Freitag, 30. September 2016

Treibjagd mit dem Auto - das gehört nicht in die Welt der Stiere!




von Philip de Málaga


Wenn populäre Stierfeste so gar nichts zur bravura eines toros beitragen
__________________________________________________________


Schon in einigen Beiträge hat SfA die Berechtigung für gewisse festejos populares in Frage gestellt. Besonders dann, wenn ein toro keine Möglichkeit hat seine bravura vorzuzeigen. Im Gegenteil, wenn man versucht das Tier der Lächerlichkeit preiszugeben. Viel schlimmer noch, wenn es dabei gar nicht mehr um die Begegnung Mensch und Tier geht. Genau jenes dramatische Schauspiel, in dem zahlreiche aficionados erkennen wollen, wie sich im ruedo, in der Begegnung das Leben sich widerspiegelt.

Doch was hier in der La Alcarría, einer ländlichen Zone östlich von der spanischen Hauptstadt Madrid, stattfindet, ist weit von den elementaren Werten der tauromaquia entfernt. Mit Autos den toro zu jagen, keine toreros sondern Fahrzeuge, dass widerstrebt nicht nur den leidenschaftlichen Emotionen eines aficionado de toros, sondern es wirkt peinlich. Aus feigen Positionen den toro zu provozieren, dass hat bei weitem nichts mehr mit dem Vergleich des kraftvollen von Instinkten gesteuerten Tieres gegen einen viel schwächeren, aber durch Intelligenz und Eleganz geschulten Menschen.
Die Treibjagd kann beginnen. (Foto: PACMA)
Die Partei und Tierschutzorganisation PACMA spricht davon, dass sich ein authentisches encierro in eine Auto-Rally gegen die toros entwickelt hat. Mit Kraftfahrzeugen, Traktoren, Motorrädern jagt man den toro über das Feld und versucht ihn dazu zu bringen die Fahrzeuge anzugreifen. Selbstredend geschieht dieses stets aus feigem Hintergrund, oder im Schutz der Vehikels. Ein sehr traurig anmutendes festejo, wofür sich ein jeder taurino schämen sollte. Vor allem den toristas dürften solche festejos populares auf Gröbste missfallen.
Wo bleibt der Mut und die Eleganz bei der Begegnung mit dem toro?
Schändlich auch mit anzusehen, dass es ganaderías gibt, ihre wertvollen toros für solch minderwertige Veranstaltungen zur Verfügung zu stellen.

In der Provinz Guadalajara (Kastilien - La Mancha) werden jährlich an die einhundert solche festejos veranstaltet. Nicht selten kleine Gemeinden, knapp 50 Prozent zählen nicht mal mehr als 400 Einwohner. Erstaunlich dabei zu sehen, das 56 Prozent der Rathäuser von der sozialistischen PSOE regiert wird. Nur 34 Prozent befinden sich in der Hand der konservativen Partido Popular.
Auffallend, die Sozialisten, obwohl landesweit eher antitaurinisch eingestellt,
gehören mit zu den Hauptveranstaltern. (Angaben in Prozent)
Auch ist festzustellen, was man ebenfalls in dem Video erkennen kann, dass nicht wenige Personen bei dieser motorisierten Treibjagd sich in angetrunkenem Zustand befinden. Jedoch ist die Teilnahme in angetrunkenem Zustand an jeglichen festejos taurinos laut Gesetz ohne Ausnahme untersagt. PACMA wird diesbezüglich juristische Schritte in die Wege leiten.

Donnerstag, 29. September 2016

Wenn Trump zum Stier wird ...




von Peter Winkler


Die matadora Hillary Clinton begegnet in der Plaza de toros Hofstra in Hempstead dem toro Nummer 001 Donald Trump mit einem Gewicht von 90 Kilo, Jahrgang 1946, von der ganadería der Republican Party. Die corrida wurde weltweit live im Fernsehen übertragen.
Die corrida stelle in ihrem Ablauf ein Abbild des Lebens dar, so bezeichnet es Rainer Bischof in seinem Buch Heilige Hochzeit. Überhaupt erkennen vor allem intellektuelle aficionados de toros, wie Vargas Llosa, Joaquín SabinaRafael Alberto Arieta oder Antonio Gala, in einer wahrhaftigen corrida de toros eine Reflexion der Gegenwart. Oder wie wir gerade vor ein paar Tagen bei SfA lesen konnten, einen runder Spiegel der Menschlichkeit.

So werden auch in verschiedenen Medien immer wieder gerne Vergleiche oder Parallelen zwischen dem Geschehen im ruedo bei einer corrida und der Realität gezogen. Gerade diese Tage konnte man so etwas in der Neuen Zürcher Zeitung lesen.
"Ein Stierkampf stellt in seinen besten Szenen die rohe, ungestüme Kraft des Tieres der intelligenten Eleganz des körperlich unterlegenen Matadors entgegen. Die Parallelen dazu waren in der ersten Fernsehdebatte zwischen den amerikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump und Hillary Clinton unübersehbar. Trump machte gleich zu Beginn klar, dass Angriff und Nachsetzen seine taktische Option war: Er kommentierte fast alles, was seine Gegenspielerin sagte, er unterbrach sie, warf ein, schnaufte und gestikulierte." 
"Nach gut einem Drittel des eineinhalbstündigen Duells wirkte Clinton dem Ansturm nicht mehr gewachsen. Sie verzichtete oft darauf, das Wort, das ihr eigentlich zustand, zurückzufordern. Sie schien kein Mittel zu finden, um sich überhaupt noch Gehör zu verschaffen." 
"Doch mit der Zeit, als Trump in seinem ungebremsten Sturmlauf mehrmals Chancen verpasste ... wandelte sich langsam das Bild. Das Clinton den New Yorker Immobilienmogul weitgehend machen liess, schien immer mehr System zu haben: Sie liess den Stier seine Energie verbrauchen. Sein steter Angriff wirkte zunehmend wie triebhaftes Nörgeln, statt Kraft und Überlegenheit zu verströmen. Er verrannte sich, liess sich von Clinton hierhin und dann dorthin locken und beging schliesslich kapitale Fehler." 
"Sie nutzte den ungestümen Schwung des Angreifers aus, um ihm - scheinbar ohne grosse Anstrengung - harte Schläge zu versetzen."

_________________________________________________________

Quellennachweis:

Ein Duell wie ein Stierkampf von Peter Winkler, Neue Zürcher Zeitung vom 27.9.2016

Mittwoch, 28. September 2016

Die Tauromachie im Visier von künstlerischem Schaffen (2)

Ein Überblick mit der Frage, kann die Tauromaquia als gestaltende Kulturleistung gesehen werden?  
___________________________________________________________________







von Philip de Málaga



In der Musik: 

Da kommt einem natürlich zuerst einmal der Paso Doble in den Sinn. Nicht umsonst kennt man Ohrwürmer wie España cañi von Pascual Marquina Narro (1873 – 1948). Und so wurden einige Paso Doble zu Nummer Eins Hits in Spanien. Wie zum Beispiel 1912 El gato montés von Manuel Penella Moreno (1880 – 1939). Oder 1924 das berühmte Valencia von José Padilla (1889 – 1960). 
Und was wäre die Opernwelt ohne Carmen von Georges Bizet (1838 – 1875), welche erst, nach dem Tod des Komponisten, bei der Wiederaufführung in Wien 1875 zu einem internationalen Erfolg wurde. 
"Carmen"
Das sich Literatur mit Musik verbinden kann zeigt hier der Llanto por Ignacio Sánchez Mejías mit dem Text von Federico García Lorca (1898 – 1936) und der Musik von Maurice Ohana (1913 – 1992). 
Auch im Flamenco sorgt der Stierkampf für viel Dramaturgie. Ob Gesang, Gitarre oder beides, in Spanien hat es viele bekannte Namen hervorgebracht, wie unter anderem den Sänger Pepe Marchena (1903 – 1976) oder den Gitarristen Manolo Sanlúcar (geb. 1943) der die Magie der tauromaquia mit seiner bekannten Tauromagia (man achte auf das „gia“ statt dem „qìua“) umsetzt. Nicht umsonst ersetzen Flamencomusiker bei besonderen Stierkämpfen den Paso Doble. 

Im Tanz:


Wo Musik ist kann auch getanzt werden. Und da holt uns zunächst der Paso Doble wieder ein. Und werden nicht die Schritte eines toreros und seine Bewegungen nicht öfters mit der von Balletttänzern verglichen? Nichts versinnbildlicht heute mehr den Stierkampf auf der ganzen Welt als dieser Tanz im 2/4 Takt (ursprünglich im 3/4Takt). Seit 1963 gehört er sogar zum Pflichtprogramm der lateinamerikanischen Tänze.

Aber nirgends findet der Stierkampf soviel theatralischen Ausdruck wie beim Flamencotanz. Die ernsthaften bis verzerrten Gesichter, die gespannten Körperhaltungen und die kontrollierten Bewegungen bis hin in das kleinste Detail spiegeln alle Dramatik einer Corrida de toros wieder. Auch öfters mal in Deutschland zu sehen der aus Sevilla stammende Israel Galván (geb. 1973) mit seinem 2004 entstandenen Programm „Arena“. Hier stellt der Tänzer alles selber dar: Den toro, den matador de toros, den banderillero und auch das Leben und den Tod, und zu der Choreographie ließ er sich durch die Zeichnungen „La Tauromaquia“ von Francisco Goya inspirieren. Von Kunst zu Kunst.
Die tauromaquia mit Musik und Literatur tänzerisch dargestellt. Auch das gibt es. Die Poesie Llanto por Ignacio Sánchez Mejías von Federico García Lorca (1898 – 1936) wurde im Jahr vom andalusischen Flamenco Ballet umgesetzt und aufgeführt.
Torodora Gorges, SfA-Leser bestens bekannt, geht auf die Poesie über den tragischen Tod des toreros Sánchez Mejías von Lorca ganz besonders auf ihrer Seite torodoro ein.
Im Film:

Erstaunlich dass bei soviel Dramaturgie, so vielen Tragödien, der Stierkampf beim Film nie so richtig den Durchbruch schaffte. Das liegt wohl auch daran, dass mit dem Medium Film eine sehr breite Masse angesprochen wird, und mit der mundo de los toros eben wohl nicht der angestrebte Gewinn zu finden sei. Hollywood & Co. trauten sich an dieses Thema nicht ran. Doch ein kleiner mexikanischer Junge namens 
Leonardo schaffte es 1956 in dem Film „Roter Staub“ tausende von jungen Zuschauern zum Weinen zu bringen, als sein toro Gitanillo begnadigt worden ist. 

Und noch jemand traute sich in den Vereinigten Staaten an die toros ran. Na ja, zumindest einen toro. Walt Disney verfilmte 1939 das Buch Ferdinand der Stier, wofür er einen Oscar erhielt. Der erste Oscar für die mundo de los toros.
Und in Spanien? Ein paar Billigproduktionen, oft mit Coplaeinlagen vermischt, für den eigenen Markt – das war es eigentlich auch schon.  


Nur der spanische Regisseur Pedro Almodóvar (geb. 1951) wagte den Sprung mit der Thematik des Stierkampfs auf die internationale Bühne. Und mit Erfolg: „Matador“ aus dem Jahre 1986 mit Antonio Banderas. 
2002 gab es sogar einen Oskar für den vielgerühmten Film „Sprich mit ihr“, wo eine Stierkämpferin im Zentrum des Geschehens steht. Der zweite für die mundo taurino.
Dann war wieder Stille. Und erst 2008 wird die internationale Filmgemeinde gleich mit zwei Stierkampfproduktionen überfallen: Im November 2008 wurde in den Vereinigten Staaten der Dokumentarspielfilm „The matador“ mit einem „echten“ matador de toros, dem populären David Fandila „El Fandi“ aufgeführt. 
Und Hollywood mischte sich wieder ins Geschehen und mit Oscarpreisträger Adrian Brody der den legendären Torero Manolete verkörpert, welcher 1947 von dem Miura-Stier Islero in Linares getötet worden ist, sowie der spanischen Schauspielerin Penélope Cruz als seine große Liebe, wollte man grosse Ziele erreichen. Vielleicht sogar den dritten Oscar?  Grosses Kino wurde angekündigt, doch an Passion sollte es wohl fehlen. Manolete - Blut und Leidenschaft:
Und für Dezember erwartet die afición einen Film aus Südamerika, dort wo die toros einen wichtigen Bestandteil bei den fiestas zu Pfingsten spielen:


Fortsetzung folgt!

Dienstag, 27. September 2016

Die Tauromachie im Visier von künstlerischem Schaffen (1)

Ein Überblick mit der Frage, kann die Tauromaquia als gestaltende Kulturleistung gesehen werden?  
___________________________________________________________________







von Philip de Málaga

I
st Stierkampf Kunst? Für die antitaurinos scheint die Antwort eindeutig. Alles was mit der mundo taurino zu tun hat sei eine Barbarei. Die Akteure, die toreros sind Tierquäler, die Zuschauer in den tendidos mit sadistischen Anlagen versehen … nein das habe mit Sicherheit nichts weder mit Kunst noch mit Kultur zu tun. 

Gehen wir doch mal ins Detail: Unter Kunst versteht man das Ergebnis einer menschlich kreativen Gestaltung. Auf eine corrida übertragen wäre das Ergebnis der Tod des toros. Doch dass der Tod selbst als Vollendung künstlerischen Schaffens nicht in Frage kommt, versteht sich von selbst. Es sei denn, Sterne Köche a la Ferran Adriá verwandeln dieses Endprodukt durch molekulare Einflüsse zu einem kulinarischen Kunstwerk. Jedoch findet sich sehr wohl der Tod als ein Mittel zur Kunst, wie es sich in so zahlreichen Kunstwerken reflektiert. Denken wir zum Beispiel an die Guernica von Pablo Picasso

Unter Kunst verstehen wir aber auch die Entwicklung zum Ergebnis. Den Prozess selber, wie wir ihn auch in der akustischen Darstellung von Musik wiederfinden. Und genau da schafft der Stierkampf, mit seinen Bewegungsabläufen, dem Spiel der Farben, den Effekten durch Licht und der Schatten, der Musik, dem Ambiente und seiner Dramatik viel Freiraum für kreative Gestaltung. Gerade in dieser theatralischen Darstellung mit dem beinahe unabwendbaren Ergebnis des Todes sehen viele Künstler eine Herausforderung. Und so reflektiert sich der Stierkampf in zahlreichen künstlerischen wie kulturellen Gattungen. 

In der Malerei: 


Die Zeichnung "So verherrlicht sich der wilde toro" von Johannes Stradanus (1523)
Die älteste noch existierende Zeichnung stammt von dem belgischen Künstler Johannes Stradanus und stammt aus dem Jahr 1523. SfA hat über die erste Zeichnung des Stierkampfs berichtet. Diese Zeichnung ist im Museum der tauromaquia in Málaga zu sehen.

Der wohl wichtigste Vertreter dieser Gruppe dürfte wohl Francisco de Goya (1746 – 1828) sein. Seine berühmte „La Tauromaquia“ bestand aus 44 Radierungen (von denen heute noch 40 erhalten sind) und ist zwischen 1814 und 1816 entstanden. Nicht weniger unbedeutend seine Darstellungen des toreros José Delgado 'Pepe Illo' (1754-1801), vor allem seinen tragischen Tod in der Plaza de toros von Madrid
Die wohl beiden bekanntesten Serien der La Tauromaquia.
LINKS: 
Pablo Picasso RECHTS: Francisco Goya

Der zweite große Name im Bereich der malerischen tauromaquia kommt aus MálagaPablo Ruiz Picasso (1881 – 1979). Erst ein Besuch einer corrida de toros in dem französischen Arles 1957 inspirierte den Künstler zu einer eindrucksvollen grafischen Umsetzung über die Kunst des Stierkampfes. Schon mit acht Jahren zeichnete er sein erstes Bild taurino. Der kleine Picasso war schon in jungen Jahren von den Stieren fasziniert. Kein Wunder also, dass die toros ein Teil seines Lebenswerkes wurden.
"Le Picador", Pablo Picasso (1889)
Erwähnt seien noch grossartige Künstler wie Ignacio Zuloaga y Zabaleta (1870 – 1945), Eduard Manet (1832 – 1880), Joaquín Sorolla (1863 – 1923), Daniel Vázquez Díaz (1882 – 1969), Eugenio Lucas (1858 – 1918), Roberto Domingo (1883 – 1956), Luis Calderón Jácome (1932 - 2005) Martínez de León (1895 – 1978) und die Illustrationen von Gustavo Doré (1832 – 1883) und Pharamond Blanchard (1805 – 1873) die wir in den Büchern „Voyage en Espagne“ bzw. in der kurzen Form von „Reise in Andalusien“ von Théophile Gautier finden. Um nur eine kleine Auswahl zu nennen.  
"Torero matando toros" Toros tötender torero, Gustavo Doré (Paris, 1867)
Auf den Stierkampfplakaten:  

Das erste cartel de toros kündigte zwei corridas de toros an, welche am 19. und 30. September 1737 in der ersten festen Plaza de toros Soto de Luzón von Madrid statt fanden. 
Das bis jetzt älteste cartel taurino aus dem Jahr 1737, noch ohne Zeichnungen
Im Laufe der Zeit entwickelten sich die carteles  und auch heute noch ist man teilweise bestrebt künstlerischen Anspruch zu stellen.Naheliegend ist es wohl, dass sich einige Künstler in der Gestaltung von den carteles übten. Also Plakate welche die festejos taurinos ankündigen. 
Carteles taurinos aus den Jahren 1852, 1902 und 1965
Ohne darauf näher einzugehen hier ein Kuriosum: Sie hat immer an der barrera gesessen und dabei oft gleich drei Plätze eingenommen - damit sie ihre Malutensilien ausbreiten konnte. Mit Tusche fing die aus Wiesbaden stammende Künstlerin Edith Hultzsch die Bewegungen von toros und toreros ein. 1981 war sie die erste und bisher einzige Deutsche, die den Wettbewerb für das cartel taurino zu den Fiestas de Sanfermin in Pamplona gewinnen konnte.
Siehe SfA-Reportage Edith Hultzsch in der ersten Reihe


 In der Bildhauerei: 

Wer sich in der Dekorationsabteilung des spanischen Kaufhauses El Corte Inglés umschaut, hat mit Sicherheit schon einmal die metallenden Kopien von dem spanischen Bildhauer Mariano Benlliure (1862 – 1947) gesehen. In seinen Figuren spiegelt sich die gesamte Kraft der toros bravos wieder. Dekorativ für einen jeden aficionado der auch die Möglichkeit hat, diesen dekorativ zur Schau zu stellen.


Fortsetzung folgt

Sonntag, 25. September 2016

Die Stierkampfarena: Ein runder Spiegel der Menschlichkeit




von Mariate Cobaleda

Die studierte Philosophie- und Erziehungswissenschaftlerin ist 1962 in Salamanca geboren, wendet sich nicht nur als Abgeordnete der Partido Popular der Politik zu, sondern interessiert sich auch voller Leidenschaft für die mundo de los toros. Bei der tauromaquia fasziniert vor allem ihre afición für das campo bravo. Und so versteht es sich, dass sie sehr wohl als Politikerin versucht Aufklärungsarbeit im Parlament zu leisten, damit dieses wiederum in der Lage ist, die tauromaquia als Kulturerbe zu rechtfertigen, zu schützen und zu fördern. Als Philosophin versteht sie es bestens im toreo die besondere Symbolik reflektieren zu lassen. Ihre Kernaussagen sind klar und verständlich: Der toro ist nicht nur eine Metapher, sondern das Emblem, die Personifizierung von Spanien. Es symbolisiert das Land, seinen geistlichen Hintergrund und vertritt die ethischen Werte.
Marianne Cobaleda mit dem matador de toros José Tomás
"Die plaza de toros hat sich den Kosmos als Vorbild genommen. 
Das Spiel zwischen sol und sombra reflektiert sich in einer plaza, welche sich dem Himmel zuwendet, dem Licht entgegen, eben wie ein jeder Tempel, welcher sich nach Osten orientiert. 
Und trotz aller Krise bleibt die plaza de toros ein runder Spiegel der Menschlichkeit auf der Suche nach dem Ideal des Seins. Mit Courage und Noblesse bis hin zu den Grenzen der Existenz um dann die puerta grande zu öffnen. Die puerta grande zum Licht."

_________________________________________________________________________
Quellennachweis:
El simbolismo del toro: la lidia como cultura y espejo de humanidad, Mariate Cobaleda
Madrid Biblioteca Nueva, 2002



Samstag, 24. September 2016

Wenn Antitaurinos Geschichte schreiben wollen





von Philip de Málaga


Über die Verhältnismässigkeit bei Demonstrationen der Antitaurinos
___________________________________________________________

Immer wieder versuchen die antitaurinos in die Schlagzeilen zu kommen. Doch nach den nach dem Tod des toreros Victor Barrios ausufernden Beleidigungen tun sich seriöse Tierschützer mit diesem Thema noch schwerer. Ein Grund mehr es einmal wieder mit Masse zu probieren. Die Strassen der spanischen Hauptstadt sollten sich zu einem historischen Rekord in Sachen abolición de los toros füllen. Überall versuchte man dafür zu werben, sogar einige Medien berichteten über die Pläne der PACMA.
Die PACMA bereitet die grösste antitaurinische Demonstration der Geschichte in Spanien vor.
Und am Samstag den 10. September begann ein weiteres Kapitel der misión abolición mit einer Kundgebung auf dem Platz Puerta del Sol in Madrid. Und in der Tat schafften mehrere Tausend den Weg dorthin. Mit Bannern und Megaphonen bewaffnet gaben sie sich lautstark gegen die mundo de los toros zu erkennen.
Doch wer einen Blick in die Runde warf erkennt schnell, von historischem Werten war die Manifestation weit entfernt. Die offiziellen Stellen sprachen von 4.000 Teilnehmern, die Veranstalter von 6.000. Wie auch immer, mehr waren es auf keinen Fall.

Da denkt man spontan an die Demonstration für die tauromaquia in Valencia im März diesen Jahres, da konnte die mundo taurino wohl mehr Menschen bewegen auf die Strasse zu gehen. Während offizielle Stellen von mehr als 10.000 Menschen sprachen, wollen die Veranstalter an die 30.000 Beteiligte gesehen haben, was auch grösstenteils von den Medien bestätigt worden ist.
LINKS: Demo in Madrid gegen die toros: 4.000 bis 6.000 Besucher
RECHTS: Demo in Valencia für die toros: 10.000 bis 30.000 Besucher
Kommen wir zurück zum Samstag im September, wo der antitaurinismo versuchen wollte die Strassen der spanischen Hauptstadt zu erobern. Beim direkten Vergleich mit Valencia hat die PACMA schon den Kürzeren gezogen. Wie aber sah es denn an diesem Tag in den plaza de toros aus? Die Antwort ist statistisch klar erfasst. Zum selben Zeitpunkt fanden in Spanien 43 corridas statt, welche von 85.000 zahlenden aficionados aufgesucht worden sind. In Frankreich gab es 2 corridas welche 20.500 Besucher zählten. Hier eine kleine Auswahl der ausverkauften plazas, der Zuschauerzahlen und den angetretenen toreros:

  • Arles: 13.000 Besucher - No hay billetes
    • Luis Francisco Espla, Morante de la Puebla, Juan Bautista
  • Dax: 7.500 Besucher  - No hay billetes
    • Diego Urdiales, Iván Fandiño, Pepe Moral
  • Ronda: 6.000 Besucher  - No hay billetes
    • Manuel Manzanares, José María Manzanares, Cayetano, Alberto López Simón
  • Valladolid: 11.000 Besucher  - No hay billetes
    • El Juli, Alejandro Talavante, David Mora
  • Alcañiz (Teruel): 4.396 Besucher  - No hay billetes
    • Sergio Dominguez, El Cordobés, Conchi Ríos
  • Navaluenga (Ávila): 3.000 Besucher  - No hay billetes
    • Enrique Ponce, Fortes, Joaquín Galdós
Allein an dieser kleinen Auswahl kann man die Verhältnismässigkeit der misión abolición in Madrid erkennen. Stellt man es grafisch dar, bekommt man einen noch besseres Verständnis für diese Thematik:
Besucher am Samstag den 10. September bei den einzelnen Veranstaltungen
Aber die 43 corridas waren noch nicht alle Veranstaltungen, welche mit den toros stattgefunden haben. Hinzu kommen zahlreiche festejos populares, so genannte toros en la calle, welche am selben Tag von 104.500 Menschen aufgesucht worden sind.

Zählt man nun von festejos taurinos jeglicher Art alle zusammen kommt man an diesem Samstag auf die stolze Zahl von 210.000 Menschen. Eine Tatsache, die man den 4.000 antitaurinos in Madrid ruhig mal gegenüberstellen kann.
So sah es am Samstag den 10. September 2016 aus.
Allein in der französischen plaza de toros von Arles fanden sich mehr als drei Mal so viele
Zuschauer ein, wie bei der misión abolición von PACMA in Madrid.

______________________________________________________________________

Q u e l l e n n a c h w e i s e :

- Subdelegación del Gobierno Valencia
- Ayuntamiento de Madrid
- El Mundo