Dienstag, 14. Januar 2014

Puerto de Santa María




von Colin Ernst


Über die merkwürdigen Anforderungen eines Rathauses
__________________________________________________________

Schon zum Jahresende 2013 wurden Ausschreibungen veröffentlicht, für diverse plazas de toros. Die Verträge mit dem alten empresarios liefen aus, oder wurden nicht erfüllt, seitens des Selben, was zur Kündigung führte, wie in Zaragoza geschehen. Dort wurde der Betreiber der plaza rausgeklagt, weil er die Forderungen und Zahlungen an das Rathauses nicht geleistet hatte.


Eine der plazas die nun zur Ausschreibung anstehen ist die plaza von El Puerto de Santa María (Südandalusien). Der vormalige empresario hat sie arg vernachlässigt. Als ich diese, im letzten Winter, nach dreijährigem, vergeblichen Besuchen endlich offen vorfand, war das Entsetzen groß. Die puerta grande, schön mit Stierköpfen geschmückt, war noch der beste Eindruck, dieser plaza, die schon alle Größen des toreo gesehen hat. Das Rondel, war grün von Gras und Unkraut. Der Sand über dem toros und toreros der Geschichte Blut vergossen hatten, überwuchert von Grünzeug – Una pena, eine Peinlichkeit, das Wort dafür!. Das museo taurino – ein Witz. Drei verlauste ungepflegte Stierköpfe und ein paar carteles und Erklärungen zur Geschichte, das war es. Der Besuch war gratis, daher habe ich nicht schlecht über diesen Besuch berichtet. Aber es war klar ersichtlich, das hier nur übergepinselt wurde, nichts wurde wirklich in Ordnung gebracht. Der Rost frisst, die Farbe blättert und der empresario hat auf Jahre nichts an dem Zustand geändert. Nach ernsthafter Aufforderung im letzten Jahr hat er der plaza ein wenig Make-Up verpasst, das war es. Nun steht die plaza offen für neue empresarios, die sich an ihr bereichern – so scheint es. Wer aber die Forderungen des Rathauses an den empresario durchrechnet, kommt hier zu einem anderen Ergebnis. Schon in den vergangenen Jahren hatte ich mich mit Freunden, aficionados aus El Puerto, über die Situation unterhalten, keiner war glücklich über das Trauerspiel um den coso puerturense. Carmelo Garcia, der empresario der plaza von Sanlúcar de Barrameda, Tarifa und Utrera, welche er mit seinem alten Freund und banderillerokollegen Antonio Caba betreibt, wollte sich auch um die plaza in El Puerto bemühen. Er hat hart gearbeitet, um der Stadt ein angemessenes Angebot zu machen… Angesichts der Forderungen der Stadt, wird er keine Bewerbung abgeben. Ausschreibung: Fast ein jährlich Gebühr von 20.000€:

 Canon anual variable porcentaje de taquilla, un 3 por ciento de los ingresos brutos susceptibles de mejorar al alza (este apartado supone 45 puntos sobre 100 a la hora de la puntuación): 120.000€. (Jährliche Beteiligung an den Einnahmen der Kasse, variabel)

 Obras de Mejora  (Inversión total 40.000€) Repercusión anual: 10.000 € )(Verschönerungsarbeiten – eine Summe, mit der man bei dem Zustand der Plaza nicht auskommt)

Inversión total Museo, sala exposiciones, tienda… Repercusión Anual: 8.000 € (Geld für das Museum, Ausstellungssäle und Geschäfte, auch hier ist der Zustand das Problem)

 Impuesto IBI anual del inmueble: 30.000 € (Mehrwertsteuer und ähnlichen Abgaben)

Luz y Agua. Cláusula 14ª Pliego (Plaza abierta 360 días al año) Anual: 38.000 € (Strom und Wasser für ein Jahr, recht teuer...)

 Mantenimiento anual inmueble con las indicaciones del pliego: 30.000 € (Instandhaltung)

Impuestos y Arbitrios actuales. IAE, licencias, etc. Cláusula 14ª Pliego: 40.000 € (en este apartado en la Cláusula 14ª también dice “y los que se puedan crear durante la Vigencia del contrato). (Steuern und Abgaben)

Personal Contrato anual para las Visitas, Seguridad, Limpieza: 40.000 € (Wenig für das Personal, welches zu Feriazeiten mit zehn Mal mehr Personal rechnen muss.)

Obligación contratación Ingeniero y Periodista con experiencia en Plaza de Andalucía. Cláusula 16ª apartado 11, gasto anual: 45.000 € ( Bezahlung von einem Ingenieur und einem Journalisten, also für zwei Leute, während die Bezahlung für das restliche Personal, noch darunter liegt.)


TOTAL: 381.000 .-€ pro Jahr, bei einem Vertrag über vier Jahre. Die plaza verfügt über ca. 12.000 Sitzplätze, der abono kostete zwischen 850.- € und 450.-€, die Einzelkarten liegen bei ca. 160 und 60 Euro für die corridas, novilladas und rejoneo sind günstiger…  Fast 400.000 Euro und noch ist kein cartel geschrieben, keine ganadería in den corrales und noch keine Werbung gemacht!. Und dies alles angesichts der bescheidenen Lage in der sich nicht nur der mundo taurino von El Puerto befindet sondern die ganze Stadt. Cádiz und Jerez sind die Metropolen, und El Puerto ist nicht in der Lage, diesen, Besucher abzutrotzen. Als eine der größten plazas der Region müsste sie eigentlich triumphieren. An den carteles kann es nicht liegen, figuras und führende ganaderías sind präsent gewesen.

Nur knapp 90.000 Einwohner aber eine plaza de toros für 12.687 Zuschauer.
Und fast alle grossen figuras sind dort angetreten.
Alles in Allem, braucht diese plaza eine Bluttransfusion. Blutgruppe TTA – Toros, Toreros y Afición um wieder auf zu leben. Die absurde Forderung des Ayuntamiento, besonders in diversen Posten wie Renovierung Beschäftigung und Nebenkosten, aber kein Etat für Werbung, usw. Die Stadt begründete die Kritik ihrer Forderungen, seitens der empresarios, als Strategie von Simon Casas, der sich angeblich auch diese plaza einverleiben möchte, und so den Preis drücken will. Als Manager einer plaza sind diese Forderungen inakzeptabel, die Herren wollen ja verdienen, sind kein wohltätiger Verein. Und die Stadt fordert nur… was gibt sie, um ein Spektakel zu organisieren…?

Für Carmelo Garcia sind die Forderungen schlicht zu hoch, Simon Casas empört sich, das er sogar Strom und Wasser der plaza zu bezahlen hätte und erklärt dass er gar nicht daran dächte, die plaza zu managen.

Wo aber liegt die Lösung? Selbst die sozialistische Partei von El Puerto, die PSOE, empfindet die Forderungen als weltfremd. Wenn alle so denken, sollte das Paket noch einmal überdacht werden, oder eine Ausschreibung ohne diese Bedingungen stattfinden, so kann jeder empresario seine Ideen präsentieren. Ein Manager vom Kaliber Simon Casas wäre nicht das Schlechteste, er hat Geld und Background. Aber ich wünsche mir einen empresarios wie Carmelo Garcia für El Puerto, einen Mann, von dem ich weiß, das er sein letztes Hemd für die plaza gibt und über klare Ideen für eine corrida und das Erhalten und Gestalten einer plaza verfügt und im mundo taurino bekannt und geachtet ist. Da er weder toreros managet, noch mit einer bestimmten ganadería „verheiratet“ ist, ist er frei von allen Einflüssen und könnte sich als Glücksgriff für El Puerto erweisen, denn er ist in dieser schönen Ecke von Andalusien aufgewachsen und kennt die Menschen dort, was für mich ein Pluspunkt ist. Ich bin gespannt, wie das Spiel ausgeht und wünsche meinen Freunden in El Puerto, den aficionados, das der coso endlich wieder den Platz einnimmt, der dieser plaza gebührt.