im Zentrum des Geschehens steht. Dann war wieder Stille. Und erst jetzt wird die internationale Filmgemeinde gleich mit zwei Stierkampfproduktionen überfallen: Im November 2008 wurde in den Vereinigten Staaten der Dokumentarspielfilm „The matador“ mit einem „echten“ Matador de toros, dem populären David Fandila „El Fandi“ aufgeführt. 

Schon im letzten Jahr wurde in verschiedenen Ländern der Spielfilm Manolete aufgeführt. Oscarpreisträger Adrian Brody verkörpert hier den legendären matador de toros Manuel Laureano Rodríguez Sánchez, bekannt unter dem Künstlernamen Manolete, welcher 1947 auf tragische Weise von dem Miura-Stier Islero in Linares getötet worden ist. An seiner Seite stellt die spanische Schauspielerin Penélope Cruz seine große Liebe, die Schauspielerin Lupe Sino dar.



Mittlerweile ist der Film in verschiedenen Ländern aufgeführt worden. Die Filmkritik zu dem Streifen Manolete finden Sie in der SfA-Reportage Manolete - Blut und Leidenschaft



Bester Kurzfilm des Jahres?

Ganz aktuell: In Belgien ist die zwölf Minuten lange Dokumentation Aparición als bester  Kurzfilm des Jahres für den Goya nominiert worden. Hier wird die reaparición des matadores de toros José Tomás in Valencia nach seiner beinahe tödlichen Verletzung in Aguacalientes dargestellt. Das Besondere an dem Streifen ist, dass sich die Kamera vor allem auf das Publikum in den tendidos konzentriert und deren Reaktionen einfängt. Man kann erkennen wie sie mit dem torero mitleiden, sich erschrecken, sich erfreuen und wie der duende die tendidos erreicht. Es ist übrigens nicht das erste Mal, das Aparición nominiert worden ist. Schon bei den bei anderen Filmfestspielen wie in Frankreich, Italien, Deutschland und in der Tschechischen Republik befand sich diese Dokumentation unter den Anwärtern. Und eine Prämie hat er schon bekommen: Als bester Film des Festivals de Lago.

Hier ein Ausschnitt aus Aparición: