Donnerstag, 16. Oktober 2014

Ist der Stierkampf archaisch?

Ist es gerechtfertigt den klassischen Stierkampf als archaisch zu bezeichnen?
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von Philip de Málaga


Wenn antitaurinos gegen die mundo de los toros zu Felde ziehen richtet sich ihr Zorn in erster Linie gegen die klassischen corridas. Also die corrida de toros, die novilladas und das rejoneo. Fast nie gegen die festejos populares, wenn man von dem Toro de la Vega und den becerradas in Algemesí (Valencia) absieht. Die grossen Aktionen der antitoristas richten sich vorwiegend gegen den passionierten aficionado, bzw. die taurinos der corridas. Dabei wir oft damit argumentiert, dass das Geschehen im ruedo nicht mehr zeitgemäss wäre und nicht zu einem modernen Spanien gehöre. Dabei wird häufig die fiesta de los toros als archaisch abgestempelt. Als etwas dermassen Antikes, welches noch weit vor Christi Geburt platziert gehöre.

Gewiss, der Umgang mit den toros im Allgemeinen, den gibt es schon seit langem. Man denke nur an die minoischen Stierspiele auf der griechischen Insel Kreta. Und so finden sich in der Tat in der Mythologie diesbezügliche Zusammenhänge. So wird es dem griechischen Heros Herakles zugeschrieben, der Erste gewesen zu sein, der versuchte einen Stier zu bändigen.

Im Plast non Knossos (Kreta) findet sich ein Fresko mit einem Springer über einen Stier,
welches athletisches wie kultisches Ereignis galt.
Auch in der Bibel finden finden sich unter Moses Stierkulte als Opferritual, beziehungsweise als Spender der weiblichen Fruchtbarkeit.

Die erste historisch bekannte Persönlichkeit, welche Stiere in Sevilla und Cádiz vom Pferd aus mit einer Lanze bekämpfte war Julius Caesar. Sozusagen der erste namentlich bekannte picador oder rejoneador. Der römische Imperator war dermassen davon angetan, dass er dieses Schauspiel beim Circus in Rom einführte. Man kann sagen, es war das erste Mal, dass ein Stier vor einem Publikum antrat um zu sterben. Jedoch gab es hierfür kein Regelwerk. Die Stiertöter konnten vorgehen wie sie wollten um das Publikum zu befriedigen.

Costillares
Gewiss lassen sich solche Ereignisse, wie gerade beschrieben, als archaisch bewerten. Nur haben diese Spektakel mit der heute corrida de toros so gar nichts gemein. Was sie unterscheidet sind zwei Begriffe: Willkür und Reglementierung. Und Willkür ist im ruedo nicht erwünscht. Die heute organisierten festejos taurinos unterliegen einem strengen reglamento taurino.  Es kommt nicht nur darauf an, dass der toro stirbt, sondern im Laufe der Zeit ist das Wie an Bedeutung gestiegen. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts. Der Anfang des klassischen toreo a pie findet sich im 18. Jahrhundert wieder. Erst ab 1750 gab es den ersten matador de toros, mit Namen Costillares, der es verstand mit einer capa und der muleta umzugehen und der den Beginn der tauromaquia in die Wege leitete.

In Frankreich wird der Beginn der Geschichte der corridas sogar erst in das 19. Jahrhundert verlegt. Also mit die Letzten, welche der mundo de los toros beitraten. Und trotzdem waren sie die Ersten, welche die tauromaquia zum Kulturerbe deklarierten.

Man kann also gut erkennen, dass mindestens zweitausend Jahre nach der Archaik der Beginn der corrida anzusiedeln ist. Welches wiederum darlegt wie verfehlt die Argumentation vom archaischen Ursprung angewendet wird.