Es ist wohl das bekannteste und in der Regel auch eines der ersten Manöver die ein matador mit dem toro vollführt. Dabei tritt der torero dem Stier mit der capa entgegen. Bei der capa handelt es sich um einen zweifarbigen Cape, einem außen rosa farbenen und innen gelben Umhang, der normalerweise mit beiden Händen gehalten und geführt wird. Der Name capa wird von capote abgeleitet und im Cossío, dem spanischen Brockhaus für Stierkampf findet sich die Erklärung: Instrumento de torear ... para burlar y torear al toro. Ein Instrument des Stierkampfes um den Stier zu täuschen und um mit dem Stier zu arbeiten. Wobei das Wort torear absolut vielseitig übersetzt werden kann. Denn neben mit dem Stier zu kämpfen, steht es für provozieren, belästigen aber auch verspotten. Im besagten COSSÍO verweisst man erst einmal auf ein anderes Wort: Lidear los toros en la plaza. Und schliesslich: Acción de dar al toro lidia. Also eine Tätigkeit mit dem Stier im Rahmen einer lidia, der Gesamtheit aller auszuführenden Figuren.mit einem toro während eines Stierkampfes.
Und was hat das bis jetzt mit der Heiligen Verónica zu tun? Wenn ein toro das Rund einer Plaza de toros betritt, wird er meistens vom matador mit einer Serie von veronicas empfangen. Dabei hält der torero die capa mit beiden Händen frontal zum toro und versucht ihn zu locken um ihn an sich vorbei führen zu können.
Ein Torero lockt den Stier mit der capa |
Der Torero führt den Stier an sich heran |
Der Torero führt den Stier an sich vorbei |
El Greco: Die Heilige Verónica (um 1580) |
Die Figur trägt den Namen nach der Heiligen Veronica, einer angeblichen Jüngerin von Jesu Christi, obwohl nicht sicher ist, ob sie überhaupt existiert hat. Auf seinem Kreuzweg soll sie Jesu ein Schweisstuch mit beiden Händen in der Art gereicht haben, wie eben jenes Manöver der toreros ausgeführt wird. So zumindest stellt es sich in zahlreichen Kunstwerken dar.
"Costillares" |
Die Erfindung des Manöver der verónica wird Joaquín Rodríguez, bekannt unter dem Namen Costillares (1746 - 1799), zugeschrieben. Überhaupt war er der erste torero der begann mit capa und muleta die ersten kunstvollen Manöver zu vollführen. Die Namensgebung ist aber von José Degado "Pepe Hillo" (1754 - 1801) erfolgt, der diese Figur in seiner Tauromaquia von 1796 erstmals schriftlich festhält.
Der spanische matador Enrique Ponce in Mexiko mit einigen verónicas:
Quellennachweise:
- COSSIO, Band 1, Espasa Calpe S.A., 2007
- CINCO LUSTROS DEL TOREO, José D. De Quijano (Don Quijote), Ediciones de "La Fiesta Brava" Barcelona 1933
- EL ARTE DE TOREAR, José Delgado "Pepe Hillo", 1796:
Pepe Hillo “La Verónica: Esta es la que se hace de cara al Toro , situandose el Diestro en la rectitud de su terreno . Es la mas lucida , y segura que se executa ; y sus reglas son áproporcion de los Toros . El Franco ,Boyante , Sencillo ó Claro que todo es uno, se debe dexar venir por su terreno, y quando llegue á jurisdiccion cargarle la Suerte y sacarla , y hasta este acto , parará el Diestro los pies para lograr echarle quantas suertes quiera, procurando siempre que quede la Res derecha y no atravesada . Si estos Toros tienen muchas piernas deberá el Diestro situarse á bastante distancia ,a la Suerte, porque siempre pueden rematarla , pero sí carecen de ellas se han de citar sobre corto ,de forma que rematen y hagan suerte; y si no ,sucede muy de continuo que se quedan por falta de piernas antes de llegar á el engaño , o en el centro, y entonces puede peligrar el Diestro”