von Philip de Málaga
und Colin Ernst
Über die unterschiedliche Betrachtungsweise der letzten toros in Valencia
_________________________________________________________________
Gestern hat mich ein Mail erreicht wo man feststellte, dass einige ausländische
aficionados wohl auf einem anderen Level seien. Da lesen wir zum Beispiel im Spanienforum, dass am letzten großen Tag der
corridas von
Valencia der
matador de toros Daniel Luque die
matadores Enrique Ponce und
Morante de la Puebla locker in die Tasche gesteckt hätte. War das wirklich so?
|
Morante de la Puebla |
Was geschieht eigentlich im
ruedo? In erster Linie das Zusammenspiel zwischen den
toros und den
toreros. Dabei sind es die magischen Momente die die
afición in den Bann ziehen. So war es definitiv bei
Morante de la Puebla. Bei seinem ersten
toro lief er geradezu vor ihm weg um nicht erwischt zu werden. Und mal ehrlich, ein
matador der toros, der vor seinem
toro weglaufen könnte, da ist man doch geneigt dazu an
Morante zu denken. Und schliesslich wurde er am Fuss verwundet, doch nicht durch den
toro, sondern er selbst hat sich den Degen in den Körper gerammt. Das passt in das Bild des Boheme. Dann kam sein zweiter
toro. Die
capa wurde nicht geführt, nein wie aus Geisterhand schwebte sie durch die Luft. Sie glitt durch den Raum, hielt den Atem der
afición an. Von Zauberei sprach man in einem spanischen Blog und
Torodora Gorges nennt es ein Stelldichein mit dem
duende. Auch die Arbeit mit der
muleta, man konnte richtig erkennen, der
matador war in seinem Element. Berauschende Momente, Harmonie, Eleganz und die größte spanische Tageszeitung EL PAIS sprach von Apotheose. Doch mit der
estocada wollte es nicht gelingen, aber die
tendidos feierten ihn mit einer frenetischen
vuelta al ruedo.
Enrique Ponce hatte extremes Pech mit seinem
lote und wenn nicht einmal er etwas aus den
toros herausholen kann spricht das nicht gerade für die Zucht. Aber letztendlich scheiterte er auch beim zweiten
toro an der
estocada, wo er immerhin eine überzeugende
faena darbringen konnte.
Daniel Luque hatte ohne Frage das beste
lote. Und er nutzte seine Chance. Nicht zu unrecht erhielt er die
orejas. Doch was ihm fehlte war eben dieses
duende, jenes bohemische Gefühl von Eleganz und Kunst, seine
muleta schwebte eben nicht sondern wurde technisch geführt.
Aber wie schon oben erwähnt, die
corrida lebt von dem Zusammenspielt zwischen den
toros und den
toreros. Wie nun die
toros zu sehen sind, lesen Sie den Bericht von
Colin Ernst:
Morante und
Ponce sind meine Helden (y
Padilla) und ich habe sie schon oft wesentlich besser erlebt, mit guten
toros. Das was
Domecq und
Parladé da in
Valencia gebracht haben war eine Beleidigung für die
toreros und für das Publikum.
Ponces Gesicht bei seinem ersten
toro sprach Bände (aber im Interview hat er das mit einer Pfütze entschuldigt ... damit
Don Juan Pedro Domecq nicht beleidigt ist). Da ich mich auch mit den
ganaderías beschäftige, bin ich kein allzu großer Fan von
Domecq mehr, denn die schwächeln oft. Wenn der
maestro Enrique Ponce mit all seinem Können, mit einem
toro nix mehr anfangen kann und in sechs bis sieben Minuten mit ihm fertig ist - spricht das Bände. Der zweite
toro (
Morante) ging nach dem Pferd zurück (da sind die
Domecqs gut) und dann war der
Parladé auch schon unter zehn Minuten fertig, weil der keine Figuren erlaubte.
Luque hatte einen etwas besseren
Domecq bekommen, den er mit guter Führung, denn er liess ihm immer wieder Zeit zum verschnaufen, gut hinbekommen hat. Der zweite
toro von
Ponce... naja, da konnte er immerhin ein Drittel seines Repertoire zeigen, genauso wie
Morantes zweiter
toro der wenigstens etwas
capa y
muletaarbeit zuließ. Den sechsten
toro haben sie gleich wieder entlassen, Hinterhandfehler (das doch eigentlich der
veterinario schon vorher hätten sehen müssen ... der
ganadero gehört gesteinigt, das arme Vieh dahin zu karren).
Ich verzeihe eine schlechte
estocada selten, aber einen überfütterten fetten
toro, mit Gebäudemängeln und Aufzuchtfehlern - aus einer nahmhaften
ganadería - das geht gar nicht.