Sonntag, 22. Mai 2016

Toro de la Vega auf dem Weg zum Verbot




von Philip de Málaga


Die Regionalregierung von Kastilien-León
leitet ein Verbot des Stierfestes Toro de la Vega ein
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Kaum ein festejo taurino wird dermassen unterschiedlich betrachtet und vielseitig diskutiert wie der Toro de la Vega. Jenes Stierfest in Tordesillas in der Provinz Valladolid, bei welchem ein toro aus der Ortschaft auf das offene campo getrieben wird, wo er dann am Enden im so genannten Torneo de la Vega von den Lanzen der Reiter getötet wird. Eine Tradition, welche es schon seit 1534 gibt und dort jedes Jahr zelebriert wird. Schon seit Jahren rennen die antitaurinos Sturm gegen diese Tradition aus dem Mittelalter. Sie sei nicht mehr zeitgemäss. Auch zahlreiche aficionados de toros sehen dieses Ereignis eher mit Skepsis, wohl auch deswegen, weil sich hier der Mensch nicht der Gefahr, dem enemigo toro stellt. Ihm keine Chance lässt, seine bravura zu zeigen, so wie es die toreros im Rund eines ruedos tun.

Und nun hat die Regionalregierung ein Gesetz auf den Weg gebracht, wo es verboten werden soll, bei solchen espectáculos taurinos tradicionales die toros zu töten. Diese Entscheidung kam für viele doch sehr überraschend. Denn die Regierung hat nicht vor, die Tradition der tauromaquia zu beenden. Denn alle corridas de toros, novilladas oder rejoneos in den plaza de toros sind weiterhin selbstverständlich zugelassen. Und ebenfalls der Tod der toros im ruedo. Auch die festejos populares. Eben nur nicht jene, wo am Ende eine Menschenmasse auf den toro mit ihren picas einstechen kann um ihn zu töten.
Der Tod des Toro de la Vega gehört bald der Vergangenheit an (Foto: La Tauromaquia)
Die linken Parteien und der Tierschutz freuen sich darüber. So befürwortete unter anderem Pablo Iglesias von der Partei Podemos diese Entscheidung, denn das Fest Toro de la Vega beschäme die Würde Spaniens. Aber war es wirklich der Tod des Stieres, war Tierschutz, welcher die Regierung dazu brachte, dieses neue Gesetz auf den Weg zu bringen. Wohl kaum. In erster Linie war es der öffentliche Druck, wie mögliche Boykottaufrufe, sowie die Eskalationen bei den doch aggressiven Vorgehensweisen der Gegner. Und da man auch nicht die komplette mundo de los toros hinter sich hatte stand man vor der Entscheidung solche espectáculos generell zu verbieten, oder die Aufforderung diese Traditionen anzupassen. Genauso wie in den anderen Gemeinden, denn in Kastillien-León finden jährlich 13 espectáculos taurinos tradicionales statt, wobei nur in Tordesillas der toro auch getötet wird. 

Man sei sich bewusst, dass man hier mit einer fast fünfhundertjährigen Tradition breche. Aber mit diesem neuen Gesetz, welches seit Donnerstag in Kraft ist, will man der gesellschaftlichen wie sozialen Sensibilität entsprechen. Mit den gewalttätigen Auseinandersetzungen, mittlerweile jedes Jahr, sei die öffentliche Ordnung immer mehr in Gefahr geraten. Ausserdem lasse sich der Toro de la Vega nicht mit der fiesta nacional vergleichen. Im Fest von Tordesillas fände man keine Werte wie Kultur, nobleza, Kunst oder angebrachte Emotionen. Und wenn man einen Blick in die Vergangenheit wirft, auch die klassische corrida de toros, überhaupt die tauromaquia hat sich im Laufe der Zeit angepasst.

Es versteht sich von selbst, dass eingefleischte taurinos und Politiker aus dem konservativen Lager diesem neuen Gesetzentwurf nicht zustimmen. Und schon gar nicht der Bürgermeister von Tordesillas. Aber dass es in dieser Debatte weniger um die toros selbst geht, wissen eigentlich alle.
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