Samstag, 8. Februar 2014

Über den Osborne der kein Stier sein darf

Er ist wohl der bekannteste toro in Spanien
und gehört trotzdem nicht zur mundo de los toros

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von Philip de Málaga

Von weitem kann man ihn schon erkennen. Da steht er oben auf den Hügeln der hispanischen Halbinsel, bewegungslos schaut einen an, und jeder der ihn sieht denkt sich, ja, das ist Spanien, dass ist sein Markenzeichen. Der toro bravo. Jener toro der speziell für die corridas, für die festejos taurinos, im englischen Sprachgebrauch nennen sie es bullfight, wir Deutschen haben daraus den Stierkampf abgeleitet, aufwendig auf den über 1.100 ganderías gezüchtet wird. 

Egal zu welcher Jahreszeit, er ist immer zu sehen. (Foto: mundotoro)
Eine besseres Werbeemblem kann es kaum geben. Es sich mittlerweile auch auf spanischen Flaggen und anderen touristischen Artikel wieder. Einen Schönheitsfehler hat die Angelegenheit doch.

Damals im Jahr 1956 gelang es der Werbeagentur Sahuquillo für den bekannten Getränkehersteller aus El Puerto de Santamaría (Andalusien) ein Werbesymbol zu entwerfen, welches man heute weltweit mit dem Namen Osborne verbindet. Den Toro de Osborne. Und so trat der toro bravo aus Andalusien eine marketingtechnische Weltreise an. Denn fast alle Produkte von Osborne wurden mit diesem neuen Logo des spanischen Stieres versehen.

Bei so einer genialen Marketingidee ist es doch naheliegend, mit diesem so einprägsamen Symbol auch für andere Produkte zu werben. Und sie gingen weiter, denn mit einem solchen erfolgreichen Logo könnte man doch auch für andere Produkte werben. Gesagt getan, der erste eigene Shop mit Souvenirs, Getränken, sogar Kleidungen und Schmuck öffnete in El Puerto de Santa María. Es folgten Madrid, Salamanca, Burgos, Málaga, Valencia und Toledo. Mittlerweile wird es als Franchise angeboten. Und den Touristen scheint es zu gefallen, denn was verbindet schon Spanien mehr als der toro

Obwohl die Grupo Osborne mit dem toro bravo als Emblem eine Menge Geld verdient und den toro so auch in die Welt hinausträgt, ist der Sektor ganadero eher unzufrieden mit dem südandalusischen Unternehmen. Denn dieser erfolgreichen Marke scheint es offenbar am notwendigen Interesse für die mundo de los toros zu fehlen. Immerhin stammt ihr Emblem aus dieser Welt taurino. Die ganaderos sind enttäuscht. Osborne setzte sich so gar nicht für die toros ein. Immerhin verbirgt sich hinter dem spanischen toro die pure Identifikation mit Spanien, den spanischen dehesas, der spanischen Mentalität und eines einzigartigen Schauspiels, welches jüngst zum Kulturgut erklärt worden ist. Im Hause Osborne sieht man dieses ein wenig anders. Zwar fühle man sich als authentische Spanier mit spanischem sangre, aber man habe die Welt im Auge. Die meisten ihrer Kunden wissen nichts über die toros und viele Gegner gehören auch zum Kundenkreis. Somit will man einem Disput aus dem Wege gehen, meint, den antitaurinos keine Angriffsfläche zu geben. Eigentlich einleuchtend.

Viele kleine toros die keine toros sein sollen oder dürfen.