Montag, 31. Oktober 2016

Warum weniger Stierkämpfe in den grossen Plazas organisiert werden, als eigentlich sollten





von Philip de Málaga


Warum halten sich einige Veranstalter 

nicht an das Regelwerk?
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Gestern hat SfA Post von Herrn Gärtner aus Galizien erhalten:
"Mit Interesse habe ich die Statistiken gelesen, und bin schon erstaunt, wie allein da Madrid und Las Ventas stehen. Ich dachte bis jetzt, dass zumindest die Plazas der Primer Categoría mindestens 15 Stierkämpfe veranstalten müssen. Das ist wohl nicht der Fall. Habe ich mich da so geirrt?"
Gerne gehen wir darauf ein. 

Unter Bezug der ersten Frage nach der Anzahl der festejos taurinos in der ersten categoría liegt Herr Gärtner vollkommen richtig. In Artikel 23, Absatz 2 des reglamento taurinos ist folgendes festgehalten:
"Es können die plazas der Provinzhauptstädte in der ersten categoría eingestuft werden, welche jährlich mehr als 15 espectáculos taurinos veranstalten, wobei es sich mindestens um 10 corridas de toros handeln muss."
Mit anderen Worten, die plazas de toros der ersten categoría in Spanien sollten also mehr als 15 festejos taurinos anbieten. Darunter mindestens zehn klassische Stierkämpfe mit ausgewachsenen toros, eben jene corridas de toros. Wenn man nun einen Blick auf die Statistiken wirft, stellt man wie Herr Gärtner fest, dass sich nur drei empresas sich an das reglamento halten. Das sind Madrid, Sevilla und Valencia. Bei den restlichen plazas gibt es ein Defizit:
Wie lässt sich so etwas erklären? Grundsätzlich gibt es verschiedene Ansatzpunkt zu dieser Thematik. Zunächst einmal wäre da der politische Druck, wie zum Beispiel im Fall von San Sebastián wo der Bürgermeister des sozialistischen Wahlbündnisses Bildu die festejos taurinos in der plazas de toros Illumbre, trotz fehlender Mehrheit verboten hatte. So wurde auch die Monumental de Barcelona mit dem katalanischen Verbot zuerst auf acht corridas dann auf Null degradiert. 

An nächster Stelle sollte das Interesse der empresarios genannt sein. Solch eine temporada taurina will nicht nur durchführbar, sondern auch finanzierbar sein. Populäre figuras und toros von angesehenen ganaderías müssen in ein finanzielles Verhältnis gebracht werden, damit man die entradas so anbieten kann, dass sich die tendidos auch füllen. Denn ein Ziel einer jeden empresa muss es sein, so viel wie möglich an abonos, also Dauerkarten zu veräussern. Eine plaza, die sich während ihrer feria taurina nicht zu mindestens fünfzig Prozent füllt, wird keine grüne Zahlen aufweisen können. 

Die Entscheidung, welche empresa die temporada taurina ausrichtet trifft in der Regel die diputación der Provinz oder das Rathaus der jeweiligen Stadt. Hier kommt es dann auf das diplomatische Verständnis der Entscheidungsträger an. Und in einigen politischen Kreisen haben sie erkannt, dass man durchaus mehr erreichen kann, wenn man weniger corridas anbietet, aber dafür das Niveau hochschraubt. So zum Beispiel in der La Malagueta. Dort akzeptierte man weniger festejos taurinos  aber die empresa hat die Zahl de espectáculos taurinos anderweitig ausgeglichen. Da wurden zum Beispiel zur Feria von Málaga vier Tage lang ein certamen international de las escuelas taurinas angeboten und der Eintritt war frei. Mehr als 35.000 Personen verfolgten diese festejos. Oder durch zusätzliche clases magistrales, wo Schüler einer escuela taurina mit Anwesenheit eines matadores de toros, welcher die einzelnen Manöver durch ein Mikrophon dem Publikum in den tendidos erklärt. Auch charlotadas mit komisch und klein anmutenden torero-Clowns, die recortadores  oder eine öffentliche desencajonada ergänzen das taurinische Angebot.

Auch mit einem certamen de las escuelas taurinos lassen sich die tendidos füllen.
Hier zum Beispiel im August in der La Malagueta im südspanischen Málaga.
Und in der Tat scheint in den beiden letzten Jahren das Konzept aufgegangen zu sein. Die corridas wurden auffallend mehr besucht, auch von einem jungen Publikum und die intensive Berichterstattung durch die Medien spiegelt ein leicht wieder kommendes Interesse für die toros wieder.

Sonntag, 30. Oktober 2016

v.h.b. ist verstorben




von Philip de Málaga


Der deutsche Aficionado de toros verstarb in München

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v.h.b. (1941 - 2016)
Er war ein leidenschaftlicher aficionado de toros und ist vielen deutschen aficionados bekannt. Verbrachte einen grossen Teil seines  Lebens im andalusischen Granada, war mit einer Spanierin verheiratet und seine Liebe gehörte auch den toros. "Man sollte die spanische Sprache schon ein wenig beherrschen um etwas von den toros zu verstehen", war seine Überzeugung und "der grösste Teil der Deutschen würde nichts von der tauromaquia verstehen, weil ihnen die Mentalität vollkommen fremd sei. Und dabei seien die Spanier viel menschen- und kinderfreundlicher als die Deutschen!

Trotzdem war es ihm ein Anliegen den Deutschen die mundo de los toros näher zu bringen, ihnen zu erklären warum diese für Spanien wichtig sei und warum so viele Menschen sich dafür begeistern. Leider hätte er damit zu spät begonnen. Im Spanienforum war er wohl der letzte deutschsprachige Vertreter der tauromaquia. In seinem Thema Neues von den Stieren berichtete er über Aktuelles aus der Welt der toros. Viel wurde er dafür kritisiert, aber er liess sich dadurch nicht aufhalten weiter zu berichten, denn er hatte sehr wohl seine treue Leserschaft. Sein Thema Neues von den Stieren wurde schon über 65.000 Mal angeklickt.

Seinen Lebensabend verbrachte er in München. Dies hielt ihn aber nicht davon ab, in den spanischen Medien weiterhin seine afición für die toros weiter zu verfolgen und in der Sektion Stierkampf des Spanienforums darüber zu erzählen. Auch SfA versorgte er mit aktuellen Informationen. Die Berichterstattung in den deutschen Medien betrachtete er sehr kritisch. Auch deutsche aficionados, welche sich als Kenner gerne ins Licht stellen, aber nicht mal die spanische Sprache beherrschen, sah er doch eher der Sache nicht gerade förderlich. Auch die direkten Konfrontationen mit den antitaurinos gefielen ihm gar nicht. "Einfach nur erzählen wie es ist, ganz wie Hemingway", das war sein Motto.

Nun ist Volkmar (Jahrgang 1941), der sich für die tauromaquia als v.h.b. einsetzte in München am 21. Oktober diesen Jahres im Krankenhaus verstorben. Mit ihm ist der Welt nicht nur ein aficionado de toros verloren gegangen, sondern auch ein grosser Spanienkenner. 

Volkmar, descanse en paz.

Samstag, 29. Oktober 2016

Wo gab es 2016 die meisten Stierkämpfe in Europa




von Philip de Málaga


Die spanische Hauptstadt Madrid führt alleine diese Liste an
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Wer einen Blick in die Statistiken von 2016 wirft, wird erstaunt feststellen, dass es in Europa gerade mal 8 plaza de toros sind, welche in diesem Jahr mehr als 10 festejos taurinos organisiert haben. 
Und nur in drei cosos gab es mehr als 10 corridas de toros zu sehen. Nämlich in Madrid, Sevilla und Valencia. Wenn man die rejoneos einbezieht gesellen sich noch 2 plazas dazu. Lisboa und Nîmes.
Die plaza de toros Las Ventas von Madrid wo 23.798 Zuschauer in den tendidos Platz finden
Absoluter Spitzenreiter in der weltweiten mundo taurino ist mit 62 festejos taurinos die plaza de toros Las Ventas in der spanischen Hauptstadt Madrid. Vor einer durchschnittlichen Kulisse von 20.633 Besuchern (also einer Belegung von 86,7 Prozent der 23.798 Sitzplätze) gab es 35 corridas de toros, 22 novilladas und 4 rejoneos zusehen. An 8 tarde de toros füllte sich das aforo zu einem No hay billetes.

Mittwoch, 26. Oktober 2016

Die besten Toreros in Spanien 2016 (3. Teil)




von Philip de Málaga


Eine Bilanz, wer in diesem Jahr eine gute Figur abgegeben hat
3. Teil: Die Königsklasse, die Arenen der 1. Kategorie
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Für einen jeden torero ist es ein Ziel Verträge in den plaza de toros der 1. categoría zum bekommen um sich dann im ruedo eines in der Regel fachkundigen Publikums in den tendidos zu behaupten. Wer zu den ganz grossen figuras gehören möchte, kommt nicht darum herum, in einem und mehreren solcher cosos zu triumphieren. Aktuell gehören neun plaza de toros dieser Kategorie an:
In diesen neun plaza de toros gab es 148 festejos taurinos, davon 97 corridas de toros.
Andrés Roca Rey, Juan José Padilla und Alejandro Talavante
Die besten toreros in den plaza de toros der ersten categoría.

Fortsetzung folgt: Fazit und Zusammenfassung

Dienstag, 25. Oktober 2016

Die besten Toreros in Spanien 2016 (2. Teil)




von Philip de Málaga


Eine Bilanz, wer in diesem Jahr eine gute Figur abgegeben hat
2. Teil: Die Arenen der 2. und 3. Kategorie
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Von den 398 plaza de toros in Spanien gehören ganze 98,2 Prozent in diese Gruppe. Zur zweiten categoría gehören 40 plaza de toros, nämlich jene in den Provinzhauptstädten. Die restlichen 346 plazas gehören der dritten Kategorie an.  

In der zweiten Kategorie gab es nur eine plazas wo es mehr als zehn festejos taurinos gab. Das war mit 66 reses und 66 orejas die Stadt Albacete in der Region Castilla - La Mancha
José Garrido, Alberto López Simon und der "Pirat" Juan José Padilla
Die erfolgreichsten toreros in den plaza de toros der 2. categoría.
Die dritte Kategorie sollte man auf keinen Fall abwerten. Zu ihr gehören berühmte plaza de toros mit historischem Hintergrund, fantastischem Ambiente, sehr taurino, wie zum Beispiel die Real Maestranza de Ronda, wo jedes Jahr Anfang September mit der corrida goyesca ein taurinisches Highlight stattfindet.
David Galván, Enrique Ponce und El Fandi
die erfolgreichsten toreros in den plaza de toros der 3. categoría
Fortsetzung folgt: Die Königsklasse, die Arenen der ersten Kategorie

Montag, 24. Oktober 2016

Widerstand in Unterhosen

Wenn es um die toros in Katalonien geht, geht es definitiv nicht um die toros. Die toros werden zum Politikum. Tierschutz oder antitaurinismo spielen dabei keine Rolle. Hier ein Link zu einem Artikel von Thomas Urban von der Redaktion der Süddeutschen Zeitung in der spanischen Hauptstadt Madrid.

    • Spaniens Verfassungsgericht hat das seit Jahren geltende Stierkampfverbot in Katalonien wieder aufgehoben. Dagegen gab es heftige Proteste in Barcelona.
    • Mit dem Spruch des Verfassungsgerichts sind nun aber nicht nur die spanischen Traditionalisten zufrieden, sondern auch die katalanischen Abspaltungsfreunde.
    • Denn: Das umstrittene Thema mobilisiert die Mehrheit ihrer Landsleute gegen Madrid.

Sonntag, 23. Oktober 2016

Wenn die Katalanen vom Stierkampf sprechen, meinen sie aber nicht die Stiere




von Patricia Gabancho


Die Nachricht von den toros erreichte auch die deutschen Medien. Während die spanische Presse schon von beginn es sehr sachlich wiedergab und von einem Überschreiten der Kompetenzen der katalanischen Landesregierung sowie die Verfassungswidrigkeit zum Ausdruck bracht, sah man es in dem deutschsprachigen Raum in den Überschriften ein wenig anders. Nämlich so, als ob es bald wieder corridas de toros in Katalonien geben würde.
Mittlerweile ist es aber längst kein Geheimnis mehr, dass diese Entscheidung bei der Katalanen auf grösstes Missverständnis bis hin zur Empörung gestossen ist. Und man will auch dieses Urteil einfach nicht umsetzen, damit das Verfassungsgericht gezwungen ist, weitere juristische Schritte in die Wege zu leite. Schritte die beim Europäischen Gerichtshof landen könnten, und wie es dann auch immer ausgehen würde, die tauromaquia oder gar die toros selbst, spielen bei dieser Entscheidung mit Sicherheit überhaupt keine Rolle. 

Die 1952 in Buenos Aires geborene Schriftstellerin Patricia Gabancho zog noch vor ihrem zweiundzwanzigsten Lebensjahr in die katalanische Hauptstadt, nach Barcelona. Dort verfasste sie zahlreiche Werke,  welche sich besonders mit der Kultur auseinandersetzen. Dabei galten ihre Herzensangelegenheiten stets den realistischen Auseinandersetzungen mit dem Leben in Barcelona. Da ist es nur selbstverständlich, dass bei einer solchen Betrachtungsweise auch die toros dazu gehören. Und ihre Haltung bezüglich Katalonien und der tauromaquia spiegelt wohl die Realität wieder.
"Die toros in Katalonien sind ein heikles Thema, denn da schneidet sich eine Tradition mit einer stolzen Identität. Die toros sind nun einmal ein spanisches Symbol, was aber nicht gleichzeitig bedeutet, dass dieses die Gewalt in einer corrida rechtfertigt.

Die toros werden in Katalonien als ein Symbol für Spanien betrachtet und abgelehnt. Der Versuch die toros per Gesetz durchzubringen ist zum Scheitern verurteilt."

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Quellennachweis:

Choque de tradiciones, Patricia Gabancho, EL PAÍS 21.10.2016

Samstag, 22. Oktober 2016

Soll der Stierkampf wieder nach Katalonien zurückkommen?





von Peter Gärtner aus Galizien

Die Frage, ob es wieder Stierkampf in Katalonien geben wird ist doch eigentlich nur ein politisches Kräftemessen. Das geht es weder um Traditionen noch um den Stierkampf selbst. Und letztendlich bewegen die Katalanen mit ihrem Verhalten lediglich den Standpunkt, dass immer mehr Spanier für den Stierkampf sind, obwohl sie selbst nicht hin gehen. 

Ich habe durch Zufall eine Umfrage entdeckt, welche noch vor dem Urteil des Verfassungsgerichts erstellt worden ist, wo man direkt fragt, ob es in Katalonien wieder Stierkämpfe geben soll. Und immerhin, bei dieser repräsentativen Umfrage befürworteten 52 Prozent eine Rückkehr des Stierkampfs nach Katalonien! Ein Unentschieden mit leichter Tendenz zum "Ja". Und das ist neu. Früher war es egal oder man lehnte es ab.
Ob sich daran allerdings wirklich eine Tendenz ablesen lässt, mal abwarten was geschieht."
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Quellennachweis:

Wie kommt das Urteil des Verfassungsgerichts bei den Spaniern an?




von Philip de Málaga


Mehrheitlich befürworten die Spanier das Urteil
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Politisch brisant, aber rechtlich korrekt, so urteilen viele Spanier über das Urteil des Verfassungsgerichts in Madrid. Katalonien habe eindeutig seine Kompetenzen überschritten, in dem sie die Stierkämpfe verboten hatten. So gaben bei einer Umfrage der spanischen Tageszeitung EL MUNDO 65 Prozent von den über 32.000 Befragten an, dass sie dem Urteil zustimmten.
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Quellennachweis:

Freitag, 21. Oktober 2016

Der "COSSÍO en alemán" - in eigener Sache

Wegen dringender Wartungsarbeiten an dem COSSÍO en alemán, dem deutschen Lexikon des Stierkampfs, wird in den kommenden zwei Tagen der Zugriff teilweise nicht möglich sein. 

Wir bitten diese Störung zu entschuldigen.

Donnerstag, 20. Oktober 2016

Verbot von Stierkämpfen in Katalonien ist verfassungswidrig




von Philip de Málaga


Gestern fiel das Urteil des spanischen Verfassungsgerichtes
Stierkämpfen müssen in Katalonien erlaubt sein
Stierkampf bald wieder in Barcelona?
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Sie benötigten dafür eine lange Anlaufphase, aber spätestens nach dem Tod des toreros Victor Barrio im Juli diesen Jahres, beschloss man beimBobersten Verfassungsgericht von Spanien, den Vorgang mal ein wenig zu beschleunigen, vor allem auch deswegen um die mundo de los toros vor den doch teilweise beleidigenden wie erniedrigenden Angriffen zahlreicher antitaurinos schützen zu können.
So erklärte gestern Vormittag die oberste spanische Bundesbehörde der Justiz, mit 73 Prozent das Verbot von öffentlichen Veranstaltungen mit den toros, insbesondere das Verbot der corridas, also Veranstaltungen mit toros in plaza de toros für verfassungswidrig.
Acht der spanischen Verfassungsrichter sahen es als eindeutig erwiesen an, das die katalanische Landesregierung mit ihrer Vorgehensweise der abolición de los toros vom Juli 2010 eindeutig gegen die spanische Verfassung verstossen habe. Es könne nicht angehen, dass eine einzelne Region etwas ausser Kraft setze, was von der spanischen Regierung zum immateriellen Kulturgut deklariert worden ist. Ziemlich klar sei dieses in Artikel 149 der spanischen Verfassung geregelt: "Der Staat verfügt über die alleinige Zuständigkeit zum Schutz der kulturellen, künstlerischen und monumentalen Güter." Katalonien habe sich hier klar und deutlich in die Befugnisse des Staates eingemischt. Eine Einmischung durch politische Parteien oder regionale Regierungen kann und werde aber diesbezüglich nicht hingenommen werden.

Auch deutete man an, dass bei dem Verbot der toros nicht der Tierschutz im Vordergrund gestanden hätte, sondern politische Motivation.

Ob und wann die toros in der La Monumental de Barcelona wieder Einzug erhalten werden, steht auf einem anderen Papier. Denn die katalanische Regierung wird mit Sicherheit alles daran setzen, auch weiterhin der tauromaquia so viel wie mögliche Steine in den Weg zu legen. Angekündigt wurde es ja schon vor zwei Wochen.

Auf jeden gibt dieses Urteil der mundo taurino wieder erneuten Aufschwung und Rückenwind, zeigt es doch auf, nicht nur dass die tauromaquia ein Bestandteil des spanischen Lebens sondern auch in die Verfassung voll und ganz integriert ist. Somit geniessen die taurinos den Schutz des Staates. Mehr noch der Staat ist mit seinen auch regionalen Behörden dazu verpflichtet die mundo de los toros zu schützen und als Patrimonio Cultural Inmaterial fördern. 
Der Weg ist frei geworden, aber er wird noch sehr lange dauern.

Die besten Toreros in Spanien 2016 (1. Teil)




von Philip de Málaga


Eine Bilanz, wer in diesem Jahr eine gute Figur abgegeben hat
1. Teil: Allgemeine Übersicht
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Und jedes Jahr stellt sich wieder die Frage wer waren sie denn nun, die beliebtesten und vor allem erfolgreichsten toreros in den spanischen plaza de toros. Gewiss, grundsätzlich, und vor allem bei den Vollblut-aficionados de toros, ist die Wahl des besten toreros eine meist subjektive Entscheidung. Und zahlreiche Faktoren spielen dabei eine Rolle, wie die ganadería, die toros, der Stil der matadores und die Tagesform der cuadrilla, die categoría der plaza de toros, der presidente, das Publikum in den tendidos, das Wetter und vieles mehr. Dann gibt es die eingefleischten Anhänger von bestimmten figuras, wie die Morantistas oder die Fangemeinde eines José Tomás.

Und trotzdem gib es die Rankings. Allen voran das escalafón, welches fast von jedem taurinischen Medium wieder gegeben wird. Hier finden sich die toreros in der Reihenfolge ihrer angetretenen festejos taurinos wieder. Je mehr corridas, umso höher die Platzierung. Der wahre Erfolg in den Veranstaltungen reflektiert nicht in der Platzierung wieder, lediglich die dahinter aufgezählten trofeos erlauben dem geübten Blick eine Bewertung. Im neuen Portal von mundotoro hat der Betrachter die Möglichkeit, die toreros in den einzelnen Gruppen (trofeos oder plazas) zu sortieren. Dadurch entsteht jeweils ein völlig neues Bild.

Man erkennt, welche figuras es verstehen, in welchem coso auch immer zu triumphieren, und welche maestros in fast allen plaza de toros eine sehr gute Leitung abgegeben. Auffallend dabei sicherlich die Erkenntnis, dass überhaupt kein torero im Jahr auf die 100 festejos kommt, was bis zum Jahr 2010 noch Gang und Gebe war. Hier das Ranking von mundotoro.

Das Portal datoros hat ein Ranking aufgestellt, wo alle 85 matadores de toros aufgezählt sind, welche in diesem Jahr in den plaza de toros der 1. categoría angetreten sind. Also eine Auflistung in den grössten und bedeutendsten cosos in Spanien, wo es eigentlich für jede figura importante von bestimmter Wichtigkeit sein sollte zu triumphieren. Im Gegensatz zum klassischen escalafón richtig sich dieses Ranking nach der Anzahl der errungenen trofeos.  Hier geht es zum Ranking von datoros.

Schon seit Jahren versucht SfA mehr Überblick in diese Auflistungen zu bringen. Dabei war und ist es das Zielstreben, die Verhältnismässigkeit zwischen der Anzahl der festejos taurinos und den trofeos darzustellen. Mit anderen Worten, wie erfolgreich sind die toreros angetreten? Oder anders formuliert, wie hoch ist die Chance, diesen oder jenen matadores bei einem erfolgreichen toreo zu sehen?

Im ersten Teil dieser Serie will SfA gerne den Gesamtüberblick aufrufen. Wie gut waren die toreros bei allen festejos, egal in welcher categoría an plaza de toros. Dabei müssen sie mindestens an zehn Veranstaltungen teilgenommen haben.
David Galván, El Cordobés, El Fandi.
Die matadores de toros mit der verhältnismässig erfolgreichstes Ausbeute an trofeos
Die oben genannten matadores de toros haben pro corrida durchschnittlich zwei bis drei trofeos ergattern können. Das der torero David Galan so hoch im Ranking ist, liegt an der Tatsache, dass er mit nur 18 corridas 49 trofeos (44 orejas und 4 rabos) zugesprochen bekam. 
Im nächsten Teil wendet sich SfA den einzelnen categorías in den plaza de toros zu.

Fortsetzung folgt: Die Arenen der 2. und 3. Kategorie.

Dienstag, 18. Oktober 2016

In 80 Tagen um die Welt




mit Liz Taylor

Die amerikanische Filmschauspielerin Liz Taylor (1932 bis 2011) begleitete 1957 ihren Mann, den Produzenten Michael Todd (1908 bis 1958) zu der aufwendigen Jules Verne Verfilmung In 80 Tagen um die Welt, wofür es einen Oscar als den Besten Film gab. Nur verständlich, dass es bei dieser Reise um die Welt auch einen Stop in der mundo de los toros gibt, wo der matador de toros Luis Miguel Dominguín zu einem Kurzauftritt kommt. Liz Taylor spielte selbst nicht mit, zeigte sich aber in einer chaquetilla und kümmerte sich mit ihrem Mann um die Promotion dieses Streifens.
1957

Sonntag, 16. Oktober 2016

Kolosse auf ganz dünnem Eis





mit Siniša Vidović


Interview mit dem Regisseur des Films Korida 
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Im März diesen Jahres berichtete SfA im Beitrag Drei Nationen - Zwei Stiere - Ein Kampf über den Dokumentarfilm Korida. Der Regisseur Siniša Vidović stellt sich den Fragen von Philip Wagenhofer, dem Ressortleiter für Kultur der christlich sozialen Tageszeitung Neues Volksblatt aus Österreich.
Der Regisseur Sinisa Vidovic und Philipp Wagenhofer
PHILIP WAGENHOFER: Erstmals ist mir der bosnische Serbe Siniša Vidović 2008 aufgefallen, als er seine Abschlussarbeit an der Kunstuni, „VaterMorgana“, bei Crossing Europe vorstellte. Es war ein sehr professionell gefertigter 20-Minuten-Film. Der mehrfach preisgekrönte Regisseur aus Linz, der auch für Parov Stelar, Backaldrin und Runtastic gedreht hat, bringt diese Woche seine packende Doku „Korida“ über Stierkämpfe in Bosnien-Herzegowina in die Kinos.

Wie sind Sie auf das Thema gestoßen?

VIDOVIĆ: Das Thema habe ich entdeckt, als ich bei meiner Familie in Bosnien zu Besuch war. Mein Cousin hat eine DVD von einer Korida eingelegt, um zu sehen, wie die Kämpfe vom letzten Wochenende waren. Die werden wie Fussballspiele aufgenommen, am Montag liegt das schon auf der Tankstelle zum Verkauf. Ich habe sofort gedacht, wow, das ist so etwas, wonach ich gesucht habe, etwas Neues, das keiner kennt. Über Stier gegen Stier wurde noch kein Film gedreht. Zuerst war ein Spielfilm geplant, dann habe ich die politische Ebene mitbekommen und gedacht, mit einem Dokumentarfilm kann man viel authentischer und intensiver arbeiten. Die politische Situation in Bosnien ist momentan sehr, sehr geladen, seit 20 Jahren gibt es diese Reibereien. Wir haben drei Seiten, die bosnischen Serben, die bosnischen Kroaten und die bosnischen Muslime bzw. Bosniaken, jede Seite zieht ihre Leute zu sich und gibt den anderen die Schuld. Ständig wird Angst gemacht, als würde ein Krieg ausbrechen.

Werden Koridas von allen Gesellschaftsschichten besucht?

Viele haben Vorurteile gegen Koridas: „Das ist etwas für Bauern, Proleten, für die Unterschicht“, haben sie zu mir gesagt. Ich blieb nicht bei Vorurteilen hängen, sondern an der Friedensgeschichte: Obwohl die Leute dort einfach sind und im Krieg heftig gekämpft haben, jetzt stehen sie nebeneinander, scherzen und haben Spass. Nach der Korida dieser befreiten Zone, gehen sie wieder getrennte Wege. Bei der Korida kamen die Katholiken zu Ostern zu den Orthodoxen zum Eierpecken, das gibt es nur dort. Faszinierend. Die Menschen setzen auf alte Werte und auf Respekt: Du bist ein guter Mann, also helfe ich dir. Egal, ob Kriege geführt worden sind, wir sind Nachbarn.

Was bedeutet es, dass die Korida befreite Zone ist?

Die Korida ist befreite Zone, weil es dort keine Auftritte von Politikern gibt. Es gibt auch keinen Geistlichen, der einen Segen ausspricht vor dem Kampf. Das ist eine gute Metapher dafür, warum Bosnien nicht funktioniert: Wenn sich die Politik und die Religion einmischen, werden die Wunden wieder aufgerissen. Mit dem Film habe ich versucht, zu sagen, wie viel Aufmerksamkeit wir Politikern geben sollen — und wie viel unseren Nachbarn. Ich bin sehr froh, dass ich mit der Korida eine Welt kennengelernt habe, die alle verbindet und wo Frieden herrscht. Auch wenn es nur diesen Sonntag, einen Tag lang funktioniert, denke ich mir: Okay, ein heller Moment.

Könnte Fussball das auch?

Nein, da fetzen sie sich richtig. Korida ist das einzige Massensportevent in Bosnien-Herzegowina, wo die drei Volksgruppen friedlich miteinander auskommen. Beim Stierkampf gibt es 5.000 Besucher und zwei Polizisten, bei allen anderen Massensportveranstaltungen gibt es 500 Polizisten. „Die Korida hat mehr Frieden gebracht als die Europäische Union“, ist ein Zitat, das ich gehört habe.
5.000 Zuschauer und nur zwei Polizisten.
Sie haben ganz eigene Figuren gefunden, an denen Sie das festmachen.

Ich wollte nicht nur die Oberliga filmen, etwa Stipe, der 24 Stiere hat, sondern auch Leute, die nur einen Stier haben.

Auf einem bekannten Platz wurde die Korida verboten, weil sich dort ein Gräberfeld aus dem Zweiten Weltkrieg befinden soll. Auch Minen wurden vermutet.

Die Korida gibt es schon seit über 240 Jahren. Früher gab es fünf, sechs Koridas im Jahr, heute sind es vielleicht 100. Ende August ist die größte mit 30.000 Besuchern, in den 1970er-Jahren waren an die 100.000 Leute dort. Die Koridas wurden noch nie verboten, auch nicht unter Kaiser Franz Joseph. Sie wurde 2014, 2015 und 2016 kurzfristig von der Stadt untersagt. Die wollen nicht, dass die Leute zusammenkommen. Für manche ist das problematisch: Was wäre, wenn die Korida ihren alten Glanz mit 100.000 Leuten wiederbekommen würde? Eine Mine soll gefunden worden sein, aber sie soll nachträglich platziert worden sein.

Was war mit dem Anschlag auf Züchterin Renata?

Ist auch nicht geklärt worden. Das können Konkurrenten sein, Leute, die neidisch sind. Alles ist wie auf dünnem Eis. Wir haben diese Korida mit 1.000 Kilo schweren Stieren und diese utopischen Friedensgedanken. Diese Kolosse kämpfen auf dünnem Eis. Da braucht es nicht viel, dass es wieder kracht.

Wie geht es weiter?


Mit Fischer Film haben wir ein Projekt eingereicht, ich mache Co-Regie mit Dinko Draganovic, ebenfalls Kunstuni-Absolvent. Wir schreiben seit drei Jahren ein Drehbuch, das Projekt heißt „MILF“, ein Coming-of-Age- und Familiendrama, das in Linz angesiedelt ist. Das ist jetzt die neunte Drehbuchfassung: Fürs Filmemachen braucht man Geduld.

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Offizielle Webseite vom Film: KORIDA
ORF: Bosnischer Stierkampf als sozialer Kit