Montag, 25. Juli 2016

Campofrío: Mit 300 Jahren eine der ältesten Plaza de Toros in Spanien

Ein kleine, beinahe unbekannte Plaza de Toros in Andalusien 
macht auf sich aufmerksam
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von Philip de Málaga


Die breite barrera: 40 cm.
Da gibt es in einer der südlichsten Region der Iberischen Halbinsel in Huelva (Andalusien) ein kleines Dorf mit einer plaza de toros für doppelt so viele Einwohner. Das ist nichts Ungewöhnliches und findet sich ohne Frage öfters in Spanien. Die Gemeinde Campofrío zählt keine 800 Einwohner, ihr coso taurino bietet Platz für 1.500 aficionados und das ruedo misst eine erstaunliche Diametrale von 52,70 Metern. 2,05 Meter bleiben für den callejón. Dabei besonders auffallend die steinige barrera mit einer Breite von 40 Zentimetern.
Das Besondere an der Geschichte dieser plaza de toros ist genau genommen eigentlich die Erkenntnis, dass sie älter als die Gemeinde selbst ist. Die Idee die tauromaquia hier einzuführen ging von der katholischen Bruderschaft des Heiligen Jakobus aus. Das war im Jahr 1716, also 300 Jahrhunderte in der Vergangenheit. Zu diesem Zeitpunkt war die Gemeinde ein Teil von dem grossen Dorf Aracena. Und somit auch abhängig von denen. Und so beantragte die Ortschaft bei der Hauptverwaltung den Bau einer runden plaza, um dort die tradición der toros einzuführen, welche auch genehmigt worden ist.
Unverzüglich ging man an die Arbeit und einer neuer coso war im Begriff zu entstehen. Erst am 5. April 1753 erhielt die Gemeinde durch das königliche Privileg von Fernando IV die Unabhängigkeit, trug ab diesem Datum den Namen Campofrío, und konnte nun den taurinischen Interessen nach eigenem Willen nachgehen.

Zu richtigen taurinischen Höhepunkten ist es aber nie gekommen. Zwar gaben dort 1977 die novilleros El Litri und Chamaco ein Stell-Dich-Ein, aber zu einer corrida de toros mit figuras importantes ist es nie gekommen. Und so kam es, um den soso rentabel und kulturell attraktiv zu halten, dass er für zahlreichen Veranstaltungen wie Konzerte, kulinarische Ausstellungen oder sportliche Ereignisse seine Verwendung fand.

Andalusischen aficionados, SfA-Lesern und Zuschauern von Canal Sur dürfte dieser coso jedoch nicht ganz unbekannt sein. Schon mehrere Male wurden von dort festejos taurinos live übertragen, wo Qualifikationen der certamen de escuelas taurinas aus Andalusien ausgetragen worden sind.

Am  3. Mai 2003 wurde der coso musikalisch für die Ewigkeit festgehalten, und da ist es natürlich naheliegend in Form eines Paso Dobles. Der ebenfalls aus Huelva stammende Musiker und Komponist Rafael Prado schaffte ein Werk, mit welchem sich die Gemeinde und die dortige tradición taurina identifizierten, den Paso Dobles Campofrío.
Auch den Nicht-toreros sollte die plaza de toros von Campofrío Glück bringen. Denn der coso verzierte am 18. März 1971 die Lose der 9. Nationalen Lotterie.
Man sieht, Campofrío gelang nie so richtig der grosse Sprung in die tauromaquia aber die toros sind dort schon seit vielen Jahren beliebt. Man lebt mit ihnen, man taucht ein in eine wahre tradición der toros. Und so scheint es doch naheliegend, wo die plaza mittlerweile auch auf eine 300-jährige Geschichte zurückblicken kann, den coso taurino zum lokalen Kulturerbe deklarieren zu lassen. Die Gemeinde, das Rathaus und auch in der andalusischen Landesregierung leitet man diesbezüglich die entsprechenden Schritte in die Wege.