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von Philip de Málaga
Zwar haben schon Romanciers wie Lord Byron (1788 - 1824) oder Théophile Gautier (1811 - 1872) einem intellektuellem Kreis an Lesern in Europa vermittelt, was die Spanier mit den Stieren machen, doch das Interesse im Ausland an der mundo de los toros wurde erst durch den amerikanischen Nobelpreisträger Ernest Hemingway so richtig geweckt. Im Frühjahr 1923 fuhr Hemingway mit einem Freund nach Madrid um seinen ersten Stierkampf zu sehen. Der amerikanische Schriftsteller berichtet von seiner Vorfreude und dem Erwerb von zwei barrera-Plätzen direkt unter der Presidentenloge für jeweils 25 Peseten. Gleich neben ihnen sass ein Amerikaner der sich mit den toros schon auskannte und ihnen gerne erste Informationen vermittelte.
Und es war keine novillada, wie viele vermuten, sondern eine corrida de toros die Hemingway zu sehen bekam mit den matadores de toros Gitanillo, Chicuelo und Villalta y Serres. Mit einer unglaublichen Beobachtungsgabe erkennt der amerikanische Schriftsteller die Faszination der toros.
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"Keiner darf sich während des Kampfes einem Stier anders nähern
als direkt von vorne. Das macht die Sache gefährlich."
Ernest Hemingway
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Hemingway berichtete was er gesehen und empfunden hat. Dabei ging es für heutige Verhältnisse auffallend brutal zu, allein schon deswegen, weil zu diesem Zeitpunkt die Pferde der picadores noch nicht über den entsprechenden Schutz, den peto, verfügten, welcher erst 1929 eingeführt worden ist. Vielleicht sogar wegen Hemingway, der in den kommenden Jahren die toros literarisch ins Ausland brachte. Am 20. Oktober 1923 berichtet Hemingway der Öffentlichkeit in der Wochenendausgabe des Toronto Stars über seine erste Begegnung mit den toros. Und er stellt gleich fest, dass man eben das, was hier geschieht gar nicht rechtfertigen sollte und kann:
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"Ich habe nicht vor den Stierkampf zu entschuldigen.
Der Stierkampf ist kein Sport. Es wurde nie behauptet, dass er einer sei.
Der Stierkampf ist eine Tragödie, eine sehr grosse Tragödie.
Die Tragödie ist der Tod des Stieres."
Ernest Hemingway
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Im Juli besuchte Hemingway Pamplona. Auch hierüber hat er im Toronto Star am 27. Oktober 1923 berichtet und von nun an entwickelte sich der amerikanische Schriftsteller zu einem Vollblutaficionado. Er lernte toreros kennen, diskutierte mit spanischen aficionados und 1925 erschien sein erstes Buch über die toros. Der Unbesiegbare bei Charles Scribner`s Sons in New York. Im darauffolgenden Jahr kam sein erster Roman der toros auf den Markt, The Sun Also Rises, im Deutschen Fiesta. Die fiesta von Pamplona, San Fermín wurde schlagartig weltberühmt.
Hemingway tauchte in die mundo de los toros regelrecht ein. Er wurde zu einem Experten, er konnte mitreden. Und so erschien 1932 sein Meisterwerk Tod am Nachmittag. Auffallend dabei vor allem der Anhang wo er mehr als 550 taurinische Begriffe dem Leser näher bringt. Mit 10.000 Exemplaren eroberter diese erste Auflage die Welt und brachte den Lesern nicht nur die mundo de los toros näher sondern erklärte auch was dort geschieht.
Ernest Hemingway in der ersten Reihe bei den Stieren |