Freitag, 15. April 2016

Auf dem Weg in die Freiheit: Sevilla begnadigt einen Stier




von Philip de Málaga


Wenn Träume wahr werden ... wenn Sevilla beginnt zu träumen
In der andalusischen Hauptstadt wurde Geschichte geschrieben
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Wenn die andalusische Metropole anfängt zu träumen, bekommt man es in Spanien erst am nächsten Tag mit. Die Medien waren voll davon. 

Die spanischen Medien waren voll davon. Wenn Sevilla seine Gefühle zeigt.
Der toro Nummer "37" der ganadería Victorino Martín mit dem Namen "Cobradiezmos" und einem Gewicht von 562 Kilo, wurde am Mittwoch in der Real Maestranza de Sevilla vor gut 7.000 Zuschauern begnadigt. Der matador de toros Manuel Escribano kooperierte feinfühlig bei der Vergebung seines Lebens, weil es ihm gelang die Tugenden des toros im ruedo in Szene zu setzen. Die plaza im Rausch, Emotionen in den tendidos, als ob sie einen solchen toro schon seit Jahren nicht mehr gesehen hätten. Ein toro bravo auf dem Weg zur Freiheit. Vibrationen in den Herzen und Seelen des Publikums, und im Zentrum ein torero mit seinem Stier, der ihn laufen liess, obwohl dieser schon nach dem Tod verlangte. Der Tod war so nah, doch die Zuschauer wedelten mit den weissen Tüchern, immer energischer, immer wilder und immer stärker. Und Cobradiezmos folgte weiter der sich stets nach vorne flüchtenden muleta. Drehte sich um, erfasste das rote Tuch erneut und griff wieder an. Mehr pañuelos in den Rängen, im palco presidencial kaum Bewegung, Verärgerung in den tendidos. Ein Rausch zwischen Tod und Freiheit, zwischen Traum und Wahrheit. Sekunden die zu Minuten werden. Der toro läuft immer noch, passiert immer wieder muleta und torero. Auch die weissen Tücher im Publikum, noch kräftiger, noch energischer, ja sogar zorniger. Doch dann nach einer Ewigkeit erscheint es, ein kleines eher belanglos aussehendes Tüchlein, mit der Farbe der Freiheit. Das rote Blut des toros mischt sich mit dem gelben Licht der Sonne zur additiven Farbmischung eines Orange. Ein leuchtendes Orange, welches den Weg in die Freiheit, zu den grünen dehesas öffnet. Der aplausos dröhnt durch die Maestranza, Erleichterung in den Rängen, den Tod überwunden, die Freiheit erlangt. Cobradiezmos hat Geschichte geschrieben.

Der presidente zeigt mit dem orangen Taschentuch die Begnadigung von Cobradiezmos an.
Cobradiezmos auf dem Weg in die Freiheit
Ein intensiver und wichtiger Moment auch im Leben des matadores de toros Manuel Escribano, der im Anschluss sagte: "Ein historischer Moment. Es ist schwer, dass Geschehen zu assimilieren. Ich bin glücklich, ich bin der reichste in Freundschaft, Zuneigung und Liebe für die ganze Welt, vor allem zu sehen wie die Menschen es begeistert aufgenommen haben und auf mich setzten. Zu sehen, wie Menschen weinen, für das, was du im ruedo machst ist unglaublich. etwas was ich dem aficionado nie zurück geben kann, und da ist so ein indulto das beste was ich tun kann.

Mit bravura gegen den picador.



"Es war ein grossartiger toro, von beginn an. Anspruchsvoll aber bravo und ich musste mich sehr auf ihn fixieren um auf seiner Höhe zu sein. Gute toros durchschauen schnell den torero, aber Gott sei Dank konnte ich ihn phänomenal führen und so erreichte ich einen traumhaften toreo, tief unten, langsam geführt, ausgeglichen, es war eine pure Freude. Das gehört jetzt zur Geschichte und wird mir mein ganzes Leben in Erinnerung bleiben."

Erst der muleta folgen ...
... und dann dem cabestro in die Freiheit!
In der Real Maestranza de Sevilla hat es bis heute drei indultos gegeben. Die erste Begnadigung erhielt am 12. Oktober 1965 ein novillo der ganadería Marques de Albaserrada. Der novillero war Rafael Astola. Und zwischen dem vor 51 Jahren begnadigten novillo und dem am Mittwoch freigesprochenen toro Cobradiezmos gibt es eine genetische Verbindung.  Blutsverwandte! Beide aus der Erblinie von A Coronada. Das zweite begnadigte Tier kam von der ganadería Nuñez del Cuvillo und die symbolischen trofeos erhielt, am 30. April 2011 der matador de toros José María Manzanares.

Die Freiheit ruft: Cobradiezmos, der dritte indulto in Sevilla
Bei so viel Schönheit, Eleganz, temple und Berauschendes im ruedo der Real Maestranza de Sevilla stösst man beim Portal mundotoro über den Begriff des indultos. Indultar sei eigentlich ein hässliches Wort. Regierungen indultan ständig irgendwelche Diebe oder Verbrecher. Das sei auf keinen Fall vergleichbar.  Nein, das sei kein indulto. Wer benötigt Vergebung wenn so lebt wie dieser toro? Nein, es ist weder Vergebung noch Barmherzigkeit! Es ist die Zustimmung zum Leben! Es ist, einfach gesagt, etwas zu belohnen was das Leben lebenswert macht. Genau das ist das toreo