Donnerstag, 16. Mai 2013

Nachruf: Patricia McCormick


Wenn eine matadora die Herzen erobert
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von Dominik Sachsenheimer 

Am 26. März verstarb Patricia McCormick im Alter von 83 Jahren in Del Rio, Texas, eine Ikone in Mexico und eine Symbolfigur der afición ausserhalb der Spanisch sprechenden Welt.

Im Verlauf ihrer elf-jährigen Karriere trat McCormick in über dreihundert novilladas auf und galt als beste torera ihrer Zeit. Sports Illustrated und Time Magazine portätierten sie in ihrer Glanzzeit, die New York Times und Los Angeles Times ehrten sie nun mit Nachrufen.

Eine alternativa für Frauen war zu McCormicks Zeiten undenkbar, kein matador wäre mit ihr gemeinsam aufgetreten und im Gegensatz zur legendären rejoneadora Conchita Cintron toreierte McCormick  stets zu Fuss, nur oft wesentlich besser als ihre männlichen Kollegen – ein Afront! Carlos Aruza, wohl bis heute Mexicos bedeutendster torero, gab Folgendes zu Protokoll: “Sie toreiert grössere Stiere als alle anderen Damen und sie tötet gut. Ihr einziger Fehler ist, eine Frau zu sein.

McCormick, die 1929 in St.Louis geboren wurde, sah ihre erste corrida mit sieben Jahren auf Familenurlaub in Mexico City und verliebte sich sofort in einen schuhlos im Schlamm toreierenden matador sowie die tauromaquia im allgemeinen. Im heimatlichen Hinterhof  wurde forthin nur noch Stierkampf gespielt.

Einige Jahre später siedelte die Familie nach Texas um. Patricia zog nach der High School weiter nach El Paso, direkt an die mexikanische Grenze, vordergründig um Kunst- und Musik zu studieren, vor allem aber um im nahen Juarez mit matadores zu trainieren. 1951 schmiss sie das Studium und debütierte mit zarten 21 ebendort. Weil diese corrida auch im amerikanischen Fernsehen gezeigt werden sollte, musste sie wohl oder übel ihren Eltern davon beichten, die daraufhin entsetzt den Universitätsdirektor um ihre Wiederaufnahme anflehten – zu spät, die Tochter hatte bereits einen Sponsor beschafft und einen Vertrag über neun festivales taurinos ausgehandelt.

Neben vielen Erfolgen durchlitt McCormick sechs cornadas, die schlimmste davon 1954 in Ciudad Acuña, ebenfalls in Mexico, direkt am Rio Grande. Der Stier erwischte sie so übel in Bein und Bauch, dass der Arzt die letzte Ölung anordnete und sie über den Fluss ins texanische Del Rio bringen liess, damit sie wenigstens in ihrem eigenen Land sterben konnte. Zum Glück eine Fehleinschätzung.

Nach ihrem Karriereende 1962 lebte McCormick in Kalifornien, arbeitete als Sekretärin und Malerin und zog erst 2000 nach Texas zurück, ironischer Weise nach Del Rio, genau den Ort, in dem sie nach der schlimmen cornada 1954 wieder hergestellt wurde. Einige Einwohner erinnerten sich auch ein knappes Jahrhundert später noch gut an die damalige Aufregung, eine berühmte torera im Dorf zu haben!

McCormick blieb unverheiratet und kinderlos doch ihre Legende in Südamerika sowie ihr Beitrag zum mundo taurino jenseits der vermeintlichen Sprachbarriere werden sie lange überdauern.