Samstag, 12. März 2016

Der versteckte Tod

In Portugal werden die Stiere nicht im Rund einer Plaza getötet
Ist das sinnvoll?
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von Philip de Málaga


Immer wieder liesst man auf gewissen Portalen der antitaurinos, warum werden die toros in Spanien nicht wie in Portugal ausserhalb der plaza de toros getötet. Auch SfA erhält diesbezüglich gelegentliche Anfragen wie diese Tage von Franz M. aus Gelsenkirchen:

"... nun habe ich mich hier schon eine Zeit lang durch gelesen, und kann gut verstehen, dass aus Gründen der Tradition, einer gewissen Portion Begeisterung, von den Stierkämpfen einiges an Faszination ausgeht. Was ich aber nicht verstehe, warum müssen die Stiere in der Arena vor den Augen des Publikums, nicht selten Kinder, getötet werden. Könnte man da nicht dem Beispiel wie in Portugal folgen, wo die Tier ausserhalb der Stierkampfarena getötet werden? ..."

Nun, SfA hat ja schon an anderer Stelle über den symbolischen, ethischen wie ästhetischen Tod in einer plaza de toros vor Publikum gesprochen: Über den Tod des Stieres, warum der Stier eigentlich sterben muss.

Wie steht es denn nun mit der Behauptung, es sei besser die toros ausserhalb des ruedos zu töten. Nun sei einmal klar festgestellt, dass es sich hier eindeutig um einen grossen Irrtum handelt, wenn man annehme, dass das Töten der toros ausserhalb der plaza de toros weniger grausam bzw. qualvoller sein. Im Gegenteil sogar! Ein toro der lebend aber verletzt das ruedo verlässt muss nicht selten Stunden warten, bis er abgeholt wird, damit man ihn zum Schlachthof, dem matadero bringt. Es gibt sogar Aussagen die bestätigen, dass die Tiere manchmal sogar bis zum nächsten Tag dort warten müssen. Und da ist er nun, eingesperrt in einem meist kleinen dunklen Raum, seine Schmerzen beginnen sich zu steigern, da der Adrenalinspiegel am sinken ist und auch der Ausstoss der Beta Endorphine nachlässt. Und er selbst kann gar nichts dagegen tun, sich nicht mal wütend dagegen aufbegehren. Ein purer Leidensweg zum Tod. Ein Kalvarienraum zum Ende des Lebens.

In Portugal werden die toros ebenfalls verletzt, verlassen aber das ruedo lebend,
um dann später im Schlachthaus getötet zu werden.
Den einzigen Vorteil dieser Qual findet sich in der scheinheiligen Vorstellung, "Was man nicht sieht, existiert nicht!". Das Publikum rechtfertigt seinen Besuch damit, bei dem eigentlichen Tötungsakt nicht anwesend zu sein. Wir verstecken das Blut, die Wunden und den Tod, dann können wir auch der Vollstreckung des Todes nicht beschuldigt werden. Dahinter verbirgt sich ein Gedankengut der Heuchelei.

Der toro bravo wird mit grossem Aufwand auf einer ganadería zum Sterben in einer plaza de toros gezüchtet. Der Tod, wie schon beschrieben ist das essentielle Ende einer corrida. Es geht um die Darstellung des Lebens durch den Tod und die Darstellung des Todes im Leben (*).  Und in Portugal geht man diesem mit gezielter Affektiertheit aus dem Wege. Ob das die portugiesische afición will oder nicht spielt keine Rolle. Es ist auf jeden Fall eine traurige Tatsache.
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Quellennachweis:
(*) Heilige Hochzeit, Rainer Bischof, Böhlau Verlag, Wien - Köln - München, 2006