Sonntag, 5. Juli 2015

Denken wie ein Torero

Über die Intelligenz eines Toreros
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von Philip de Málaga


Torear bedeutet nicht einfach nur den Mut aufzubringen sich einem animal, im Falle der tauromaquia, einem toro gegenüberzustellen, der einem sogar den Tod, la muerte bringen könnte. Hinter der Tat des toreo verbirgt sich die einzigartige Form der Intelligenz seine überlegende Geisteshaltung darzustellen. Die Griechen haben dafür gleich mehrere Begriffe: Arglist, Schlauheit, Raffinesse, Pfiffigkeit und Klugheit.

Beim toreo präsentiert sich der lebende Körper eines menschlichen Wesens einem wilden und gefährlichem Tier, welches die direkte Möglichkeit hat diesen Körper zu erwischen, mit den Hörnern zu ergreifen um ihn bis zum Tode hin zu verletzen. Die einzige Möglichkeit, welche dem torero bleibt, ist diesen Vorsatz zu verhindern, und den toro mit einem engaño, wie muleta oder capa zu täuschen, um die Laufbahn des toros in andere Bahnen zu lenken. Scharfsinn und Kühnheit sind dazu notwendig, dieses Manöver anzugehen um es auszuführen. Das ein animal einem Tuch folgt und nicht das lebenden Wesen direkt angreift, darauf muss es zu Beginn hinausgehen. Einer der Gründe, warum man auf den ganaderías den toros nicht zu Fuss begegnen darf.


Torear besteht vor allen Dingen darin, den toro zu gewissen Bewegungsabläufen zu verführen, ihn dazu zu bringen, so zu reagieren, dass es für den torero zum Vorteil gereicht. Das erfordert eine strategische Intelligenz des Menschen gegenüber dem animalischen Instinkt. Und so kommt es, dass erst die Erfahrung über viele Jahre hinweg, den matador mit den grundlegenden Verhaltensweisen der Tiere vertraut macht. Und er in der Lage sein könnte zu erahnen, bzw. vorauszusagen, warum der toro so agieren könnte.



Wie schon im letzten Beitrag angesprochen, der wahre taurino muss in der Lage sein, sich in den toro hineinzuversetzen. Erahnen, was er vorhaben könnte. Der torero selbst ist näher am Geschehen dran, kann den Atem des enemigos spüren und fühlen. Er bekommt als erster mit, wenn er ansatzweise versucht die Richtung zu ändern oder sich anders zu bewegen beginnt als erwartet. Je nach Erfahrung und Intelligenz kann dann der matador reagieren und seine maestría in jeder Phase der lidia unter Beweis stellen. 

Und am Ende der faena muss der matador den toro genau dort platzieren, wo er ihn am besten mit dem estoque töten kann. Ein Platz, der nicht selten vom toro nicht gerne angenommen wird. Er wird dazu gezwungen, dort in Stellung zu gehen um die estocada zu empfangen, welche ihm den schnellen Tod bringen soll. 


Sich einem toro gegenüberzustellen ist nicht nur eine Begegnung zwischen Leben und Tod. Und es ist auch kein Vergnügen mit anzusehen, wenn der torero nicht über die entsprechende Intelligenz taurino verfügt. Ist er nicht in der Lage, während der lidia den toro kennenzulernen, wird sein Auftritt zu einer Farce degradiert.

Irgendwie erinnert dieses an den chinesischen General Sunzi der mal gesagt hat: Kennst du deinen Feind brauchst du den Ausgang von tausend Schlachten nicht zu fürchten. Bei den toros verhält es sich nicht anders. Aber der matador hat nicht viel Zeit. Wenn der toro das ruedo betritt bleiben ihm zwei tercios und Momente der faena. Auch der Titel eines maestros will sich verdient werden.


Und nur ganz wenigen maestros, wie dem matador de toros Enrique Ponce gelingt es, erst im dritten tercio die wahren Eigenschaften des toros zu erkennen, aufzuzeigen und in die tendidos zu übertragen.