Mittwoch, 16. Dezember 2009
Wäre es eigentlich schlimm …
Donnerstag, 10. Dezember 2009
… weil es so katalanisch ist!
So werden Randgruppen zu diesem Thema fast nicht bedacht. Da wäre zum Beispiel die Gastronomie, die sich in der Umgebung der plaza de toros der katalanischen Hauptstadt angesiedelt hat. So verkündet Evangelista García, Eigentümer der Bar La Gran Peña: “Los toros nos dan de comer!” Der Stiere geben uns zu essen! Und in der Tat, sobald es anspruchsvolle Stierkämpfe in Barcelona zu sehen gibt, steigen die Umsätze in den anliegenden Gastronomiebetrieben um ein Vielfaches. Evangelista verkauft an so einem Tag die doppelte Fleischmenge. Auch in der Kebabbude nebenan, werden gut 300 Euros mehr umgesetzt.
Wohlgemerkt, es müssen schon anspruchsvolle carteles sein, und nicht solche Spektakel für Touristen. Denn da wird kaum verdient, weiss Maria, die Geschäftsführerin der Bar Edtih (früher “El Toril”) zu erzählen. Da stürmen Gruppen von Touristen die Bar, einer bestellt sich einen Kaffee, die anderen zwanzig stürmen die Toiletten. Wenn dann aber ein Starmatador wie José Tomás auftritt, brummt das Geschäft. Ein meist elegant gekleidetes Publikum hinterlässt viele Euros für kulinarische Köstlichkeiten.
Das hat auch die südspanische Metropole Málaga erkannt.Während der Feria werden Sondergenehmigungen erteilt, um die Kapazität auf den Terrassen der anliegenden Lokale zu erweitern. Denn in den zwei Wochen sorgen 100.000 bis 150.000 zahlungskräftige aficionados für einen vielversprechenden Umsatz.
Doch in Barcelona wollen sie “Nein” sagen zum Stierkampf. Damit lehnen sie auch die taurinische Gastronomie ab. Schon jetzt gibt es die Lokale wie “Sol y Sombra” oder “El Burladero” nicht mehr (beides jetzt Auto- und Motoradwerkstätten). Und plötzliches gewinnt ein anderes Wort an Bedeutung: Emigration. Denn die taurinische Barkultur muss chinesischen rastros weichen. Die asiatische Antwort auf die Hundert-Peseten-Läden. Billiges Plastik und schlechte Imitationen aus dem Reich der Mitte statt spanischem Kulturgut, statt taurinischem Fundamentalismus. Ist es das, was die Bevölkerung aus Barcelona wirklich will? Wahrscheinlich, weil es ja so katalanisch ist...
Samstag, 14. November 2009
Ich bin gegen Stierfeste!
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von Philip de Málaga
Samstag, 7. November 2009
Ein seltsames Argument! Nur noch ein Drittel?
Also nur ein Drittel stehen zur tauromaquia? Stellen wir fest, dass selbst die Tierschützer den Anteil der Spanier, die den Stierkampf befürworten zwischen 25 und 35 Prozent ansiedeln. Rechnet man dieses um, sind das immerhin zwischen 11 und 16 Millionen Menschen. Und da reden sie allen Ernstes von einer Minderheit? Gut, in der Volksrepublik China könnte man es so sehen, aber doch nicht in Spanien.
Nur ein Drittel? Ist das wirklich ein Argument?
Wagen wir einen Vergleich: Die Bundesliga kommt auf etwas mehr als 13 Millionen Zuschauer. Disneyland in Paris kommt auf 15 Millionen Besucher. Die öffentlichen deutschen Theater zählen durchschnittlich im Jahr ca. 19 Millionen Besucher. Letzteres sind lediglich an die 23 Prozent der Deutschen und auch in ihrer Anzahl kleiner als die afición. Trotzdem käme keiner auf die Idee diese Veranstaltungen und Kulturgüter wegen der Feststellung, “nur noch ein Drittel oder gar weniger an Besuchern”, irgendwie auch nur andeutungsweise in Frage zu stellen.
Aber beim Thema Stierkampf scheinen sich diese Betrachtungen auf wunderbarerweise den eigenen antitaurinischen Interessen anzupassen.
Sonntag, 1. November 2009
Das Ende der Stierkämpfe
Wie soll das gehen?
Nehmen wir mal an, es würde den Tierschützern gelingen einen solchen Einfluss auf die Politiker zu bekommen, um eine Abschaffung der Stierkämpfe zu bewirken. Was würde eine abolición de la tauromaquia, sagen wir mal im nächsten Jahr bewirken?
Denn ein solches Verbot wirft zunächst folgende Fragen auf:
- Welche alternativen Jobmöglichkeiten werden den bis zu 150.000 Arbeitslosen angeboten?
- Welche Perspektiven werden den Stierzüchtern in Aussicht gestellt?
- Welche Maßnahmen werden zum Schutz des ökologischen Gleichgewichts in Andalusien in die Wege geleitet?
- Welche Schritte werden zur Erhaltung der "Kampfstierrasse", des toro bravo unternommen?
- Wie wird der ohne Frage ruinierte Wirtschaftszweig entschädigt?
- Wer kommt für den finanziellen Ausgleich auf? Spanien? Europa?
Fragen aber fast keine Antworten.
Was sagen die Tierschützer?
Fragt man einen antitaurino, wie er sich die Abschaffung von Stierkämpfen vorstelle, und mit welchen wirtschaftlichen, politischen und ökologischen Konsequenzen zu rechnen sei, wird man angeschaut als ob man von Marsmännchen erzähle. Tierschützer fordern bekanntlich die totale Abschaffung von Stierkämpfen in Europa. Aber über die möglichen Konsequenzen für die betreffenden Länder (Spanien, Frankreich und Portugal) haben sie wohl dabei noch nicht nachgedacht. Ist ihnen nicht mal in den Sinn gekommen. Jüngst nahm Sandra B. aus Marbella, eine überzeugte antitaurina, wie folgt Stellung: “Die haben das ganze Leben lang Stiere gequält, damit sehr viel Geld verdient, und da geschieht es ihnen nur recht, wenn sie jetzt selbst dafür zahlen müssen”. Kann man den Meinungen einiger Tierschützer glauben schenken, so sollen die Geschädigten sich selbst überlassen werden. Und ob das eine demokratische Alternative ist, sei mal dahingestellt.
Und was meinen die Politiker?
Auf nationaler Ebene fürchtet man am Beispiel von Spanien bei einem Stierkampfverbot vor allem zwei Dinge. Erstens: Spanien steuert eine Arbeitslosenquote von 20 Prozent an. Da können sie so einen weiteren Brocken von bis zu 150.000 joblosen Personen nun wirklich nicht mehr gebrauchen. Zum anderen ist der Stierkampf nach wie vor zu populär. Das erkennt auch der sozialistische Regierungspräsident Rodriguez Zapatero, der nach verschiedenen Vorstössen durch seine Partei schliesslich seine Mannen zurückpfiff und in der Tageszeitung ABC verkündete, dass der Staat “no tiene ninguna intención de hacer nada contra los toros”, also nicht die Absicht habe, gegen den Stierkampf vorzugehen. Das Wählerpotential unter der afición sei einfach zu groß.
Auf europäischer Ebene sieht es ein wenig anders aus. Dort herrscht keine Furcht vor Wähler-Verlust. Allerdings scheinen die 785 Abgeordneten nur recht einseitig von den Antragstellern informiert worden sein. Obwohl einige Vertreter aus der Stierkampfszene für wenige Tage beim Parlament präsent waren, um ihre Welt der toros zu vertreten hat es eine ernsthafte Auseinandersetzung über die Konsequenzen wohl nie gegeben. Verschiedene Schreiben an die Abgeordneten wurden im Sinne der tauromaquia sehr oberflächig gar unbefriedigend beantwortet: "Angesichts der Folgen, die sich bei einem Verbot der Stierkämpfe ergeben würden, ist es natürlich zu bedauern, dass so viele Menschen ihre Arbeit verlieren. Allerdings steht der Schutz des Arbeitsmarktes nicht über allen Gütern." Oder:
"Auch wenn ich prinzipiell ein Verfechter des Subsidiaritätsprinzips bin - insbesondere wenn es den Bereich der Kultur betrifft - so besteht doch Handlungsbedarf seitens der EU, wenn Mitgliedstaaten nicht vertragskonform handeln. In diesem Fall können auch wirtschaftliche Gründe nicht geltend gemacht werden." Schliesslich: “Wir danken Ihnen für den Hinweis. Ich muss zugeben, mir darüber noch keine Gedanken gemacht zu haben. Ich werde es aber im Arbeitskreis anregen”. Mit anderen Worten, auch Europa ist auf eine mögliche abolición de la tauromaquia so gar nicht vorbereitet.
Aber eines dürfte klar sein. Ein Ende der Stierkämpfe wird Europa sehr viel Geld kosten. Und ob diesen Aufwand die Bürger der Europäischen Union bereit sind zu leisten, steht auf einem anderen Papier.
Und was machen dann die Stierkämpfer
Bei einer Abschaffung von Stierkämpfen werden bis zu 150.000 direkte wie indirekte Arbeitsplätze vernichtet. Eines der Probleme der ungefähr 70.000 direkt Involvierten ist, ein großer Teil hat nichts anderes gelernt, als die Welt der toros. Sie benötigen nicht nur einen neuen Arbeitsplatz, sondern sie müssten erst einmal umgeschult werden. Ein teures Vergnügen für den Staat.
Über die Perspektiven der Züchter
Ein Anfrage bei dem Verband der Stierzüchter, dem Departmento de Comunicación de la Union de Criadores de Toros de Lidia, kurz UCTL, wie sie im Falle einer abolición de la tauromaquia ihre Zukunft sehen, fand zügig eine Reaktion: “Muy negativamente en el ámbito de empleo y muy negativamente en cuanto al mantenimiento de las explotaciones agropecuarias y lo que esto implica en sostenibilidad en condiciones óptimas de la dehesa, lugar donde se crían los animales”. Weder für die Mitarbeiter noch für die landwirtschaftliche Entwicklung lägen interessante Perspektiven ja nicht mal akzeptable Alternativen vor. Das Problem, man könne eben nicht von heute auf Morgen auf Massentierhaltung umstellen, damit es sich finanziell lohnend auswirkt. Auch wären die so genannten dehesas, die Weiden der Kampfstiere dafür vorerst nicht geeignet.
Fazit
Weder Tierschützer noch Politiker haben irgendeine Vorstellung davon, wie man denn im Sinne aller Beteiligten eine Abschaffung von Stierkämpfen europaweit realisieren könnte. Mehr noch, es gab nicht einmal sondierende Gespräche dazu. Und solange antitaurinos weiterhin die afición dermassen verbal beschimpfen, ihr “Menschsein” abwerten, wird es eine solche Annährung nicht so schnell geben.
Dienstag, 27. Oktober 2009
Armut wegen Stierkampf?
Subventionen auf dem falschen Weg? So sehen es die Tierschützer
Es scheint nur verständlich, dass Tierschützer auch mit menschlichen Argumenten versuchen zu punkten. So reden sie häufig von einer Stierkampf-Mafia die Millionen verdient, oft auch wegen der Subventionen, und dass man mit diesem Geld wohl viel nützlichere Dinge anstellen könnte. Gerade in der letzten Woche wurde im Beitrag Der grosse Irrglaube: Stierkampf sei für den Tourismus! ein Kommentar darüber geschrieben: “Die Subventionen in Millionenhöhe für die Tauromaquia sollten besser dem spanischen Bürger zufliessen und nicht einigen wenigen Bonzen der Tauromafia”. Und weiter heisst es: “Mit all diesem Geld könnte man in Spanien Krankenhäuser modernisieren oder neu bauen, man könnte genügend ärztliches Fachpersonal bezahlen.” Von Klaus M. aus Bocholt erhielt ich ein Mail mit unter anderem folgendem Inhalt: “Es scheint mir unerträglich, dass es in diesen Zeiten in Europa immer noch so viel Armut gibt. Und statt die Gelder in solche modernen Gladiatorenspiele der Neuzeit, wie den spanischen Stierkampf zu verschwenden, sollte man sich um die Bedürftigen kümmern”. Öffentliche Gelder für Stierkämpfe, dass erzürnt wohl einige Gemüter.
Ungerechtfertigte Gehälter?
Die Zweifel, dass ein José Tomás bei seinem letzten Auftritt angeblich 400.000 Euros erhalten haben soll habe ich ja schon im Beitrag Wenn Wohltätigkeit weh tut! dargestellt. Aber wenn es so gewesen wäre, ist nicht nachzuvollziehen, warum dieses als “nicht vertretbar” interpretiert wird.
Ein berühmter matador de toros verdient im Verhältnis zu anderen Stars aus Sport und Showgeschäft relativ wenig. Es sind vielleicht gerade mal an die zehn toreros, wenn überhaupt, die da pro Auftritt 100.000 Euros oder mehr verdienen. So ein Stierkämpfer muss, gleichwie ein Fussballer, seinen möglichen Triumpf über Jahre hart erarbeiten. Und nur sehr wenige haben es auch wirklich geschafft.
Prioritäten oder schlechtes Gewissen?
Den Übel dabei sehen die Tierschützer wohl im Publikum. Würden diese nämlich ihre Gelder nicht zu den plaza de toros bringen, würde man der so genannten Stierkampflobby die Fundamente entziehen. Also will man den Besuchern, oder möglichen Besuchern ins Gewissen reden, sie informieren, welche Armut es auf der iberischen Halbinsel gibt. Sollte man das wirklich tun?
Jüngst sass ich mit Geschäftspartnern in einem gehobenen Lokal. Die Speisen waren köstlich genauso wie die Rechnung: Fast zweihundert Euros. Schließlich meinte Don Pedro: “Mit dem Geld hätten wir auch für ein halbes Jahr die Patenschaft von einem Kind oder von sechs Kindern für einen Monat übernehmen können”. Ein anderer rechnete weiter: “Und wenn man das umrechnet wären es insgesamt so zwischen 400 und 600 Speisen”. Wir stimmten zu und diskutierten über diese Thematik. Ist es nicht so, dass fast alles was wir machen, so wie wir leben, auch bei aller Bescheidenheit, im Vergleich zu restlichen Welt purer Luxus ist? Da könnte man hinterfragen, nur weil es so viel Elend gibt, sollte man zum Beispiel die besseren Lokale meiden? Nicht mehr bei Hermés einkaufen gehen oder BMW fahren? Darf man seinen kulturellen Ansprüchen nicht mehr gerecht werden? Sicherlich nicht. Es sollte einem jedem selbst überlassen sein, nach ethischen oder religiösen Werten seine eigenen Prioritäten zu setzen, und sich nicht von Bestimmungen durch Dritte bevormunden zu lassen. Wohlgemerkt, in unseren Breitengraden jedoch unter Anerkennung demokratischer Werte und gesetzlichen Vorgaben.
Was sagt die Wirtschaft dazu?
Nicht alle Stierkampfarenen fahren kostendeckend oder gar gewinnbringend. Zum Beispiel Barcelona, Córdoba und Granada. Hier geht es in erster Linie um die Erhaltung der Tradition der tauromaquia.
Das trifft auch für Stierkämpfer zu. Ein Grund warum sich unter den banderilleros, den so genannten Hilfsstierkämpfern, zahlreiche gescheiterte matadores de toros oder novilleros befinden. Wie oben schon beschrieben, nur wenige schaffen den finanziellen Durchbruch und das gilt auch für viele empresarios.
Aber trotzdem ist der Stierkampf ein gewinnbringendes Geschäft. Direkt wie indirekt werden in Spanien Millionen an Euros umgesetzt. Und in Zeiten der Krise, die natürlich auch die tauromaquia eingeholt hat, scheint es nicht sehr sinnvoll, gerade jetzt einen funktionierenden kompletten Wirtschaftszweig einzustampfen.
Dienstag, 20. Oktober 2009
Doch kein Tod den Taurinos?
Sonntag, 18. Oktober 2009
Der grosse Irrglaube: Stierkampf sei für den Tourismus!
Wenn PETA (People for the Ethical Treatment of Animals) die wohl grösste Tierrechtorganisation der Welt in die Tasten haut, scheinen die Worte für den restlichen Welt der Tierschützer als geschriebenes Gesetz zu gelten.
So können wir bei PETA nachlesen: “Einer der größten Befürworter der Stierkämpfe ist die Tourismusbranche”, und bei peta-kids “Touristen halten die Stierkämpfe am Leben, indem sie Stierkämpfe besuchen”. Und schon übernehmen es andere Organisationen wie zum Beispiel der Deutsche Tierschutzbund der in einem Schreiben darauf hinweist: “Eine entscheidende ökonomische Basis für das Fortbestehen des Stierkampfes ist der Tourismus”. Oder der Verband Schweizer Tierschutzorganiosationen: “Leider gilt der Tourismus als grösster Stierkampf-Promoter und viele Touristen lassen sich noch immer beschwatzen”. Schliesslich wird bei tierdach.de festgestellt: “Der Touristenmarkt ist hingegen das "Lebensblut" der Stierkampf-Profitmacher”. Da stellt sich doch die Frage, glauben die eigentlich selbst was sie da schreiben?
Die Fakten!
Im August diesen Jahres besuchten die Stierkämpfe in Málaga an die 165.000 Zuschauer. Ich fragte nach und José Luis winkte ab, “Nicht mal ein halber Prozent seien ausländische Touristen! Und wenn überhaupt sind es Studenten der Sprachschulen aus Málaga”. Bleiben wir in der Provinz, und kommen nach Ronda, der Wiege des Stierkampfes. Auch bei der berühmten corrida goyesca keine Touristen, denn hier kommt man nur mit Vitamin B oder einem Campingzelt vor dem Verkaufsschalter an Eintrittskarten. Ebenfalls in der spanischen Hauptstadt sind es laut eines mir bekannten Reiseführers gerademal eine Handvoll: “Von den Touristen aus meinen Reisegruppen sind es keine 5 Prozent die für Stierkämpfe ein gewisses Interesse zeigen”. In den anderen Metropolen wie Valencia, Zaragoza, Bilbao, Sevilla, Murcia, Granada, Valladolid zeigt sich kein anderes Bild: Die tendidos voller Spanier! Das Internetportal La Tauromaquia ist davon überzeugt, “dass der Touristenanteil bei den novilladas und corridas de toros (im Durchschnitt für ganz Spanien) einen ein- bis zweiprozentigen Anteil der Zuschauer nicht übersteigt”. Selbst die vielen Veranstaltungen auf dem Land, in den Dörfern, werden nur mal eher zufällig von ausländischen Reisenden aufgesucht.
Gewiss, es gibt Plaza de toros, die vor allem in den Sommermonaten, gezielt den Tourismus ansprechen. Zum Beispiel Mijas oder Benalmádena. Aber auch diese Veranstaltungen werden von recht wenigen Touristen besucht, einfach deswegen, weil man für überteuerte Eintrittsgelder (in der Regel 50 bis 100 Euros) wenig zu sehen bekommt: “Viele Touristen scheuen sich diese Geldsummen auszugeben, um dann etwas zu sehen was ihnen eventuell gar nicht gefallen wird. Und darum binden wir eine kurze Flamenco-Vorführung in unser Programm mit ein”, so Paco aus Benalmádena. Diese Extra-Vorstellung wird auch auf den Plakaten mit angekündigt: TOROS Y SHOW FLAMENCO. Hinzu kommt die Tatsache, dass spanische Einheimische oft kostenlos Zugang erhalten, um jene Touri-Arena überhaupt mit ein wenig Leben zu füllen. Aber solche Plaza de toros gibt es nicht viele.
Fazit
Man kann wohl feststellen, dass der Anteil an ausländischen Touristen bei Stierkämpfen mit Sicherheit keine drei Prozent betragen dürfte. Mit großer Wahrscheinlichkeit weniger. Und trotzdem wird von Tierschützern einfach behauptet, dass die Urlauber die Schuld an der Fortsetzung dieser in ihren Augen blutigen Tradition tragen. Es entzieht sich einer jeden Logik, warum die antitaurinos der breiten Masse suggerieren wollen, nur der Tourismus mache den Stierkampf möglich. Diese Aussage entspricht einfach nicht der Realität. Denn die sieht definitiv anders aus: Den Stierkampf gibt es nicht für den Tourismus, sondern trotz des Tourismus.
Freitag, 16. Oktober 2009
Wenn Wohltätigkeit weh tut!
Da spendet der matador de toros José Tomas 200.000 Euros für 13 gemeinnützige Organisationen in Katalonien und sagt dazu: “Zu können was einem am meisten gefällt und das Leben erfüllt, um Menschen zu helfen die es wirklich brauchen erfüllt einen mit einer gewissen Befriedigung.” Und sich auf den Stierkampf beziehend äussert er: “Ich schulde Barcelona viel, und das ist meine Form zurückzuzahlen was man mir gegeben hat”. Doch die Tierschützer sehen es anders. Da ist die Rede von Heuchelei, an anderer Stelle schreiben sie von einem Akt der Peinlichkeit. Auch in diesem Blog hiess es in den Kommentaren: “Ach ja, macht Euch aber keine Sorgen,solange Starmatadors wie Jose Tomàs, heuchlerische Wohltätigkeitsspenden macht,um in Katalonien sich den Stierkampf zu erhalten,werdet Ihr bestimmt nicht auf den Stierkampf verzichten müssen in den nächsten Jahren!” Der Tierschützer José Ortega Fraile sieht darin den verzweifelten Versuch den Stierkampf in Katalonien am Leben zu erhalten. Und um diese Spende abzuwerten, schreibt er, dass es ja eh nur der halbe Betrag von dem gewesen sei. was José Tomás beim letzten Auftritt in Barcelona verdient hat. Das könne sein Konto leicht verschmerzen.
400.000 Euros für José Tomás?
Da kommen einem wohl berechtigte Zweifel auf. Zum einen ist bekannt, dass der Betreiber der La Monumental, die Familie Balaña, schon seit Jahren mir der Stierkampfarena rote Zahlen schreibt. Da ist es zu bezweifeln, dass nur einem matador de toros diese hohe Summe ausgezahlt worden sei. Denn, und jetzt kommen wir zum zweiten Punkt, wenn in Madrid, mit 23.500 Sitzplätzen die grösste Stierkampfarena Europas, bei vollem Hause 435.000 Euros einspielt, dann wird wohl die La Monumental mit über 5.000 Plätzen weniger nicht einen ähnlichen Betrag erlangen. Wahrscheinlich dürfte er so um 350.000 Euros liegen. Und dass die gesamten Einnahmen einem José Tomas ausgezahlt worden sind, ist eher unwahrscheinlich, denn schliesslich galt es Kosten zu decken, wie das Personal und die beiden anderen matadores de toros mit ihren kompletten cuadrillas gab es sicherlich nicht gratis dazu. Es zeigt auf, wie unseriös der in 20minutes verfasste Artikel von José Ortega Fraile gehalten ist.
Dürfen Taurinos nicht sozial tätig sein?
Diese Frage stellt sich in der Tat. Dürfen in den Augen der Tierschützer die Stierkämpfer und deren Anhängerschaft nicht wohltätig aktiv werden, ohne den Vorwurf der Heuchelei? Nur weil die afición zu ihrer Leidenschaft steht, sollen sie zu Kriminellen, Mördern oder sonstigen Verbrechern abgestempelt werden? Dürfen gar ihren Mitmenschen nicht mehr helfen? Mit allem Respekt, wenn antitaurinos nun propagieren, dass gemeinnützige Taten der afición nicht vertretbar seien, was soll man da noch sagen. Kindern nicht zu helfen, weil der Tierschutz es so will? So gesehen gewinnen wir eine neue Betrachtungsweise über den Tierschutz.
Mittwoch, 14. Oktober 2009
Den Taurinos den Tod!
SOS Galgos: Spanien ein Land gewalttätiger Machos, 2. Kommentar
Sonntag, 11. Oktober 2009
Sympathie oder Mitleid für eine Antitaurina?
So ist es wohl Caroline Waggershauser ergangen, als sie Ende September zu den 150 Demonstranten (siehe Barcelona: Zwischen Polemik und Afición) in der katalanischen Metropole gehörte. Ich bezeichnete dieses als “Antitaurinisches Spiessrutenlaufen”. In einem bei SOS-Galgos erschienen Erfahrungsbericht bezeichnete sie ihre Gruppe als “eine handvoll Verrückter” und beobachtete das Geschehen: “Im Festgewand schritten die Taurinos mit teils mitleidigem, teils höhnischen Blick an uns vorbei…” Und weiter ist zu lesen: “Man schoss sogar Erinnerungsfotos von uns. Einige der “Unseren” preschten vor und beschimpften sie. Sie ernteten nur fröhliches Gelächter. Das Herz tat mir weh. Obendrein sind wir für die nur so etwas wie eine Kirmesattraktion.” Wir? Auch darauf hat sie eine Antwort: “Pensionäre, sehr viele einfache Hausfrauen, ein paar Hippies und Punkies”. Ein armseliges Häuflein nennt sie es. Aber, wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. Doch das Echo war niederschmetternd. Denn die Reaktionen der afición arteten nicht in wüsten Beschimpfungen aus, nein der Schmach sass viel tiefer, denn die antitaurinos ernteten nur fröhliches Gelächter. Und wenn man diese Zeilen so zur Kenntnis nimmt, stellt sich in der Tat ein sentimentales Gefühl von Mitempfindung ein. Das haben sie nicht verdient! Nein wirklich nicht.
Doch dann wird Tacheles geredet, dem tief sitzendem emotionalen Frust Freiraum geschaffen: “Wir kochen verständlicherweise innerlich, würden uns diesen Taurinos am liebsten mit Krallen entgegenwerfen, haben die dunkelsten Vorstellungen von dem, was wir gerne mal in einem dunklen Verlies mit einem Torero anstellen würden.” Das klingt ja nun schon ganz anders, und so gar nicht nett. Die wenigen Sympathiepunkte sind reduziert. Aber schnell erkennt auch sie “so etwas darf niemals nach aussen dringen. Wir müssen immer die Contenance bewahren.” Antitaurinisches Fingerspitzengefühl? Ist ja grundsätzlich nichts dagegen zu sagen und fördert gewiss einen jeden Dialog bis diese tierschutzgerechte Diplomatie doch etwas mehr in verbalen Urteilen sich äussert und nun auch das spanische Volk sein Fett abbekommt: “Der Spanier ist ignorant, desinteressiert und unengagiert, der glücklich ist, wenn er sein Gläschen Wein in der Hand hat und seine Stiere am Sonntagnachmittag. Er ist nicht kritisch, er hinterfragt nicht.” Eine erstaunliche Feststellung für jemand, der in Spanien lebt.
Und schliesslich bringt es die Autorin auf den Punkt: “Wir müssen denen und aller Welt zeigen, dass wir die besseren Menschen sind.” Aha, denkt man sich, wenn man sich für die abolición de la tauromaquia einsetzt wird man ein besserer Mensch? Reicht der Einsatz, oder findet jene menschliche Aufwertung erst mit der endgültigen Abschaffung von Stierkämpfen statt? Überhaupt, wer sind eigentlich die besseren Menschen? Vegetarier oder Veganer, Frauen oder Männer, Christen, Moslems oder Ungläubige, Gebildete, Sportler oder was weiss ich … wer in solchen Kategorien denkt, ist weit entfernt von einem jeglichen Dialog zum wahren Meinungsaustausch.
Zum Schluss noch ein Zitat von Nietzsche, welches in dieser knappen Form auch auf die tauromaquía zutreffen könnte: “Bessere Menschen! — Man sagt mir, unsere Kunst wende sich an die gierigen, unersättlichen, ungebändigten, verekelten, zerquälten Menschen der Gegenwart und zeige ihnen ein Bild von Seligkeit, Höhe und Entweltlichung neben dem Bilde ihrer Wüstheit.”
Quellennachweise: SOS Galgos vom 07.10.2009: "Im Festgewand ins Schlachthaus"
Friedrich Nietzsche, 1873, Morgenröte, Buch 3, Seite 149
Samstag, 3. Oktober 2009
Barcelona: Zwischen Polemik und Afición
Fragt man in Europa nach, ob denn in Barcelona noch Stierkämpfe veranstaltet werden, erhält man meistens ein “Nein – ich glaube nicht” als Antwort. Das man so in Europa glaubt, in ganz Katalonien sei der Stierkampf abgeschafft lässt sich wohl auf eine einseitige Berichterstattung der internationalen Medien zurückführen, die immer nur dann hinschaut, wenn antitaurinos sich beeindruckend in Szene setzen. Zum Beispiel als Barcelona in einer geheimen Abstimmung im Jahr 2004 vom Rathaus zu einer “Barcelona antitaurina” gewählt wurde Und schliesslich gibt es da eine Liste mit 180.000 Unterschriften von Katalanen die eine sofortige abolición de la tauromaquia, eine Abschaffung von Stierkämpfen fordern.
Und es gibt doch Stierkämpfe in Barcelona
Doch wie sieht es in der Realität aus? Nach wie vor werden in der katalanischen Hauptstadt Stierkämpfe organisiert. Und nicht wenige sogar, in diesem Jahr sind es bis jetzt 18 corridas de toros. Das ist eine Steigerung zum Vorjahr von über 12 Prozent. Und es sind mehr als in den Stierkampfmetropolen wie Pamplona, Bilbao, Nîmes oder Málaga.
Am vergangenen 27. September trat der Superstar unter den toreros José Tomás in der Monumental von Barcelona an. ¡No hay billetes! Ausverkauft bis unter die Dachgiebel. Von nah und fern kamen sie angereist um diesen Event nicht zu verpassen. Prominenz aus Politik, Wirtschaft, Kultur und der Filmbranche gaben sich ein Stelldichein und füllten die 19.582 Sitzplätze in den tendidos.
Antitaurinisches Spiessrutenlaufen
Und bei Prominenz stellt sich doch mal die Frage, wo bleiben da eigentlichen die antitaurinisch gesinnten Persönlichkeiten? Eine kleine Gruppe von an die 150 Personen mit Pappschildern und Plakaten bewaffnet glich eher einem Häufchen Verzweiflung denn aktiven Widerstand. Unter dem höhnischen Gelächter der afición glich deren Auftritt einem bemitleidenswerten Spiessrutenlaufen. Ein spanischer Journalist bringt es auf den Punkt: “Reine Potentialverschwendung. Sie ziehen mit 150 No-Names in eine Schlacht gegen eine 130-fache Übermacht gespickt mit Persönlichkeiten und vor allem mit Entscheidungsträgern”. Selbst die Stierkampfgegner erkennen dieses und auf einer deren Webseite ist zu lesen, dass solange in den ersten Reihen der Demonstrationen nicht Politiker, Journalisten, Schauspieler usw. stehen, wird man den spanischen Durchschnittsbürger nicht überzeugen können. Resigniert stellt man auf sos-galgos fest: “Für den Normalbürger sind wir nur ein Haufen Verrückter, Linker, Kommunisten, Terroristen, Separatisten, Marihuana rauchende Hippies und Grüne. Weiter nichts. Und so lange dieses Bild von uns rüberkommt, wird sich uns kein normaler Mensch anschließen”.
Und eigentlich lohnt es sich gar nicht mal
Finanziell gesehen fährt die Monumental mit ihren Stierkampfveranstaltungen nämlich rote Zahlen ein. Durchschnittlich werden die corridas in der katalanischen Metropole von 6.000 bis 8.000 Zuschauern besucht. Und rechnerisch muss der Veranstalter, die Familie Balañá, bei einer Belegung von nur 40 Prozent an die 20.000 Euros Verlust einstecken. Nur wenn die großen toreros anrücken klingelt es in der Kasse, Trotzdem hat sich die katalanische afición zusammengetan und setzt alles dran die tauromaquia auch in ihren Gefilden am Leben zu erhalten.
Wer entscheidet letztendlich darüber?
Was wir aus europäischen Zonen nicht nachvollziehen können ist wohl, wie geht das eigentlich? Da erklärt sich die Hauptstadt zu einer “Barcelona antitaurina”, und fünf Jahre danach werden immer noch Stierkämpfe organisiert. Und ein Ende scheint nicht in Sicht.
Die Erklärung ist einfach: Der Stierkampf in Spanien untersteht in erster Linie dem spanischen Staat, insbesondere dem Innen- und Justizministerium. Von ihm wird das Reglamento Taurino Nacional als königlicher Erlass herausgegeben, welches für das ganze spanische Territorium seine Gültigkeit hat, wobei es in einigen Regionen den traditionellen Gegebenheiten entsprechend abgewandelt oder angepasst werden kann – aber eben nicht abgeschafft. Da liegt der entscheidende Unterschied. Autonome oder lokale Entscheidungen dürfen und können staatliche Vorgaben nicht aufheben. Und so lange es im katalonischen Raum eine afición gibt, auch wenn sie in Barcelona nur 8.000 Personen zählt, wird der Staat das zu respektieren haben, denn durch Stierkämpfe kommen ja andere Bürger definitiv nicht zu Schaden.
Freitag, 25. September 2009
Las Vegas – eine Tortur für Don Bull?
Unblutige Stierkampfe in Las Vegas bald ohne Toreros?
Groß wurde es angekündigt. Unblutige Stierkämpfe in den Vereinigten Staaten. Es sollte eines der medialen Ereignisse in der Glamourwelt von Las Vegas werden. VIP-Lounges, Sterne-Menus für 650 Dollar und die normalen Eintrittskarten ab 75 bis 550 Dollar sollten Zuschauer aus Amerika und der ganzen Welt anlocken um die 7.000 Plätze im South Point Hotel and Casino zu füllen.
Erste Reaktionen auf der iberischen Halbinsel belächelten dieses Vorhaben. So ganz nach dem Motto, sollen sie nur mal machen! Ein Freund von mir winkte gleich ab: “Genau, ich gebe da zwei- bis dreitausend Dollar oder mehr aus, um mir mit einem mit Sicherheit nicht fachkundigem Publikum irgendwelche Kerle anzuschauen die sich toreros nennen und auf so komische Matratzen einstechen!”
In einem Punkt irrte sich mein Freund. Nicht vollkommen unbekannte Provinzkerle, sondern die Stars der Stierkampfszene sollten einen Erfolg garantieren. Und in der Tat, waren auf den Ankündigungen große Namen zu lesen. Die Creme de la Creme der aktuellen tauromaquía: Enrique Ponce, Julián López El Juli, El Fandi, Francisco Rivera Ordóñez, José Ortega Cano, Morante de la Puebla, Javier Conde, Pedrito de Portugal, um nur einige zu nennen. Die Presse und die einschlägigen Medien in Spanien hielten sich zu diesem Thema eher bedeckt. Nur in den Reihen der aficionados wollte man es genauer wissen: Was bewegt einen Startorero wie Enrique Ponce sich für so ein Spektakel zur Verfügung zu stellen? Was bringt die Künstlertoreros Morante de la Puebla oder ein Javier Conde dazu? Mit welchen Summen wurden sie wohl gelockt? Gut, ein Ortega Cano, das weiß ganz Spanien, dem fehlt es an finanziellen Mitteln und kann ein jedes Geld ziemlich gut gebrauchen. Nur, was ist eigentlich, wenn in Amerika keiner diese Stars aus der Welt der Stierkämpfe kennt?
Da kam die Stunde der Wahrheit und keiner ging hin!
Die 44 VIP-Tische wurden entfernt, das Menu gestrichen und nicht einmal zu einem Drittel konnten sich die restlichen Zuschauerreihen füllen. 315 bis 450 Dollar für einen Sitzplatz in den ersten acht Reihen, dass ist einfach zu viel! Auch am nächsten Tag sah es nicht anders aus. Weder Touristen noch Amerikaner können sich dafür begeistern, was beim amerikanischen Sender Univisión in spanischer Sprache in der Rubrik “Sport” zu sehen ist: Toros sin sangre!
Stiere ohne Blut?
Beim Internetportal “La Tauromaquía” bringt man es auf den Punkt: “Fliesst bei diesen toros Coca Cola durch die Adern? Korrekt wäre "Toreo sin sangre" Es zeigt auf wie oberflächig und unseriös die Veranstalter mit diesem doch für viele traditionellem Kulturgut umgehen. Zugegeben, in Spanien existiert sehr wohl der Begriff der toros. “Vamos a los toros” ein typischer Ausruf, dass wir jetzt eben nicht nur zu Stieren sondern zu einem Stierkampf gehen. Aber der Begriff löst bei Nichtkennern mit Sicherheit Irritationen aus. Und die von Don Bull erklärte Aufklärung und Annäherung an die Welt der toros findet so mit Sicherheit nicht statt. Noch ein Beispiel:
Ein Stier wird nicht getötet und begnadigt?
Da wird geworben, dass die Stiere weder verwundet noch in der Plaza de toros getötet werden. Mit allem Respekt, wie kann man da einen toro bravo auch noch begnadigen? Passiert da den Tierchen doch etwas hinter den Kulissen? Sofort ab ins Steakhaus? Es ist ganz gewiss nicht so, dass die Stiere nicht getötet werden sollen oder können. An keiner Stelle wird das von Don Bull oder seiner “Produktionsfirma” festgehalten, aber man will es suggerieren, dass den Stieren eben nichts geschieht.
Erkennen wir hier nicht eine Doppelmoral? Ist es nicht so, wenn wir uns einen guten Stier anschauen, viele olés rufen, toros und toreros bewundern, und wissen dabei, dass der Stier in wenigen Minuten sterben wird? Bewegt man sich da nicht in die Richtung eines ethisch-moralischen Zwiespalts? Werden hier Werturteile den momentanen und vor allem optischen Bedürfnissen angepasst und „mit zweierlei Maß“ bewertet sodass man sie publikumswirksam in Szene setzen kann? Der Stierkampf nur noch als ein reines Marketingobjekt?
Und jetzt Toros ohne Blut und ohne Toreros?
Da tönte Don Bull noch vor wenigen Tagen bei der Radiosendung Carrusel Taurino, er sei sehr stolz und befriedigt wie sein Projekt angelaufen sei. Zwar waren die ersten beiden corridas nicht so gut besucht, aber er will weitermachen, auch mit einem neuen Marketingkonzept. Und der US-Bundesstaat Nevada will mithelfen und sich darum sorgen, dass wenigsten 4.000 verbilligte Karten an den Mann gebracht werden können. Doch mal ehrlich, wovon will man dann eigentlich die Torero-Stars bezahlen?
Am besten gar nicht, denn ein Großteil der spanischen Elite hat sich zurückgezogen oder stellt ihren Auftritt in Frage. Nicht nur, weil es ihnen selbst suspekt erscheint, nein, die Kritik aus den Reihen der eigenen afición ist grösser geworden. Und die treuen Anhänger will man natürlich nicht verärgern.
So gesehen hat mein oben zitierter Freund gar nicht mal unrecht! Wer zahlt schon über 200 Euros zum Beispiel für einen Enrique Ponce, El Fandi und Francisco Rivera Ordóñez in Las Vegas, wo allein schon Anreise und Unterkunft ein Vermögen kosten, wenn man dieselben Toreros vor spanischer Kulisse in einer Plaza de toros der ersten Kategorie für 20 bis 65 Euros sehen kann?
Bleiben noch die Amerikaner. Aber, kommt es denen nicht billiger und vor allem authentischer dann nach Mexiko zu reisen?
Man kann es drehen und wenden wie man will. Es entsteht der Eindruck, das Don Bull, in seiner Eigenschaft als Veranstalter weder den toreros und den toros noch dem Publikum den nötigen Respekt gegenüber zeigt. Wahrscheinlich ist wohl auch der Name “Don Bull” nicht richtig gewählt. “Don Bill” würde eher passen, der Herr der Banknoten, derjenige dessen Illusion nur aus vielen, vielen Dollars besteht und nicht in der Befriedigung der afición. Da liegt der entscheidende Unterschied.
Samstag, 12. September 2009
Toreros der Küche
Toreros en la cocina
Siebzehn matadores de toros tauschten die muleta gegen Kochschürze und die espada gegen Küchenmesser ein und präsentieren 35 Speisen. Meistens im Rahmen eines eleganten Restaurants oder auf der eigenen Hacienda sprechen sie jene aficionados an, welche sich in den tendidos genauso wohlfühlen wie in kulinarischen Tempeln. Begleitet werden einige von dem katalanischen Zwei-Sterne-Starkoch Sergi Arola.
Javier Vazquez aus Madrid beginnt mit den Worten “Genauso wie in der Plaza de toros fühlt sich einer in der Küche alleine. Das stellt sich zunächst die Frage, wie man denn seine Arbeit am besten beginnt? Nun, genauso wie im Rund einer Stierkampfarena! Denn das erste was man anstrebt ist es, sich vorzubereiten, Und eines haben der torero und der Koch gemeinsam, am Ende wollen sie, dass es dem Publikum gefällt”. Der aus Sevilla stammende Julio Aparicio erkennt als Gemeinsamkeit den Wunsch, die Lust, die Einfachheit sowie eine jede Illusion. Und fügt hinzu: “Ob man nun einem Stier gegenüber steht oder an der Herdplatte, muss vorbereitet, intelligent wie wachsam sein, und vor allem, vor einer jeden guten faena (der eigentlichen Arbeit) viel Gefühl einbringen”. Auf den Nenner bringt es der Sternekoch Sergi Arola „Es ist eine Form etwas Wertvolles zu teilen, ob als Mann oder Frau. Ich kann mir ein Leben ohne Sensibilität nicht vorstellen, und das ist das Besondere in der Kochkunst. Darum gefällt mir auch der Stierkampf, wegen seiner besonders magischen Sensibilität”. Und er fügt hinzu, dass man wie beim Stierkampf die nötige Eingebung benötigt.
Bei so viel Sensibilität kann man sich eigentlich nur voller Spannung auf diese tauro-kulinarische Lektüre freuen. Und ein erster Blick über die Seiten verrät, hier geht es nicht nur um Rezepte, sondern die matadores de toros geben hier auch Privates von sich. Aber natürlich stehen ihre lukullischen Erlebnisse, ihre feinschmeckerische Erziehung und nicht zuletzt auch nicht unbedingt so kulinarische „Köstlichkeiten“ im Zentrum der Lektüre.
So „erfreute“ sich, der mittlerweile 85-jährige Jaime Ostos in Kolumbien an „gerösteten Ameisen“, natürlich ohne es zu wissen: „Allein schon der Gedanke, dass ich den kompletten Ameisenhaufen fast allein verspeist habe, löste bei mir … den Rest erspare ich Euch“. Der aus Cádiz stammende José Antonio Canales Rivera kam bei einer Überlebenssendung im spanischen Fernsehen in den Genuss eines Mischgetränkes aus Echsenaugen, Würmern, Heuschrecken, Affenhirn und weiteren Delikatessen. Und er verkündete nach mehreren Tagen des Hungerns, zwar schmeckte es „fatal, aber ich fühlte mich fabelhaft, und ich glaube kaum einer kann dieses Gefühl nachvollziehen!“
Im Großen und Ganzen handelt sich meistens um einfache, eher ländliche Rezepte, die nicht selten aus Mutters Kochstube stammen. So finden wir ein SALMOREJO von José Antonio Canales Rivera und MIGAS a la Victor Puerto oder MIGAS AL ESTILO CAMPUZANO. Und Tomás Campuzano aus Écija bei Sevilla erklärt uns, was es genau ist: „Wenn diese (gemeint sind die Brotkrumen) schön knusprig sind, gibt man ein Spiegelei darüber. Das ist der entscheiden Campuzano Geschmack“. Der aus Valencia kommende Vicente Barrera bereitet, wie zu vermuten ist natürlich eine PAELLA VALENCIANA DE POLLO Y CONEJO.
Richtig erstaunt wird der Leser über die Kochkünste der Litri-Dynastie. Vater wie Sohn haben nicht nur Stierblut in den Adern, sondern beherrschen auch ihr Handwerk in der Küche. Miguel Báez y Espuny „Litri“ erlernte die Kochkunst sozusagen nebenher. Bei seinen Reisen zu den verschiedenen corridas de toros war er von der Zubereitung der Speisen so begeistert, dass er mit den einzelnen Köchen einen Deal machte: „Ihr zeigt mir wie es geht, und ich besorge euch Eintrittskarten für den Stierkampf”. Nun versteht er sich in der Küche bestens zu bewegen, und er hat es gar nicht gerne, wenn man ihm Verbesserungsvorschläge unterbreitet oder gar es wagt ihn zu kritisieren. Köstlich seine etwas unfeine Ausdrucksweise: „Mujé, má vino, cao en la puta!“ Natürlich trat bezüglich der Kochkunst sein Sohn in dieselben Fußstapfen, der über eine andere Delikatesse zu berichten weiß. Miguel Báez Litri jr. heirate Carolina Adriana Herrera, Tochter der bekannten Modedesignerin Carolina Herrera. Und eben seine Schwiegermutter liebte es in der Küche, genauso wie in der Mode, die Geschmäcker ordentlich zu vermischen. So gab es unter anderem BOHNEN MIT KETSCHUP.
Das klassische Stiergericht ESTOFADO DE RABO DE TORO wird von Jaime Ostos zubereitet. Er liebt es zu kochen, bleibt aber bei der alten, sprich traditionellen Küche: „Die neue Küche ist eigentliche eine Bauernfängerei!“
Aber nicht alle Toreros in diesem Buch, lieben es zu kochen oder sehen sich als werdende Köche. Vicente Barerra stellt trocken fest: „Ich versuch es gar nicht zu verheimlichen! Warum sollte ich lügen? Weder bin ich Koch, noch habe ich Spaß daran in der Küche zu stehen. Aber manchmal muss man es halt tun um zu überleben“. Der Medienstar Francisco Rivera Ordoñez benötigt einen Roman, ganze zwanzig Wörter, um seine Speise zu umschreiben: SOLOMILLO DE CEBÓN CON SALSA DE COLMENILLAS, PATATA CREMA, FONDO DE ALCACHOFA CON ESPINACAS, TOMATE CHERRY Y PUNTA DE TRIGUERO. Dahinter ist höchste Kochkunst zu vermuten, doch schnell wird man aufgeklärt: “Ich habe nicht die leiseste Idee, wie man mit dem Küchenherd umgeht. Das einzige was ich wirklich bereiten kann ist ein Spiegelei. Und ich mag noch nicht mal Eier“.
Das es in einem solchen Buch tauro-kulinarische Begriffe gibt ist eigentlich zu erwarten: Die Zubereitung wird allgemein als FAENA umschrieben und zahlreichen Gerichte erinnern an die Tauromaquia: PAVO REAL CON BANDERILLAS AL ESTILO VÁZQUEZ, RUEDO DE VERDURAS, SUERTE DE SOLOMILLO von José Pacheco Rodriguez „El Califa”, oder eine VERÓNICA DE SETAS CAMPERAS, ESTOQUE DE CHULETAS von Julio Aparicio und ob die TROMPETA DE LA MUERTE bei den SARDINAS ASADAS von Miguel Báez Litri jr. auch dazugehört, sei dem Leser selbst überlassen.
Eine unterhaltsame Lektüre für einen jeden der die Tauromaquia mit der kulinarischen Welt verbinden möchte. Sympathisch auch deswegen, weil die Stierkämpfer ein wenig aus ihrem privaten Leben erzählen. Insofern ist dieses Buch in seiner Art bis zu diesem Zeitpunkt einzigartig, sozusagen konkurrenzlos.
TOREROS EN LA COCINA
(in spanischer Sprache)
Pilar Carrizosa
Susana Carrizosa
Edition: El tercer nombre, S.A.
ISBN: 84-935102-8-9
Preis: 30,- Euros
Sonntag, 6. September 2009
Geistliche Afición
Den Titel könnte man durchaus auf spirituelle Fundamente beziehen. Aber in diesem Blog ist es natürlich naheliegend, einen Blick auf eine afición der Geistlichen zu werfen, die einen Hang zur mondo de los toros haben.
Don Cesáreo: Priester und Kampfstierzüchter
Bekannt sind die Stiere von Don Cesáreo aus Salamanca als los toros del Cura de Valverde (Die Stiere des priesters aus Valverde). Obwohl dieser schon 1994 verstorben ist, kenn man seine Stiere noch heute unter dieser Bezeichnung.
Jean Cadilhac: Bischof von Nimes (1978 bis 1999)
Dienstag, 1. September 2009
Die päpstliche Bulle von 1567
Der historische Ablauf:
Und wie steht es mit der Wirkkraft der päpstlichen Bulle?
Ich vermute, dass das auch für den heutigen niederen und höheren Klerus in Spanien gilt."
Siehe auch: Der katholische Stier
Sonntag, 30. August 2009
Und was sagt die Kirche dazu?
Immer wieder versuchen Tierschützer sich an die katholische Kirche zu wenden, mit der Aufforderung sich gegen den Stierkampf zu richten und ihn gar zu verurteilen. So empörten sich zum Beispiel die französischen Tierschützer von COPRA dass sich ein französischer Pfarrer öffentlich auf einer Webseite zum Stierkampf bekannte. Auch deutsche Aktivisten hatten sich schon an den Vatikan gewannt – doch vergeblich. Der Heilige Stuhl schweigt.
Tierschutz und Kirche – passt das eigentlich zusammen?
Da sollte man sich durchaus mal die Frage stellen, Tierschutz und Kirche, geht das überhaupt? Können Tierschutzaktivisten wie von PETA eigentlich überzeugte Katholiken sein? Die Antwort fällt nicht schwer: Eigentlich nein! Allein schon die fundamentalen Grundgedanken beider Organisationen gehen meilenweit auseinander. So können wir in der Präambel der PETA lesen:
„PETA ist der Ansicht, dass die Grundrechte von Tieren, also ihre ureigensten Interessen, berücksichtigt werden müssen, egal, ob die Tiere für den Menschen von irgendeinem Nutzen sind. Genau wie wir, können sie leiden und haben ein Interesse daran, ihr eigenes Leben zu leben. Daher steht es uns nicht zu, sie für Ernährung, Kleidung, Experimente oder aus irgendeinem anderen Grund zu benutzen.“
Mit anderen Worten, Tiere sollen sich selbst überlassen sein. Wir, die Menschen, haben nicht das Recht uns in das Leben der Tiere, in welcher Form auch immer einzumischen.
Die katholische Kirche hat in ihrem Katechismus (1997) ebenfalls klar Stellung bezogen. Im Artikel 2017 über das siebte Gebot und die Achtung der Menschen und ihrer Güter ist folgendes zu lesen:
„Gott hat die Tiere unter die Herrschaft des Menschen gestellt, den er nach seinem Bild geschaffen hat [Gen 2, 19-20; 9,1-14]. Somit darf man sich der Tiere zur Ernährung und zur Herstellung von Kleidern bedienen. Man darf sie zähmen, um sie dem Menschen bei der Arbeit und in der Freizeit dienstbar zu machen. Medizinische und wissenschaftliche Tierversuche sind in vernünftigen Grenzen sittlich zulässig, weil sie dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu retten.“
Ein vollkommende gegensätzliche Darstellung. Während PETA sich gegen den Nutzen von Tieren ausspricht, bezieht die katholische Kirche klar Stellung, indem sie feststellt, dass Tiere sehr wohl bei der Arbeit und in der Freizeit dienstbar gemacht werden dürfen.
PETA stellt allein durch die Andeutung „Genau wie wir …“ die Tiere mit den Menschen auf eine Ebene. Die katholische Kirche sieht es jedoch anders. Der Artikel 2018 endet mit:
„Man darf Tiere gern haben, soll ihnen aber nicht die Liebe zuwenden, die einzig Menschen gebührt.“
Der Standpunkt ist eindeutig: Erst die Menschen dann die Tiere. Also kann man sich doch nur wundern, warum von Seiten der Tierschützer immer wieder Versuche unternommen werden, die katholische Kirche zu beeinflussen. Eine Menschlichkeitswerdung der Tiere werden sie nie erreichen können.
Dienstag, 25. August 2009
Berühmte Stierkampfbesucher
(In alphabetischer Reihenfolge)
Aguirre, Esperanza (spanische Politikerin, PP) Foto
Alba, Herzogin von (spanischer Adel) Foto
Alberti, Rafael (spanischer Schriftsteller)
Amores Guardiola, Andrés (spanischer Literaturkritiker)
Bischof, Rainer (österreichischer Rechtswissenschaftler)
Boadella, Albert (spanischer Regisseur) Foto
Bono, José (spanischer Politiker, PSOE) Foto
Botella, Ana (spanische Politikerin, PP)
Camacho, José Antonio (spanischer Fussballtrainer)
Charteris, Leslie (amerikanischer Schriftsteller)
de Montherlant, Henry (französischer Schriftsteller)
Doré, Gustavo (französischer Maler)
Ford, Richard (amerikanischer Schriftsteller)
Gardner, Ave (amerikanische Schauspielerin) Foto
Gautier, Théophile (französischer Schriftsteller)
Guti (spanischer Fussballspieler) Foto
Hemingway, Ernest (amerikanischer Schriftsteller)
Hensel, Georg (deutscher Theaterkritiker)
Ingendaay, Paul (deutscher Journalist und Buchautor)
Irnberger, Harald (österreichischer Autor und Journalist)
Jiménez García-Herrera, Trinidad (spanische Gesundheitsministerin, PSOE)
Kerr Deborah (amerikanische Schauspielerin)
Leiris, Michel (französischer Schriftsteller)
Michener, James A. (amerikanischer Schriftsteller)
Muhammad XII. Abu Abdallah, Boabdil (Sultan von Granada)
Resines, Antonio (spanischer Schauspieler) Foto
Rodríguez, Roberto (spanischer Fernsehmoderator)
Rueda, Salvador (spanischer Schriftsteller)
Saramago, José (portugiesischer Schriftsteller)
Vargas Llosa, Mario (peruanischer Schriftsteller)
Viertel, Peter (amerikanischer Schriftsteller)