Sonntag, 3. Juli 2016

Kunst im mehrfachen Sinne

 von Philip de Málaga


Der Torero Luis Francisco Espla im französischen Arles
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Der matador de toros Luis Francisco Espla, im August 1957 in Alicante geboren, bereitet seine einmalige reaparición im französischen Arles vor. Sieben Jahre nach seinem Abschied in Las Ventas von der mundo de los toros, mit seiner unvergesslichen faena mit dem toro Beato von der ganadería Victoriano del Río, betritt die mittlerweile sechzigjährige figura für nur einen tarde de toros wieder den roten Staub eines ruedos. Angekündigt ist für den 10. September 2016 eine corrida goyesca mit den maestros Luis Francisco Espla, dem Boheme aus Sevilla Morante de la Puebla und dem Lokalmatador Juan Bautista. Die toros kommen von der ganadería Zalduendo.
Luis Francisco EsplaMorante de la Puebla und Juan Bautista 
Eigentlich müsste dieser Beitrag zwei Logos aufweisen. Denn der Künstler tut es hier auf zweifache, gar dreifache Weise. Zum einen tritt Luis Francisco Espla als Künstler der arte del toreo an und zum anderen hat er selbst das cartel taurino zur feria im September selbst entworfen.

Raub der Europa, Tizian um 1560
Mehr goyesca auf dem cartel geht wirklich nicht. Der torero und artista erklärte dazu: "Goyas Maja ist die unverfälschte und echte Darstellung von dem, was wir als goyesco bezeichnen können. Die Bestimmung von diesem Ideogramm ist so eindeutig zu verstehen, wo sogar jede Art von Bekleidung überflüssig scheint. Aber die Absicht von diesem cartel geht weit darüber hinaus. In Bezug auf die mythologischen Aspekte war es erforderlich, die Zuneigung aus Arles mit diesem evento goyesco zu verbinden. Mit der Entführung der Europa durch Zeus, hatte ich keine Zweifel daran, Arles wieder in einen toro zu konvertieren; diesmal bravo, mit den übereinstimmenden Eigenschaften der Camargue. Und es ist schon kurios: Morphologisch so ähnlich wie die toros in Goyas tauromaquia. Die Farbe konnte keine andere sein: Blau; eine Anspielung auf die Feuchtigkeit welche einen umgibt.  Nun, da bleibt nach der vollbrachten Entführung mit freudiger Zustimmung die goyesca ... ein weiteres Jahr in Arles."

Bei so viel Worten der arte, versteht es sich von selbst, dem Künstler auch die Gestaltung der plaza de toros zu überlassen. Man kann gespannt sein, welchen mythologischen Flair Luis Francisco Espla von Europa und dem Stier, mit der Hilfe von Francisco José de Goya y Lucientes hier im ruedo von Arenas de Arlés schaffen wird. 
Arenas de Arlés mit Platz für 14.000 Zuschauer
Der Violinist Paco Montalvo
Mehr noch, der maestro aus Alicante wählt auch die Musik. So wird statt der klassischen banda taurina der bekannte andalusische Violinist Paco Montalvo aufspielen. Der 1992 in Córdoba geborene Musiker, gab am 24. April 2011, also mit schon 18 Jahren, in der Carnegie Hall in New York sein Debut. Standing Ovations waren sein Erfolg. Und nun folgt sein Debut mit den toros in Arles. Auch hier darf man gespannt sein, wie es Montalvo gelingen wird, seine interpretatorische Reife, mit der mundo de los toros zu verbinden. Das Gleiten der muleta wird begleitet vom Klang der Violine. Die Zartheit, die Eleganz, die Harmonie. Ein neuer duende für die afición a los toros in den tendidos.

Luis Francisco Espla verbrachte viele Monate damit, diesen evento vorzubereiten. Mit Herz, Seele und Verstand studierte er zahlreiche Handbücher der Alchimie, vertiefte sich in die Literatur, tauchte ein in dieses faszinierende Thema und alle können davon ausgehen, dass man in Frankreich eine corrida goyesca geboten bekommen wird, wie man sie noch nie gesehen hat. Mehr goyesco wird wohl auch nicht möglich sein.
Luis Francisco Espla
Die tauromaquia zeigt wieder einmal, mit ihrer vielfältigen Darstellung ihre künstlerische Daseinsberechtigung, begonnen bei der Ankündigung mit dem cartel taurino, über das Szenarium im coso und die arte de lidiar bis hin zur música.  Es ist keine Frage. Toros und arte, das gehört zusammen. Die arte del toreo, die tauromaquia im Allgemeinen pflegt ein leidenschaftliches, intensives, romantisches wie dramatisches Verhältnis zur Kunst der Vergangenheit, der Gegenwart bis hin in alle Zukunft.

Aber eine kleine Frage stellt sich doch noch zum Ende. Wieso zieht es eigentlich die figuras importantes, wie unter anderem Joselito, José Tomás oder jetzt Luis Francisco Espla für eine reaparición immer wieder nach Frankreich um mit geradezu spektakulären festejos taurinos die mundo de los toros zu ehren?
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Bei so viel Mythologie denken viele Leser sicherlich noch an die Gedanken über den europäischen Umgang mit der mundo de los toros von Torodora Gorges:

Europa und der Stier (1. Teil) SfA-Reportage vom 9.1.2014
Europa und der Stier (2. Teil) SfA-Reportage vom 12.1.2014
Europa und der Stier (3. Teil) SfA-Reportage vom 13.1.2014