mit Julián López "El Juli"
Der matador de toros El Juli stellte sich am Freitag Morgen den Fragen des spanischen Frühstück-Fernsehens.
"Der torero muss seine Klasse aufzeigen und sich für die Verbreitung des toreos einsetzen, dabei muss der toro im Mittelpunkt stehen und nicht als sein Gegner angesehen werden.
In der plaza neige ich mehr zum Alten, zum Klassischen. Aber ausserhalb muss man sich an das moderne Leben anpassen. Wir müssen den Stierkampf in die moderne Gesellschaft wieder einführen. Wir verbeissen uns noch zu viel in den alten Wurzeln. Das toreo benötigt ein neues Gesicht. Das die jungen Leute corridas sehen können und erkennen, dass es hier um die toros geht. Und dann können sie entscheiden ob es ihnen gefällt oder nicht, aber dann können sie wenigstens mitreden.
Wir toreros leben in einem schmalen Grad zwischen Triumph und Schmerz. Aber genau diese Berufung fordert dich auf mehr zu riskieren. Die Jahre vergehen und es scheint eher normal sich zu pflegen, aber genau das Gegenteil trifft hier zu. Ich trainiere mehr als früher und auch meine Illusion ist grösser als vorher. Wenn ich sage, wann ich mich am besten fühle, mir selbst gegenüber, dann ist es im Angesicht des toros. Ich weiss, es ist ein harter Beruf mit vielen Hindernissen wie cornadas, Misserfolgen bis hin zur Gleichgültigkeit. Ich weiss auch, ich möchte meine Kinder nicht in diesem Beruf sehen, aber wenn sie sich dafür entscheiden, helfe ich ihnen.
Katalonien hat den Stierkampf politisiert. Die Welt der toros war für viele Jahre fern ab von jeder Realität. Keiner mischte sich ein, bis Katalonien es zu einem politischen Thema machte. Und dabei war noch nicht einmal der toro das Problem. Sie verteidigen nach wie vor die Stiertreiben in den Strassen und das zeigen damit auf, dass der toro eigentlich keine Rolle spielt. In Katalonien gibt es keine Stiere, weil es kein erlaubtes Vergnügen ist, wo ich dagegen bin, dieses Aktivität zu verbieten. Das toreo kommt vom Volk, es ist demokratisch und das Volk sollte entscheiden können ob sie es wollen. Dieses Recht kann und sollte man keinem nehmen können. Es gibt zahlreiche negative Einflüsse, welche vor allem das Ausland betrifft, wie Lateinamerika. Aber zum Glück konnte zahlreiche Attacken auf das toreo gestoppt werden.
Wahrscheinlich ist es ein grosses Problem, dass sich das toreo über Jahre hinweg selbst verwaltet hat. Ohne Einfluss von aussen. Und so hat uns die Gegenwart ein wenig überrannt ohne darauf vorbereitet zu sein. Aber jetzt befinden wir uns im Prozess der Modernisierung. Eine der grossen Leistungen war, dass toreo zum Kulturgut zu erklären. Man kann reden so viel man will, dass toreo bildet einfach einen Teil der spanischen Kultur. Die Politiker, wenn wir uns mit ihnen getroffen haben, torerieren sehr gut, führten gute capotazos durch, aber letztendlich waren es positiven Zusammentreffen.
Andere Bereiche hätten gerne den Erfolg des toreo. Die Sichtweise hängt stets davon ab, wie man etwas betrachtet. Tatsache ist, San Isidro füllt über einen Monat sein 25.000 Sitzplätze. San Fermín lleno ... Das toreo ist derzeit an zweiter Stelle, was die Besucherzahlen angeht, mehr als in den 80ger und 90ger Jahren, weniger als 2007.
Diese Gerüchte über die angeblichen Subventionen sind doch eine abgedroschene Lüge. Es gibt keine Zuschüsse für das toreo, im Gegenteil, die empresarios müssen für die Benutzung der plazas gewisse Abgaben leisten. Geld was direkt an das Land geht. Ein anderes Beispiel, ich habe in meinem unmittelbaren Umfeld an die dreissig Familien, welche vom toreo leben. Direkte und indirekte Arbeitsplätze.
Zu Sevilla. Da gibt es ein Problem des gegenseitigen Umgangs. Wir haben es lange ausgehalten, aber nun ist der Moment gekommen, wo es genug an Respekt fehlt und dem Namen Sevilla nicht mehr gerecht wird. Für mich ist es die plaza, wo für mich die meisten Emotionen herrschen. Es gelang mir dort vier mal die Puerta del Príncipe zu öffnen und im letzten Jahr holte ich mir dort die schwerste cornada in meiner Laufbahn. Die Abwesenheit in Sevilla gestaltet sich schwierig, obwohl es das mano a mano in Málaga gibt, die afición in Sevilla und Spanien ist enttäuscht."