Dienstag, 28. Juni 2016

Der Stier wird nicht einfach getötet, sondern in seinem ganzen Wesen respektiert

Die Plaza de toros ist kein Schlachthof,
sondern ein Ort des Respekts.
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von Philip de Málaga



Der toro bravo, der toro de lidia ist ein Lebewesen durch und durch bravo, was bedeutet, er ist von Natur aus misstrauisch, ausdrucksarg und aggressiv. Diese Kampfeslust ist nicht mit einem wilden Tier zu vergleichen, welches von Hunger angetrieben auf Jagd geht, denn die toros sind Pflanzenesser. Ein toro bravo lebt in Einklang mit seiner wilden Umgebung, der herben Natur, jene Gegenden wo er seinen rebellischen und ungezähmten Charakterzügen geradezu widerspenstig wie aufsässig freien Lauf geben kann.  Harmonie der Wildheit mit der Natur in einem Leben in Freiheit.

Und so ein Tod im ruedo eines plaza de toros, tut nichts anderes als die Natürlichkeit des toros bravos zu bestätigen,  jenen torero, der die Freiheit des toros in Frage stellt. Mehr noch, er betritt seine Zone, das terreno des toros, sein Hoheitsgebiet. Er macht dem toro die Vorherrschaft streitig.
Und hier spielt sich während des Schauspiels im coso das eigentliche und wirkliche Drama ab. Der toro bravo tritt hier zu seiner letzten Schlacht an, um seine Freiheit zu verteidigen. Und er tut dies mit grosser Inbrunst, denn das er den momento de verdad nicht überleben wird, ist ihm nicht bewusst. Er erinnert sich an die saftigen dehesas, das herrliche Leben auf dem campo bravo, und da will er wieder hin zurück. Doch dieses Privileg kommt nur wenigen indultados zu, welche ihre bravura bis zum Äussersten ausreizen konnten.

Aber wenn man ihn fragen könnte, was ihm lieber wäre, als ein Ochse in kurzer Masttierhaltung und das Ende dann im Schlachthof, oder einen Leben in Freiheit auf den herrlichen Weiden, über viele Jahre hinweg, um dann in einer plaza de toros zu sterben, mit der Chance gar zu überleben, wir wissen alle, wie er sich entscheiden wird.