Montag, 2. Dezember 2013

Wenn Taxifahrer zu Toreros werden

Ein tragische Geschichte von jemandem der als ein torero Geld verdienen wollte
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von Colin Ernst 


Viele toreros bessern sich ihre nicht existierenden Einnahmen als sogenannte sobresalientes auf. Dies sind toreros, die einspringen müssen, wenn die Hauptakteure außer Gefecht sind. Auf eine tragische Geschichte bin ich bei meinen Recherchen gestoßen: 

Ruiz Miguel (Foto: mundotoro)
Madrid, 25 Mai 1975, eine corrida, mano a mano mit den matadores de toros Ruiz Miguel und Antonio Jose Galan. In den chiqueros wartenden die toros von Alonso Moreno und einer der ganadería El Jaral de la Mira. Ruiz Miguel erwischte der dritte toro, so blieb der Rest der corrida für Galan, der vom fünften Stier in die enfermería befördert wurde. Nun musste der sobresaliente her. 

Julian Gonzalez de Mata, der nach seiner alternativa nicht weitergekommen war, stand an diesem Tag, für ein paar Peseten zur Verfügung. Er hatte immer noch sein carnet de torero, und die paar Peseten waren ihm stets willkommen, wenn er in Ausnahmefällen mal einen toro töten musste. Er hielt sich zwar fit für diese corridas, aber sein Job als Taxifahrer erlaubte ihm nicht, wie die Kollegen, den ganzen Tag zu trainieren. Nun stand er in der plaza Las Ventas, mit dem Papier eines professionellen toreros und der Kondition eines Taxifahrer. 

(Foto: Toros y Toreros)
Nun, den verbleibenden fünften Stier von Galan, tötete er so gut, wie er eben konnte, aber es war jedem klar, das er mit dem sechsten total überfordert war. Eine komplette lidia ist etwas ganz anderes, als nur den verbliebenen toro zu töten. Unter den Zuschauern befand sich auch der matador de toros, Jaime Ostos, der versuchte den Präsidenten zu überreden, die unglückselige corrida abzubrechen, aber ohne Erfolg. Der presidente dachte gar nicht daran. Auch die tendidos bekundeten ihr Interesse, den sobresaliente von seiner Verpflichtung frei zu sprechen. Ein anderer matador, Bartolomé Sánchez Simon, sprang ins ruedo, bot sich an den toro zu übernehmen - er wurde verhaftet! Espontaneos sind bei Gefängnisstrafe verboten. In diesem Fall hatte der Spontane aber eine gültige Torerobescheinigung (carnet de profesionales de toreo). Die Tragödie nahm seinen Lauf.  Julian de Mata nahm den toro der El Jaral in Empfang, mit der capote, seiner Verpflichtung nachkommend. Der zum Taxifahrer konvertierte torero, oder der zum Taxifahrer  gewordene torero, war ein Spielzeug zwischen den pitones (Hörner) des Jarals.

Schwere cornadas im Gesicht, in der Brust, waren das Ergebnis. Dem reglamento taurino war Genüge getan, der torero in der enfermería, der toro zurück in den corral

Ruiz Miguel erschien am nächsten Tag zu einer corrida, Galan präsentierte sich 48 Stunden später, während Julian de Mata, tagelang mit dem Tod kämpfte. Sein Schicksal gab Ausschlag, das reglamento taurino, betreffend der Konditionen für die sobresaliente zu überdenken und zu ändern.