Montag, 4. März 2013

Begegnung mit den toros (3. Teil)

Wenn man für Wohltätigkeit sein Leben aufs Spiel setzt
______________________________________________________________






von Colin Ernst 


Wie soll ich den heutigen Trainingstag in Sanlúcar beschreiben...? Morgens wecken einen die Kanarienvögel der Nachbarn mit ihrem Gesang, meinen Weg zur Plaza de toros begleitet das Geklapper der zahlreichen Störche, auf den Dächern von Sanlúcar de Barrameda.

Noch scheint die Sonne, aber schon beim Ankommen, bemerke ich die Spannung. Der empresario (also der Veranstalter und Mieter der plaza), dreht seine Runde, von einem tendido zum anderen, von dem patio de caballos in den toril, die puerta grande klemmt. Es ist Regen angesagt, für Samstag, den Tag vor der corrida.
Das Üben der estocada
Im sombra, auf der Schattenseite, muss neuer Sand ins Rund der Arena geschafft werden. Hier und da fehlt ein Nagel..., der Mann ist schwer beschäftigt, alles auf Vordermann zu bringen, für das festejo. Es ist ein festejo zu Gunsten kranker Menschen, obendrein "nur" mit novillos, - ob das reicht, um die Ränge zu füllen?

Fast alle, die hier regelmäßig trainieren, haben einen Block mit Eintrittskarten und so kommen die Sanluqueños vorbei und kaufen ihnen die Karten direkt ab. Auch ich hab mir schon meine entrada besorgt, beim alten Mann, der die Schlüssel zur plaza hütet.

Zwischen 10 und 15 Euros kosten sie, also erschwinglich (die, für Cordobas festejo gegen Krebs, kosten das drei-bis vierfache). Viele toreros kämpfen gratis, in corridas de benificencia zu Gunsten von Behinderten und Kranken, und somit habe ich zwei entradas für einen guten Zweck erstanden, das freut doppelt. Was das für den empresario bedeutet, werde ich bald erfahren, denn er hat mir ein Interview versprochen.

Auch die novilleros, die am Sonntag hier ihr Leben riskieren, wollen mit mir sprechen, sie können jeden Zuspruch und jede Hilfe brauchen. Heute waren sie auch wieder drei Stunden hier, um ohne große Pausen die muleta- oder die capaarbeit zu üben. Einige klagen über Schmerzen in den Handgelenken, anderen sieht man den Schmerz bei den Dehnungsübungen an. Es freut mich, so junge Menschen, engagiert und ernsthaft zu sehen, emsig schwingen sie ihre capas.

Das Üben mit der muleta
Die "alte Garde", von toreros, banderilleros, die schon Jahre hier gemeinsam trainieren, sind entspannter, man frotzelt über den Clássico von gestern: Madrid : Barca - auch hier spaltet sich die spanische Seele - catalan ist beinahe ein Schimpfwort, im tiefen Andalusien. Barca Fans leiden heute morgen...

Dann kommt der matador de toros Padilla. Heute steht Fitnesstraining an, auch er hat am Wochenende einen Kampf, in Olivenza. Ein cartelazo, wie man sagt, wenn drei Spitzentoreos auftreten. El Juli, Perrera und Padilla.

Überhaupt Olivenza, anderes cartel kündigt Manzanares, Morante und Talavante an - ich kann gar nicht sagen, welche corrida mich mehr reizt. (Beide!!!) Aber ich habe Karten für Sanlúcar und seine novilleros und ich bin gespannt, wie sie das Gelernte umsetzen.


_________________________________________________
SIEHE AUCH: