von Colin Ernst
Ein Stier wird begnadigt
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Taco, der vierte Stier dieser
corrida,
bien armado, der einzige der sechs
toros, der über 500Kilo wog (501 Kilo Kampfgewicht). Zu Beginn präsentierte sich dieser etwas langbeinige Stier, ein wenig
suelto. Auch
Taco wurde nur einmal im
tercio de las varas geprüft, zeigte sich aber dabei sehr angriffslustig. Auch beim Setzen der
banderillas, war er sehr agil, was den
banderillero anscheinend etwas verunsicherte, denn das erste Paar landete im Sand. Mit diesem
toro lieferte
Alejandro Talavante eine Lehrstunde im
toreo de salon. Wunderschöne lange
pases, schöne lange Züge mit der
muleta auf beiden Seiten der Hörner. Sehr gut seine
faena en redondo und die
cambios de la muleta. Es schien, als wollte der
torero nicht aufhören, mit dem Stier zu tanzen und bald begann das Publikum den
indulto zu fordern. Auch
Talavantes Blicke gingen hoch zum
palco, zum Präsidenten. Dieser zögerte sehr. Noch einmal zitierte
Talavante den
toro, und noch einmal und noch einmal… Nun griff der Leiter der
corrida endlich zum Telefon, um die Meinung des
ganaderos einzuholen. Die Spannung in der
plaza de
Mérida war selbst vor dem Fernseher fühlbar. Endlich griff der Präsident zu den Tüchern und hängte das orangefarbene Tuch über die Brüstung –
INDULTO! Freude und Erleichterung spiegelten sich im Gesicht des jungen Stierkämpfers wieder, als er ging, um den Tötungsdegen wieder an den
mozo de espada zurück zu geben. Was nun folgte war der klassische Akt des indultierens und der gefährlichste Moment für den
torero. Ein letztes Mal zitierte
Talavante den Stier in die Mitte des
ruedos, platzierte ihn wie beim tödlichen Degenstoß - nur das er nun keine Waffe, sondern nur das rote Tuch in der Hand hielt. Mit der bloßen Hand in die Mitte zwischen die Schulterblätter gehend, gab der
torero dem
toro so das Leben zurück. Für den tapferen Stier die Heimkehr, für den
torero zwei
orejas y rabo simbolisch, Lohn für die Protagonisten. Für
Alejandro Talavante zweifellos ein Triumph und das ganze vor den Augen von Millionen von Zuschauern, die das Spektakel vor dem Fernseher verfolgten.
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(Foto: mundotoro) |
Kaum Luftgeholt und schon stand der gefeierte
torero dem fünften Stier gegenüber.
Redoble sein Name, ein recht großer Brocken, wog 468 Kilo. Nach dem er, wie seine Weidegenossen einmal vom
picador geprüft wurde, agierte er schon im Part der
banderillas sehr langsam. Eine Einladung zum Tanz mit der
muleta nahm er sehr zögernd an,
aplomado und
parado. Kein Stier, mit dem man glänzen kann. Auch der
maestro war etwas außer Form, nach zwei
pinchazos mit dem Degen, musste er zum
descabello greifen, ein sauberer Stich ins Genick und es war vorbei.
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(Foto: mundotoro) |
Den letzten
toro de la tarde,
Gavilan, 492 Kilo, widmete
Talavante dem Publikum.
Gavilan präsentierte sich munterer als sein Vorgänger, erlaubte schöne
media veronica und
remate.
Alejandro ganz klassisch, die Füße zusammen, eng am Stier, kaum bewegend, waren die
naturales sehr gut. Leider schwächelte der
toro schnell, der
torero konnte ihn nicht mehr zur Mitarbeit bewegen. So griff er bald zu seinem Degen mit dem speziellen Handgriff um zum Ende zu kommen. Auch diesmal gelang die
estocada nicht und
Talavante musste zweimal mit dem
descabello zustechen, ehe der
toro fiel.
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(Foto: mundotoro) |
Resumen: Eine
corrida wie geschaffen für das breite Publikum, ein Gewinn für die
tauromaquia. Trotz der „Designerstiere“ keineswegs langweilig, die Tiere gut präsentiert, besonders tapfer
Validoso, der dritte
toro und
Taco. Nummer zwei und sechs boten gute Möglichkeiten für den
torero, seine Kunst zu zeigen. Nicht so besonders waren No. 1 und 5, denen es an Luft fehlte und auch an
trapio. Gewonnen haben bei diesem einsamen Wettstreit zwischen Mensch und Tier alle Beteiligten. Der
empresario hat eine 2/3 volle
plaza gehabt und seine Sache, was die Vermarktung angeht, sehr gut gemacht. Schöne Geste, jemand hatte weiße Tücher mit dem Aufdruck „
Talavante“, verteilt. Der
torero hat seine Sache sehr gut gemacht und bestimmt neue Fans gewonnen. Der Züchter hat einen neuen Deckstier und das TV hat sein Versprechen eingelöst, eine
corrida live zu übertragen.
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Anmerkung von SfA:
Die Liveübertragung im spanischen Fernsehen konnte in Spanien eine Einschaltquote von 10,8 Prozent verbuchen. Im Vergleich zu anderen Sendungen am selben Tag zur gleichen Zeit eine Steigerung um fast fünfzig Prozent. Wenn man nun bedenkt, das die
corrida weltweit übertragen worden ist, kann man davon ausgehen, dass mindestens zwanzig Millionen Zuschauer diese Veranstaltung verfolgt haben.