Freitag, 6. September 2013

Katharsis und Ekstase

Was die Zuschauer von Morante de la Puebla in Ronda erwarten
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von Torodora Gorges (1)

Sie erfüllen sich die Sehnsucht, dem Zwang des Alltags und der gewohnten Welt im gemeinschaftlichen Erleben eines kultischen Festes zu entfliehen. Die plaza de toros verwandelt sich in einen Ort der sakralen Begegnung. Die Zuschauer werden vom Geschehen ergriffen werden wie im Theater eines schöpferischen Prozesses der Lebendigkeit, Unvorhersehbarkeit und Unmittelbarkeit auszeichnen. Im Schauspiel zwischen Mensch und Tier erhöht sich die Dramatik durch die Nähe zum Tod, dessen Schrecken ästhetisch rituell gebannt wird.

Man kann davon ausgehen, dass die Menschen die eine corrida de toros mit dem matador de toros José Antonio Morante aufsuchen, nicht des "Thrills" wegen kommen, sondern ein kathartisches Erlebnis, ein emotionales Ergriffensein, erfahren wollen. Viele Zuschauer erzählen von diesen Emotionen. Sie reden davon, dass sie geweint haben, nicht vor Angst im Ausstehen des Schreckens und der Ungewissheit, sondern vor Glück und Freude, Teil zu haben an dieser geglückten Begegnung zwischen dem torero und dem toro.

(Foto: mundotoro)
Bei seltenen Gelegenheiten, wie an diesem Nachmittag der corrida de toros  wird die plaza zum Schauplatz der Ekstase, des kollektiven "Aussersichseins" über die Schönheit des authentischen Dramas (2).
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Anmerkung:
(1) Torodora Gorges über den Benefiz-Stierkampf in Madrid am 6. Juni 2007
(2) P. Arndt in "Therapie und Theater" im Forum der Psychoanalyse, Band 20, Heft 12/2004