Freitag, 23. September 2016

Die Kraft der Stiere




von Philip de Málaga


Ungewöhnlicher tödlicher Zusammenprall zweier toros in Sangüesa
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Die 5.000 Seelengemeinde Gemeinde Sangüesa befindet sich in der nördlichen Region Navarra und ist einigen nicht ganz unbekannt, weil sie direkt am berühmten Jakobsweg liegt. Sie verfügt über eine plaza de toros der 3. categoría mit einem aforo für 3.600 Personen. Damit bietet die plaza für über 70 Prozent der Bevölkerung einen asiento. Was zeigt, wie gross die afición in dieser kleinen Ortschaft ist, so gäbe es auch für diesen September drei corrida de toros und eine novillada.
Für den tarde de toros am Freitag der letzten Woche stand ein cartel auf dem Program mit den jungen novilleros Samuel Gil, Oier Iturbide, Gabriel und Diego Echeverri.

Die novillos kamen von der ganadería Antonio San Román aus Ávila. In den letzten Jahren ist es immer populärer geworden, die toros den aficionados schon vor dem festejo taurino zu präsentieren. Auch hier wurde ein so genanntes desencajonamientos praktiziert, welche sich in den letzten Jahren immer grösserer Popularität erfreuten, weil es den aficionados die Möglichkeit gab, die toros schon vor der corrida zu beobachten und zu bewerten, damit man eine Vorstellung haben konnte, welchen toros die toreros begeben werden.

Doch an diesem Vormittag des Donnerstages in der vergangenen Woche geschah etwas höchst ungewöhnliches. Die Transportkisten mit den novillos wurde ohne Probleme im ruedo abgestellt. Und dann begann das desencajonamiento. Die puertas der Transportkisten wurde geöffnet und die ersten zwei novillos preschten ins ruedo. Zwei von ihnen im rasenden Galopp machten eine Runde, entlang am Rande der barrera, in hoher Geschwindigkeit, kürzten am Ende ein wenig ab und prallten frontal zusammen.
Entsetzt über das gesehen, starrte das Publikum von den tendidos in das ruedo. Da lagen sie fast bewegungslos am Boden. Beide novillos. Da versuchten noch einige mozos sie wieder auf die Beine zu bringen, doch vergeblich. Den Tieren konnte nicht mehr geholfen werden und mit der puntilla beendete man das Leiden der Tiere. Es war so kurios dass es sogar in den spanischen Hauptnachrichten des Senders N24 gebracht wurde.
Was war da nur geschehen? Hat hier die bravura der novillos dermassen überwogen, dass sie nicht mehr in der Lage waren, dass sie mit solch einem Mut zu so einer Geschwindigkeit erlegten, sodass sie dem offentsichtlichen Hindernis nicht mehr ausweichen konnten? Nun, dass toros auf den grossen Weiden der dehesas untereinander sich bekämpfen ist keine Neuigkeit. Da ist man es gewöhnt auf seine Artgenossen loszugehen. Besonders wenn man sich bedroht fühlt oder es gilt Reviere zu verteidigen. Aber mit solch einer Geschwindigkeit gegeneinander ist doch eher ungewöhnlich. Die novillos haben sich wohl im Rund des ruedos auch gegenseitig erst spät gesehen.

Die Berichterstattung einiger deutscher Medien, dass es sich hierbei um "Stiere von einer halben Tonne" gehandelt habe, und damit auch die tödlich Folgen erklärten entspricht nicht ganz der Wahrheit. Es handelte sich hierbei nicht um ausgewachsene toros sondern um junge novillos, welche keine 300 Kilo auf die Waage brachten.

Das toros überhaupt manchmal eine solch Geschwindigkeit auf die Hufen bringen, dass sie am Zusammenprall mit dem burladero sterben ist schon häufiger geschehen, wie im nachfolgenden Beispiel zu sehen ist, wo ein vierjähriger toro mit dem Eckpfosten eines burladeros tödlich kollidiert:
Auch wenn solche Momente und Szenen nicht nur umhübsch anzusehen sind, sich Enttäuschung breit macht und ein gewisses Mitleid mit dem Tier, so zeigt es zumindest auf, wie gefährlich solche toros sein können. Sie beschleunigen auf den ersten zwanzig Metern schneller als ein Rennpferd. Und nun stelle man sich bei diesem oben geschilderten Zusammenprall mit novillo oder burladero einen Menschen vor, der diesen gefährlichen Angriff zu parieren hat, um mit seiner capa eine gute figura abzugeben. Keine leichte Aufgabe, welche vor allem Mut erfordert. Dieses zeigt ziemlich klar auf, in welch gefährliche Situation sich die toreros besonders zu Beginn, nur mit einer capa bewaffnet begeben.