Sonntag, 28. Oktober 2012

Mehr Schein als Sein?

Kann die taurinische Komission dass umsetzen, was man über Jahre hinweg versäumt hat?
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von Philip de Málaga


Seit einer Woche ist die Comisión Taurina del Ministerio de Cultura in Sachen tauromaquia aktiv geworden. Unter Leitung des vorsitzenden Rechtsexperten der Madrider Universität Complutense Don Juan Antonio Gómez Angulo wurden in den letzten Tagen, empresarios, toreros und ganaderos angehört um sich ein Bild von der gegenwärtigen Situation der toros in Spanien zu machen. Zwanzig Persönlichkeiten aus der mundo de los toros gaben sich ein Stelldichein und berichteten über ihre Probleme, ihre Sorgen und gaben ihre Visionen zum Besten. Zum Wochenende hin konnte Gómez Angulo eine durchaus positive Bilanz ziehen: "Wir haben sehr gut die eigentlichen Schwierigkeiten erkennen können und festgestellt, dass fast alle Bereiche der tauromaquia mit den selben Problemen konfrontiert sind. Dies macht die Aufgabe für uns leichter, entsprechende Lösungsansätze zu erarbeiten, damit wir in circa zwei Monaten einen kompletten Abschlussbericht vorlegen könnten."

Gómez Angulo
Zum einen gilt es die Kosten für die festejos taurinos in den Griff zu bekommen. Sie seien definitiv zu undurchsichtig und letztendlich auch zu teuer. Das Ziel muss es sein, dem Endverbraucher die fiesta nacional zu vernünftigen und vertretbaren Preisen anzubieten.

Auf der anderen Seite sei es angesagt, für einen taurinischen Zusammenhalt zu sorgen. Alle Beteiligten, sollten auf professionelle Weise am selben Strang ziehen, damit in erster Linie wieder die tauromaquia im Vordergrund stehe. Die Interessen einzelner Personen oder Verbände sollten sich im Hintergrund halten.

So weit so gut. Das klingt auch alles recht vielversprechend. Doch wie sieht es in der Realität aus? Sind solche Vorhaben überhaupt umsetzbar?

Auffallend ist, dass bei dieser Debatte die antitaurinos so gar keine Rolle spielen. Sie melden sich nicht mal zu Wort. Dafür wurden die Stimmen der aficionados lauter. Ob bei twitter oder Facebook, ob bei burladero oder mundotoro, nicht alle aficionados trauen dieser Komission eine positive Umsetzung zu. Dabei sehen sie ein mögliches Versagen gar nicht mal in der Unfähigkeit der Komission. sondern vielmehr in der steinzeitlichen Mentalität professioneller taurinos. Allen voran die der apoderados, der ganaderos und der empresarios. Was die hinter verschlossen Türen vereinbaren und absprechen, davon bekommt die afición, die Politik und schon gar nicht das Finanzamt irgend etwas mit. Die berühmten gefüllten Briefumschläge stehen noch immer auf der Tagesordnung. 

Und genau dieses Denken zu ändern liegt nicht in erster Linie in der Hand der Komission, sondern es sind die Hauptakteure selbst, die matadores, die darauf Einfluss nehmen sollten. Die Zukunft der tauromaquia sollte nicht mehr nur in geheimen Absprachen geplant werden, Manager sollten nicht mehr das alleinige Sagen haben, sondern die toreros selbst sollten mehr ihr eigenes Schicksal mitbestimmen und Einfluss auf die Zukunft der toros nehmen. Erst wenn es der Komission gelingt, die Zunft der toreros davon zu überzeugen, dass es in ihrer Hand liegt, wie es um die tauromaquia in den nächsten Jahren stehen wird, dann stehen die Chancen wirklich gross, dass die tauromaquia als Teil der spanischen Tradition aus der kulturellen Landschaft Spanien nicht mehr weg zu denken ist.

Und sehr wohl gibt es schon Licht im Tunnel. Denn bekannte matadores de toros wie El Juli, Talavante, Cayetano und José María Manzanares vertreten ihre Zunft nicht nur auf medialer und gesellschaftlicher Ebene sondern sind auch auf politischem Parkett präsent.