Freitag, 24. Februar 2017

Reinhard Haneld ist verstorben




von Reinhard Haneld


Wie SfA erst diese Tage erfahren hat, ist schon am 14. Dezember 2016 der deutsche Philosoph und Literaturwissenschaftler Reinhard Haneld im Alter von 64 Jahren unerwartet in Duisburg verstorben. Der Philosophiedozent setzte sich auch unter anderem intensiv mit der tauromaquia auseinander. Schon seit vielen Jahren verfolgte er interessiert die deutschsprachigen Portale, welche über die mundo de los toros berichteten, wie La Tauromaquia, das Andalusienforum und auch mit SfA stand er im Kontakt. Es war ihm ein Anliegen, die tauromaquia von der philosophischen Sichtweise zu beleuchten und so veröffentlichte das Portal La Tauromaquia im Jahr 2008 seine vielen aficionados de toros bekannte Taurosophie.
Reinhard Haneld (1952 - 2016)
„Seht her, dies ist der Mensch – er tötet, um zu leben; er tötet den Stier, dessen Kraft, Rasse, Mut und Wildheit er verehrt und liebt; er vollzieht das Opfer des Stieres und feiert das Leben, das ohne den Tod nicht fortdauern kann; er führt den Tod als lebensspendende Kraftquelle vor, spielt mit ihm, teilt ihn aus und riskiert ihn; das Handwerk des Tötens wird dabei nicht verharmlost und nicht beschönigt, sein Ernst und seine Ambivalenz werden nicht verschwiegen, sondern betont durch den Umstand, dass der Matador sich selbst in Lebensgefahr begibt und den eigenen Tod riskiert. Die Zeremonie hat etwas Poetisches, eine ästhetische Faszination und eine philosophische Aussage. Es konfrontiert die Zuschauer mit der vollen Realität des Todes und mit der unbeschreiblich vitalisierenden Erfahrung, am Leben zu sein.
 
Und für diese ernste, tiefgreifende, identitätsstiftende, kultivierende Erfahrung soll es nicht erlaubt sein, Tiere zu töten? Während rund um die Welt zu jeder Sekunde Tiere für die unsinnigsten, überflüssigsten, dümmsten Zwecke ums Leben gebracht werden? Ist Kultur ein weniger wertvolles Ziel als die weltweite Verfügbarkeit industrieller Hackbraten-Brötchen? Das mögen die Antitaurinos erst einmal erklären, – sofern sie denn bereit sind, in die Menschheit wieder einzutreten.“
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Quellennachweis:
Taurosophie, Reinhard Handeld, 2008