Dienstag, 30. April 2013

Toros im eigenen Garten?

Über Claude Mounic, der seinen Garten in eine plaza de toros umwandelte
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von Philip de Málaga und Ursula de Baden


Toros im eigenen Garten? Zur Zucht könnte man sich gerade mit viel Phantasie vorstellen, aber gleich um mehrere festejos taurinos zu organisieren, fällt schwer zu glauben. Und doch entspricht es der Wahrheit. In der damals etwas grösser als 1.000 Seelengemeinde Salleboeuf bei Bordeaux in Frankreich machte Claude Mounic seinen Traum zur Realität.

Claude Mounic
Er fing an sich für die mundo de los toros zu begeistern und wurde zum leidenschaftlichen aficionado. Doch nur in den tendidos zu sitzen um den corridas beizuwohnen, oder die toros im Fernsehen zu schauen war ihm einfach zu wenig. Er wollte mehr. Er wollte selbst solche novilladas veranstalten. Dass ihm die Rolle eines empresarios in einer plaza de toros verwehrt bliebt hielt ihn aber nicht davon ab, seinen Weg trotzdem zu gehen. Als dann 1970 die plaza de toros von Le Bouscat abgerissen worden ist, blickte er in seinen Garten und stellte fest, dann machen wir es eben hier. Doch die Sache hatte einen Haken, dem Bürgermeister gefiel diese Idee so ganz und gar nicht.

Garten der toros
Claude Mounic war Mitglied des Cercle taurin Goya mit seinen hundertvierzig leidenschaftlichen Anhängern der mundo de los toros. Und als der Franzose seinen Gefährten von der Idee erzählte waren alle hellauf begeistert. Man beschloss das Projekt anzugehen. 1973 reichte man auf offiziellem Wege den Antrag für die Bauerlaubnis ein. Und obwohl diese noch nicht vorlag begannen sie den Garten von Mounic in eine plaza de toros umzuwandeln. Ganze zwei Jahre hat es gedauert, bis eine runde Mauer mit montierten Sitzplätzen erkennen liess um was es sich hier handelt: Ein ruedo für die toros. Die plaza war also fertig, aber eine Erlaubnis vom Rathaus lag immer noch nicht vor.


Roberto Bermejo aus Zaragoza
Es vergingen weitere sieben Jahre und die Herren der öffentlichen Ämter hüllten sich immer noch in Schweigen und so beschloss man Nägel mit Köpfen zu machen, und setzte für den 8. Mai 1982 die erste novillada an. Und richtige toreros gaben sich ein Stell dich ein: Die Franzosen Didier Godin, Tonio Rivas, Gitanillo und der Spanier Roberto Bermejo. Die novillos kamen von der ganadería Amparo de Gajac de Bazas.

Doch bevor die novillada sin picadores beginnen konnte gab es ein anders Problem zu bewältigen. An die fünfzig antitaurinos versuchten zu stören um das festejo taurino zu verhindern. Schliesslich sogar mit der Unterstützung der Gendarmerie. Obwohl es sehr gewalttätig zuging, und der novillero Tonio Rivas schwer verletzt und blutend ins nahe liegende Hospital gebracht, wurde, machten die mehr als sechshundert aficionados unmissverständlich klar, dass sie sich hier nicht davon abringen lassen ihrer pasión nachzugehen. Immerhin sei dieses auch ein Privatgrundstück. Gesagt, getan, die novillada fand statt. 

In den nächsten acht Jahren veranstaltete der Cercle taurin Goya alle zwei Monate eine novillada sin picadores mit fast immer denselben novilleros und preiswerten entradas. Erst 1990 beschloss die Präfektur diesen illegalen corridas ein jähes Ende zu bereiten, und forderte den Verein auf, unverzüglich die festejos taurinos einzustellen. Schweren Herzens folgte der Cercle taurin Goya dem städtischen Anliegen. Die privaten novilladas waren hiermit beendet.

Doch so ganz wollte sich Claude Mounic nicht geschlagen geben. Wenige Jahre später begann er an einer anderen Ecke seines Grundstück ein riesiges Loch, mit einem Durchmesser von fünfzig Metern auszuheben. Rund herum, oben auf der Böschung hatte er Sitzreihen befestigt. 1990 war seine neue plaza de toros fertiggestellt und erneut stellt sich die Präfektur quer. Und so verkauft der resignierte Franzose sein Grundstück.

Doch einen kleinen Wermutstropfen gab es trotzdem. Der Bauträger, der das Grundstück erworben hatte nannte den Platz "Allée des Arénes", in Andenken an die novilladas von Claude Mounic
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SfA bedankt sich bei Ursula de Baden aus Österreich, 
welche mit ihrem Einsatz und ihren Recherchen zu diesem Thema
diese Reportage überhaupt erst ermöglicht hat.