Freitag, 31. Mai 2013

Stierkämpfe in Málaga




von Philip de Málaga


Dieses Jahr werden in Málaga im August die besten toreros der Welt antreten
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Die spanische Metropole Málaga ist nicht nur die Hauptstadt der Costa del Sol und der gleichnamigen Provinz Málaga, sondern in diesem Sommer ist sie auf dem Weg aller Voraussicht nach auch eine Hauptstadt des toreo werden. Dabei ging dieses Jahr für die Malagueta alles andere als gut los. Denn plötzlich stand sie ohne empresario da. Die temporada taurina in Málaga stand in der Gefahr dieses Jahr ein Reinfall zu werden. Für die Osterwoche ist kurzfristig Pepe Cutiño eingesprochen, aber auch er konnte für die traditionelle corrida de toros am Ostersonntag kein passendes cartel zusammenstellen. Lediglich am Ostersamstag kam es zu einer corrida picassiana mit nur einem matador als unico espada.

(Foto: Dr. Andreas Krumbein)
Danach wurde vom Kreistag das Management für die Malagueta neu ausgeschrieben. Und es gab einige Interessenten. Unter anderem Pepe Cutiño und der Franzose Simon Casas. Beide galten als Favoriten. Vor allem auch deswegen, weil beide, besonders Cutiño eine gute Beziehung zum Star-matador José Tomás pflegen. Und fast allen ist klar, wenn einer der beiden den Vertrag bekommt wird José Tomás im August in Málaga zu sehen sein. Doch dann kam eine überraschende Meldung: Cutiño und Casas bewarben sich gemeinsam um den empresario-Posten der Malagueta. Da brauchte der Kreistag von Málaga erst gar nicht lange überlegen und erteilte den beiden Ende letzten Monats den Zuschlag. 

José Tomás gleich zwei Mal in Málaga?
(Foto: mundotoro)
Nun brodelt es schon seit wenigen Wochen in der Gerüchte-Küche. Welche toreros wird es zur feria taurina in Málaga zu sehen geben? Und heute dringen erste Namen durch, nichts Offizielles, alles noch Gerüchte, aber irgendetwas scheint dran zu sein. Die mögliche Sensation dabei, der matador de toros José Tomás wird eventuell gleich an zwei Tagen in der Malagueta zu sehen sein. Einen tarde mit den matadores Juan José Padilla und mit José María Manzanares und einen zweiten mit El Juli und Morante de la Puebla. Zwei authentische carteles de lujo. Hinzu kommen andere bekannte toreros wie Enrique Ponce, Sebastian Castella, El Fandi, Talavante ... zahlreiche no hay billetes dürften in diesem Sommer in Málaga an der Tagesordnung stehen.

Dieses Jahr werden sich die 13.000 Plätze der Malagueta mit Sicherheit mehrmals füllen.

Donnerstag, 30. Mai 2013

Eigentlich wollen sie den Tod

Was antitaurinos wollen, ist nicht den edlen Stier am Leben zu erhalten,
sondern was sie verlangen ist ein schnelles Todesurteil
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von Philip de Málaga

Eine abolición de los toros hätte zur Folge, zum einen das etwas mehr als 230.000 reses getötet werden müssen, weil die ganaderías die Kosten nicht mehr tragen können und diese Tiere zur Fleischzucht nicht geeignet sind. Vor allem sind es die an die 120.000 toros bravos.

Mit gesenkten Köpfen ergeben sich die Stiere ihrem Schicksal.
Es ist nicht erwünscht dass sie das Leben eines toro bravo führen dürfen.

Zum anderen würde es das Ende des noblen toro bravo bedeuten. Der toro der es liebt seinem Instinkt des Angriffes zu folgen, der toro der mehrere Jahre in wunderbaren dehesas auf einem bis zwei Hektar grossen Land nur für ihn leben darf, von den Menschen unbelästigt, der toro der in der plaza de toros mit seiner bravura sogar ein indulto, eine Begnadigung erwirken kann und letztendlich der toro der relativ viel durch sein Umfeld zur spanischen Ökologie beiträgt.

Solche Bilder soll es laut den antitaurinos in Spanien nicht mehr geben.
(Foto: mundotoro)
Denn ein Punkt sollte mal klar festgehalten werden. Die antitaurinos setzten all ihre Kräfte, all ihre Beleidigungen, all ihre Hetzkampagnen, all ihren Lobbyismus ein, um ein Verbot der toros zu erwirken. Sie haben aber bis jetzt noch nichts, absolut gar nichts unternommen, um auch nur einem toro bravo das Leben zu retten, und noch viel weniger um das Überleben der Rasse des toro bravo durchzusetzen.

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Siehe auch:
PETA tötet Tiere, und nicht zu wenig, SfA-TAURONEWS vom 8. April 2013
Tod der Coquillas, SfA-TAURONEWS vom 13. Mai 2013

Mittwoch, 29. Mai 2013

San Isidro 2013



Fotoserie zu San Isidro








Mehr Fotos auf mundotoro

Seit 500 Jahren gibt es hier die Stiere - in Mexiko




von Philip de Málaga


Nachdem die mexikanische Provinz Sonora die toros verboten hat,
erklärt die Stadt Guanajuato die toros zum Kulturerbe
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(Grafik: mundotoro)
Der General-Gouverneur der zentral-mexikanischen Stadt Guanajuato, Don Miguel Márquez Márquez erklärte in seiner 171.000 zählenden Gemeinde die fiesta de los toros zum Kulturerbe des Territoriums. Die tauromaquia hätte in dieser Region ein Tradition von mehr als fünfhundert Jahren! Immerhin gäbe es in dieser Region ganze zweiunddreissig ganaderías. Allein schon wirtschaftlich gesehen ein wichtiger Faktor für Mexiko.

Mittlerweile sind es in Mexiko sechs Regionen die sich zur mundo de los toros bekannt haben: Aguascalientes, Querétaro, Tlaxcala, Hidalgo, Jalisco und eben Guanajuato. Mit anderen Worten, bis jetzt hat sich die Mehrheit der Mexikaner für die toros ausgesprochen. Einfach nur eine Tatsache.

Dienstag, 28. Mai 2013

Sollte man den Präsidenten in die Haftung nehmen




von Philip de Málaga


Hat man als taurino die Möglichkeit gegen fragwürdige Entscheidungen 
eines Präsidenten einer corrida vorzugehen?
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Warum eigentlich nicht? Da ist damals noch unter der Führung des spanischen Innenministeriums ein reglamento taurino entstanden. Als königliches Dekret von der spanischen Regierung, bzw. von den Landesregierung abgesegnet.

Warum fällt es den Präsidenten so schwer, sich nach dem reglamento taurino zu orientieren, bzw. sich daran zu halten. Dazu sind Gesetze doch da, damit sie umgesetzt werden. Wie kommt es dann, wenn zum Beispiel die Mehrheit in den tendidos für den matador ein oreja fordert, der Präsident dieses trofeo aber verweigert? So wie wir es gerade in Las Ventas mit dem matador de toros Alberto Aguilar bei seinem letzten toro und ihm somit auch die puerta grande versagte.

Oder umgekehrt. Nicht mal ein Drittel des Publikums verlangt ein trofeo, aber vom Präsidenten wird es trotzdem gewehrt.

Auch der Ex-torero Miguel Sánchez, der sieben Jahre lang den jeweiligen Präsidenten in der Provinz Málaga zur Seite stand sieht es recht eindeutig: "Vieles was man als asesor artistico sagt hören die Präsidenten zwar, nehmen es aber nicht wahr. Entscheiden letztendlich wie sie wollen. Sie haben manchmal den selben Einfluss wie schlechte Schiedsrichter beim Fussball und keiner kann dagegen etwas machen. Mir gefällt vor allem nicht, wenn die Mehrheit des Publikums ein oreja fordert und der Präsident dieses einfach ignoriert, obwohl er laut dem reglamento taurino dazu verpflichtet ist, diese Auszeichnung dem matador zu zugestehen."

Die Herren in der Präsidentenloge machen wohl was sie wollen. Wie Halbgötter thronen einige in ihren palcos und lassen es an Respekt dem zahlenden Publikum, den toreros und auch gegenüber dem empresario vollkommen missen. Das Internetportal mundotoro hat heute beim Juristen Joaquín Moeckel nachgefragt:

Joaquín Moeckel (Foto: mundotoro)
Welche Verantwortung trägt der Präsident einer corrida?

"Der Präsident in einer plaza de toros wird von einer öffentlichen Verwaltung bestimmt. In Andalusien ist es zum Beispiel die Landesregierung in Madrid die C.A.M, und so geht das schon  recht sukzessiv zu. Und so kan man es deuten, dass er hier als ein öffentlicher Beamter agiert. Und bei den Meisten handelt es sich ja auch wirklich um Beamte, vor allem von der Nationalpolizei. Aber ist gibt auch andere Beispiele, wie in Andalusien, wo auch schon mal einfach aficionados die Posten besetzen.

Um auf die Frage zurückzukommen. Jede Entscheidung, sei es durch eine Handlung oder durch Versäumnis, die einen groben Verstoss gegen das reglamento taurino innerhalb der plaza de toros darstellt, könnte zivil-, sogar strafrechtlich geahndet werden."

Kann man einen Präsidenten wegen Amtsmissbrauch anzeigen?

"Ich hatte es schon vorweg eindeutig dargestellt. Wenn ein Präsident grob und offensichtlich gegen das Reglement bzw. die unterschiedlichen reglamentos taurinos verstösst, warum nicht?" 

Das ist doch mal eine klare Ansage.

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Quellennachweise:
Moeckel: Por qué no se va a poder denunciar a un presidente por prevaricación? mundotoro, 28.05.2013
Ein Leben für die Stiere (2. Teil), SfA-Interview mit Miguel Sánchez

Montag, 27. Mai 2013

Bei Victorino Martin

SfA bei einer der berühmtesten Stierzuchten von Spanien
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von Colin Ernst 


Auf diesen Augenblick habe ich lange gewartet, einmal Stiere in der freien Natur zu sehen. Um neun Uhr geht es los, mit Jesus, auf die Finca Las Tiesas. Die Landschaft ist wunderschön, kleine Burgen zieren die Bergkuppen, Wildblumen, Raubvögel, Natur pur. Das Gelände der mehrere tausend Hektar großen Zuchtstätte endet an einem großen See, malerisch. Beim Durchfahren der Zufahrtsstrasse, wird mir bewusst, das die linke Seite ganz anders aussieht als die Rechte. Hier ordendliche Weideflächen mit schattenspendenen Bäumen, links verrottetes Unterholz, zugewachsene Büsche, verdorrtes Wildgras. Am Zaun prangt das bekannte Schild: "Coto de caza" Jagtgebiet. Jesus klärt mich auf, das die linke Seite zu einer anderen finca gehört, bei den Victorinos wird nicht gejagt. Alles soll möglichst der Natur überlassen werden. Und so sind die sensiblen Wildtiere, aus dem Jagtrevier zur friedlichen ganadería gewechselt. Muss so sein, ich sehe eine schlafende Eule in einem Baum sitzen - so lässt es sich leben. 

Als erstes besuchen wir das Museum. Das private Museum des maestros Galloso in El Puerto war dem toreroleben gewidmet, hier ist der Stier der Protagonist. Beim Betrachten der zahlreichen, gepflegten Stierköpfe, fallen mir imense Unterschiede auf. Dann wird mir klar, das ich hier gewissermaßen die Entwicklung der Stierzucht präsentiert bekomme. Der Stier vor fünfzig und mehr Jahren, sah ganz anders aus, als die heutigen Victorinos - es scheint als habe der Victorino an Gesicht gewonnen. Das älteste Exemplar dieser Rasse hatte einen kleinen Kopf und Hörner cornicorto, heißt kleinere nach innen zeigende Hörner. Der moderne Victorino hat eher die Form achucarado, heißt, vom seitlichen Kopf weg nach vorne zeigend, und von durchschnittlicher Länge. Das Museum erzählt Geschichten, alte wertvolle Bücher über die Zucht, zahlreiche Ehrenpreise und Fotos mit bekannten figuras, aber immer im Fokus - der toro bravo aus der Zucht Don Victorinos und seiner Familie. Leider ist die Zeit knapp, ein paar Stunden könnte ich hier schon verweilen. Ich bekomme den Festsaal zu sehen, die blitzblanke Küche, wo für die Gäste gekocht wird, alles sauber und gepflegt. 

Endlich gehts ins Herz der ganadería. Ich stehe in der kleinen Arena, schwinge kurz eine Übungscapa und stelle mir vor, wie der Züchter in dem Raum sitzt und durch das Fenster die zu selektierenden Tiere beurteilt, sich Notizen macht über ihre Veranlagung zur Zucht. Vor kurzem hat der matador de toros Talavante hier mit vacas geübt, um sich auf Madrid vorzubereiten. Er soll sehr gut gewesen sein... tja, Madrid is different. 

Nun geht es endlich mit dem Jeep ins Gelände. Rund um die Installationen wie Arena, Scheunen und kleinen Häuschen der Mitarbeiter sind die corrales gelegen. Alle sehr großzügig gestaltet und gepflegt. Nett wie ich nun mal bin, biete ich mich an das erste Gatter zu öffnen und bemerke ein weiteres Detail, der Torverschluss ist sorgfältig geölt, schnelles öffnen und schließen ist gewährleistet. In dem riesigen corral sind nur drei oder vier Stiere, es ist der Platz, wo die toros für Las Ventas gehalten wurden und die Stiere die jetzt hier faul im Gras liegen, sind die Ersatzstiere, die am Ende nicht nach Madrid transportiert wurden. Ein besonders schönes Exemplar fällt mir auf, das muss Venenoso sein, der sich vor der Abfahrt verletzt hatte und so die Reise nicht antrat. Er hat ein wunderschönes Gesicht. Beim öffnen des nächsten Gatters, zögere ich einen Moment. Weniger als zehn Meter vom Tor entfernt, steht ein echter toro, der uns interessiert betrachtet. Soll ich es wirklich wagen? Ich bin mir bewusst, das der Stier schneller bei mir ist, als ich wieder im Wagen. Aber ich weiß auch, das, wenn ich mich dezent und ruhig bewege nichts passiert. Ich muss ihn nur im Auge behalten. Einmal tief durchgeatmet, öffne ich möglichst geräuschlos die Wagentür, bewege mich ruhig und öffne das Tor. Der Jeep passiert langsam und beim Schließen des Tores sind es circa sieben Meter die mich und "meinen ersten toro bravo" trennen. Welch ein Erlebnis! Weiter geht es auf immer größere freie Flächen, wo einige Stiere bei den überdachten, schattenspendenden Futtertrögen stehen. Sie behalten den Jeep im Auge. Als wir uns bis auf zwei bis drei Meter nähern geht ein novillo in Angriffstellung, man sieht ihm an, das er wütent ist. Seine ganze Haltung signalisiert : "Noch einen Centimeter näher und es knallt"! Selbstbewusst und unverkennbar sauer über unser Eindringen in sein Revier. Man muss wissen, das jeder Stier eine Art unsichtbaren Bannkreis, querencia, um sich herum errichtet, und wehe dem, der diese Linie unwissend überschreitet.


Faszinierend zu beobachten, wie unterschiedlich die Tiere auf unsere Anwesenheit reagieren. Ein Exemplar hält Mittagsschäfchen. Wir halten direkt neben ihm und er blinzelt nur ein wenig. Dann bewegt Jesus, mein Führer, Fahrer und Experte, den Jeep ein bisschen vor.- und rückwärts, schon ist er auf den Beinen - blitzschnell! Ich fürchte mich kein bisschen, denn Jesus weiß was er tut, er ist quasi mit den Stieren aufgewachsen und kennt jedes Tier mit Namen. Es geht durchs nächste Gatter, aufs feie Feld, wo eine Herde vacas mit ihrem Nachwuchs grast, ein Deckstier ist bei der 25 köpfigen Herde. In einiger Entfernung sind Mitarbeiter der ganadería dabei Irgendetwas auszubessern, der Zuchtbetrieb wird sorgfälltig in Schuß gehalten. Der semental liegt unter einem Baum, seine Herde steht etwas entfernt, aber er hat Sie im Blick. Als wir uns nähern ist auch er sofort auf den Beinen. Wachsam verfolgt er unsere Bewegungen, jederzeit bereit seine Familie zu verteidigen. Ich kann beobachten, das sich die Gruppe zu einem goßen Kreis formiert hat, wie die Elfantenherden in Afrika. Eine vollkommen natürliche Reaktion, angesichts einer möglichen Bedrohung. Das Vatertier hat wohlgeformte Hörner, die Muttertiere haben eine andere Hornform, das pitón zeigt gen Himmel, pitón corniverde genannt. Durch die korrekte Hornform des Vatertieres, lässt sich dieser Defekt bei den Nachkommen ausgleichen. 

Ich lerne etwas über die Stierzucht im Allgemeinen. Der Zuchtberieb ist eine ganadería cerrada - heißt, das Erbgut wird nicht durch Einführung von fremden Blutlienen gekreuzt. Saltillo pur. Daher hat dieser Stier auch nur eine kleine Herde von fünfundzwanzig Kühen zu beglücken und man muss sehr gewissenhaft mit dem Erbgut umgehen, um es nicht mit der Inzucht zu übertreiben, denn dies kann zu schweren Erbschäden führen. Bei einem Bestand von gut 1.500 Rindern bestimmt keine leichte Aufgabe.


Wieder geht es zum Gatter, diesmal, stehe ich einem ganz anderem Typ toro gegenüber. Die Victorinos haben eine grauschwarze Fellfarbe, cárdeno oscuro oder claro (dunkel oder hell), je nach Farbtiefe. Hier stehen bunte, braun oder schwarzweiße Tiere, deren Körperbau, Hornform und Gesicht ganz anders beschaffen ist. Die Familie Victorino hat diese Zucht vor Jahren gekauft, um den Fortbestand einer ehemals bekannten Blutlinie zu sichern. Es sind rund 500 Tiere, die erheblich weniger corridas bestreiten, als die Victorinos selbst. (Monteviejo, encaste Vega Villar - Santa Coloma und Urcola - Linien der Vistahermosa). 


Mein Blick schweift über die enormen Weideflächen, an derem Fuß der See liegt, eine unglaublich schöne Landschaft, mit gesunder, sauberer Luft. Ein paar Meter weiter, direkt vor unserer Nase, stürzt ein roter Milan zu Boden, blitzschnell hat er einen kleinen Nager gegriffen und macht sich mit seiner Beute davon. So etwas aus nächster Nähe zu erleben, ist wunderbar. Wir machen uns auf den Rückweg zu den Wirtschaftsgebäuden, nun hat der Züchter selbst, Zeit für mich und will mir seine Pferdezucht zeigen, die Lusitanos. In einer großen Scheune sind ein paar Pferdeboxen, hier stehen ein paar junge Lusitanos und Lusiaraber (Lusitano x Araber). Schicke Burschen, mit wachem Temperament. Die Lusitanos werden für die Dressur gezüchtet, die Lusiaraber sind für die Arbeit auf der finca bestimmt. Sie werden nur ein paar Stunden am Tag aufgestallt, ansonsten leben sie frei und fröhlich, auf den Weiden der Farm. Ein hübscher Brauner sticht mir ins Auge, er ist noch etwas scheu. Was nicht verwunderlich ist, denn bis auf die jährlichen Impfungen haben sie eigentlich kaum menschlichen Kontakt, das ist auf der iberischen Halbinsel meisst so üblich. 

Neben den Boxen ist ein geräumiger Pferch, ein "Minitoro" steht dort, die Mutter hat ihn nicht angenommen, so wird er mit der Flasche großgezogen. Das Kälbchen ist ganz zutraulich, schnuppert an meinen Händen und Gesicht, lässt sich den Rücken kraulen. Kleine Hörnchen wachsen seitlich aus dem Köpfchen. Ich muss unbedingt etwas ausprobieren... Wie der torero mit der muleta, führe ich langsam meine Hand zum äußeren Horn und bewege sie dann weiter zur Seite und zurück. Es funktioniert, das Köpfchen folgt genau den Bewegungen meiner "muleta-Hand". Das Ergebnis jahrhundertelanger Selektion ist demonstriert. Wie ein Hütehund oder ein Rennpferd zu einem bestimmten Zweck gezüchtet, zeigt mir dieses Kerlchen, das es schon im zarten Kindesalter das macht, wozu es gezüchtet wurde, der Bewegung auf diese bestimmte Weise, zu folgen. Natürlich wird dieses Kalb nicht die Arena sehen, es hatte Menschenkontakt, ausgeschlossen, das es gegen Menschen antritt. 

Aber zurück zu den Pferden, den Lusitanos, die eigentlich eine portugisische Rasse sind. Einst haben die Portugesen mit dem spanischen PRE veredelt, mitlerweile sind sie um einiges besser als ein PRE. Warum? Nun, ihr Bewegungsablauf ist nicht durch Bügeln oder hohe Knieaktion geprägt, sie können es mit einem Sportpferd jeder Rasse aufnehmen. Sie sind sitzbequem und menschenbezogen. Dazu kommt ihre hohe Veranlagung zu Piaffe und Passage, Seitengänge zeigen sie spielend. Braucht ein Warmblutpferd normalerweise eine längere Lehrzeit und will auch länger warmgeritten werden, zeigt mir der Lusitano schon nach kurzer Zeit Ergebnisse. Durch sein Exerieur ist er wie geschaffen für hohe Schule, Zirkuslektionen oder Doma vaquera. Auch der Charakter dieser Rasse ist bemerkenswert. Sie lernen schnell und vergessen das Gelernte nicht. Sind die jungen drei bis vier jährigen Exemplare noch etwas grün und ungestüm, ist ein älterer Lusitano, ein echter Kamerad und Gentleman. Nervenstark und zuverlässig. Bei den rejoneos sieht man diese Rasse häufig, beliebt wegen ihrer hohen Beweglichkeit, Eleganz, Rittigkeit und Nervenstärke. Nachdem ich mir die Stallschönheiten angesehen habe, alle übrigends aus den besten Blutlinien gezogen, geht es in den Arbeitshof, wo man extra für mich ein paar Stuten mit Fohlen, im großzügigen Freilaufplatz, eingestellt hat. Eine kleine Herde, mit einem Araberhengst, einem schicken Kerl in weißer Jacke, der seine Stuten auf ganz natürliche Art und Weise deckt. Die Mutterstuten sind Lusitanos, die Nachkommen sind die Lusiarabes, sehr beliebt bei Vaqueroreitern. Hier kann ich mir den Nachwuchs ansehen. Überaus schöne Fohlen, noch in dunkler Jacke, die mit zunehmenden Alter von Grau nach Weiss wechseln wird. Stolze Haltung und ein vielversprechender Bewegungsablauf, "mit viel Gummi" wie die Fachleute sagen. Die Rasse hat einen sehr harmonischen Körperbau, nicht zu lang und nicht zu kurz, schön abgerundet, schräger Schulter, tragfestem Rücken und Genickfreiheit, gut angesetzte Halsung und korrekte Stellung, schicke lange Mähnen, machen es einem leicht, sein Herz zu verlieren. Im Stockmaß liegen die Lusitanos im mittleren Bereich bei 1,65 / 1,70 Metern, letzteres eher selten. Aber sie machen sich groß, was ein harmonisches Gesamtbild unter dem Reiter zeigt, wie ich nun sehen kann. Wir sind zu dem Reitstall gefahren, wo zur Zeit die Ausbildungspferde stehen. Einige in geräumigen Außenboxen, direkter Kontakt zum Nachbarn garantiert. César, der Bereiter, muss sich sputen, einen der jungen Hengste für uns zu satteln und vorzustellen, unser Besuch war nicht angekündigt. Der junge Hengst aus allerbester Familie, zeigt einen guten, raumgreifenden Schritt, der Trab ist locker und vielversprechend, die Galopade schwungvoll und taktrein. In der Trabverstärkung beginnt der Reiter zu schwärmen, bei Piaffe und Passageansätzen, kann man nur staunen, mit wieviel Leichtigkeit er diese Lektionen präsentiert. Seitengänge wurden ihm in die Wiege gelegt. Ich bin überrascht, denn keine der Übungen hat einen hohen, körperlichen Einsatz des Reiters gefordert. Kurze leichte Hilfen und das Pferd spielt mit, einfach nur schön. Eine Pferderasse, die begeistert. Meine Zeit neigt sich dem Ende zu.


Auf dem Weg zum Mittagessen, gegen fünfzehn Uhr, sehe ich im Vorbeifahren die Herdenverbände der Lusitanos und der Stiere, weit verstreut im campo bravo. "Schöner gehts nicht", denke ich, Tiere die in absoluter Freiheit aufwachsen, Natur pur. Als ich mit Victorino Martin und dessen Tochter Pilar, wie ihr Vater, Veterinärin  am Tisch sitze, bekomme ich vor lauter Fragerei kaum einen Bissen runter, ein interessantes Gespräch über Stier.- und Pferdezucht, Vererbung und Tradition. Diese Tradition bewirkt auch, das die Angestellten der ganadería nun schon seit drei Generationen bei den Victorinos in Lohn und Brot stehen. Fast alle wohnen auf den Fincas, wie in alten Zeiten, eine große Familie. Tradition heißt auch, das hier die Stiere auf alt hergebrachte Weise umgeweidet und trainiert werden, also mit Pferd, Reiter und Hund. Die Verantwortung, die nun auf den Schultern Victorinos und seiner Tochter Pilar lastet, ist enorm. Nicht nur der Erhalt der toros bravos, Erhalt der Arbeitsplätze, Fortbestand diese Naturparadieses, mit ihren freilebenden Tieren, Erhalt eines natürlichen Ecosysthems, und viele Details mehr, verlangt einen großen Einsatz der Familie Victorino Martin. Aber wir alle, ob reiner Naturliebhaber, Pferdefreund oder aficionado, können etwas dazu beitragen, das all dies erhalten bleibt. Die ganadería wird in Zukunft das Seine dazu tun, die Zuchtstätte wird ihre Pforten dem Publikum öffnen. Bis September wird ein Programm ausgearbeitet sein, das reale Ausflüge in die Welt der taurinos gestattet, Kultur und Gastronomie wird nicht fehlen. Ein Jeder ist eingeladen, die Stiere und Pferde in ihrer ursprünglichen Umgebung kennen zu lernen.. Mein Besuch hier ist nun zu Ende, ich trenne mich nur schweren Herzens, von all dem hier, es hat mir den mundo taurino noch näher gebracht. Aber es wird nicht der letzte Besuch bei den Victorinos sein, ich habe Freunde gewonnen, neue Kontakte geknüpft, was in Zukunft hoffendlich "Stoff" für weitere Berichte und Interviews liefert. Mein persönlicher Dank gilt Pilar Victorino und Ihrem Vater Victorino Martin und Marlen Fernández, ihrem Mann Jose Luis Carabias, ihrem Freund und Fotografen Ivan Lopez Matito, Jesus, César, und all den Anderen die sich die Zeit genommen haben, meine Fragen zu beantworten und mich echte taurinische Luft schnuppern ließen.
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Samstag, 25. Mai 2013

Die Stiere Los Victorinos in Talavera de la Reina


SfA begleitet einer der berühmtesten Stierzuchten nach Talavera de la Reina
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von Colin Ernst 

Marlen Fernández (Pressesprecherin der ganadería
Victorino Martin) und Colin Ernst
(Foto: Matito Lopez)
In der plaza de toros von Talavera de la Reina ließ der berühmte matador de toros Joselito sein Leben. Heute hatte ich die Gelegenheit, diese historische Arena zu besuchen. Nach einem stärkenden Madrider Frühstück, mit Marlen, Pressesprecherin Victorinos, ihrem Mann José Luis, Taurinokritiker und Jesus, einem weiteren Mitarbeiter, der ganadería, brechen wir gegen elf Uhr nach Talavera auf. Auf der Fahrt verrenke ich mir fast den Hals, vor lauter Schauen und Entdecken. In der Region gibt es viele Stierzuchten, wie ich auf der Fahrt sehe. Anfangs kreisen unsere Gespräche immernoch um das Debakel von Madrid, aber als wir die schön gelegene plaza erreichen, werden wir optimistisch, die Sonne scheint. Wir wetten um ein Sushi-Essen, wie viele orejas möglich sind. Jesus, der die Stiere selbst kennt, legt mit fünf Trophäen vor, Marlen tippt auf drei und ich, mit meinem Vertrauen in Iván Fandiño und der Erfahrung von El Cid, wage ich auch drei zu tippen. Die plaza ist sehr schön, aus rotem Backstein, intregiert in einem Park und Kirche, sieht sie malerisch aus. Wie in Madrid, kommen wir durch den Hintereingang hinein, Don Victorino und sein Sohn, Victorino Martin, der die ganadería jetzt leitet, sind schon da. 
Marlen Fernández und der matador de toros Jaime Ostos
(Foto: Matito Lopez)

Herzliche Begrüßung und Plauderei mit vielen bekannten Gesichtern der tauromaquia sind auch diesmal das Vorgeplänkel. Ich kann mir die Vorbereitung der Pferde der picadores ansehen, sie werden sorgfältig warm geritten, sowas sehe ich, als Pferdeliebhaber gern. Sie sind gut geschützt und recht gelassen. Ich sehe wie Uceda Leal die capilla betritt. Ich bin nur einen Meter von einem Mann entfernt, der sich gleich, mit einem fuchsia/gelben Tuch bewaffnet, einem 500 Kilo Stier bis auf Zentimeter nähert. Ich möchte nicht in seiner Haut stecken. Don Victorino erfreut sich großer Beliebtheit, öfters wird er um ein Foto gebeten, ja sogar um Autogramme. Er erfüllt die Wünsche gerne, strahlt eine heitere Gelassenheit aus. Wenn in den Grüppchen geplaudert wird, geht es immer um gloreiche Zeiten. "...Weist du noch, der dritte Stier, von XX in der corrida XY, wo XX dies und das passiert ist..." Die Menschen um mich rum, haben ein Gedächnis für Namen von Stieren, toreros, Daten, das ist verblüffend. Von einem guten Stier wird geschwärmt, als wäre es Marilyn Monroe
Marlen Fernández, Colin Ernst, Victorino Martin und José Luis Carabias (Stierkampfkritiker)
(Foto: Matito Lopez)

Joselito (1895 - 1920)
Fasziniert lausche ich den Geschichten und Anektoten, jede eine, eine Reportage wert. Bevor die figuras einmarschieren, macht sich unsre Gruppe auf den Weg zu unseren Plätzen. Es geht um das ganze Rondel, im toril. Mein Herz pocht wie verrückt. Victorino zeigt auf eine Stelle im Sand - dort starb Joselito. Für mich ein ergreifender Moment. Dann geht es auf die Ränge, im sombra, genau wie in Madrid. Diesmal sind geladene Gäste aus Portugal und den Niederlanden, Florida und Italien dabei, ich sitze neben Don Victorino, der eine seiner geliebten puros pafft. Uceda Leal ist der Älteste und so als Erster präsent. Alle, die wir mit der Familie Victorino Martin hier sitzen, sind angespannt, unsere Augen saugen sich am toril fest. Tausend Gedanken schießen einem durch den Kopf, wenn man torista und Victorinofan ist. 

Einmarsch der toreros in Talavera de la Reina
(Foto: mundotoro)
El Cid (Foto: Matito Lopez)
Gestern schritt der Stier würdevoll in die Arena, zum Missfallen des Publikums und des toreros. Würde der erste toro heute, ein anderes Bild bieten? Das Tor geht auf und jaaaa, er schießt förmlich aus dem toril  Recht flott nimmt Leal ihn in Empfang, wir atmen auf, ein Victorino, wie er im Buche steht. Ich sehe eine gute faena, man lässt den Stier nicht übermäßig am Pferd verweilen, und es geht recht ordentlich mit beiden Händen weiter, aber letztendlich erreicht die gediegene Arbeit des matadores das Publikum nicht - keine Trophäe. Auch der zweite toro für El Cid, präsentiert sich gut, aber die estocada verhindert, wie so oft, die Gunst des Puplikums, welches schweigend auf den Rängen sitzt. Schlecht ausgeführte estocadas tun mir im innersten weh. Ich drehe mich kurz um und sehe das Gesicht des Züchters, ich sehe Schmerz. Er hat den toro seit dem ersten Tag seines Daseins, jeden Tag gesehen, selbst zu Pferde umgeweidet, trainiert, gefüttert, geimpft, gehegt und gepflegt. Es muss sehr schmerzvoll sein, wenn des ganaderos liebstes Kind, nicht schnell und ehrenvoll getötet wird. Auch Don Victorino schluckt, dreht die Zigarre zwischen den Fingern. Ich atme tief durch, wird der Triumpf der Victorinos, wiedereinmal von den toreros zunichte gemacht? Nein, denke ich, da ist Ivan Fandiño, meine drei orejas sind nur auf ihn begründet, ich schaue mir den jungen torero seit drei Jahren genauer an, der ist aus anderem Holz geschnitzt, er hat was und er kann mit den unterschiedlichsten encastes etwas anfangen, seine estocadas sind meistens gut. Ein sehr schöner toro stürmt aus dem toril  und das Publikum wird mit einem beihnahe vollendeten Tanz belohnt. Spannung pur, gute Arbeit der banderilleros, schnelle quites, eine faena, gut durchdacht, mit Einfühlungsvermögen und eine gute estocada, das Publikum ist begeistert, endlich sehe ich wieder ein Meer aus weißen Tüchern. Zwei Tropähen hält er in den Händen. In den Gesichtern der Züchter sehe ich tiefe Zufriedenheit, auch sie hat die Arbeit Fandiños beeindruckt. Uceda Leal sieht mit seinem zweiten Stier besser aus, er kann sich mit ihm gut ausdrücken und das oreja ist gerechtfertigt. Damit hätte ich meine Drei-oreja-Wette gewonnen... aber ich sehe uns schon Jesus' Sushihunger bezahlen, denn die Erfahrung El Cids, war mir auch ein oreja wert, falls Fandiño nur jeweils eines bekäme. Die Vorstellung von El Cid ist mir das Sushiessen wert. Schon lange habe ich ihn nicht mehr so gut gesehen, es passte alles! Man konnte sehen, wie aus dem angespannten Cid, ein strahlender El Cid wird. Er hatte während seiner faena gelächelt, so gut kam ihm dieser Stier in die muleta, ohne Tricks, konnte er zeigen, was er kann. Und er war verdammt gut mit diesem Victorino! Zwei Trophäen für ihn, von mir hätte er für sein glückliches Lächeln noch den rabo bekommen. "El ultimo de la tarde" (Der letzte Stier des Tages) ist für Ivan Fandiño die dritte Trophäe dieser corrida und somit hat sich für El Cid und ihn die puerta grande geöffnet. 

Für mich, eine corrida voller Emotionen. Hat mir besser gefallen, als Las Ventas, um ehrlich zu sein. In den kleineren plazas ist man näher am Geschehen, das Publikum ist nicht so kalt und man hat einfach mehr davon. Ein Aufatmen Victorino Martins, die corrida des Vortages kann man, halbwegs beruhigt aus dem Gedächtnis streichen. Neben dem Triumph von Ivan Fandiño, ist der von El Cid fundamental - mit Victorinos - Si se puede! Ja, man kann! Ich freue mich für alle Beteiligten und habe die Ehre gehabt, an der Seite des Züchters, dieses Event zu besuchen. Mit Don Victorino an meiner Seite, bahne ich mir den Weg zum Wagen, ständig begleitet von aficionados, die ein Foto, ein Autogramm wünschen. Für mich eine unangenehme Situation, ich komme mir vor wie ein Bodyguard eines Filmstars. Jesus "rettet" uns dann, endlich sind wir beim Wagen, müssen aber noch auf Victorino Martin warten, der sich der Presse stellen muss. Auch wenn diese corrida ein voller Erfolg (drei Viertel der plaza war voll) war, möchte ich nicht in der Haut des Züchters stecken, neben Erfolg und Niederlage, der Schmerz einer schlechten estocada, Interviews und quasi ein 24-Stundenjob in der ganadería, dem enormen Druck, alles am Leben zu erhalten - wo nimmt dieser Mensch die Energie her? Auf der Fahrt von Talavera nach Coria, zur finca, plaudern wir ein wenig über Pferde, aber eigentlich sind wir alle müde, keiner von uns hat seit Freitag mehr als drei Stunden pro Nacht geschlafen, vernünftig gegessen, oder ausgeruht, drei Tage auf 180! Jesus und ich werden gegen dreiundzwanzig Uhr beim nahegelegenen Hotel abgesetzt, Victorino wird spätestens um fünf Uhr morgens bei seinen Stieren sein, um sich um kranke Tiere und die Herden zu kümmern. Spätestens um neun Uhr wird sein Telefon ununterbrochen klingeln, und ich werde ihn gegen Mittag irgendwo in der ganadería treffen, um ein Interview zu führen. 
Der matador de toros Ivan Fandiño in Valencia (Foto: mundotoro)
Wie nahe Leben und Tod bei einer corrida zusammen liegen, sehe ich drei Tage später. Ivan Fandiño, am Sonntag auf den Schultern durch die puerta grande, am Mittwoch, in Las Ventas  Dank eines toros von Parlade (Domecq), vergießt sein Blut im Sand der Monumental von Madrid, statt puerta grande - enfermería - ins Krankenhaus. Eine cornada, fünfundzwanzig Zentimeter, im Muskel des Beines, wird ihn ein paar Wochen von den Stieren fern halten. Aber dieser junge Mann, wird alles tun, um schnellst möglich in die plazas zurück zu kehren. Und ich glaube, das er noch härter, für den Erfolg an sich arbeiten wird . In diesem Sinne : "Fuerza Fandiño, animo, que te recuperas pronto - Torero! Torero!"

Freitag, 24. Mai 2013

Es kommt die Kunst, es kommt ... Morante

Kaum ein torero wird derzeit in den spanischen Medien so hoch gefeiert wie der matador de toros Morante de la Puebla. Obwohl es in Spanien noch nicht für ein trofeo gereicht hat, die afición spürt die Nähe zur arte del toreo. Dieses Gefühl zu vermitteln versuchte gestern bei der Pressekonferenz auch der matador de toros José Tomás. Nach Sevilla hat der Kult-torero Morante nun die Strassen der spanischen Hauptstadt Madrid erreicht. 

(Foto: mundotoro)
Es kommt die Kunst, es kommt ... MORANTE

Donnerstag, 23. Mai 2013

Diálogo con Navegante




von José Tomás

Der matador der toros José Tomás stellte heute sein neues Buch vor. Mit der Hilfe grosser Autoren wie Luis Abril, Paco Aguado, Vicente Zabala oder dem Nobelpreisträger für Literatur Mario Vargas Llosa entstand das Werk Diálogo con Navegante. Es wurde heute in Madrid vorgestellt.

"Die Beziehung zwischen 
einem torero und einem toro 
ist sehr intensiv.

Es ist sicher schwierig 
die Tötung des toros zu rechtfertigen. 
Auch warum ich nicht in der Lage bin 
all seine Angriffe zu verstehen. 
Aber genau dieser Dialog findet im ruedo statt. Mit anderen Worten, 
man benutzt im ruedo die capa und die muleta um zu versuchen in diesem Territorium der Freiheit, 
welches sich für mich im ruedo wiederfindet, 
den toro zu verstehen 
und um mit ihm gemeinsam zu versuchen Kunst zu schaffen. 

Es handelt sich nicht um die Verteidigung der tauromaquia
sondern um eine Erklärung. 
Und das ist sicherlich auch die beste Weise sie zu verteidigen."

José Tomás

Mittwoch, 22. Mai 2013

Mit den Victorinos nach Madrid (2. Teil)


SfA begleitet einer der berühmtesten Stierzuchten nach Las Ventas
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von Colin Ernst 


Zusammenfassung: Madrid und die Stiere

In Madrid hat es der torero nicht leicht, niemals gehabt. Morenito de Aranda, hat gefallen, aber keine trofeo bekommen. Die erste puerta grande öffnete sich für einen torero zu Pferde, der rejoneador aus Sevilla, Diego Ventura. Felicidades maestro! Die erste trofeo konnte Perrera für sich verbuchen, der mit seiner faena das Madrider Publikum begeistern konnte. Felicidades maestro con mucho gusto! Las Ventas in Madrid war nie gefüllt, erst heute, bei der confirmación von Jiménez Fortes aus Málaga mit Morante de la Puebla und José María Manzanares und den Domecqs. "No hay billetes" - keine Eintrittskarten mehr zu bekommen. Das Größte für den empresario einer plaza. Die beste Nachricht für den Züchter und den torero. Und was passiert? Der Regenguss, der Las Ventas nicht verschont, ruft maestro Morante auf den Plan, er besichtigt das ruedo am Morgen seines Kampfes - da muss was getan werden! Hier kann man sehen, wie sich die figuras selbst um Details kümmern - die areneros haben viel zu tun, um die Arena in Form zu bringen. Morantes Einsatz fruchtet, die corrida findet statt. Die Temperaturen sind eisig, das Madrider Publikum auch, keine orejas, für keinen dieser drei großen matadores, keine vuelta al ruedo für die berühmten Domecq Stiere. 


Im Internetportal tentaero, habe ich mir die tweets der aficionados angesehen, die im großen und ganzen meine Meinung vertreten. Die Stiere waren nicht so, wie erwartet. Natürlich, denn von Domecq wird viel erwartet. Und von Morante und Manzanares erwartet man angesichts dieser encaste, Höchstleistungen. Fortes hat da noch "Welpenschutz". Die Kritiken sind auf Seiten Morantes, was die capa-Arbeit angeht, auf Seiten Fortes, der recht gut war, auf Seiten Manzanares, der "hätte" glänzen können. "No hay billetes", das heißt ein fünf Sterne cartel! Wenn dann keiner der Protagonisten triumphieren kann, ist es gelinde ausgedrückt: Ein Desaster! Morante füllt jede plaza, aber orejas hat er diese Saison in Spanien noch nicht bekommen. Es ist, als ob alle aficionados auf den "einen " Stier warten, mit dem Morante tanzt, wo er seine Kunst entfalten kann. Morantistas, toreistas, toristas - alle warten - ich auch. Manzanares, der "Prinz von Sevilla ", hat auch jede Menge aficionados im Rücken, aber mit toros, die nicht auf seiner "altura" (Höhe) sind, kann er keine estocada recibiendo zeigen. und darauf warten wir. Madrid, die aficionados aller Welt, warten auf DEN STIER und DEN TORERO! Wenn die Feria de San Isidro vorbei ist, wird es eine neue Statistik geben, man wird in den "Best Off"- Listen Namen streichen, Namen hinzufügen, Namen die Geschichte schreiben, Namen von Stieren, die hier geglänzt haben, mit ihrer bravura. Namen von toreros  welche die puerta grande öffnen konnten, Namen von toreros  die ihr Blut in der Arena von Las Ventas (Übersetzt heisst es "Die Verkaufte" ???), Namen der ganadería, die mit ihrer Zucht den Olymp erklommen haben. Las Ventas - ist Leben und Sterben zugleich, ...für einen banderillero, der versagt, oder mit ovaciones geehrt wird. Für den Zuschauer, der einen Teil seines Monatslohnes geopfert hat. Für den Züchter, der das Beste präsentieren will und dessen Stiere zurück gegeben werden - eine Schmach. Man wird in Zukunft vielleicht (....) keine toros dieser ganadería ordern... 560 Tiere zum Metzger (Las Coquillas)... Der matador geht, abgesehen von möglichem Blutverlust, auch ein Risiko ein, denn versagt er, kann er quasi einpacken. Das Versagen hängt von den Stieren ab - der aficionado weiss zu unterscheiden, ob sich mit den Stieren wenig anfangen lies, oder ob der torero nicht die Klasse für Las Ventas hat. Die Monumental ist sehr entscheidend, für den Weg eines matadores, seine Meisterprüfung. Viele haben es, wie Alejandro Talavante, mehrmals geschafft, die puerta grande in Las Ventas zu öffnen. Wir werden sehen, ob ihm dies, am Samstag, 19:00 Uhr wieder gelingt, mit den toros der ganadería Victorino Martin, als einziger Protagonist. Fuerza y suerte, maestro! 

Talavante und Madrid

Raus aus dem Flieger, in der Flughafentoilette "in Schale" geschmissen und mit der Pressesprecherin Victorinos, Marlen, ab zur plaza. Die Monumental ist beeindruckend, gut zwei Stunden vor Beginn der corrida haben sich die aficionados eingefunden. Überall stehnen Gruppen zusammen, die nur ein Thema diskutieren: Talavante und die Victorinos. In der Menge kann man bekannte Gesichter ausmachen, Jaime Ostros, El Juli, Victorino Martin sen. und andere. Die aficionados bitten um ein Foto, ein ums andere mal. In Begleitung des bekannten Taurinokritikers José Luis Carabias und des Fotografen Ivan Matito betrete ich die heiligen Hallen von Las Ventas.

23.798 Zuschauer - AUSVERKAUFT
(Foto: Boris Kahl)
In der plaza hätte keine Maus mehr Platz, so dicht gedrängt, sitzt man auf den engen Steinstufen, die Buissnesclass im Flieger war dagegen ein Luxus. Zusammen mit anderen, eingeladenen Gästen Victorinos, sitze ich quasi unter dem Balcon des Presidenten, die plaza gleicht einem Hornissenschwarm. Dann kommt Talavante mit seiner cuadrilla in die Arena, begleitet von fenetischem Aplaus. Ich denke, jeder hier ist überzeugt, heute ein ganz besonderes Schauspiel zu erleben... Ich bin ein wenig entäuscht, statt der goldglänzenden traje de luces, trägt er ein rot-schwarzes Gewand, das eher der traje eines banderilleros gleicht.

(Foto: Ivan Lopez Matito)
Der erste toro kommt aus dem toril, gemessenen Schrittes betritt er die plaza  schaut sich um und beschließt die Sache langsam anzugehen. Das Publikum ist mucksmäuschen still, was beeindruckend ist, in so einer großen plaza  Das schöne Gesicht des Stieres kann ich sogar von dem weit oben gelegenen tendido ausmachen, es strahlt Selbstbewusstsein aus. Als "Boticario" endlich Talavante angreift, hat er das Pech, genau in dem Winkel der Arena Talavantes capa zu folgen, wo der Boden vom Regen aufgeweicht und rutschig ist, ein Vordebein knickt bei dieser Aktion ein, aber er ist schnell auf den Beinen. In meinen Augen, ein grober Fehler Talavantes, den Stier so brusk passieren zu lassen, wenn der Boden dort so rutschig ist.

(Foto: Ivan Lopez Matito)
Der toro greift nicht gleich an, sondern scheint zu überlegen, wen er sich zur Brust nimmt. Vielleicht geht es dem Tier wie mir, denn es ist vollkommen unklar, was das Team Talavantes da unten treibt. Es herrscht eine Unortnung in der Verteilung der Aufgaben, als wenn sie nicht genau wüssten, wer was, wann zu tun hat - Keiner zitiert den Stier, keiner leitet den toro in eine bestimmte Richtung. Ich bin verwirrt, so etwas habe ich noch nie in einer corrida gesehen - cuadrilla ohne Order.
(Foto: Ivan Lopez Matito)
Im tercio de varas, geht der Stier entschlossen auf das, vom peto geschützte Pferd los, was der picador gleich zwei Mal hart bestraft. Die aficionados pfeifen und schimpfen, denn das muss nicht sein. Im tercio de banderillas, werde ich wieder entäuscht, die banderilleros sind zum Teil überfordert, kaum ein banderillo wird richtig plaziert, das Setzen der banderillas, sonst immer einer der Höhepunkte, gleicht einem Trauerspiel. Und das, sowie die Überforderung des jungen matadores, ziehen sich wie ein roter Faden, durch die ganze corrida  Keine Erwartung wird erfüllt, Die ersten zwei toros, hielten nicht unbedingt, was sie versprachen, aber ich denke, das sie mit einem erfahrenen torero besser ausgesehen hätten. Der dritte Stier Matacanas, kommt aus dem toril geschossen und läd Talavante ein, mit ihm zu tanzen. Nun wird die plaza lebendig, die ole-Rufe produzieren Gänsehaut.

(Foto: Ivan Lopez Matito)
(Foto: Ivan Lopez Matito)
Eine gute faena. Aber diesmal verhindert die misslungene estocada, den Triumpf. Ich habe bei jedem Stier den Eindruck, das er noch besser sein könnte als der vorherige. Wird aber von der, etwas kopflosen Arbeit der cuadrilla überrascht. Der Stier verausgabt sich am Pferd, weil keiner die quites zum adäquaten Zeitpunkt macht. Unsinnige capotazos und muletazos, erreichen weder Stier noch Publikum, welches langsam die Geduld verliert. Nummer 5, "Plazajero", ist auch ein Stier, mit dem ein torero etwas anfangen könnte, aber auch hier versagt Talavante, der konzeptlos versucht, den Stieren pases zu entlocken. Junger Mann, da muss man auch mal näher ran! Bisher hatte Alejandro noch die Unterstützung vom Publikum, aber dessen Geduld ist nun erschöpft, es hagelt Sprüche, Geschimpfe und Pfiffe, als er den sechsten de la tarde, "Jaquita" nach kurzem, lustlosen toreo, vor der Zeit tötet. Respektloses Agieren eines resignierenden toreros. Die Zuschauer fliehen regelrecht, noch bevor der torero sich, zur estocada in Stellung bringt. Das Madrider Publikum kehrt ihm den Rücken zu....

Ratlose toreros (Foto: Ivan Lopez Matito)
Gesenkten Hauptes, verlässt Talavante das ruedo, unter Pfiffen und einem Hagel von Sitzkissen. Unsere Gruppe sitzt wie geschockt, kopfschüttelnd auf den kalten Steintreppen - Alles fragt sich : Was war das - was haben wir da sehen müssen? Schlechte estocadas  schlechtes Setzen der banderillas planloses capa schwingen, mäßige muletazos ...zwei mäßige Stiere, zwei gute toros  zwei Stiere, die Talavante den Triumpf hätten Schenken können. Aus einem unvergessenen Nachmittag, wurde ein Abend zum Vergessen. Das war nicht der Talavante, den man kennt.

Nun habe ich Zugang zum Herz der plaza, den Katakomben, wo die unglücklichen Protagonisten sich der Presse stellen. Was soll man dem Publikum erklären, wie lässt sich so etwas erklären? Die ganze Vorbereitung, das ganze Spektakel, alles für die Katz - der Schaden ist groß! Jeder aficionado konnte sehen, das der torero heute nicht auf der Höhe war, und auch die Stiere ließen Wünsche offen, was selbst Victorino Martin, der Züchter bestätigt. Es wird einen regelrechten Pressekrieg geben, die Paperpress, bezahlt von den toreros  wird an den Victorinos kein gutes Haar lassen. Die Internetpresse wird etwas objektiver sein, die Tweets in den Taurinoportalen, sind nicht zu gunsten Talavantes. Mit José Luis bin ich im Presseraum gewesen, wo alles über den Computern hängt, schreibt und Fotos verschickt. Es ist sehr still dort, normalerweise herrscht fröhliches Gewusel, aber die Tatsache, das man nun über etwas derart Unerfreuliches berichten muss, erstickt jedes Geräusch. Ich wandere durch die "heiligen Hallen", die Händler sind im Aufbruch, die areneros sammeln die Sitzkissen auf, die dort im Sand liegen. Schnell stelle ich mich hinter einen burladero, ich habe noch eine Mission zu erfüllen : Etwas Sand aus Las Ventas, für meine aficionada No. 1, meine Mutter, die eine kleine Sammlung von Sand aus verschiedenen plazas besitzt. Wichtig, man muss ihn wirklich aus der plaza "stehlen", gekaufter Sand gilt nicht. Gegen halb Zwölf brechen wir endlich auf, der Rummel hat sich verflüchtigt und alle sind erschöpft. In der Haut des ganaderos möchte ich nicht stecken, in der Talavantes auch nicht. Mit Marlen fahre ich nach Hause, wo wir, nach kurzem Luftholen, unsere Waffen schärfen: Die Computer. Ich lese die Kritiken vor, Marlene beginnt mit ihrem Text, der die Meinung des Züchters wiederspiegeln soll. Gegen zwei Uhr morgens kommt auch José Luis, der noch die Nachlese der corrida im Radio gesprochen hat (Canal 24h -RNE1 y RNE5 21:05 und "El 5. toro um 21:45h RNE5.) So brüten wir zu dritt über den Texten von Marlen, jedes Wort wird mit der Lupe seziert, denn man muss vorsichtig sein, mit seinen Äußerungen, in diesen Kreisen. 

Mein Rückblick: Ich bin, gut vorbereitet zu "meinem" Debut in Las Ventas gereist, habe mich demütig vor der Kathedrale der tauromaquia verneigt. Habe meine unbequeme "traje de luzes" angelegt, und mein Herzblut auf dem Pflaster des patio de arrastre vergossen (Meine geliebte Canon, ist im Gedränge runtergefallen, das Objektiv karputt und ich habe nicht ein Foto machen können). Aber um einen Traum zu leben, muss man opfern können und mein Traum ist noch nicht vorbei, denn morgen geht es mit den Victorinos nach Talavera de la Reina, wo ich das Vergnügen haben werde, El Cid, Uceda Leal und Ivan Fandiño zu sehen, mit den tapferen Stieren Victorino Martins.