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von Colin Ernst
(Fotos: mundotoro, SfA)
Wenn sich ein torero auf die kommerziellen encastes festlegt hat es seine Gründe, genau wie der Züchter sich eines Tages für den einen oder anderen Weg entschieden hat. Was ist ein encastes comercial überhaupt? Auch hier ist der Name Programm, Kommerz-Verkauf. Viele Züchter halten sich die Stiere aus Tradition, Passion und weil es ihr Leben ist, toros bravos zu züchten. Was zu früheren Zeiten bestimmt einfacher war, als heute in der modernen Zeit. Zahlte man früher hohe Preise für Tiere aus den bekannten ganaderías, gibt es heute gravierende Unterschiede im Preisgefüge, die Kosten der Haltung sind gestiegen. Gab es zu alten Zeiten keine kommerzielle Fleischrinderzucht, es wurde gegessen was auf den Tisch kam. Heute gibt es Rinder für Milch, für das Fleisch und für die corridas. Nach dem die lidia de a pie ihren Einzug hielt, mussten andere Stiere her, die dem torero das lucimiento erlaubten – Stiere mit denen er leicht glänzen konnte. Die wilden Bestien der Vergangenheit, waren viel zu unberechenbar, um schöne suertes und quites zu zeigen.
Es mussten Stiere her, welche die Kunst erlaubten. Das Publikum wollte nun kein Gemetzel mehr sehen, sondern Kunst. So mancher Züchter begann die Stiere mit anderen Augen zu sehen und viele ganaderías eliminierten ihre alt eingesessenen Blutlinien und kauften toros und Zuchtkühe, von denen sie sich einen besseren Verkauf versprachen. Tiere die, anstatt wild drauflos zu stürmen, willig dem Tuch folgen. Dadurch sah der torero besser aus und bekam orejas. Empresarios orderten diese neuen toros und hörten die Kassen klingeln. Die toreros glänzten und bekamen hohe Gagen. Dies änderte viel in der Welt der tauromaquia. Hatte man vorher nicht wahrgenommen woher der Stier kam, begann dies an Bedeutung zu gewinnen. Galten die Miuras als gefährlich, erlaubten die neuen Züchtungen dem torero, seiner faena mehr Ausdruck zu verleihen. Der Marques de Domecq war einer der ersten, der erkannte, wonach dem Publikum der Sinn stand und selektierte entsprechend. Tiere die sich ohne große Probleme manövrieren liessen. Dem entsprechend verkaufte er mehr lotes an die plazas und auch Nachkommen seiner Zucht, an andere ganaderías. Während die duras unter sich blieben und keine Tiere zum Kreuzen mit anderen encastes verkauften, klingelte bei Domecq die Kasse. Neben seinen zahlreichen Verwandten wurden viele ganaderías mit Zuchttieren beliefert, die ihre Basis nun auf dem gleichen Sockel aufbauten. Der Mensch ist ein einfacher Geist und so suchten auch die toreros den bequemsten Weg. Warum sich mit den duras herumschlagen, wenn ein schöner Stier, aus diesen neuen Züchtungen, leichter handhaben zu ist? Der Erfolg gab ihnen Recht. Viele puertas grandes, öffneten diese, schön anzusehenden Exemplare. Die empresarios freute die Bandbreite, denn wenn der eine Züchter nicht mit dem Preis herunter ging, kam der andere, mit der gleichen Blutlinie ihm entgegen, das ist auch heute noch so. In den letzten Jahrzehnten sind diese toros, durch Selektion der einzelnen Züchter, aus meiner Sicht, schwächer geworden. Können die duras nach wie vor zweimal im tercio de varas bestehen, schwächeln manche von den kommerziellen schon nach dem ersten Mal. Dafür kann ein geübter torero diesen, ein paar schöne quites entlocken. Im tercio de banderillas sind sie leicht einzuschätzen, kaum ein maestro bemüht sich, diese selbst zu setzen. Sein Objektiv ist es, im letzten Drittel, mit der muleta sein Können zu zeigen. Das Problem der letzten Jahre zeigt sich, im Einknicken der Beine, einige haben den Drang, mit den Hörnern noch oben zu stoßen und mit den Vorderbeinen in die capa zu springen, weil sie, auf Grund ihres Körperbaus und ihrer Kondition nicht genügend Stärke haben. Mit offenem Maul, nach Luft hechelnd, ergeben sie sich viel schneller als die duras. Die tendidos haben schöne lances mit der capa gesehen, und wenn es gut war, zwanzig bis dreissig muletazos, künstlerisch wertvoll, eine estocada wie im Bilderbuch hat die faena beendet. Das Publikum hat orejas gefordert und alle sind zufrieden – sollte man denken.
Aber nun, nach Jahren, überladen mit Kunst und Künstlern, die eine Reihe großartiger toreros hervor brachte, beginnen die aficionados sich zu langweilen. Um einen Star torero zu sehen, sind sie bereit viel zu bezahlen. Nun haben sie aber seit gut zehn Jahren, alle Stars mit beinahe derselben ganadería gesehen. Sie sind gelangweilt. Nun wollen sie ihre Helden einmal mit „richtigen“ Stieren sehen, den alten, harten, schwierigen, unbequemen encastes. Mit den duras. Warum der Sinneswandel der aficionados? Man hat sein Idol in einer wunderbaren corrida gesehen, wie er beinahe ein Ballett mit dem Stier aufführte. Im Laufe des Jahres sieht er, das sich dieses Kunstwerk nicht beliebig wiederholen lässt. Wie ich, beginnt er sich für den eigentlichen Protagonisten zu interessieren – den Stier. Und stellt die Unterschiede fest. Sieht, das es anderen, teilweise vermeintlich drittklassigen toreros gelingt, mit den encastes duras zu triumphieren. Und er fragt sich, warum sein Lieblings torero, grade diese meidet wo er kann. Mir selbst ging es so mit Enrique Ponce, als ich seinen Auftritten ein Jahr folgte und feststellte, das alle Stiere mehr oder weniger das gleiche Blut und auch das ähnliche comportamiento hatten. Zunächst enttäuscht, forschte ich nach. Und war beruhigt, zu sehen, dass der maestro genug corridas duras gegenüber getreten ist, was ihn, in meinen Augen berechtigt, sich nun, zum Karriereende, die Rosinen heraus zu picken. Ponce hat 25 Jahre torerogeschichte geschrieben, von den „Jungspunten“, die nachrücken, wird nun gefordert, es ihm gleich zu tun. Toreros und empresarios täten gut daran, diese Nachricht zu hören. Es würde für ein gesundes Gleichgewicht in der Stierzucht sorgen. Zur Zeit sind gut siebzig Prozent der Stierzuchten „Los comerciales“, nur dreissig Prozent führen die encastes duras. Zu den Comerciales gehören die ganaderías wie Juan Pedro Domecq, Jandilla, Torrestrella, Danile Ruiz, Montealvo, Parlade, Victoriano del Rio und viele mehr.
Es mussten Stiere her, welche die Kunst erlaubten. Das Publikum wollte nun kein Gemetzel mehr sehen, sondern Kunst. So mancher Züchter begann die Stiere mit anderen Augen zu sehen und viele ganaderías eliminierten ihre alt eingesessenen Blutlinien und kauften toros und Zuchtkühe, von denen sie sich einen besseren Verkauf versprachen. Tiere die, anstatt wild drauflos zu stürmen, willig dem Tuch folgen. Dadurch sah der torero besser aus und bekam orejas. Empresarios orderten diese neuen toros und hörten die Kassen klingeln. Die toreros glänzten und bekamen hohe Gagen. Dies änderte viel in der Welt der tauromaquia. Hatte man vorher nicht wahrgenommen woher der Stier kam, begann dies an Bedeutung zu gewinnen. Galten die Miuras als gefährlich, erlaubten die neuen Züchtungen dem torero, seiner faena mehr Ausdruck zu verleihen. Der Marques de Domecq war einer der ersten, der erkannte, wonach dem Publikum der Sinn stand und selektierte entsprechend. Tiere die sich ohne große Probleme manövrieren liessen. Dem entsprechend verkaufte er mehr lotes an die plazas und auch Nachkommen seiner Zucht, an andere ganaderías. Während die duras unter sich blieben und keine Tiere zum Kreuzen mit anderen encastes verkauften, klingelte bei Domecq die Kasse. Neben seinen zahlreichen Verwandten wurden viele ganaderías mit Zuchttieren beliefert, die ihre Basis nun auf dem gleichen Sockel aufbauten. Der Mensch ist ein einfacher Geist und so suchten auch die toreros den bequemsten Weg. Warum sich mit den duras herumschlagen, wenn ein schöner Stier, aus diesen neuen Züchtungen, leichter handhaben zu ist? Der Erfolg gab ihnen Recht. Viele puertas grandes, öffneten diese, schön anzusehenden Exemplare. Die empresarios freute die Bandbreite, denn wenn der eine Züchter nicht mit dem Preis herunter ging, kam der andere, mit der gleichen Blutlinie ihm entgegen, das ist auch heute noch so. In den letzten Jahrzehnten sind diese toros, durch Selektion der einzelnen Züchter, aus meiner Sicht, schwächer geworden. Können die duras nach wie vor zweimal im tercio de varas bestehen, schwächeln manche von den kommerziellen schon nach dem ersten Mal. Dafür kann ein geübter torero diesen, ein paar schöne quites entlocken. Im tercio de banderillas sind sie leicht einzuschätzen, kaum ein maestro bemüht sich, diese selbst zu setzen. Sein Objektiv ist es, im letzten Drittel, mit der muleta sein Können zu zeigen. Das Problem der letzten Jahre zeigt sich, im Einknicken der Beine, einige haben den Drang, mit den Hörnern noch oben zu stoßen und mit den Vorderbeinen in die capa zu springen, weil sie, auf Grund ihres Körperbaus und ihrer Kondition nicht genügend Stärke haben. Mit offenem Maul, nach Luft hechelnd, ergeben sie sich viel schneller als die duras. Die tendidos haben schöne lances mit der capa gesehen, und wenn es gut war, zwanzig bis dreissig muletazos, künstlerisch wertvoll, eine estocada wie im Bilderbuch hat die faena beendet. Das Publikum hat orejas gefordert und alle sind zufrieden – sollte man denken.
Ein toro von Domecq |
Enrique Ponce |