Samstag, 11. Oktober 2014

Mit 34 Peseten zum Millionär

Marcial Lalanda - 1932,  Stierkampf in Alicante
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von Philip de Málaga


Bleiben wir noch ein wenig in der Vergangenheit. Gehen wir zurück in das Jahr 1932. In jenem Jahr ist ein internationaler Bestseller zum Thema der tauromaquia entstanden. Der amerikanische Schriftsteller Ernest Hemingway veröffentlicht sein Werk "Tod am Nachmittag". Kein angehender aficionado ist zumindest in der Vergangenheit nicht daran vorbei gekommen es zu lesen. Beeindruckend war das damals noch einzigartige "Erklärende Spezialverzeichnis für gewisse Worte, Bedeutungen und Redewendungen die beim Stierkampf verwendet werden" mit über 500 Begriffe. Überhaupt zeigt der 88-seitige Anhang wie intensiv sich Hemingway mit den toros auseinander gesetzt hat. Auf 64 Seiten sind Fotoaufzeichnungen zu sehen.

Zwei Seiten davon widmet er einem besonderen torero. Dem matador de toros Marcial Lalanda del Pino.

Gleich zwei Seiten widmet Hemingway dem torero Marcial Lalanda
Hemingway schrieb über ihn: "Marcial Lalanda, der wissenschaftlichste und fähigste aller toreros der Gegenwart, beobachtet den toro in aller Ruhe, wie er nach einer estocada zusammen bricht." Überhaupt war das temple Ausdruck seiner nüchternen Gelehrtheit im Umgang mit den toros einer seiner grossen Stärken. 

Lalanda noch ein Kind
Lalanda 1903 in Madrid geboren tötete schon mit zehn Jahren in Alameda de la Sagra (Toledo) vor Publikum seine erstes becerro, wo er sein erstes Geld als torero verdiente. Ganze 35 Peseten und 40 Cents. Im selben Jahr trat er ebenfalls in der Provinzhauptstadt Toledo auf, wo er die Kreisverwaltung dermassen beeindruckte, dass diese eine escuela taurina eröffnete um weitere alumnos zu fördern. Mit nur elf Jahren öffnete er seine erste puerta grande bei Madrid, verliess also die plaza de toros auf hombros und es war das erste Mal, dass nun auch die Presse auf ihn aufmerksam geworden ist. Das war im Dezember 1914. Nur das Gesetz verhinderte weitere Erfolge, war es jungen Leuten unter sechzehn Jahren untersagt bei den toros öffentlich anzutreten. So pausierte er für zwei Jahre erst einmal und 1919 zeigte er sich wieder bei becerradas in der Öffentlichkeit, trat dann bei zahlreichen novilladas an bis er am 21. September 1921 in Real Maestranza de Sevilla seine alternativa bestritt. Sein padrino war kein Geringerer als Juan Belmonte und der testigo Chicuelo. Zwar kam er dabei nicht über ovaciones hinaus, aber schon im nächsten Jahr gelang es ihm in den plazas von Valencia, Barcelona und Sevilla zu triumphieren. Und seinem Weg zu einem der grossen maestros stand nichts mehr im Weg. Mit 34 Peseten hat er begonnen und schaffte es als torero zum Millionär.

Lalanda der maestro
Und trotzdem ist er heute der gegenwärtigen afición eher unbekannt. Besonders in Kreisen der nichtspanischen aficionados. Es gibt sehr wenig Filmmaterial über ihn und auch die Literatur hält sich eher bescheiden. Obwohl Lalanda einer der bedeutendsten figuras seiner Zeit wurde. Die Presseberichte hatten sich überschlagen mit Lobeshymnen über ihn. Wo er auftrat gelang es ihm zu überzeugen. In Madrid zum Beispiel trat er im Jahr 1935 zehn Mal an und und erreichte zehn durchschlagende Erfolge.

Sein Mut war unbestritten. Un torero muy valiente! Besonders mit der capa, war er auch häufig die erste Person, welche dem toro begegnete. Den capote verstand er mit grosser Kunstfertigkeit zu schwingen. Toros, mit welchen sich andere toreros schwer taten begegnete er mit Ruhe und Gelassenheit als ob es nichts Einfacheres gäbe als dieses res zu dominieren. Für ihn schien alles fácil zu sein, eine Leichtigkeit, obwohl auch er die schmerzhaften Erfahrungen von cornadas erfahren durfte. Aber auch die konnten ihn nicht abhalten seiner labor weiter nach zu gehen. Wo er antrat war mindestens ein casi lleno immer garantiert. 

Gehen wir nach Alicante und schauen dem maestro ein wenig im ruedo zu:


Dort trat Lalanda am  17. Januar 1932 mit den matadores de toros Manuel Mejías Bienvenida und Domingo Ortega an. Obwohl es recht kalt war, wurde der tarde de toros ein voller Erfolg. Und wie der Zufall es wollte fand SfA ein Video von jenem Nachmittag in Alicante. Die kurioserweise aus Italien stammende Montage (denn der Ablauf entsprach nicht der eigentlichen lidia) wird musikalisch von dem Werk Liebesteid des österreichstämmigen Komponisten und Violinisten Fritz Kreisler begleitet, welcher hier zwei Interpretationen (1930 und 1942) anbietet.


Auch in diesem Video braucht man den Mut und die Dominanz eines Lalandas nicht in Frage zu stellen.
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Quellennachweise:

Ernest Hemingway, Death in the Afternoon, Charles Scribner`s Sons, New York, 1932
COSSÍO, Inventario Biográfico, Band 15, Espasa Calpe S.A., 2007
Cinecittá Luce S. p. A., Rom